Neues Krankenhaus, Vorfreude und Farmers Market

Miiiittwoch. Erster Tag im neuen Krankenhaus. Ich komm an und denk mir erstmal – WOW das sieht ja aus wie ne Art Krankenhaus und nicht wie ein Tankstellenkontainer. Viel viel größer, viel professioneller und viel „deutschlandähnlicher“ als das andere Day Hospital.
An der Tür werde ich von einem Securityguard in Empfang genommen, der mich herzlichst begrüßt und fragt, ob ich schonmal hier war. Als Reaktion auf mein Verneinen nimmt er mich mit und wir laufen im Schlepptau gemeinsam durch die großen Gänge des Krankenhauses. Da denk ich mir schon ‚UFF alleine würde ich mich SO verlaufen – bzw. hätte das schon längst getan…‘
Mir fließen mit den vorbeiziehenden Türen und Räumen einige Gedanken durch den Kopf…


Wow hier sieht es ja so aus, wie ich mir das Praktikum vorgestellt habe, als ich nach Kapstadt gekommen bin. Wow hier gibt es Betten, Infusionsständer, Traumaräume, Beschriftungen und vieles mehr. Wow laufen hier viele Pfleger:innen vorbei – hier bin ich glaube ich Teil von etwas Großem. Wow alle Menschen, die ich bisher gegrüßt habe, haben ein Strahlen und ein Lächeln im Gesicht. Hm ich bin gespannt, alle anderen meinten, das Krankenhaus sei das unfreundlichste, was sie je erlebt hätten. Bisher habe ich hier ganz andere Gefühle im Bauch und im Herzen.
Am Ende des Ganges werden meine Gedanken unterbrochen – ich lande im Büro von Mister MJ. Ich stelle mich vor und bekomme eine herzliche Begrüßung zurück.
PUUH der Anfang wäre schonmal geschafft 🙂
Darauf folgen ein paar Fragen zu mir, woher ich komme, mit welcher Organisation ich hier bin und was ich so mache. Bin ich Studentin, was habe ich vor, was will ich so machen? Und und und.
(Kurzer Einschub am Rande – ich fühle mich schon so wohl mit der englischen Sprache. Die Antworten auf all diese Fragen kommen mir leicht über die Lippen und wenn ich mal ein Wort nicht weiß – gebe ich das einfach zu und umschreibe es, ohne mich dafür zu schämen oder mich untergestellt zu fühlen. Das ist super erfrischend und das hatte ich mir tatsächlich viel schwerer vorgestellt bevor ich hergekommen bin. Dazu tragen aber sicher auch die ganzen Locals bei, mit denen ich mich einfach zwanglos unterhalten kann. Das weiß ich sehr zu schätzen )
Jedenfalls fühlt sich das Gespräch super gut an, ich habe das Gefühl, er interessiert sich wirklich und hört aufrichtig zu. Ich werde direkt gefragt, ob ich Formulare zum Ausfüllen hab etc.
Auf einige Fragen habe ich auch keine Antworten parat, weil Jemaine (Mein Organisationsansprechpartner) extrem verpeilt ist und ich daher einfach super spontan in dieses Krankenhaus gehoppst bin, um alles mal auszuchecken.
So teile ich das auch mit und Mister MJ fragt mich daraufhin, in welche Abteilung ich denn gerne möchte. In alle einmal reinschnuppern ist mein größter Wunsch und er antwortet, er kann mir diesen erfüllen. WOW freu ich mich auf diese Wochen. Ich füge hinzu, dass ich gerne mit Trauma oder Maternity anfangen würde und er ruft dort an, um zu schauen wo Plätze frei sind. Beide sind leider mit anderen Praktikant:innen besetzt, also komme ich in den Triage Raum. Auch in Ordnung, dann hebe ich mir das andere eben für die nächsten Wochen auf. 🙂 In der Triage werden die Patienten aufgenommen, Blutdruck, Blutzucker etc. gemessen und die Patienten für den Doktor „vorbereitet“.
Die Schwestern nehmen mich total lieb in Empfang und zeigen mir, was ich machen muss.
Okey – das ist kein Hexenwerk, das bekomme ich sicher hin. Nach ein paar Fehlern am Anfang, die total normal und menschlich von den Schwestern entdeckt und angesprochen werden, finde ich gut meinen Rhythmus und kann alleine die Patienten abarbeiten. Das ist ein mega gutes Gefühl – mein Know-How der Rettungssanitäterin-Ausbildung reicht so weit aus, dass ich hier als volle Arbeitskraft die Schwestern entlasten kann. Genau der Grund, warum ich hierher gekommen bin.
Ich sehe keine spannenden Verletzung oder lerne außergewöhnliche medizinische Dinge, aber ich kann wenigstens helfen und unterstützen und allein das erfüllt mich mit Freude. Zu wissen, dass man anderen mit seiner Anwesenheit den Alltag erleichtern kann und den
Held:innen des Gesundheitswesens etwas Last abnehmen kann, zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Für diese Möglichkeit bin ich unfassbar dankbar.
Eine Sache habe ich auch inzwischen gelernt – im Vergleich zu meinem Klinikpraktikum in Deutschland letztes Jahr. Ich habe keine Scheu mehr, mich Personen, die – wenn auch nur kurz – in den Raum kommen, vorzustellen und zu sagen „HEY ich bin Maite“, ich bin Praktikantin und ich bin hier, um zu helfen. Egal, ob das jetzt Pfleger:innen, Securityguards, Reinigungskräfte oder Ärtz:innen sind. Diese Präsenz und dieses Bewusstsein zu mir selber ist ein riesengroßer Schritt für mich und darauf bin ich echt stolz.
Nach einem arbeitsreichen Vormittag merke ich deutlich, dass ich das nicht mehr gewöhnt bin. Das Stehen, das Rumlaufen und die schlechte Haltung. Rückenschonendes Arbeiten wird hier leider nicht so groß geschrieben – alleine die Tische, auf denen man im Stehen alle Patient:innendaten runterschreibt, befinden sich in Bückhöhe. Geschweige denn die Stühle , auf denen die Patient:innen, die man durchcheckt, sitzen… Unter Bückhöhe und in einer Ecke – also auch noch schiefes Bücken.
Da muss ich mir noch ein paar kreative Lösungen überlegen 🙂
Jedenfalls bin ich erschöpft, meine Füße und mein Rücken tun weh, ABER ich bin happy und der Tag ist definitiv ein Erfolg!
Ich soll jetzt immer von 8-14 Uhr arbeiten. Das finde ich perfekt, ein produktiver Vormittag und trotzdem noch genug Zeit zum Kapstadt-Erkunden hehe.
Zuhause wird gekocht und dann geht es auf einen Farmers Market. Der ist recht weit weg in einer wunderschönen ländlichen Gegend. Überall tolle volle grüne Bäume, Weingüter und Felder. UNDDD nicht vergessen – Berge natürlich hihi.
Dort ist ein super süßer kleiner Markt. Ein Spielplatz, ganz viele Familien mit kleinen Kindern, in der Mitte kleine Holztischchen und außenrum Essensstände. Es wird gegrillt und der Duft ist einfach fantastisch. Ich fühle mich wie auf einem Schul-Sommerfest, auf dem die Väter damals die Bratwürstchen gebraten haben. Nur dass die Väter und die Bratwürstchen durch Einheimische und ausgefallenere Küche ersetzt werden. Oh mannn wie soll ich mich denn da schon wieder entscheiden…

