Krankenhauserlebnis, FREIHEIT, FREIHEIT, Sand und FREIHEIT

Auf in die Arbeit – ich komme gerade erst ins Zimmer und versuche, mich nach der Sonne draußen erstmal an das Licht zu gewöhnen. Die aktuelle Patientin hat allerdings einen Kaiserschnitt gehabt und ich will unbedingt die Nähte entfernen. Also wird das ein schneller abrupter Start in den Arbeitstag. Alles klappt aber super und meine Augen gewöhnen sich auch an das Licht. 😉

— Trigger Warning für Mia (<3) und alle Menschen, die mit Medizin nichts anfangen können 🙂 —

Anschließend kommt ein Mann, der sich mit kochendem Wasser seinen kompletten Unterschenkel verbrannt hat. Er dachte sich zuhause, dass er den Verband alleine erneuern kann. Falsch gemacht und der gesamte Verband klebt in der Wunde. Also muss ich leider alles, was der Körper schon geheilt hat, inklusive Verband wieder vom Unterschenkel abreißen… Der Mann schreit vor Schmerz und die Wunde eitert total. Der Fuß ist super geschwollen und es sieht gar nicht gut aus, ich mache die Wunde erstmal sauber. Zu dem Zeitpunkt bin ich alleine im Zimmer und da ich mit der Situation etwas „überfordert“ bin, bzw. diese meine bisherige Erfahrung übersteigt, hol ich mir die Ärztin zur Hilfe, damit die sich das mal anschaut. Genau so teile ich das auch dem Mann mit: Ich bin noch nicht lange in dem Beruf – ich möchte gerne, dass sich das noch jemand zweites anschaut. Die Ärztin und eine andere Schwester kommen und ich frage, wie ich den Verband am besten mache etc. etc. Genau dafür bin ich ja hier, damit ich das lerne. Und ich bin nicht hier, um einem Menschen, wenn ich mir unsicher bin, einfach einen Verband draufzuklatschen und zu sagen JO PASST SCHON.

Der Patient ist die ganze Zeit super unfreundlich und schreit die ganze Zeit rum. Nachdem sie sich alles angeschaut hat, geht die Ärztin wieder. Die Schwester wechselt zu einem harschen Ton. Der Mann benimmt sich unmöglich. Als es schließlich darum geht, ob ich den Verband mache, sagt der Mann zu mir: „She wo’nt do it. She’s too scared.“ Manche Menschen verstehen einfach nicht, dass man auch in diesem Beruf noch lernen muss und nicht alles perfekt kann. Wirklich nah geht mir das nicht – ich fühl mich gut und hab alles richtig gemacht. Ich find’s trotzdem schade, dass es solche Leute gibt.

Irgendwie verläuft sich das ganze dann auch, weil ich in einem anderen Raum etwas für die Schwester erledigen muss, und letztendlich macht dann doch sie den Verband vom Patienten. Mir isses recht – ich muss mich da nicht rechtfertigen.

Im Anschluss sagt die Schwester mir noch ausdrücklich, dass ich mir sowas nicht zu Herzen nehmen darf und dass ich mir das nicht gefallen lassen muss. Bei ihr fühl ich mich wirklich super wohl, die ist ein Engel auf Erden – das Zusammenarbeiten macht echt Spaß. Deswegen war es umso verrückter zu sehen, dass sie auch anders kann, wenn es mal nötig ist. Super cool.

Nach ein paar alltäglichen Klinikaktivitäten geht es dann nach Hause. Ich will irgendwie einen ruhigen Tag machen, aber gleichzeitig nicht die ganze Zeit nur zuhause rumgammeln. Caro geht es genauso. Nachdem ich Wäsche gewaschen und gegessen hab geht es dann los zu einem Strand. Ein Strand, an dem wir noch nie waren und zu dem man wohl eine kleine Wanderung machen muss.

Ich weiß jetzt noch nicht, dass dieser Strand mich überwältigen wird wie nichts zu vor und dass ich mal wieder die Definition von Freiheit erleben werde.

Der Uberfahrer setzt uns an einem ziemlich verlassenen Parkplatz ab, an dem man einen kleinen Wanderweg erkennen kann. Wir stapfen los über Wurzeln, unter Ästen durch und ohne eine Menschenseele. Dann gelangen wir ziemlich schnell ans Meer – unser Zielstrand ist allerdings noch ein ganz schönes Stückchen entfernt. Wir verlassen den Wanderweg und beschließen mit Klettern durch die Büsche und über die Felsen zu unserem Ziel zu gelangen. Direkt zu Anfang sehen wir ein riesiges Insekt – eine Art Grille/Heuschrecke in knallrot und ich freu mich einfach mal wieder unfassbar über die Natur.

