SUP-Tag

Dienstag.
Ich wache echt mal wieder etwas verklatscht auf. Verrückter Abend gestern, aber es hat sich gelohnt.
Ich freue mich, mit den anderen frühstücken zu gehen. Tolle Gesellschaft.
Wir planen, Kajaks auszuleihen und auf dem Fewa-Lake rumzudüdeln. Ein entspannter aber ereignisreicher Tag – YESSS mega; genau das, was ich brauche.
Die Gruppe vergrößert sich auf 10 Leute und ich habe total Lust auf diesen Tag.
Einer dieser Leute ist auch Timo, ein Österreicher, den ich seit seinem ersten Satz liebe. Er ist so ansteckend und verdammt witzig, dass ich jede einzelne Sekunde wertschätze.
Wir witzeln die ganze Zeit, dass wir ihn auf dem Weg zum Verleih verlieren werden, weil er sein Leben nicht im Griff hat und komplett verloren ist.
Auf geht es zum See und als wir dort ankommen, ist er tatsächlich einfach verschwunden ahahaha das ist doch nicht dein Ernst. Später erfahren wir, dass er sich stattdessen Magic Mushrooms geholt hat. Ach, was ein Goldstück.
Naja – wir anderen sind alle am Verleih. Der Hauptteil der Gruppe holt sich Kayaks. Clare, Ujjal und ich entscheiden uns für SUPs. Ich stelle es mir einfach entspannter vor, damit auf dem See zu dümpeln.
Wir leihen uns ein paar Dry-Bags und das ganze Equipment aus und los geeeht’s.
Ich habe nicht mal mein Handy dabei, dann kann es auch nicht ins Wasser fallen. 😉
Ey – das SUP vom Verleih zum See zu tragen, raubt mir meine gesamte Kraft.
Louis ist schon mit seinem Kajak im Wasser – er ist der einzige der einen Überzug hat, um das Wasser draußen zu halten. Er macht eine Rolle und bleibt verkehrt herum im See stecken. Ich sterbe vor Lachen, weil keiner eine Anstalt macht, ihm zu helfen ahahah. Beim zweiten Anlauf schafft er die Rolle, schießt aus dem Wasser und sitzt wieder richtig herum. Ansonsten wäre er glaube ich einfach ertrunken.
Dann geht es auch für mich ins Wasser, ich lasse mich vom Ufer aufs SUP platschen und es ist definitiv härter, als ich es erwartet hatte.
WALROSS!
Als alle im Wasser sind, düsen wir los yipiieuuueee.
Ich bin erst mit vorne dabei – mit SUP ist man ehrlich nicht viel langsamer, als mit dem Kajak.
Irgendwann sehe ich, dass Ujj echt weit hinten ist und rufe ihm zu.
Ich lasse mich zurückfalle und er meint, er mag es, hier einfach Musik zu hören rumzudümpeln.
Schon, als ich die Musik höre, bin ich überzeugt. Wir beiden sind auch die einzigen, die verkatert sind.
Alle anderen sind hypermotiviert und paddeln wirklich bis nach Afrika. Jaja, was stimmt nicht mit euch?!
Ujj und ich bleiben einfach in der Mitte des Sees, liegen auf unseren Paddleboards und genießen das Leben.
Ich kann euch gar nicht sagen, wie perfekt dieser Moment ist. Noch, wenn ich das hier schreibe, kriege ich Gänsehaut.
Ujj’s Musik trifft den Nagel auf den Kopf und berührt mich mega. Sie ist dramamtisch, aber nicht zu traurig. Dazu treiben wir mitten auf dem See herum, es fängt an zu regnen und der Regen tröpfelt auf meine geschlossenen Augen. Um uns herum weit und breit grüne Hügel und in der Ferne riesige Berge.
Die Regenwolken, die tief über unseren Köpfen hängen, machen das ganze dramatisch und gleichzeitig wunderschön. Während ich hier so liege, habe ich einfach dieses Gefühl von Vollkommenheit. Ich brauche nichts anders. Nichts.
Es reicht einfach, hier zu liegen und für einen Moment aus der Welt auszusteigen.
Seit ich von meinem Trek zurückgekommen bin, fällt es mir mega schwer, wieder auf der Erde anzukommen und mich wohl zu fühlen. Alles ist so bizarr und normal – und irgendwie finde ich nicht so richitg den Sinn darin.
Das ändert sich genau jetzt. Es macht einfach irgendwie Sinn, hier gerade auf diesem See herum zu treiben und ich liebe es.
Und dieses Erlebnis mit einem anderen Menschen zu teilen, ist noch viel wundervoller. Wir leben beide in unserer eigenen Welt, existieren aber trotzdem irgendwie gemeinsam hier.
Irgendwann halten wir wie die Otter Händchen, um nicht von einander wegzutreiben.
Das sind so kleine Momente von Zuneigung, die so besonders sind – gerade, wenn man reist.
Ich wünschte, dieser Moment und dieser Ort würde nie vorrübergehen.

