Ruhiger Morgen, aktiver Abend

Montag.
Wegen der Mückenplage bin ich mal wieder gar nicht ausgeschlafen. Och MENNOOO.
Ich gehe nach unten in die Lobby und frühstücke. Heute gibt es nepalesisches Frühstück: Ein hart gekochtes Ei, Curry und Pourri.
Sind zwar keine Frenchtoasts, es schmeckt aber trotzdem richtig gut.
Die nächsten 5h sind recht leicht zusammen zu fassen. Ich fange an mit meinem Telefon – also Lisa – zu quatschen und höre damit auch definitiv einfach nicht mehr auf.
HAHAHA. Wir haben uns so viel zu erzählen und ich bin eh zu müde für Aktivitäten und dann eskaliert halt plötzlich die Zeit.
Meine Kopfhörer sind zu leise, also telefoniere ich einfach über Lautsprecher. Am Anfang ist das Hostel noch ziemlich leer, je später es wird, desto voller wird es auch. Ich überlege, ob es unhöflich ist, laut zu telefonieren und denke mir dann, dass das ja eigentlich ein ganz normales Gespräch ist.
Es ist auch ein ziemlich persönliches Gespräch, aber ich sage mir, ach mich versteht doch sowieso niemand. Ein paar Tage später erfahre ich tatsächlich von zwei Deutschen, mit denen ich mich anfreunde, dass man viel hören konnte und gemerkt hat, dass ich extremen Deep-Talk führe hahaha upsiii. Aber dass sie voll supporten, was ich so gelabert habe – das ist doch schonmal etwas 😉
Das Telefonat wird kurz unterbrochen, weil ich mein Ladekabel holen muss. Jetzt lerne ich die beiden Fremden aus der Nacht richtig kennen und beide sind mega sympathisch!
Ich spreche die „peinliche“ Situation an und Ujjal lacht und meint jaja er dachte sich schon, was will die denn jetzt.
Der andere heißt Jamie, beide kommen aus England – Ujjal ist in Nepal geboren und jung umgezogen.
Wir verabreden uns zum Feiern gehen heute Abend yippiieee.
Ich gehe wieder nach unten und führe mein Telefonat zuende. Dann bestelle ich mir Mittagessen hier im Hostel, denn es schüttet mal wieder in Strömen. Es ist mega laut, weil der Regen nur so aufs Dach prasselt und mir gefällt das echt gut. Das erzeugt eine total schöne Stimmung.
Jamie setzt sich zu mir dazu und wir genießen das Mittagessen gemeinsam. Ach er ist mir so sympathisch und ich lieb’s, mit ihm zu quatschen.
Ich habe geplant, nochmal zu Ganeshs Yoga zu gehen – es regnet aber wirklich einen Ozean vom Himmel.
Mit Jamie hier zu bleiben und quatschen klingt also auch nach einer fantastische Alternative.
Er meint, er muss auch bald los, also geht es für mich doch zum Yoga. Da freue ich mich sehr drauf.
Mir fällt ein, dass ich noch den Regenponcho vom Trek habe und mein Problem ist gelöst.
Die böse Überraschung: Er ist nach dem letzten Mal nicht richtig getrocknet und ihr könnt euch sicher vorstellen, wie feucht, stinkig und eklig der ist. BOAH WIE WIDERLICH.
Maites effiziente Problemlösung: Einfach auf links drehen, sodass der Gestank außen vom Regen weggewaschen wird hahaha.
Gar nicht so leicht, diesen Poncho über den Rucksack zu stülpen – mein Ladekabelfreund hilft mir dabei und meint, ich soll jetzt schnell abhauen, weil ich so sehr stinke.
Also trete ich auf den Fluss hinaus, der draußen durch die Straßen fließt. Kein Spaß haah. Hier ist wirklich ein beinahe reißender Fluss, Es ist unvorstellbar, welche Wassermassen das einfach sind. In weißer Vorraussicht habe ich nur meine Adiletten an, sodass meine Schuhe nicht zerstört werden, aber ich schließe innerlich schon Wetten ab, wie oft ich auf diesem nassen Asphalt ausrutschen und mich aufs Maul legen werde.

19.06.2023 Mal eben nen Fluss durchqueren

Naja – so spaziere ich also durch den Regen und ich feiere es total. Einfach so verrückt.
Vor mir läuft ein Nepalese lang und trägt Partnerlook mit mir: Adiletten und Regenponcho. YEAH, ich bin mal wieder local unterwegs.

