Traurigsein, wieder Zurückfinden, Strand und Filmeabend

Dienstag Morgen: Ich wache auf, komme irgendwie gar nicht aus dem Bett und habe gar keine Lust auf den Tag. Ich habe wegen meinem Fuß nicht besonders gut geschlafen – alles tut irgendwie weh und ich bin total enttäuscht von mir selber, dass ich wegen sowas Dummen mir schon wieder n Stückchen von meinem Glücklichsein kaputtmache.
Ich bin nicht auf den Berg gewandert und ich probiere auch nicht das neue Krankenhaus aus… Nur weil ich nen dummen Handstand ausprobieren musste.
Die ganze Welt sieht an diesem Tag irgendwie grau aus. Jeder Schritt tut weh und bei jedem Schritt schießt nicht nur der Schmerz in meinen Fuß, sondern irgendwie auch in Kopf und Herz.
Die ganze Küche ist voller Menschen, die alle ihr Frühstück machen und glücklich und normal in den Tag starten. Ich sitze am Tisch, mache mir mein Essen und versuche, meine Tränen zurückzuhalten. Unbedingt brauche ich jetzt einen Rückzugsort. Ich schnappe mir Tee und Avocado Toast, gehe nach draußen auf die Terrasse und lasse meinen Tränen freien Lauf. Gott sei Dank – endlich mal ein bisschen Privatsphäre – keiner da außer mir.
Irgendwie gibt mir das Fuß-Aua Flashbacks zurück nach München — zu der Zeit, in der ich mir den Arm gebrochen hab. Und zurück zu allen Leuten, die mich in der Zeit aufgefangen haben. Ich will einfach nur nach Hause und mich in meinem Bett verkriechen. Mal wieder frag ich mich, was ich hier mache und wo ich eigentlich hinwill in meinem Leben.
Jetzt muss ich aber schon in die Arbeit, wische mir die Tränen weg und ab geht’s vorbei an allen glücklich frühstückenden Menschen. Gesicht gewaschen, Brille aufgesetzt, Fuß getapet, zusammengerissen und auf geht’s in die Arbeit.
Ich entscheide mich für den Blood Room, weil dort die zuckersüße Schwester arbeitet. Ich freue mich auf ihre Energie und hoffe, dass sie Zeit findet, sich mal schnell meinen Fuß anzuschauen.
Es passiert den ganzen Tag nicht viel Spannendes – ein normaler Arbeitstag. Mit dem Unterschied, dass ich hoffe, dass er so schnell wie möglich vorbei ist.
Die Schwester schaut sich meinen Zeh an und meint, ich könnte den nicht so gut bewegen, wenn er gebrochen wäre – der ganze Zeh ist aber schon gut geschwollen und blau.
Ein bisschen beruhigen tut es mich aber, ich tape den Fuß wieder und weiter geht’s.
(Jippie Hurra an der Stelle mal wieder an meine dicke Reiseapotheke: Tape und ne einklappbare Schere – kann ich sehr gut gebrauchen)
Die erste große Enttäuschung ist jetzt mittags schon wieder verflogen, die Welt sieht nicht mehr so grau aus und ich denke mir – JO ist auch nur n dämlicher Zeh und n Stückchen Fuß, das nervt jetzt vielleicht für ein paar Tage und dann passt das schon wieder.
Solche Momente muss es aber auch geben. Dann darf’s halt auch mal scheiße sein, dann darf man auch mal unglücklich sein, dann darf man auch mal weinen und dann darf man auch mal nach Hause wollen.
Man ist hier an so einem wundervollen Ort, dass man sich schlecht fühlt, wenn man mal traurig ist. Aber ohne Traurigsein gibt es halt auch einfach kein Glücklichsein. Ich hatte jetzt eine wunderwundervolle Woche, in der ich jegliche Arten von Glücksgefühlen spüren durfte – dann dürfen jetzt auch mal ein paar Tränen die Wange runterkullern.
Mit dieser Einsicht wird gekocht und danach düsen Caro und ich nach Campsbay: Sie will einen Kaffee, ich hab Lust auf Muffins und danach soll’s noch an den Strand gehen. Das Wetter ist super bewölkt. Wir finden das aber gar nicht so schlecht, dann kann man mal im Sand lesen ohne gleich zu verbrennen 🙂
Am Strand angekommen mit Kaffee bzw. Muffin im Magen merken wir, dass es super windig ist und der Sand einem mal wieder in jegliche Körperöffnungen geweht wird – MAN IM OHR MUSS DAS JETZT WIRKLICH NICHT SEIN.
Aber irgendwie gehört’s dazu. Wir suchen uns einen windstillen Platz aus, legen uns hin und lachen drüber, dass uns Sand und Wind in unserem windstillen Plätzchen in die Haare peitschen.
Dann verbringt jeder ein bisschen Zeit in seiner eigenen Welt mit einem Buch in der Hand und bald geht es auch schon wieder weiter.

