Ab nach Chitwan

Mittwoch.
Mein Wecker klingelt viel zu früh. Ich sammele alle meine Sachen zusammen und bin mir 100% sicher, dass ich etwas im Hostel vergesse…. Nach dem Trek war alles hier so durcheinander. Sehen, dass etwas fehlt, tue ich allerdings nicht, also geht es nach unten.
Ich bin so verklatscht und meine Laune ist echt nicht gut.
Unten fülle ich meine Flasche auf und sehe den Frühstücksmenschen, der mir sagt, dass er schon auf mich gewartet hat. Ich freue mich so so sehr und warte auf mein verfrühtes Frühstück. Was ein Goldstück dieser Mensch.
Er serviert mir die wundervollen Frenchtoasts, bei denen ich insgeheim gehofft habe, dass ich sie noch einmal essen kann.
Ich schwebe im 7. Himmel.
Timo ist wohl von mir wachgeworden und kommt noch schnell nach unten, um sich von mir zu verabschieden.
Ich freu mich, dass ich ihn in Kathmandu nochmal wiedersehen werde.
Der Essensmann ist leider weg :(( ich muss aber wirklich dringend los ..
Also gebe ich Timo etwas Trinkgeld in die Hand, der das Überbringen übernehmen soll.

Er schickt mir ein Foto.

21.06.2023 Mein Engel

Dann stapfe ich los. Ein dicker Sonnenbrand aufm Rücken und zwei Rucksäcke sind nicht die traumhafte Kombi kann ich euch sagen.
Ich laufe so die Straße entlang, da hält ein Rollerfahrer und fragt, ob er mich für 100 Rupees mitnehmen soll. Ich verneine freundlich und als er weiterfährt denke ich mir – BIST DU EIGENTLICH DUMM??
Für 70ct. hätte ich mir den Weg und die Sonnenbrandschmerzen erspart – und ich sage nein.

Naja… so bahne ich mir meinen Weg zur Busstation und kann endlich meine Rucksäcke loswerden.
In meiner morgendlichen, verklatschten Stimmung bin ich mega genervt von all den Taxi und Brotverkaufmenschen, die einen 5 Mal ansprechen. NO THANKS.
Ich sitze schon im Bus und sehe Ujj und Jamie. Ach da freue ich mich so und ich winke ganz demonstrativ, bis sie mich in meinem Busfenster entdecken.
Kurz hallo und tschüß, dann geht es los.
Ich brauche definitiv bald ein Nickerchen.
Das Gute: Ich sitze ganz hinten und habe zwei Plätze für mich – teilweise sogar drei.
Ich kann mich auf zwei Sitze kauern zum Schlafen.
Es ist aber besonders ruckelig heute…
Ich schaffe es gar nicht zu schlafen, bin aber hundemüde.
Einmal brettert der Bus über so ein Schlagloch, dass es wirklich alle einmal aus dem Sitz hebt. Ich war grad beim Einschlafen und schreie erstmal auf. Upsiiiu ahha. Und menno, jetzt bin ich wieder wach.
Gegen 10 halten wir zum Essen und ich hole mir einfach noch ein zweites Mal Frühstück.
Pourri (das Gepäck) etwas Curry dazu, ein Ei und gebratene Nudeln.
Alles eine 10/10 und trotz der Frenchtoasts hatte ich wohl auch ordentlich Hunger.
Die Fahrt geht weiter.
Irgendwann schaffe ich es, einzuschlafen und Halleluja – die Fahrt vergeht wie im Flug. Es ist das reinste Träumchen. Etwa im Stundentakt wache ich auf und freue mich bei jedem Auf-die-Uhr-Schauen.
Dann schaue ich auf Google Maps und sehe, dass wir schon in Bharatpur sind. JAAAA. Hier ist mein Krankenhaus, d.h. jetzt nur noch eine halbe Stunde.
Wir fahren durch den Wald, durch den ich unzählige Male schon gefahren bin und das fühlt sich wahnsinnig verrückt an…
Das Langsamwerden, bevor es in den Wald geht, weil die Straße dieses kurze Stück wirklich katastrophal ist. Das VORSICHT TIGER Schild. Der Wald um mich herum.
So viele Erinnerungen kommen zurück.
Der Motorradfahrer, der mitten auf der Straße neben mir hergefahren ist, um mit mir Smalltalk zu führen.
Der Busfahrer, der mich angefeuert hat.
Der kleine Mangofahrrad-Mann, der mich mit zwei Mangos glücklich gemacht hat.
Das Schwitzen aufgrund einer 40-Grad-Fahrrad-Kombi.
Und natürlich auch die ganzen hupend und knapp überholenden Trucks.
Der Kreis schließt sich langsam… Wahnsinn.
Das Verrückteste an der ganzen Sache: diese Strecke meines Arbeitsweges ist so crazy und lang, dass man jedes Mal noch etwas neues entdeckt und sich denkt – HÄ, ist das neu?!
Irgendwann kommen wir dann in Sauraha an und ich frage den Busfahrer, ob er rechts abbiegt oder geradeaus nach Parsa weiterfährt. Dabei bemerke ich, dass das mein Smalltalk-Busfahrer von der letzten Hinfahrt ist. Er lächelt mich total nett an! Der Kreis schließt sich wirklich. Da er abbiegt, schnappe ich mir meine Sachen, verabschiede mich und verlasse den Bus.
Die Hitze knallt mir ins Gesicht – YUP definitiv wieder zurück in Chitwan.

