Arbeit, Surfen, Terrasse und Wohlfühlen

Donnerstag. Morgens komm ich schwer aus dem Bett, ich habe aber mal wieder ein Ziel, zu dem ich pünktlich kommen möchte. Also hoppse ich aus dem Bett und packe meine Sachen.
Nach meinem Waschflash gestern, sind alle meine Socken noch nass – AHAHAHA. Also wird wohl oder übel das Paar von gestern – stinkige schon getragenen Socken – angezogen… hat sich schonmal besser angefühlt, aber was soll man machen. Beschreibt den crazy Alltag hier eigentlich ganz gut. Selbst die gewaschenen Socken sind nie richtig sauber also sooo what haha.
Krankenhauskleidung angezogen und Surfsachen eingepackt. Vom Krankenhaus geht es nämlich direkt zum Surfen – ENDLIIIIICCHHH. Das war schon länger abgemacht, weil es meinem Arm endlich besser geht und der Zeh soll mich davon auch nicht abhalten.
Dann gibt’s ein Müsli zum Frühstück und ein Toast wird zum Lunch geschmiert. Schnell Zähne geputzt und ab 7:20 Uhr versuche ich, ein Uber zu kriegen, das mich hoffentlich pünktlich zur Arbeit bringt – 20 Minuten Puffer. PÜNKTLICH?!?! Denkste haha. 40 Minuten lang bekomme ich kein Uber – um 8 geht es dann endlich los… Wirklich stressen tut mich das nicht, Pünktlichkeit ist hier eh nicht ganz so wichtig wie in Deutschland und als ich um 8:20 ankomme, wird meine Entschuldigung ganz freundlich aufgenommen.
Trotzdem werde ich morgen früher aufstehen.
Dann geht’s auch direkt schon voll los – Patient:innen über Patient:innen über Patient:innen.
Ein super stressiger Morgen, aber es macht mal wieder sehr viel Spaß. Meine Stimme wird fast schon zu einem Roboter – immer die gleichen Fragen und Aussagen… Da fang ich wieder an, die Sätze und Wörter zu ändern, um mich wieder menschlich zu fühlen haha. 🙂
Das Patient:innennamen ausrufen ist immer eine Herausforderung, so viele komisch aneinandergereihte Buchstaben und Wörter, die ich noch nie gesehen habe… Das auch noch immer vor einem riesigen Wartezimmer voller Menschen, die sich bestimmt innerlich kaputtlachen.

Naja ich mach das trotzdem selbstbewusst und laut – die sollen ja auch hören, wenn ich sie aufrufe.
Dann meint die eine Schwester zu mir, dass ich die südafrikanischen Patient:innennamen perfekt ausspreche und sie das jedes Mal mitgehört hat. Ich antworte, dass sich das für mich nicht so anfühlt, das aber ein sehr großes Kompliment für mich ist und PLATZEEE innerlich vor Stolz hahaha.
Während der Schicht werde ich von einem Patienten gefragt, ob ich Amerikanerin bin. Da sag ich nöö deutsch, aber ich nehme das als Kompliment – Englisch als Muttersprache also ;))
Als ich sage, dass ich deutsch bin, fasst er meinen Arm an und sagt, es ist eine Ehre eine Deutsche anzufassen.
Das find ich echt ziemlich komisch… Es war aber nicht auf eine unangenehme Art, sondern einfach freundlich, deswegen hab ich’s locker genommen – seinen Arm angefasst und gesagt ‚OOHHH WHAT AN HONOR to touch a South African“ und damit hatte sich das auch.
Gegen 13:15 sind dann alle Patient:innen fertig – auch die ohne Termin und die eine Schwester wundert sich, warum das so schnell ging.
Da zeigt die andere Schwester auf mich und fängt an zu lächeln. Dann lachen beide zusammen und bei mir explodiert das Herz.
Es ist so unfassbar schön, Dankbarkeit zu spüren. Das kann ich gar nicht in Worte fassen – einfach hier sein, mit anpacken und Leuten ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Was will man denn mehr, die Arbeit macht mir Spaß, alle Patient:innen kommen schneller dran und die Schwestern werden entlastet. Ich verlasse das Krankenhaus mal wieder glücklich und mit einem guten Gefühl .

