Surfen, Open Mic Night und eine spannende Abendbegegnung

Morgens werden ich vom Wellenrauschen und der Morgendämmerung um 6 Uhr geweckt. Wow, was ein Ausblick vom Bett aus. Ich drehe mich noch ein paar Mal um und schaue dann dem sich verändernen Licht draußen auf dem Meer zu. Man sieht nicht die aufgehende Sonne, aber trotzdem, wie sich der Himmel verändert, um den Tag zu begrüßen. Ayyy wie schön. Ich liege noch ein wenig im Bett und schreibe an meinem Reiseblog, dann stehen Caro und ich auf und machen Frühstück. Draußen auf der Terrasse mit Blick aufs Meer :‘)
Ich muss mich eigentlich kneifen.
Heute wollen wir einen Strand-/Surftag machen und mal schauen, was der Rest dann so bringt.
Zunächst verlängern wir auf jeden Fall unseren Aufenthalt in diesem Hostel und bleiben noch eine Nacht länger. Hier könnte man auch die vollen 3 Monate bleiben.
Auf der Terrasse sitzend wird dann vom Barmenschen noch ruhige Jazzmusik angemacht und der Vibe ist perfekt.
Im Zimmer treffen wir einen Italiener, der mit uns zum Strand fahren möchte. Da schließt sich dann auch noch ein Brite an und auf geht’s zum Beachyyy.
Der Strand ist wunderschön – überall drum herum ist es traumhaft grün. Ich möchte mir heute ein Surfboard leihen und suche einen Surfshop. Hier an der „Promenade“ gibt es keinen, aber eine WhatsApp Nummer, der man schreiben kann, wenn man ein Board leihen möchte. Wir sind oben an einem Surfshop vorbeigefahren, das wird dann wohl der sein. Zu meiner Enttäuschung stellen wir fest, dass Loadshedding ist und wir deswegen kein Netz haben. Dementsprechend können wir dem Rental Typen auch nicht schreiben und beschließen erstmal am Strand zu bleiben. Nach einer halben Stunde Leuten beim Surfen zuschauen, kribbelt es bei mir so sehr in den Füßen, dass ich Caro frage, ob sie mich zum Surfshop oben fahren kann. Da sagt die liebe ja und wir düsen mit dem Auto den Berg wieder hoch. Ich leihe mir einen Neoprenanzug und frage den Surfmenschen, ob es sinnvoll ist, schon von einem kleinen Softboard auf ein Hardboard zu wechseln. Da bietet er mir an, dass ich es mit einem Hardboard ausprobieren soll und ansonsten auf ein Softboard zurückwechseln kann. MEGA!! Ich freue mich und ab zurück zum Strand. Die beiden Boards sind schon vorher zum Strand gebracht worden- da gehe ich hin und schnappe mir das Hardboard. Ay alleine das zu tragen fühlt sich so viel cooler an haha.
Kurz aufgewärmt und ab rein ins Wasser. Auf der Toilette treffe ich vorher noch eine Surferin, die ich frage, wo ich am besten reinpaddeln und wie das so ist für eine Anfängerin etc. Sie meint, dass die Wellen heute nicht so groß und ganz gut für Anfänger:innen sind. Yipiieee und sie erklärt mir ein wenig die Strömung. Mit dem Wissen paddele ich rechts am Peer raus aufs Meer. Das klappt schonmal ziemlich gut. 🙂 Zwischendurch nehme ich meine erste kleine Welle mit dem Hardboard und bemerke, dass das echt ziemlich gut funktioniert. Ey wie cool, das ist gar nicht so instabil wie ich dachte.
Mit gestärkter Motivation paddele ich weiter nach draußen und beginne, überfordert zu sein.

Ich habe keine Angst vor der Größe der Wellen oder meinem Surfboard. Ich habe Angst, dass ich anderen Leuten im Weg bin, dass ich ihnen auf die Füße trete. Ich kenne theoretisch die „Vorfahrtsregeln“ und so weiter, aber im Wasser dann schnell aus dem Weg zu kommen oder den Überblick zu haben, fällt mir überhaupt nicht leicht. Ich sehe jemanden auf mich zu surfen, aber weiß nicht, wie ich ihm denn jetzt aus dem Weg gehen kann.
