Freitag. Ich wache wieder um 6 Uhr morgens auf – es ist einfach zu hell draußen. Nach 2 Mal umdrehen habe ich keine Lust mehr und stehe auf. Ich schnappe mir mein Buch und setze mich nach draußen auf die Terasse. Alles ist so friedlich, die Sonne scheint mir ins Gesicht und ich kann das Meeresrauschen hören. Kein Stress, keine negative Energie – nur ic, mein Buch und der nasse Tau auf dem Terassentisch. Ich lasse mich einfach in mein Buch fallen, genieße die Ruhe und begrüße den Tag.
Nach etwa 20min gesellt sich Caro mit ihrem Buch dazu und wir lassen den Tag zusammen starten. Bald habe ich Hunger und wir holen unser Frühstück zu unserer Zweisamkeit dazu. Apfel, Banane, Müsli und Milch – das perfekte Frühstück überall auf der Welt. Dazu gibt es für mich ein Avocadobrot – Brot kann man dieses trockene, weiße Ding hier aber eigentlich nicht nennen. Ich freue mich aber über die Avocado.
Wir packen nach dem Essen alle unsere Sachen zusammen, verabschieden uns und düsen weiter nach Knysna – der nächste Stop. Wir halten auf einem verlassenen Parkplatz – Buffals Bay. Hier soll es einen Wanderweg zum Strand geben. Wir haben allerdings kein Netz, um das so richtig herauszufinden. Außer uns steht noch ein weiteres Auto auf diesem verlassenen Parkplatz. Und an der Seite befindet sich eine Art Cafe, das auch eher leer und verlassen aussieht.
Wir finden eine Karte und sehen anschließend auch ein Schild, das den Weg zum Hiking Trail weist.
Also werden alle Sachen aus dem Auto zusammengesammelt und los geht die Wanderung. Irgendwie fehlt mir ein wenig die Energie, ich bin super k.o. und meine Beine fühlen sich echt schwer an. Der Wanderweg startet – Caro geht vorraus. Wir laufen durch wunderschöne Wälder, traumhafte Natur und wechseln immer wieder zwischen ruhigem Wald und Abschnitten, an denen man das laute Meeresrauschen hören kann.
Ich bin super ausgelaugt trotz der wundervollen Athmosphäre und Caro bemerkt, dass ich etwas Zeit für mich alleine brauche. Ich lasse mich einfach ein wenig zurückfallen, weil ich auch nicht schneller wandern kann und Caro geht in ihrem Tempo weiter und wartet erst an späteren Stellen auf mich. So ergänzen wir uns einfach perfekt – jeder kann mal einen Moment in seiner eigenen Welt verbringen. Ich spüre den schweren Rucksack, der auf meine Schultern drückt und schweife mit meinen Gedanken ganz woanders hin. So folge ich Stück für Stück dem Weg bis Caro irgendwann doch auf mich wartet und mich mit einem Lächeln empfängt. Wir sind an unserem Zwischenziel angekommen – einem zauberhaften, verlassenen, endlosen Strand. Man sieht hier und da mal ein Menschlein, aber die sind alle super weit weg oder spazieren hier kurz mal vorbei. Wir legen uns an ein süßes Plätzchen und fangen an zu lesen. Ich komme nicht so weit bis mir über den Seiten meine Äuglein zufallen und ich ein Nickerchen mache. Ich glaube, ich habe einfach echt zu unruhig geschlafen, deswegen war ich auch beim Wandern so kaputt. Als ich vom Schlafen aufwache, habe ich keine Ahnung, wie lange ich weg war und fühle mich als wäre ich in einer anderen Welt gelandet. Es ist unfassbar heiß und die Sonne brennt auf meiner Haut. Ich esse ein paar Oliven und dann düsen Caro und ich schnell ins Wasser. Die Erfrischung und das kühle Nass bringen in mir das Leben zurück und ich fühle mich fast wie Neugeboren. Ich lege mich flach ins Wasser – es ist gerade Ebbe – und lasse die kleinen Wellen über meinen Kopf hinüberrollen. Genug erfrischt geht es zurück zum Platz, noch etwas lesen und dann laufen wir am Strand zurück zu unserem Parkplatz. Zunächst kommen wir an einem kleinen Örtchen vorbei. Dieser Ort strahlt Ruhe und Frieden in Person aus. Niemand ist hier gestresst oder schlecht gelaunt. Es fahren kaum Autos – es gibt keine Eile hier. Ein kleines Restaurant, eine kleine Eisdiele und nur glückliche Gesichter. Einige Menschen haben ganze Sonnenschutz-Zelte am Strand aufgebaut und freuen sich über ihren erzeugten Schatten. Wir spazieren durchs Dorf und landen danach wieder am Strand. Vorbei an Felsen, Muscheln und dem Meer – auf der anderen Seite grüne Wiesen und Sträucher. Im Sand sehe ich plötzlich kleine Krabben die mich total faszinieren. Die haben eine Spiralmuschel als Haus und unten drunter aber einen wabbeligen Jelly Körper. Mit kleinen quallenartigen Bewegeungen ziehen sie ihre Spuren durch den Sand – kleine Babys haben sie auch dabei, die umso zartere Spuren auf dem nassen Strand hinterlassen.