09.02.2023 Mein Work Space für diese Woche 🙂


Caro holt mich mit dem Uber ab.
Dennnnn es geht ab zum Surfeeeen. Jipiduuuu ich freu mich so sehr. Mein Zeh is besser, bin gespannt wie der sich so im Wasser und beim Surfen beschwert, aber es ist für mich keine Option, das ausfallen zu lassen.
Angekommen an einem wunderschönen Strand, an dem wir noch nie gewesen sind, kann ich’s kaum erwarten.
Klemens arbeitet in diesem Surfprojekt und deswegen können wir da eine Stunde nehmen 🙂
Wir werden schon super herzlich in Empfang genommen, füllen ein paar Formulare aus und dann geht’s auch schon zum Neo und Surfboard ausleihen.
Der Typ will mir erst ein ganz großes Surfboard geben – ich steh aber drüber und sage, dass ich lieber ein kleineres haben will. Er macht sich ein bisschen über mich lustig und ich antworte, dass ich mir jetzt wohl ganz schön viel Druck draufgeladen habe haha. Ich steh aber dazu, ich habe gar keine Lust schon wieder bei 0 anzufangen, da geh ich lieber das Risiko ein, in ner Waschmaschine zu landen.
Nach dem Kampf in die zweite Haut zu schlüpfen, geht es endlich Richtung Wasseeeer. Barfuß am Strand humpel ich mehr oder weniger zum Surfspot, weil sich der unebene Boden immer wieder zu einem etwas schmerzhaften Stich entwickelt, aber das dämpft trotzdem überhaupt nicht meine Vorfreude auf das Surfen. 🙂
Caro und ich haben beide jeweils einen Surflehrer, Klemens surft alleine.
Nach ein paar Trockenübungen und ein paar geübten Pop-ups, wird sich noch aufgewärmt und dann AB INS WASSEEEERRR jahoooow.
Gegen die Wellen auf dem unebenen Boden laufen tut echt weh hah, aber dann wird sich einfach aufs Board gelegt und los geht’s. Ich kann’s kaum erwarten, der Guide schiebt mich durch die Wellen nach draußen – mega geil, spart man sich das Ankämpfen gegen die Wellen.
Und dann psijjuiiuuuo die erste Welle. Natürlich erstmal reingeplatscht, uppsiii – ist ja auch schon wieder echt lange her.
Nächster Versuch. Auf der zweiten Welle steh ich auch schon und es macht echt unfassbar viel Spaß. Im Laufe der Session werd ich immer besser und hab richtig Bock weiterzumachen.
Dieses Gefühl – einfach unbeschreiblich. Erst schiebt mich der Surfguide über die Wellen nach draußen, das Surfboard hebt sich vorne in die Luft, die Welle spritzt mir ins Gesicht, die Sonne blendet und *platsch* landet die Spitze meines Surfboards wieder auf dem Wasser. Die Augen brennen vom Salzwasser, die Haare kleben im Gesicht, der Neo pappt am Körper.
Mein Guide dreht mich um und GOOOO. Ich paddele, die Wucht der Welle erfasst mich von hinten und trägt mich mit. Was ein wunderschönes Gefühl, diese Gewalt der Natur einfach zu spüren. Natürlich nur über Wasser auf nem sicheren tollen Surfboard, das mich trägt, hehe. Dann kommt der Pop-Up wuiiii immer noch ein bisschen wackelig, aber ich stehe und los geht’s – die Welle wird gesurft. Irgendwie stehe ich einfach in der Luft, irgendwie bin ich einfach schwerelos, mein Körper fühlt sich so leicht an, ich fühle mich mal wieder so frei.
Das Wasser und die Welle gleiten unter meinen Füßen lang, Wasser spritzt meinen Körper hoch und ich könnte ewig so weitermachen. Der Spaß ist irgendwann natürlich immer zuende, die Welle verliert den Wumms und schwappt unter dem Surfboard hindurch. Dann gibt es einen schönen Platsch ins Wasser, den liebe ich auch immer ganz besonders. Einfach eine tolle Welle gesurft und HUIIII ab ins Wasser. Über Wasser schwerelos auf der Welle – unter Wasser schwerlos unter der Welle. Es gibt einfach nur tolle Gefühle an diesem Ort. Selbst das Salzwasser, das mir in die Nase schießt, ist bis zu einem gewissen Grad toll – man fühlt sich einfach so lebendig.
Klemens‘ Surfsession wird leider vorzeitig beendet, weil er von einer Qualle gebissen wird. Uff das sieht ganz schön übel aus… wie 3 riesige geschwollene Mückenstiche und gratis als Geschenk dazu wohl auch noch einen völlig tauben Arm. Brennen wie Feuer tut das ganze natürlich auch noch. Deswegen geht es für ihn zurück zur Surfschule, das Gift abkratzen und Essig drauf. Man bin ich froh, dass ich nicht an seiner Stelle bin. Normalerweise müsste das eigentlich mir passieren (:
Caro und ich surfen noch ein paar Wellen bis ich die letze Welle bis zum Strand surfe. Das Gefühl war toll und die Session hat mega Spaß gemacht, ich muss aber sagen, dass es mir fast ein bisschen zu leicht war; nächstes mal ein kleineres Board oder größere Wellen 🙂 Zum Reinkommen war das aber alles supidupiduu. Mich hat ein bisschen gestört, dass ich mir die Wellen nicht selber aussuchen konnte. Obwohl das ja gleichzeitig supergut ist, weil der Guide weiß, welche Wellen gut sind. Aber ich glaub, ich hab hier einen zu großen Freiheitsdrang haha nächstes Mal leihe ich mir einfach ein Board aus. Außerdem hat der Guide immer viel zu leise gesagt, welche Welle ich jetzt nehmen soll und dann wurde ich plötzlich angeschoben. Kam immer sehr überraschend, sodass ich mich nie vorbereiten konnte und er hat es auch nicht geändert, nachdem ich ihm das schon dreimal gesagt hab. Fand ich ein bisschen schade.
Aber das hört sich jetzt alles sehr negativ an, die Session insgesamt war super cool und ich komme definitiv nochmal zurück.
Beim Rausgehen fliegen über uns eine Möwe, ein Hubschrauber und ein Flugzeug. Daneben die wunderhübsche Sonne. Irgendwie verrückt nahezu alle verschiedenen Flugobjekte an einem Ort vereint zu sehen. Die Möwe, die krächzt, der Hubschrauber, der brummt und das Flugzeug, das man nicht hören kann, weil es viel zu weit weg ist. Finde ich irgendwie cool dieses Zusammenspiel.
Danach geht’s ab nach Hause – Klemens ist versorgt.
Zuhause koche ich erstmal Essen und hab aber irgendwie noch erstaunlich viel Energie. Ich bin zum Karaoke eingeladen, hab mich aber noch nicht entschieden, ob ich da hingehe.
Ich mache gute Musik an und verliere mich total in meinem Reiseblog-Schreiben. Es ist irgendwie verrückt, manchmal stocken die Worte so sehr, dass ich überhaupt keine Lust hab zu schreiben und Jahrzehnte brauche.
Und manchmal habe ich das Gefühl, dass die Gedanken und Worte direkt aus meinem Kopf auf die Tastatur und den Bildschirm fliegen – ohne jegliche Anstrengung, ohne jeglichen Stress. Das genieße ich total.
Irgendwann kommen andere Volunteers in die Küche und unterhalten sich ziemlich laut. Da flüchte ich auf die Terrasse und frage mich, warum ich das hier bisher so selten gemacht habe. Irgendwie hält mich immer etwas an dem Esstisch drinnen. Anstatt draußen an der frischen Luft auf unserer wunderschönen Terrasse zu sitzen.
Dort bin ich auch alleine und ich schreibe mit guter Laune munter meinen Blog weiter – ich muss immer noch 2 Tage nachholen.
Der Wind weht mir ins Haar, ich habe einen dicken Pulli an und genieße einfach das tolle Licht.
In der Zwischenzeit geht die Sonne unter und der Ausblick ist atemberaubend. Immer wieder unterbreche ich mein Schreiben, stelle mich auf einen alten Plastik Gartenstuhl, genieße den Wind, breite die Arme aus und fühle mich als würde ich bald abheben. Dieser Ausblick mit den verschiedensten Facetten von Orangetönen, dem noch blauen Himmel, dem Licht des Tafelbergs, der sich vor mir erstreckt, – da kann man gedanklich nur losfliegen.
Dabei entdecke ich auch, dass man sich beim Nachbarn auf das Garagendach setzen kann, weil das direkt angebunden an unser Terassengeländer ist. Das werde ich auf jeden Fall die Tage Mal auschecken.
Ich sitze auf dem Palettensofa, genieße das Schreiben, ich stehe auf dem Plastikstuhl, genieße den Ausblick. So abwechselnd wird es langsam dunkel und der Abend klingt wunderschön aus. Ich entscheide mich gegen das Karaoke. Mein Schreiben unterbreche ich dann bald, weil ich fast gar nichts mehr sehen kann.
Dann wird ein bisschen mit Thomas gefacetimet – ein schönes Stückchen Zuhause und ich gehe ausgelassen und fröhlich schlafen 🙂
Bussi Bussis,
~Maite

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