Sonntag. Wir wachen auf in unserem wunderschönen großen Doppelbett, frühstücken an unserem kleinen Tischlein vor der Tür und auf geht’s zuuuuum Bungee-Jumping. Davor wird noch schnell eingekauft, denn nach dem Springen fahren wir weiter in einen kleinen Ort, in dem es wohl keine großen Supermärkte gibt.
Caro fährt mich hin, will selber aber nicht springen – hat Höhenangst und springt nichtmal vom 1 Meter Brett, also hilft auch meine gesamte Überredungskraft nicht. Den ganzen Morgen ist Caro auch aufgeregter als ich und fragt mich die ganze Zeit „Bist du schon nervös?“ 🙂 Ich antworte darauf, dass ich in meinem Kopf noch nicht nervös bin, aber dass sie die Fahrt bestimmt mit einer völlig überdrehten Maite überleben muss, weil mein Körper das immer als erstes merkt. Oh je denkt sich Caro und unter lauter Motivationsmusik geht es zum Bungee-Jumpen. Ich kann es kaum erwarten und die volle Autofahrerin hat Caro eine grinsende Beifahrerin.
Auf dem Weg fahren wir über eine riesige Brücke und ich schreie zu Caro „Schau Maaaaal“ – auf der rechten Seite kann man das Meer sehen, auf der linken Seite wundervolle baumbewachsene Berge und endlose Natur. Ich freue mich über die Brücke – ohne das Wissen, dass das die Brücke sein wird, von der ich mich in weniger als einer Stunde in eine Schlucht stürzen werde.
Angekommen sind alle Menschen um diesen Ort herum schon total aufs Bungee-Jumpen eingestimmt, man wird gerfragt, ob man Angst hat, sich freut oder oder.
Angst ist bei mir noch nicht da, nur unendliche Lust und Freude. Man sieht eine andere Person von der Brücke springen und auch die Base, von der es später ans Fliegen geht. WAHNSINN diese Brücke ist so groß und der Ausblick von hier einfach schon atemberaubend. Ich registriere mich, werde gewogen und bekomme einen Tag auf die Hand, sodass die Crew mich erkennt. Ich werde Marvin zugeteilt – einem zuckerzuckersüßen Guide, bei dem ich mich sofort so gut aufgehoben fühle. Er ist ununterbrochen nur am Lächeln, hyped mich total hoch und man kann einfach spüren, wie viel Spaß er an seinem Job hat.
Er versorgt mich mit einem Gurt und teilt mir mit, dass wir noch auf die Rückkehr der vorherigen Gruppe warten und es dann losgeht. Mit mir im Team sind zwei aufgeregte Asiaten und ein sympathischer, deutscher Fabian. Mit denen stürze ich mich gerne gemeinsam ins Abenteuer 🙂
Nachdem ich noch ein bisschen mit Caro gequatscht und die Größe der Brücke auf mich wirken gelassen habe, schnappt mich Marvin und das Abenteuer kann losgehen.
Zunächst geht es über einen kleinen Fußweg näher heran an die Brücke und Marvin gibt uns die wichtigsten Instruktionen für den Sprung: Wie man abspringen muss, was man beachten muss, Schuhe fest zubinden und so weiter.
Dann geht es auch schon los und der Spaß beginnt mit einer Zipline, die dich zur Basis der Brücke bringt. Helm aufgesetzt, angeseilt und psijouu ab geht die Fahrt. Ich baumle in 216 Metern Höhe mit Armen und Beinen in der Luft – um mich herum Felsen, das Meer, Bäume, ein Fluss und wunderschönste Natur. Das Gefühl von Freiheit und Fliegen, das man in diesem Moment hat, ist unmöglich in Worte zu fassen. Niemand hält dich zurück – keine Sorgen, keine Probleme – es gibt nur dich und die unendliche Freiheit – das Schweben über dem Nichts.
Allein für diese Zipline hat sich das schon unfassbar gelohnt und ich möchte direkt nochmal. Dass der Sprung als nächstes kommt, ist aber eine super Vertröstung ;). Helm in einen Korb geschmissen, auf die anderen drei gewartet, die mit der Zipline zu mir herüberfliegen und dann steht dem Sprung so gut wie nichts mehr im Wege.