03.02.2023 kleiner Freund in rot

Das Wasser klatscht gegen die Felsen, der Wind bläst ins Gesicht, die Sonne strahlt mir von oben ins Gesicht. Weit und breit nichts außer die wunderschöne atemberaubende Natur. Beim Blick noch oben wieder mal ein mächtiger grüner Berg. Ich versuche beim Klettern über die Steine mal wieder zu begreifen, wo ich mich gerade befinde. Während ich das hier schreibe, fehlen mir die Worte, um ansatzweise ausdrücken zu können, wie frei und bezaubernd das Gefühl an diesem Ort ist.

Die Herausforderung, die richtigen Tritten an den Felsen zu suchen, damit man vorankommt. Das Rauschen des Meeres und des Windes, das jeden einzelnen Schritt begleitet. Das Zirpen der Insekten in den Gebüschen, das einem das Gefühl von völliger Freiheit in der Natur gibt. Der Schweiß, der einem in der prallen Sonne übers Gesicht läuft. Die Windstöße, die die pralle Sonne ab und zu etwas erträglicher machen. Das Gefühl, überall hingehen zu können, wo man möchte. Die Gewissheit, dass man an keinem Ort gerade lieber wäre als genau hier. Das Glück, das aus jedem erdenklichen Winkel den Körper flutet. Die Mundwinkel, die sich denken ‚oh ich wusste gar nicht dass mein Stammplatz in Maites Gesicht immer so weit oben ist.‘ Die Muscheln, die unter den Füßen knirschen. DIE FREIHEIT, die ich mit jeder Faser meines Körpers fühle.

„Schau mal – da ist ein Gecko“. Ein wunderschönes Wesen, das genau wie wir einfach die Sonne und die Natur an diesem magischen Ort genießt.

03.02.2023 Geckooo

An den meisten Stellen, kann man nicht auf die hohen Felsen klettern, die direkt über dem Wasser sind. Bis wir kurz vor unserem Ziel eine genau solche Stelle erreichen. Das Gefühl auf diesem Felsen übersteigt alle unfassbaren Gefühle von davor noch um ein Vielfaches – ich hätte nicht gedacht, dass das möglich ist. Der Wind bläst mir so stark ins Gesicht, dass ich mein Bandana wegpacken muss, weil es sich sonst in die Wellen verabschiedet. Mein Schreien, was man nur leise hört, weil die Wellen gegen die Felsen schlagen und die Schwerelosigkeit, die sich aus dieser Naturwucht ergibt.

Auf dem letzten Stückchen Weg zum Strand fange ich an zu Rennen und über die Felsen zu hüpfen. Bei dem unglaublichen Gefühl, dass sich in dem Moment in mir ausbreitet, kann ich gar nichts dagegen machen. Ich hab das Gefühl, ich hebe gleich ab.

03.02.2023 Schwerelos

Dann ziehen wir unsere Schuhe aus und setzen den ersten Fuß in den Sand.

Mir fehlen in meinem kleinen Köpfchen die Wörter, die ich bräuchte, um zu beschreiben, was gerade in mir vorgeht.

Ich renne los.

Hinter mir liegen die zahlreichen Felsen, die mich an diesen magischen Ort gebracht haben.

Rechts von mir erstreckt sich der endlose blaue Ozean mit Wellen, die lautstark auf den Strand krachen.

Links von mir befindet sich endloses Grün. Die Natur mit all ihren Facetten – die grünen Sträucher – die Bäume – die kleinen Tierchen, die ihre Geräusche in die Welt hinaustragen.

Vor mir – über mir – ein riesiger mächtiger Berg, auf den ich gerade zurenne.

Ich hab das Gefühl ich will schreien, lachen und weinen gleichzeitig.

03.02.2023 FREI !!

Als Caro und ich losgefahren sind, haben wir einfach auf Google Maps eine Bucht rausgesucht, den Wanderweg gefunden und sind losgedüst. Und plötzlich landen wir an einem der schönsten Orte, an denen ich jemals gewesen bin. Ich renne im Sand, drehe mich, lasse das eiskalte Wasser meine Füße überspülen, spüre den Wind, wie er den Sand gegen meine Beine peitschen lässt. Und habe das Gefühl ich müsste gleich aus einem Traum aufwachen.