07.02.2023 Sand in den Haaren

Das sollte nur ein kurzer Aufenthalt werden: Caro fährt nach Hause zum Joggen und ich bin zum Kochen und Filmeabend verabredet.
Im Uber werde ich totmüde und als ich ankomme, macht Oli mir erstmal einen Kaffee. KAFFEE aus einer KAFFEEMASCHINE!!
Bei uns im Volunteer House gibt es keine Kaffeemaschine und ich trinke jeden Tag nur instant coffee…. Also ein einziges Fest dieser Kaffee.
Dann wird erst ein bisschen zu zweit im Zimmer gegammelt, bis Ocean kommt und wir uns auf den Weg machen, Anna abzuholen. (Alles Menschen, die ich über Dylan kennengelernt habe 🙂 )
Dann geht es gemeinsam einkaufen, wir wollen Pilzrisotto machen. Ich genieße es mal wieder, in einem Supermarkt und nicht mit einer App einzukaufen.
Irgendwie habe ich aber schon den ganzen Tag das Gefühl, aus meinem Körper rauszufliegen. Ich weiß nicht, irgendwie dieses komische Gefühl als würde man neben sich stehen oder sich von außen betrachten. Vielleicht ist alles ein bisschen viel oder ich hab einfach zu wenig geschlafen oder was auch immer.
Dieses Gefühl hab ich jedenfalls auch beim Einkaufen. Trotzdem macht es echt Spaß 🙂
Dann geht es nach Hause zu Oli und alle anderen sind auch super müde. Deswegen brauchen wir mega lang, um uns zum Kochen aufzuraffen und das Risotto braucht dann auch noch ewig. Ich penne fast ein und überlege, doch vor dem Film noch nach Hause zu gehen. Irgendwie lasse ich mich aber überreden, wir essen im Bett und fangen den Film an.
Nach 20 Minuten ist Maite natürlich eingeschlafen – ich habe vorher aber schon angekündigt, dass ich eine Filmschläferin bin haha.
Als ich aufwache, ist es 12 Uhr und ich mach mich auf den Weg nach Hause – auch wenn der Film noch lange nicht zu ende ist.
Am nächsten Tag gehe ich nämlich endlich ins neue Krankenhaus und dafür möchte ich wenigstens halbwegs fit sein.
Auf dem Heimweg fühle ich mich irgendwie ganz komisch. Wir haben alle so viel gekuschelt beim Film, obwohl wir uns erst so kurz kennen und das finde ich eigentlich super schön – alle sind so super herzig und offen. Aber irgendwie fühlt sich das doch auch ein bisschen komisch an und ich beschließe, einen Gang runterzuschalten 🙂 Vielleicht muss man sich doch erst noch ein wenig besser kennenlernen.
Dann ab ins Bett und mit nervöser Vorfreude auf das neue Krankenhaus einschlafen 🙂
Bussi Bussis,
~Maite

2 Kommentare bei „Traurigsein, wieder Zurückfinden, Strand und Filmeabend“

  1. Hey Bubu
    Immer an diese Reihenfolge denken:
    Wenn man hinfällt:
    Aufstehen
    Krone richten
    Weitergehen

    Dicker Kuss Mama

    1. Hallo Mamii<3 vermiss dich aber die Nachricht ist ganz ganz toll! Hab dich lieb Bussii <3

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