09.02.2023 Kapstädtisches Sommerfest 😉


Auf allen Märkten hier gibt es nicht nur typisch afrikanisches Essen, sondern vielfältige Dinge aus verschiedensten Nationen; Vegane Burger, Empanadas, Frühlingsrollen, Sushi, verrückte Döner, Sate-Spieße und und und.
Für mich gibt es mehrere kleine Dinge. Empanadas, Frühlingsrollen, ein Käsebällchen und Samoosas. JAAA ICH BIN EIN VIELFRAß!!
Es ist aber auch einfach köstlich und wir genießen die (tatsächlich mal schwache) Sonne. Wirklich einfach wie beim Grillen im Frühling in Deutschland, wenn es gerade mal etwas wärmer wird. 🙂 total schön und ein Gefühl von Zuhause.

08.02.2023 Maite und Klemens beschäftigt mit ESSEEENNN


Wir sind zu viert unterwegs: Klemens, Caro, Kathi und ich – bis die anderen dazustoßen. Die waren zu Ellas Geburtstag im Weingut picknicken (Ella – ein Housemate).
Vier von denen wollen sich ein Bier holen bei einem Restaurant neben dem Markt. Da denken wir uns, komm die begleiten wir einfach schnell.
Wir wollen aber gar nichts trinken. Nach einigen zahlreichen Missverständnissen, landen wir an einem Tisch im Restaurant, der extra für uns umgebaut wird. Ein ewiges Hin und Her und die ganze Aktion ist mir super unangenehm.
Ich werd mal wieder darin bestätigt, dass ich mit dieser Zehner-Deutsche-Volunteer-Konstellation nicht zurechtkomme und dass ich niemals in dieses Restaurant hätte gehen soll. Najaaaa auch wieder ne neue Erfahrung. Nach einer unangenehmen Ausweiskontrolle trinken die dann schnell ihr Bier aus und nichts wie raus. Wir fahren mit dem Uber heim und ich bin so totmüde, dass ich die ganze Fahrt trotz der schönen Landschaft verschlafe.

08.02.2023 Atemberaubende Natur


Zuhause angekommen bin ich immernoch hundemüde, will aber irgendwie auch nicht um halb neun schlafen gehen.
Dann komme ich um neun auf die glorreiche Idee noch Wäsche zu waschen. Und da ich ja nichts anderes zu tun habe und plötzlich wieder Energie besitze, denke ich mir ACH ich wasch jetzt einfach alles, was ich hab – auch die Handtücher. Parallel in Eimer und Waschbecken.
GANZ doofe Idee ayayayyyyy. Die Handtücher entpuppen sich als Alptraum, weil die das ganze Wasser und Waschpulver aufsaugen und ich natürlich bei diesem pitschnassen Haufen Jahrzehnte zum Auswringen brauche… Dann die nächste wundervolle Überraschung – anscheinend kamen heute einige Menschen auf die gleiche Idee wie ich und es gibt überhaupt keinen Platz mehr auf den Wäscheleinen…. OIIIIII was mach ich denn jetzt haha.
Als würde nicht alles schon lange genug dauern, laufe ich jetzt also verzweifelt im Haus rum und häng an die eine Ecke da ma ne Unterhose hin, oh da hinten passt ein Shirt hin – uiiiii hier sogar ein Handtuch. So werde ich dann auch endlich meine Sachen los, lache mal wieder über mich selber und falle müde ins Bett.
~Bussi Bussis,
Maite

Ein Kommentar bei „Neues Krankenhaus, Vorfreude und Farmers Market“

  1. Sehr spannender Tag, Glückwunsch zum neuen Krankenhaus!

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