Ich habe immernoch das Gefühl, ich bin in Trance, während ich das hier gerade schreibe, weil alle Eindrücke wieder meinen Kopf fluten.

Das Wasser ist unfassbar kalt – ein Surfer geht mit Neoprenanzug ins Wasser und neben uns befindet sich noch ein Pärchen, dass gerade versucht, sich in das Eiswasser zu begeben.

Wir suchen uns einen Platz und merken schnell, dass der Wind einem ununterbrochen Sand ins Gesicht – und an den ganzen Körper – bläst. Trotzdem bleiben wir aber einfach liegen und lassen das Naturspektakel über uns ergehen.

Dann müssen natürlich auch wir ins Wasser gehen. Und wieder überkommt mich eine Welle von Euphorie – die Füße brennen, weil es so unfassbar kalt ist – und der restliche Körper muss ja auch noch hinterher. Ich fühle mich einfach so lebendig – ich kann’s gar nicht beschreiben. Ich lache im Wasser vor mich hin – schmeiß mich in die Wellen und freue mich, dass ich diesen wundervollen Tag mit Caro teilen kann. Man kann einfach sehen, dass es ihr genauso geht wie mir. Sie lacht, sie rennt, sie lässt ihrer Freiheit freien Lauf und es ist wunderschön, das zu sehen.

Nach dieser wundervollem Abkühlung renne ich noch ein bisschen am Strand lang und dann legen wir uns wieder in den Sand, wo der Wind uns zu Sandmännchen macht. 🙂

Als wir langsam erschöpft werden, machen wir uns auf den Rückweg – entscheiden uns für einen etwas kürzeren Weg als auf dem Hinweg. Wir merken, dass der ganze Tag einfach überwältigend war und wir echt müde werden. Eine Stelle ist etwas komplizierter zum Runterklettern – Maite geht vor. Ich rutsche mit dem Fuß etwas ab und schramme mir meinen Popo auf. Deswegen denkt Caro sich, sie geht lieber außenrum, landet dabei aber zwischen spitzen Sträuchern in einem Matschsumpf. Ein paar aufgeschrammte Beine kommen dabei auch heraus. Da kann man sich im Nachhinein streiten, welcher Weg jetzt der bessere war 🙂

03.02.2023 Glückliche Popo Schrammen 🙂

Zurück am Parkplatz hoffen wir, dass wir schnell ein Uber bekommen. Der Fahrer, der uns hergebracht hat meinte, das könne später schwierig werden, weil wir sehr weit in der Pampa sind. Wir haben aber Glück und müssen nur 5 Minuten warten.

Wir steigen super glücklich und schwerelos in dieses Uber ein. Auf der Fahrt machen wir Musik an, lachen die ganze Zeit noch weiter und unterhalten uns mit dem Uberfahrer. Der hält uns für betrunken, weil wir die ganze Zeit nicht aufhören können zu lachen und zu singen – es ist einfach unbeschreiblich schön. An unserem Haus angekommen bedankt er sich für die tolle Fahrt und dafür, dass wir heute seinen Lebensspirit gehoben haben. Ein wahnsinnig schönes Kompliment.

Zuhause angekommen wird geduscht und gegessen – dann geht’s für mich auch schon weiter.

Jup genau so knapp und getaktet wie sich das hier alles anhört – passiert das auch in Reallife, wenig Zeit zum durchatmen (oder zum Reiseblog schreiben 😉 )

Aber ich hatte eben vorher was mit Dylan und Byron ausgemacht, da es Dylans vorletzter Abend in Kapstadt ist, deswegen halte ich auch mein Wort. Bei denen im Haus angekommen liegen wir erstmal nur auf der Couch, hören Musik und genießen einfach die gemeinsame Zeit. Viel gelacht wird natürlich auch.

03.02.2023 Happy

Dann schnappen wir uns noch Olli und es geht auf in eine Billiard Bar. Ich hab drei gute Coaches dabei und es läuft gar nicht so schlecht. Macht auch echt Spaß. Nach einigen Runden geht es dann auch bald nach Hause und nach nem fantastischen Tag schlaf ich ein wie ein Baby.

Bussi Bussis,

~Maite

Ein Kommentar bei „Krankenhauserlebnis, FREIHEIT, FREIHEIT, Sand und FREIHEIT“

  1. Hihi erstmal danke für die Triggerwarnung 😉 Aber wow der Rest klingt sooo toll und vor allem diese Felsen sehen sooo schön aus ! Ich bin super neidisch 🙂

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