Einmal paddele ich eine Welle an – jemand anderes neben mir auch. Ich breche ab und lasse ihn die Wellen nehmen. Da sagt ein Local zu mir, dass das doch meine Welle gewesen wäre. Ja, das dachte ich auch, aber ich war mir eben einfach überhaupt gar nicht sicher…
Ein paar Wellen paddele ich an, bei den meisten falle ich rein, manche klappen aber auch gut:)
Aber das Gefühl von Im-Weg-Sein ist mir irgendwann zu viel und ich geh erstmal wieder raus.
Ich bin super frustriert, weil es nicht an meinen Surfkünsten scheitert, sondern einfach daran, dass ich Angst vor den anderen Surfern habe.
Jetzt hab ich hier für 30€ den ganzen Tag das Surfboard neben mir liegen und traue mich nicht ins Wasser.
Ich esse erstmal was und lese ein wenig. Dann sehe ich immer mehr Surfer aus dem Wasser kommen. Irgendwann sind nur noch um die 10 Surfer drinnen und ich nutze meine Chance, sammele mich zusammen und gehe nochmal rein.
Ich paddele nach draußen und nehme eine Welle, die mich wieder ein Stückchen weiter Richtung Strand trägt. Da merke ich, dass es hier drinnen mittlerweile auch ein paar Wellen gibt, die man anpaddeln kann – ohne dass da schon fünf Profisurfer draufstehen. Manche sind dann schon nur noch Weißwasser, aber manche kann man auch noch grün Surfen. Hier bleibe ich erstmal und lerne das Board kennen. Pop-Up und alles klappt wunderbar und ich bekomme richtig Spaß am Surfen. Ich kann immer ein bisschen justieren, verstehe wie das Board läuft und hab ein Erfolgserlebnis nach dem anderen. Das ist echt schön. Ich merke aber auch, dass das hier ein wenig zu leicht für mich ist. Irgendwie brauche ich aber Hilfe oder eine Zwischenstufe zwischen dem da draußen und dem hier. Oder ich muss mal mit jemandem Surfen gehen, der sich auskennt und mir Tipps geben kann.
Irgendwann gehen zwei Anfänger Surfer mit einem Coach ins Wasser und ich dümpele immer mal wieder so ein bisschen neben denen herum. Irgendwann gebe ich dem einen, der super sympathisch aussieht, ein paar Tipps. Da bedankt er sich und erwidert, dass ich echt gut surfe.
Da erzähle ich ihn von meinem Problem, dass ich so zwischendrin hänge. Er sagt, sein Bruder da – der Surfcoach – ist Profisurfer und stellt ihm mich und mein Problem vor. Da unterhalte ich mich ganz nett mit ihm und er meint, wenn ich dieses Board handlen kann, bin ich definitiv bereit, um da raus zu gehen. Beide geben mir nen Tritt in den Hintern und ermutigen mich, nochmal da raus zu gehen. Der Surfcoach sagt auch, dass die Locals hier ziemlich freundlich sind im Gegensatz zu anderen Stränden – das gibt mir auch noch etwas mehr Sicherheit.
Der Anfänger Surfer ruft mir, als ich schon am Lospaddeln bin, noch zu, dass ich alle die mir blöd kommen, zu ihm schicken soll und er sie dann fertig macht. So lieb – happy über tolle Menschen paddele ich tapfer gegen die Wellen an.
Ich paddele vorbei an einem Vater, der seinem kleinen Sohn surfen beibringt und halte mich auch ein bisschen an die beiden. Der stolze Papa erklärt seinem kleinen Jungen einige Dinge und ich höre fleißig zu. Ich sage ihm bei einem Thema, wo ich eine Nachfrage hab, dass ich heimlich zugehört hab und ob er mir da noch kurz was erklären kann und das macht er freundlich und mit einem liebevollen Elan. Ich bedanke mich herzlich und weiß jetzt schonmal wenigstens theoretisch, wie ich am besten surfenden Surfern aus dem Weg paddeln kann. Die Praxis ist dann wieder etwas anderes, aber damit kann ich ja immerhin arbeiten 😉
Ich halte mich ein wenig abseits vom besten Spot und warte auf die Wellen, die keiner von den Prosurfern nimmt, und das klappt echt ganz gut eigentlich. Ich hoffe immer, dass die Menschen, die Welle nicht kriegen (eigentlich ein bisschen gemein) aber so bekomme ich hin und wieder meine Chance 🙂 und falle ein paar Mal rein – erwische aber auch ein paar Wellen, bei denen ich mich fühle wie eine junge SURFGÖTTIN. Haha 😉
Caro sitzt in der Zwischenzeit 2 Stunden lang am Strand und unterhält sich mit unserem britischen Neuzugang – der Italiener ist schon vor einiger Zeit zurückgelaufen, weil er einen Business Call hat.