19.06.2023 Partnerlook mit nem Local

Trotz Poncho werde ich natürlich pitschepaschenass. Der Fluss spritzt mich von unten an. Also komme ich getränkt beim Yoga an – macht aber nichts.
Ganesh und Alexa sind schon da. Auch heute ist das Yoga mal wieder herausfordernd, aber mega wohltuend. Mein Rücken tut zwischenzeitlich ziemlich weh, aber alles andere ist perfekt. Den Körper einfach mal wieder strecken.
Anschließend essen Alexa und ich in dem gleichen Café zu Abend und bestellen uns beide einen Cheese-Burger. Soooo lecker. Wir sitzen neben einem jungen Mann, der bereits seit 7 Jahren reist. Das ist also sein gesamtes Leben. Geld verdient er mit kleinen Gelegenheitsjobs.
Ich bin total beeindruckt; hier in Nepal verkauft er sein veganes, selbstgemachtes Tiramisu. Gleichzeitig hat aber auch er eine solche arrogante Ausstrahlung, dass ich direkt wieder weniger Lust habe, von seinen tollen Abenteuern zu hören.
Er meint auch, er ist ein Heiler, wenn man daran glaubt, und hat ein Medikament, das 80% aller Krankheiten in Europa heilen würde, aber die Pharmaindustrie vertuscht das natürlich. Mit dem Vertuschen hat er mit Sicherheit zu einem Teil Recht, aber er hält sich für etwas zu groß meiner Meinung nach.
Naja so faselt er noch eine Weile vor sich hin, bis wir uns verabschieden, weil wir zum Movie Garden gehen.
Beim Film habe ich nur kurz auf die Liste der Schauspieler:innen geschaut, kannte ein paar und dachte mir – los geht’s..
Der Film ist fast genauso schlecht wie Fargo. Oh Gott, wo sind wir hier schon wieder gelandet. Ein junger Pfadfinder und ein Außenseitermädchen wollen von einer Insel abhauen. Aber alles ist so bizarr dargestellt und gedreht. Mir gefällt es wirklich gar nicht haha oh jee.
Am Ende des Films mache ich tatsächlich einfach meine Augen zu und nicke weg. Ich sammele lieber etwas Energie, um mit den anderen heute abend noch etwas zu machen. Die sind auch zum Kino gekommen, sitzen aber woanders. Ihnen hat der Film genauso wenig gefallen wie uns.
Wir ziehen los und da Ujjal nepalesisch spricht, schaffen wir es endlich mal, an den lokalen Schnaps: Raksy.
Ich bin jetzt schon so lange hier und habe ihn noch nie probiert, weil man den nicht so einfach kaufen kann.
Er schmeckt einfach nur eklig und total wässrig, weil er mega verdünnt wird. Aber naja – ist eine Erfahrung 😉 Wir bestellen Fanta und Sprite, um es zu mischen und die Locals fallen vom Glauben ab hahaha.
Darf man wohl so nicht machen.
Wir machen es trotzdem pssst. Ujjal klärt das schon, dass wir hier nicht wegen Hochverrat rausgeworfen werden.
Wir spielen zu viert ein Kartenspiel und mir mach es unglaublich viel Spaß.
Es geht um Schnelligkeit und Grips und ist wirklich extrem amüsant haha.. Am Anfang bin ich gottlos schlecht, gegen Ende bekomme ich den Dreh raus 😉
Allgemein macht mir das hier einfach gute Laune – ich fühle mich einfach, als wäre ich mit guten Freund:innen unterwegs. Es ist mir total egal, welchen Murks ich rede, wie ich aussehe oder was ich mache. Ich fühle mich einfach wohl mit ihnen und genieße es, hier zu sein.
Alexa verabschiedet sich bald, weil sie morgen arbeiten muss. Wir anderen spielen noch ein paar Runden und brechen dann auch auf zum Hostel. Auf dem Weg holen Ujj und ich uns noch ein Bier und ich bringe den beiden bei, dass man in Deutschland „Wegbier“ sagt. Sehr amüsant, zwei Engländern dabei zuzuhören ahah.
Im Hostel angekommen treffen wir Clare, die Französin, den Latvier und den Ladekabel-Freund wieder.
Sie spielen ein Spiel und wir steigen ein.
Ich hab’s noch nie vorher gespielt, aber es ist mega cool!
Es ist ein Handyspiel.
Zwei Gruppen – zwei Wörter.
Jeder muss herausfinden, mit wem er spielt.
Dafür sagt jeder ein Wort, was er mit seinem Ausgangswort verbindet. Sprich: Kerze –> Licht
Das Wort der anderen Gruppe ist z.B. Lampe.
Eine Person ist Mister White und bekommt gar kein Wort. Er muss anhand der Wörter der anderen versuchen, undercover zu bleiben.
Macht echt Spaß hihiiii.
Nach und nach verabschieden sich immer mehr Leute ins Bett, Ujj und ich sind beide zu faul und bleiben noch ewig unten im Gemeinschaftsbereich, gammeln und unterhalten uns. Nach einer viel zu langen Zeit, die man definitiv für Schlaf verwenden hätte sollen, gehen auch wir dann ins Bett.
Bussi Bussis,
~Maite

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