20.06.2023 Schwerelos

Sein Handyakku ist leider bald leer, also geht die Musik aus.
Wir entscheiden uns nach einer Weile, wieder zu den anderen dazuzustoßen. Wir sehen eine bunte Kajak-Gruppe in der Ferne und überlegen, ob das unsere Leute sind.
Dann sehen wir auf einmal einen weißen Leuchtturm im Wasser stehen und wissen – JUP; das ist Jamie. Hahaha er ist riesig und mega ungebräunt, also kann man ihn direkt erkennen. Wir lachen darüber und machen uns auf den Weg dorthin hahaha.
Die anderen meinen, sie haben einen Tempel in der Mitte vom See besucht, dass wir aber absolut nichts verpasst haben. Umso besser 😉
Wir sind an einem kleinen Uferabschnitt und haben mit Kajaks und SUPs angelegt.
Es ist wunderschön und idyllisch hier und ich sehe einen tollen Schmetterling..
Auch hier steht die Welt still; die Zeit ist einfach egal. Wir schwimmen, flitschen Steine und versuchen mit Steinen einen Baumstamm in der Ferne abzuwerfen.
Ich bin bei beiden letzteren Sachen grottenschlecht – aber macht ja nichts ; Spaß macht es trotzdem.
Ich probiere ein paar Saltos vom SUP ins Wasser, mache einige fette Platscher und lande auf jeglichen Körperteilen außer meinen Füßen.
Wir versuchen mit so vielen Leuten wie möglich, auf dem SUP zu sitzen.
Wir schaffen es bis 8, alle sind am Grinsen und singen den Titanicsong, bis wir gemeinsam untergehen.
8 Idioten, ein SUP und ein Heidenspaß.
Ujj findet noch eine Stelle zum Runterspringen und ich schreie sie an, dass sie erst schauen, wie tief das ist, bis sie es machen. Sehr gut haha.
Jaaa ist es und ich springe auch einmal.
Keine tollen Saltos leider, weil man recht weit über ein paar Büsche rüberhoppsen muss.
Macht aber trotzdem Spaß. Dann geht es wieder zurück. Die Sonne kommt tatsächlich noch raus wihuuu.
Der ganze Weg am Stück ist dann doch etwas anstrengend. Teilweise lasse ich mich von Jamie ziehen und umgekehrt hah. Erfolgreich ist es nicht wirklich; macht aber Spaß.
Die Kajaker-Jungs machen auch ein paar Wettrennen – woher nehmen die bitte die Motivation?!?
Ich bin froh, als wir am Ufer ankommen und fix und fertig. Ich BRAUCHE ESSEN!
Wir geben die SUPs zurück und bekommen sogar noch einen Rabatt. Juhu!
Ein Teil der Gruppe geht zurück zum Hostel, weil sie keine Wechselkleidung haben – wir anderen suchen uns ein Restaurant. Nach einigem unentschlossenen Hin- und Herlaufen entscheiden wir uns endlich. Ich bin wirklich mehr als tot. Wir machen eine Tapas-Runde und bestellen einige Kleinigkeiten – ach ich liebe es.
Etwas Nepalesisches, Chilly-Paneer, Cheeseballs, Roti und MoMos. Ich liebe Leute, mit denen man Essen teilen kann.
Alles schmeckt fantastisch. Einen Eiskaffe trinke ich dazu auch noch und die Flüssigkeit tut seeehr gut! Meine Energie kommt aber leider trotzdem nicht zurück.
Ich hänge nur so halb auf meinem Stuhl haha. Aber die Gesellschaft der anderen genieße ich trotzdem.
Zum Nachtisch essen wir Roti mit Honig – mega lecker. Maite ist am Ende mal wieder der Mülleimer ahah. Wie sollte es auch anders sein.
Wir gehen nach unten zum Bezahlen und als wir warten setzen sich alle auf die Couch. Ich lege mich hin und wir alle versacken etwas hah. Dann geht es zurück zum Hostel. SHIT, ich hab so unglaublich fetten Sonnenbrand. Au weia…
Ujjal und Jamie besuchen heute seine Familie, also verabschieden diese sich. Ich überlege, ob ich Zuhause bleibe oder noch mit ins Kino gehe. Die beiden pushen mich und meinen, ich soll nicht so faul sein, bevor sie gehen. Na guuuut.
Zuerst gehe ich mit Timo zu einem Restaurant, bei dem er vorher gesehen hat, dass es einen local dance geben soll.
Außer uns ist KEINER da. Oh wei. Sie tanzen nur für uns. Die Situation wird immer unangenehmer HILFE.