Der Brite ist etwas komisch, hat weder Handtuch noch Badehose dabei und buddelt die ganze Zeit seine Wasserflasche in den Sand ein, – ist aber ein sehr netter Kerl.
Irgendwann merke ich wie meine Arme schwer werden und wie vor allem mein Nacken das ständige Obenhalten und Wellen suchen nicht mehr mitmachen will. Ich fühle mich als hätte ich Zehn Zentner auf dem Rücken.
Mit dieser Last auf den Schultern, die es aber keineswegs schafft das Freiheits- und Glücksgefühl über diesen Ort und das Surfen auf den Boden zu drücken, schnappe ich mir die letzte Welle und düse glücklich zurück zum Strand.
Caro und unser britischer Freund Callum empfangen mich freudig. Das Wetter hat etwas zugezogen und draußen ist es ziemlich frisch.
Ich merke die Erschöpfung vom Surfen und lege den ausgezogenen Neo und das Board in den Sand und renne ins Wasser. Das mache ich immer nach dem Surfen, weil sich ohne Neoprenanzug alles plötzlich so frei anfühlt – und man noch leichter im Wasser schwebt.
Ich genieße die rieisige wundervolle Vielfalt des Meeres. Dass ich den ganzen Vormittag auf den Wellen gestanden haben und gekämpft habe, diese und meinen Körper zu kontrollieren. Und im Gegensatz dazu nun einfach nur die Gewalt des Wassers über mich ergehen lasse. Ich tauche ohne jegliche Körperspannung unter den Wellen durch und lasse mich einfach treiben. Ich schwebe und gleite durch die Wellen – so, dass ich es kaum glauben kann. All die Anstrengung – physisch und psychisch – wird vom Ozean weggespült und ich schaue mir unter Wasser die wechselnden Blautöne der vorbeiziehenden Wellen an. Erst ist es dunkelblau, dann wird alles weiß und bräunlich durch die Nähe zum Sand – bis eine weiße Welle alles aufwirbelt und weiße Seifenblasen durchs Wasser schickt. Im Anschluss daran wird alles wieder klarer und türkiser bis es nach der Welle immer heller wird bis ich wieder in die Realität, ins Überwasserleben auftauche.
Caro kommt mich im Wasser besuchen und nachdem wir ein bisschen weitergeplantscht haben geht es zurück ans Ufer und bald auch zurück ins Hostel.
Caro übernimmt das Kochen nachdem wir beide geduscht haben und ich kann mich mit meinem Büchlein zurücklehnen – das ist toll hihi.
Nach einer tollen Lesezeit kommt Caro mit einem wundervoll gezauberten Couscous Salat und wir suchen uns ein ruhiges Tischlein mit Meerblick.
Da wir den Tag über nicht so viel gegessen haben, ist dieser Salat das reinste Fest und ich bin unfassbar glücklich. Ich kann förmlich spüren wie das Essen das Loch in meinem Magen verschließt und es schmeckt unfassbar gut noch dazu.
Hell yeah!!
Aufgegessen, abgespült und ab in die Zivilisation zu den anderen Menschen. Heute ist Open Mic Night im Hostel – Musiker:innen kommen und es gibt Live-Musik. Wer möchte, kann sich auf einer Liste eintragen und bekommt für 1,2,3 Lieder die Bühne. So darf jeder mal drankommen. Das ist ein total cooles Konzept.
Die „eigentliche“ Band beginnt und spielt wahnsinnig außergewöhnliche Instrumente, es macht echt Spaß dabei zu zu schauen. Ein Didgeridoo, diese Klangschale, deren Namen ich nicht weiß, eine Art Gitarre mit anders gespannten Saiten und vieles mehr. Die Musik ist super außergewöhnlich, aber echt cool – alle sind gut drauf, alle haben Bock.