Fabian wird von den Guides ausgewählt und springt als erstes. Zuerst finde ich es ein klein wenig „schade“, dass ich nicht als erstes springe, denn da weiß man da ja immer gar nicht, wie es abläuft. Im Endeffekt bin ich super froh drüber, weil der Sprung von Fabian meine Aufregung sogar verstärkt hat. Zu sehen, wie die Guides dich anschreien und motivieren mit „5,4,3,2,1 BUNGGEEEEEEEE“ und wie sich Fabian da die Brücke runterstürzt, macht mich sogar nervöser. Allgemein lache ich da oben die ganze Zeit – ich hätte nicht gedacht, dass ich so zappelig bin. Ich freue mich aber über dieses Adrenalin und die positive Panik. Das sind Gefühle, die man nicht so oft erleben darf. Oben auf dieser Plattform ist es echt frisch, der Wind pfeift an uns vorbei und treibt mir Gänsehaut auf die Haut. Ich frage mich, ob das Zittern und die sich aufstellenden Härchen von der Aufregung oder von der Kälte kommen. Bestimmt eine gute Mischung aus beidem.
Fabian ist wieder oben angekommen, für Maite geht es jetzt also los.
Marvin schnürt mich ein und erklärt mir, wie viele Tonnen dieser Gurt aushält. Ob das wirklich so beruhigend ist, wenn man sich kopfüber von einer Brücke stürzt? Da bin ich mir nicht so sicher. Aber jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Da meine Beine schon zusammengebunden sind, watschele ich wie ein Pinguin nach vorne zur Kante – Zehenspitzen vorne drüber. Ich breite meine Arme aus und mache mich bereit, wie ein eleganter Vogel in den Himmel zu fliegen. Erneut frage ich mich, was ich hier grad eigentlich mache ich Irre, aber viel Zeit für Gedanken habe ich nicht mehr. Ich habe das Gefühl, das Adrenalin sprudelt nur so durch meinen Körper hindurch und die Zeit vergeht wie im Flug. Auf einmal höre ich nur
„5,4,3,2,1 – BUNGGEEEEEEEE
Meine Gedanken hören auf. Und dann.
Springe ich.
Das Gefühl das mich dabei überwältigt ist wie eine riesige Wucht, die auf mich reinprasselt. Der Schrei, der meinen Körper verlässt, nimmt Dimensionen an, die ich nie in meinem ganzen Leben für möglich gehalten hätte.
Dieses Stadium von „WAS ZUR HÖLLE PASSIERT HIER GERADE“ schlägt in einem Bruchteil von Sekunden um in das größte Gefühl von Freiheit, das ich mir jemals hätte vorstellen können. Nur ich und mein Körper, der über einer Schlucht hängt und gerade von 216 Metern in die Tiefe gestürzt ist. Ich baumele in der Luft herum und fange aus tiefstem Herzen lautstark an zu lachen. Das Lachen hört man durch die Schlucht hindurch bis zu Caro hallen und drückt eine Mischung aus vollkommenem Glück, Freiheit und Unbegreiflichkeit aus. Die zehn Tonnen Adrenalin, die gerade durch meinen Körper geschossen sind, spielen eventuell auch noch eine Rolle dabei 😉
Unten beim Baumeln an diesem Seil, bekommt man schon einen ordentlichen Druck auf den Kopf. Man ist halt schon n ordentliches Stück geflogen und dann vom Seil an den Füßen abgebremst worden.
Das Gefühl, das mein Kopf bald explodieren könnte, beeinträchtigt aber nicht das immense Gefühl von Schwerelosigkeit, was ich an diesem Ort, in dieser Position gerade habe.
Bald kommt von oben mein Retter mit einem Strahlen zu mir herab geseilt, fragt mich wie’s war und gibt mir zwei Fäuste. Ich weiß nicht mehr, was ich gesagt habe, aber das Strahlen in meinem Gesicht spricht Bände.
Er kettet mich wieder an und gemeinsam werden wir nach oben gezogen. Da werde ich auch von einem grinsenden Empfangskomitee empfangen, das mich bejubelt und fröhlich in Sicherheit bringt.