20.06.2023 Privatvorstellung…..

Timo bestellt aus Höflichkeit einen Zitronentee. Als der ewig dauert meint er, egal – ich bezahle den jetzt und dann gehen wir. Als er bezahlt hat, kommt der Tee und wir setzen uns doch nochmal hin.
Der Tee ist ultra heiß. Wir trinken ein paar Schlücke. Timo kippt etwas von meinem kalten Wasser nach. Dann meint er – NEIN; ich habe gelernt, wenn ich mich wo unwohl fühle, soll ich gehen.
Der Tee ist wegen des Wassers voller als vorher, Timo schmeißt den Tänzer:innen noch Tringeld in die Box und dann gehen wir. OH GOTTTTT HILFE.
Wir fangen an zu rennen, weil es so peinlich ist, was die Restaurant-Leute sicher auch noch sehen. Oh Gott Oh Gott.
HAHAHAH wir laufen lachend durch die Straße. Timo ist mega gut drauf – das färbt mega auf mich ab. Er ist so ein Gute-Laune-Bärchen. Er läuft durch die Straßen und schlägt seine Hacken zusammen und ich pack’s echt nicht mehr.

20.06.2023 Ein bisschen Lebensfreude und Sorglosigkeit ^^

Wir schaffen es noch rechtzeitig zum Film und ich bestelle mir eine Pizza. Extra Oliveeen.
Der Film heißt „Sherpa“ und es geht um dieses Bergvolk, das Everestbesteigungen ermöglicht und untersützt. Sie tragen alles Equipment nach oben usw.
Eine große Anzahl ihrer Leute stirbt 2014 bei einem Unfall in den Icefalls des Eversts, woraufhin ein Protest von ihnen startet. Sie wollen keine Ausländer:innen für dieses Jahr mehr durchlassen – aus Respekt vor den Toten.
Die Reaktion der Leute, die den Everest besteigen wollen, lässt mich an die Decke gehen. Auch der Organisator des Trips macht mich aggressiv wie noch was – er ist extrem heuchlerisch.
Einer der Amis vergleicht die Sherpa-Leute mit den Terroristen von 9/11, weil sie meinen, sie brechen den Leuten die Beine, die es wagen, bei ihnen vorbeizukommen.
Verdammte Scheiße, was stimmt nicht mit ihm – die Menschen haben grade 15 ihrer Freunde und Familienmitglieder verloren.
Ich verstehe die Frustration, wenn man so lange daraufhin gearbeitet hat, aber die Reaktionen sind wirklich mehr als BODENLOS!
Also bin ich die meiste Zeit des Films ziemlich aggro, aber er ist wahnsinnig toll gemacht. Es ist extrem beeindruckend, was da jährlich geleistet wird und wie mächtig dieser Berg ist.

20.06.2023 Immer noch mein Ort zum Wohlfühlen

Auf dem Heimweg kotzen wir uns alle gegenseitig bei uns aus.
Dann geht es nach Hause.
Als ich Zuhause ankomme, muss ich packen. Morgen geht es nach Chitwan – Woahhh.
Verrückt. Viele meiner Trekking-Sachen schenke ich Timo, weil der übermorgen seinen Trek mit Bisman startet. Ich liebe das – einfach Sachen weitergeben, die man selbst eh nicht mitschleppen kann und Leute damit glücklich machen. Timo muss allerdings meine 5 Tage getragenen Wandersocken waschen der arme Kerl hahha. Etwas amüsant finde ich es schon muss ich sagen.
Alle Sachen eingepackt und ab ins Bett – meine letzte Nacht in Pokhara. Vielleicht für immer? Oh je oh je.
Bussi Bussis,
~Maite

Schreibe einen Kommentar