Caro und ich beenden unsere Backgammon Runde und hören danach einfach nur zu. Wir sind beide total platt vom Tag und die Gesellschaft ist fast ein bisschen zu viel, aber trotzdem ist die Musik super cool. Als nächstes singt ein älterer Herr und fühlt sowohl das Singen als auch das Tanzen aus vollem Herzen und es ist ein Fest dabei zu sein. Weitere Sänger:innen, Gitarrist:innen und viele andere Musiker:innen haben ihren eigenen kleinen tollen Moment auf der Bühne und begeistern die Leute mit ihrer Musik.
Bald ist Loadshedding vorbei und Caro und ich nutzen das Internet, um unser nächstes Hostel zu buchen – morgen geht es nämlich weiter.
Wir legen uns ins Hochbett und googlen, wo es jetzt hingeht. Ich kann meine Augen fast nicht mehr aufhalten und nicke fast über meinem Handy ein. Es ist noch nichtmal 9 Uhr.
Plötzlich wird Caro neben mir unfassbar angespannt – schreit mich an ‚MAITE STEH AUF – BEWEG DICH NICHT. BEWEG DICH NICHT, ABER SETZ DICH HIN.‘ Nimmt meinen Arm und zieht mich auf dem Hochbett ins Sitzen. Ich check gar nichts, bin total perplex und denk, die ist irre geworden. Sie zeigt hinter mich und ich sehe, dass über der Stelle, an der mein Kopf gelegen hat, eine Monster Spinne an der Wand klebt. Ich packs gar nicht mehr und das Lachen bricht nur so aus mir heraus wegen Caros Reaktion. Nicht weil ich die Spinne nicht auch gruselig und eklig finde, sondern weil diese ganze Situation einfach so absurd ist.
Ich buche erstmal das Hostel zuende und Shit – dann müssen wir uns irgendwie dieser Situation stellen. Mit dieser Spinne einschlafen ist absolut keine Option, das heißt die muss irgendwie weg.
Selber wegmachen ist die nächste absolut undenkbare Option; also bleibt nur noch: Hilfe holen. Meine Aufgabe ist es, die Spinne zu beobachten und Caro macht sich auf den Weg, einen Retter zu suchen.
Der erste Mensch, den sie trifft, ist ein Küchenmann und der kommt mit seiner Schürze und seiner Haube bekleidet in unser Zimmer. Ich kann schon nicht mehr vor Lachen, dazu kommt noch ein anderes Mädel aus unserem Zimmer – bewaffnet mit einem Besen und einer Kehrschaufel.
Der Haubenmann holt noch einen leeren Bierkasten, sodass man in Hochbetthöhe kommt, keiner von uns traut sich jedoch so richtig da ran. Bis ein anderer Held aus unserem Zimmer aufwacht – ein ca. 50-jähriger Kalifornier – der sich heldenhaft in den Kampf begibt.
Er klettert auf unser Hochbett und fängt die Spinne mit einer Schüssel ein. Beim Einfangen krabbeln erst noch ein paar Beine draußen herum und Caro und ich springen zur Seite. Das mit der Schaufel bewaffnete Mädel benutzt mich als Schutzschild und ich bedanke mich herzlich sarkastisch bei ihr.
In der Zwischenzeit schiebt der kalifornische Held Papier unter die Schüssel und WEIT WEIT WEG vom Balkon runter damit.
Wieder wach von der ganzen Aktion gehen Caro und ich Zähne putzen. Ich nehme meine heute neu gekaufte Zahnpasta und bin bereit zum Rausdrücken, als ich sehe, dass die Zahnpasta hinten geplatzt ist.
Nach kurzer Verwirrung merken wir, dass unser Held beim Spinnenentfernen auf die Tasche draufgetreten ist und die Zahnpasta dran glauben musste. HAHAHAHA
Ein Opfer, was ich definitiv bereit bin zu zahlen. Zähne geputzt und ab ins Bett mit süßen Träumen – hoffentlich ohne weitere Spinnenbegegnungen.
Bussi Bussis,
~Maite

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