Was ein Erlebnis- die Menschen an diesem Ort sind alle motivierend, herzig und lieb und genießen ihren Job wie nichts anderes. Das ist unfassbar toll.
Nach mir springen noch die zwei Asiaten und ich merke, wie sich mein Herzschlag langsam wieder verlangsamt. Das Grinsen auf meinem Gesicht wird mich aber mit Sicherheit noch eine Weile begleiten.
Nach den Abenteuern Zipline und Sprung folgt jetzt noch der Abschluss: Ein Skywalk an der Seite der Brücke in 216m Höhe. Wir spazieren da entlang und uns halten nur Gittermaschen unter und um uns herum davon ab, in die Tiefen der Natur zu versinken. Und ob ihr’s mir glaubt oder nicht. Das war der schlimmste Teil des gesamten Adrenalinausfluges. Ich habe mich nicht am Geländer festgehalten und nur nach vorne geschaut, sondern bin freihändig mit Blick nach unten über diese Brücke gewankt und mir ist wirklich schwindelig geworden. Bei zwischenzeitlichen Stopps mit Blick nach vorne und Griff ans Geländer war alles völlig normal. Aber dieses Herunterschauen in die unendliche Schlucht führt zu einer unfassbaren Orientierungslosigkeit und so richtig vertrauen tu ich ein paar solcher Metallmaschen irgendwie auch nicht. Ich weiß, es ist dumm, ich hab mich gerade im Vertrauen an ein Seil an meinen Füßen kopfüber in die Tiefe gestürzt. Aber trotzdem haha.
Der Skywalk ist jedenfalls auch eine super coole Erfahrung, trotzdem bin ich vielleicht auch ein kleines bisschen froh, als ich wieder festen Boden unter den Füßen spüre.
https://faceadrenalin.fldn.tv/93034204/73fa91?cid=595140
https://photos.app.goo.gl/AYEqAMjrxWWCS1w18
Auf dem Rückweg unterhalte ich mich mit Marvin noch über Caro, Freunde fürs Leben und Reisen. Dann ist das Kapitel Bungee-Jumping auch schon so gut wie vorbei. Ich gehe zur Registrierung und schaue mir das Video von meinem Sprung an – ich kann es kaum glauben. Das muss natürlich eingepackt werden, auch wenn diese Sachen wirklich immer unfassbar teuer sind… Aber gut – es ist auch wirklich schön gemacht.
Dann hole ich mir selbst noch eine Portion Pommes und ich gebe Caro einen Kaffee aus, weil sie mich hierher gebracht hat. Der Kiosk hier hat keine Oat Milk, deswegen hole ich die für Caro noch schnell aus dem Auto – ein Sprint hin – ein Sprint zurück, ich habe das Gefühl, meine Beine tragen mich jetzt überall hin, wo ich möchte.
Auf dem Weg zurück hält mich ein Straßenhändler auf, der typische afrikanische Dinge an Touristen verkauft. Er ist total nett, nimmt mich in den Arm etc. und erzählt dann, dass er seine Familie ernähren muss und so weiter. Total scheiße, wie die beiden Welten hier kollidieren… Kaufen möchte ich aber trotzdem nichts und muss ihn leider vertrösten. 🙁
Pommes und Kaffee verschlungen planen wir unseren weiteren Tag. Ab zum Auto vorbei am Straßenhändler. Er versucht Caro und mir, noch etwas zu verkaufen und nachdem wir beide ablehnen, schaut er mich eindringlich an und sagt „Ich hab dir doch von meinen Familien erzählt, die ich ernähren muss“ Er wird unfreundlich und Caro und ich gehen. Mir tut das immer unfassbar Leid, ich habe für diesen Sprung gerade so viel Geld gezahlt, das für ihn wohl lange seine Probleme löst… Gleichzeitig kann ich auch nicht an jedem Stand etwas kaufen.
Naja, die Welt ist nicht so toll manchmal.
Wir fahren weiter zum Tsitsikamma Nationalpark und wollen dort eine Wanderung machen. Auto geparkt und los geht’s zur berühmten Suspension Bridge. Eine Brücke, unter der Meer und Fluss aufeinandertreffen. Ein atemberaubender Ausblick WOW.