Sobald eine Welle kommt, verbuddeln die sich ganz schnell im Sand, lassen diese vorüberziehen und tauchen dann wieder langsam auf. Ich frage mich, wieviele dieser kleinen Wesen wohl gerade unter mir sind. Je länger man in den Sand schaut, desto mehr kleine Sandspuren und Andeutungen von Muschelhäusern kann man entdecken. Caro ist schon längst weitergegangen, weil ich wie ne Irre hier gefühlt 20 Minuten meinen Blick nicht lösen kann. Irgendwann schlendere auch ich weiter – vorbei an Möwen, Felsen und Wellen. Bald sehen wir wieder eine Zivilisation – Menschen liegen im Schatten ihrer Sonneschirme und unterhalten sich oder schauen aufs Meer hinaus. Caro wartet hier auf mich und wir gehen zum Parkplatz. Aus dem verlassenen, einsamen Parkplatz heute früh wird ein vollbeparkter, belebter Ort und das Beach Restaurant ist mit ein paar Menschen gefüllt, die die Sonne, einen Kaffee und Essen genießen.
Wir entscheiden uns ebenfalls für einen Kaffee. Ich trinke einen Eiskaffee – Caro einen Capuccino – und wir spielen eine Runde Backgammon.
Mal wieder ein traumhafter ruhiger Ort, Sand an den Füßen und neben uns eine Familie mit zwei kleinen Kindern, die spielend den Tag verbringen.
Ich lese noch eine Runde und bestelle mir eine kleine Portion Avocado-Sushi. Nur als kleiner Mittagssnack 🙂
Danach geht es weiter zu Knysna Heads, das auf dem Weg zu unserem Hostel liegt und ein wunderschöner Aussichtspunkt sein soll. Dort angekommen werden wir keinesfall enttäuscht. Eine kleine Bucht, an die Felsen klatschende Wellen, Holzplanken und unendliche Natur. Wir setzen uns dort auf eine Bank, lesen und Essen ein paar Weintrauben und Möhren mit Hummus. Ich glaube, dass ich eine Seerobbe sehe. Da ich sie nur ein Mal und ganz kurz sehe, bin ich mir allerdings nicht sicher, ob es nicht doch etwas anderes war.
Als es etwa 17 Uhr wird, machen wir uns wieder auf den Weg, da wir noch Einkaufen und dann bald im neuen Hostel einchecken wollen.
Halbe Stunde Autofahrt, ein paar Sachen eingekauft und schon wird im Hostel eingecheckt. Wir fühlen uns hier wie zuhause, alles sieht eher aus wie ein riesiges Wonzimmer. Die Frau, die das Hostel betreibt ist ein einziger Engel und super süß. Sie bietet an, dass wir bei ihrem Essen mitessen dürfen. Es riecht super gut, wir haben aber Lust auf unser gekauftes Pitabrot und dazu auch tiefgekühlte Dinge gekauft, deswegen lehnen wir dankend ab.
Wir kochen gemütlich und mampfen dann draußen unser Pitabrot. Unser Hostelzimmer ist voll belegt. Ein netter Spanier, zwei deutsche Mädels und eine deutsche 57-jährige Anke.
Wir unterhalten uns alle noch ein wenig, sitzen an dem tollen Ort hier zusammen und genießen das Leben. Ich rette noch eine Spinne von meinem Kopfkissen – das ist ja jetzt alte Schule und bei der Größe schaffe ich das sogar selbst. Danach kann es ins Bett gehen – Caro und ich liegen in entfernten Hochbetten, ein ganz komisches Gefühl – normalerweise ist ihr Gesicht immer ganz nah bei mir. Aber gut – schonmal Entwöhnung für in 2 Wochen… :‘)
Nachdem ich ein wenig Reiseblog geschrieben und etwas gelesen habe, geht es für mich in die Heia und ich denke, ich kann jetzt friedlich einschlummern. Die Mücken und das laute Quietschen des Bettes haben einen anderen Plan für mich, also bin ich schonmal bis ca 2 Uhr wach. Die Mücken haben langsam aufgehört, aber das Mädchen unter mir macht auf einmal totale Faxen. Sie macht ihre Taschenlampe an, dreht sich tausend mal um, geht auf Toilette, läuft im Zimmer hin und her, versucht die Tür aufzuschließen. Ich – in meinem halben Delirium – verstehe überhaupt nichts und frage sie, ob alles in Ordnung ist. Sie fragt mich nach Einschlaf- oder Schmerztabletten – ihr geht es wohl gar nicht gut. Ich verneine, gebe ihr aber etwas von meinem Wasser. Mittlerweile ist außer dem seelenruhig schlafenden Spanier das ganze Zimmer wach und sie fragt alle nach Schmerzmitteln. Als wir ihr alle nicht helfen können, verlässt sie irgendwann das Zimmer und wir sind alle halb schlafend total verwirrt. Ein komischer Mensch. Wie ich am nächsten Morgen von Caro erfahre, wäscht die auch noch um 5 Uhr morgens ihre Wäsche – what the hell.
Nachdem sie mit Taschenlampe die Balkontür offen hatte, begleitet mich wieder eine Mücke in meinem Bett. Unter dem Einfluss von den drei ??? versuche ich, trotzdem noch etwas Schlaf yu bekommen. Das klappt nicht so gut – um 07:30 wache ich verklatscht und unausgeschlafen auf. Auf den Tag freue ich mich aber trotzdem.