21.06.2023 40° oder so ?!?!

Ich laufe am Highway entlang und warte darauf, dass ein Bus an mir vorbeifährt. Es ist so unglaublich heiß – HILFE. Nach etwa 5 Minuten sehe ich einen Bus und winke ihn zu mir heran. Er hält und lässt mich einsteigen, als ich Parsa sage. Ich muss zugeben: Dabei fühle ich mich ziemlich cool – HELL YEAH; ich weiß genau, wie’s hier abgeht und wie’s läuft. 😉
Im Bus führe ich mal wieder die gleiche langweilige Unterhaltung, wo ich herkomme, ob mir Nepal gefällt usw. Dann bin ich auch schon da und der 20-Minuten Weg nach Hause wartet auf mich.
Er vergeht schneller als gedacht. Unterwegs hole ich mir für 3ct. noch schnell ein Päckchen dieses gefrorenen Fruchtsafts. Viel zu süß, aber belebend.
Ich komme an bekannten Dorfleuten vorbei und winke freundlich – da freuen sie sich total. Und ich mich auch.
Uiiii wohl mit das letzte Mal dieser Strecke.
Ich bin froh, als ich ankomme und schmeiße erstmal mein Zeug ins Zimmer. Ich freue mich, Bhagawan und vor allem die kleine Chori wiederzusehen. So so goldig.
Gleichzeitig ist es so verrückt, wieder hier zu sein.
Wie oft ich hier gewesen bin und nach Hause wollte bzw. mich auf diesen Moment hier gefreut habe. Und jetzt stehe ich hier und denke mir – WAHNSINN, wie viel ich gewachsen bin und was ich alles erlebt habe.
Ich wasche einen Teil meiner Wäsche – damit ich nach dem Trek jetzt endlich auch mal wieder frische Kleidung habe haha oh wei…
Das macht mir sogar verhältnismäßig mal wieder sehr viel Spaß – die drei ??? leisten mir Gesellschaft.
Dann unterhalte ich mich eine Weile mit Bhagawan, was echt sehr sehr schön ist.
Er bringt mir eine Erleuchtung, was mir auf dem Weg durchs Dorf so komisch vorkam:
Es hat seit Ewigkeiten nicht mehr geregnet in Chitwan. Alle Reisfelder sind bereits geerntet und wieder neu bepflanzt worden. Aber der Regen fehlt, sodass das Wasser wieder in den Feldern steht.
Aus Reisfelder-Teichen sind trockene Acker geworden, seitdem ich weg war. Deshalb sah also alles so anders aus.
Wenn es nicht bald etwas mehr regnet, wird es wohl problematisch! Krass, das mal so hautnah zu erleben.
Vor dem Abendessen schreibe ich noch an meinem Reiseblog. Ich bin fast fertig damit, über den Tag der Passüberquerung zu schreiben. Dafür habe ich mir so so viel Zeit genommen, so viele Gedanken, Emotionen reingesteckt und ich bin echt stolz darauf.
Ein blöder Moment, 3 falsche Tasten in einer Bewegung gedrückt und ALLES GELÖSCHT.
Ich könnte heulen. Es ist albern, aber ich bin wirklich kurz davor. Es geht nicht nur um den riesigen Zeitaufwand, dass ich gerade vermutlich ca. 6h verbrannt habe, sondern auch darum, dass ich alle Emotionen aufgeschrieben habe, als sie noch frisch in mir drin gebrannt haben. Eine Woche später darüber zu schreiben ist einfach so grundlegend anders… Alle Metaphern, alle Wortspiele – alles für immer einfach weg.
Das war’s für heute mit dem Blog; ich hab absolut keine Lust mehr.
Ich versuche, es noch irgendwie zurückzubekommen, aber Papa hat gerade keine Zeit und im Internet finde ich selbst heraus, dass es wohl unwiederbringlich verloren ist. Ich habe es nur in den Notizen geschrieben und davon gibt es kein BackUp.
Ich esse noch mit Bhagawan Abend und gehe dann ins Bett. So ein dämlicher Mist.
Papa ruft zurück mit seiner Kollegin, einfach nur damit mich beide auslachen können hahaha. So ne Gemeinheit.
Aber er meint, dann muss es halt beim zweiten Mal einfach besser werden. Jaja.. Ändern kann ich es jetzt eh nicht mehr. Der einzige Hoffnungsschimmer: Wenn mir das hier passiert, dann ja vielleicht nicht bei meiner Doktorarbeit. 😉
Heute wird nichts mehr geschrieben.
Auf ins Bett.
Bussi Bussis,
~Maite

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