Immernoch beflügelt vom Bungee-Jumping renne ich über diese Hängebrücke. Der Ort ist logischerweise vollbepackt an Touristen, was aber nicht großartig stört, die zauberhafte Natur bietet eine hervorragende Ablenkung.


Das Ende der Brücke führt zu einem winzigen Strandabschnitt, der von kleinen Steinen bedeckt ist.
Viele Menschen machen da eine Rast und die Parkranger haben sogar einen kleinen Mülleimer aufgestellt – weil sie wohl die Menschheit kennen. Die Touristen schaffen es aber immer noch ein Level an Ekelhaftigkeit draufzupacken – der Eimer ist voll und wird drum herum noch von mindestens 20 Plastikflaschen verziert, die die Leute einfach daneben geworfen haben. Ich könnte kotzen.
Wir verschwinden in den Wald auf den Wanderweg hinter der kleinen Bucht, wo wir unsere Ruhe haben, weil die meisten Leute, nachdem sie ihren Müll hinterlassen haben, den Weg zurück antreten.
Caro und ich wandern durch wunderschöne Natur bis wir oben bei grünen Wiesen und einem Wald angelangen. Es ist uns ein Rätsel, wie es hier so lange warm und trocken sein kann und hier trotzdem die fruchtigste Natur blüht. Ab hier endet der Wanderweg für Day Visitors und wir setzen uns auf eine Holzplattform an unserem kleinen Gipfelchen und genießen Sonne und Aussicht. Alles ist so friedlich hier oben. Picknick und ein wenig lesen, dann bekommen wir Besuch vom deutschen Bungee-Fabian und seiner Freundin. Kleine Welt.

Nachdem wir noch eine Weile die Ruhe genossen haben, geht es auch für uns wieder runter, zurück über die Brücke ab zu unserer Susi.
Auf dem Weg vorbei am überlaufenden Mülleimer packe ich einige Flaschen in meinen Rucksack, da da noch ganz viel Platz übrig war. (Ich erzähle das an dieser Stelle nur, weil uns das später auf der Reise noch gutes Karma bringt 🙂 )
Zurück beim Auto machen wir uns auf den Weg zu unserem Hostel – wir beide sind ziemlich kaputt.
Das Hostel ist in einem kleinen Dorf, das dörflicher als Dorf ist. Alles ist mucksmäuschenstill, keine Autos, keine Menschen – nur das laute Vogelgezwitscher. Ich fühle mich ein bisschen wie bei Oma und Opa im Garten in Kaarst hihi.
Der Mensch vom Hostel ist super lieb, zeigt uns alles und bringt uns auf unser Zimmer, das wir heute Nacht alleine bewohnen werden.
Wir setzen uns noch ein wenig in die Sonne in den Garten und entscheiden uns dafür, morgen eine Kajak-Tour zu machen. Das bucht unser Hostelfreund – so kriegen wir sogar noch etwas Rabatt.
Super süßes kleines Zimmerchen. Wir springen beide unter die Dusche, ziehen uns an und beschließen, Essen zu gehen. Wir spazieren zu einem kleinen Restaurant, bei dem wir draußen im Garten an einem Tisch auf Rasen sitzen. Mehr Idylle geht glaube ich gar nicht. Wir spielen Backgammon – Caro bestellt sich einen Salat – ich eine Pizza.
Beide sind total k.o. vom Tag und labern auch nur noch Unsinn. Es ist eigentlich ganz lustig.
Bald wird es hier draußen aber echt frisch, wir zahlen und verlassen den Frieden auf Erden.
Die Anzahlung fürs Kajaken braucht unser Hostelmann in Bar – er hat uns in diesem Kaff den Weg zur ATM beschrieben. Mittlerweile ist es aber stockdunkel und als wir erfolglos sind, beschließen wir, morgen früh Geld zu holen.
Ab nach Hause ins Bett und nach einem unfassbar ereignisreichen Tag geht es für mich ab in die Heia. Das Bett ist ungemein bequem.
Bussi Bussis,
~Maite
Heyy sooo neidisch…will auch ❤️ Big Hug Mama
Big Hug zurück. Vermiss euch – denk immer an euch und hab euch beim Abenteuer dabei!!! <3