Montag. Wir frühstücken gemütlich in unserem Hostelgarten und freuen uns schon auf unsere Kajak-Tour. Dann machen wir uns auf dem Weg zur ATM. Die Wegbeschreibung, die uns der Hosteltyp gegeben hat, macht irgendwie keinen Sinn – als wir nach unserer Meinung am Ziel angelangt sind, ist weit und breit keine ATM in Sicht und wir sind etwas ratlos. Wir finden ein Infoboard und dazu eine Frau, die uns den Weg weisen kann und dies auch freundlich tut. Entweder wird sind maximal verwirrt oder der nette Hostelmann hat kompletten Quatsch erzählt. Naja nach einem länger als gedachten morgendlichen Spaziergang erreichen wir dann endlich unser Ziel, kehren zum Hostel zurück, zahlen die Anzahlung und packen unsere Sachen. Wir sind schon auf dem Weg zum Auto, als mir auffällt, dass ich vergessen hab die Plastikflaschen aus meinem Rucksack wegzuwerfen. Ich finde einen Mülleimer neben dem Hostel und leere meinen Rucksack wieder. Da meine Hände danach ein bisschen eklig sind, gehe ich nochmal in die Hostelküche zurück, um meine Hände zu waschen.Da entdecke ich unsere abgespülte, trocknende Tupperdose an der Spüle und packe diese noch schnell ein. Hätte ich die Flaschen gestern nicht eingesammelt, wäre Caros Tupperdose wohl hier geblieben. Angesichts der Tatsache, dass meine Tupperdose immer noch im ersten Hostel schlummert, wäre das ziemlich blöd gewesen. So hat man eine kleine gute Tat vollbracht und ist direkt dafür belohnt worden. 🙂 Ab zum Tsitsikamma NATIONAL PAAAARKKKK. Wir sind beide total hyped und super überdreht. Beim Kajak angekommen melden wir uns an, packen unsere Sachen in den Spind und freunden uns schon ein wenig mit einem Niederländer an. Dann sitzen wir noch in der Sonne bis die Instructions losgehen. Caro und ich haben eine riesige Tüte Karotten dabei und die Guides freuen sich wie ein Schnitzel als wir ankommen. Nachdem sie einen Blick auf unsere Möhrchen geworfen haben, stellen sie sich als Norman und Romeo vor. Wir bekommen einen Helm und eine Lifejacket und haben alleine daran schon unfassbar viel Spaß.
Als wir in der Theorie Kajak-Profis sind, hoppsen wir rein ins Boot und die Reise kann beginnen. Die wichtigste Instruction, falls ihr als meine Leser:innen auch noch was neues lernen wollt: „Shine bright like a diamond“
Ich sitze hinten und bin Captain. Meiner ernsten Rolle als Leaderin werde ich natürlich sofort gerecht und ich spritze Caro erstmal ordentlich.
Wir paddeln im offenen welligen Meer die Küste entlang. Das macht ja noch viel mehr Spaß als auf einem ruhigen Fluss. Manchmal springen wir über die Kronen der Wellen drüber – manchmal surfen wir mit unserem Kanu mit der Welle mit und fühlen uns aufgrund der immens ansteigenden Geschwindigkeit als wären wir Paddelprofis.
All dieser Spaß und diese Aktivität verstärkt unsere bereits bestehenden Glücksgefühle noch viel viel mehr und wir sitzen einfach nur im Kanu, paddeln und lächeln.
Aus dem Meer hinaus geht es anschließend unter der berühmten Suspension Bridge hindurch in den Flusskanal. Der Frieden, den dieser Ort verbreitet ist unglaublich. Die riesigen Felsen und Höhlen um uns herum, das Vogelgezwitscher, die Natur – alles zieht uns einfach in den Bann. Von manchen Höhlen tropfen kĺeine Regenfälle in den Fluss. Caro und ich paddeln darunter durch und mit dem Hall der Höhle hört sich das Prasseln dieser Tropfen auf unseren Helmen an wie ein riesiger Hagelsturm.
Allgemein liebe ich Höhlen so sehr. Das hier sind „nicht mal“ richtige Höhlen, sondern nur so halbe bedachte Fels Überdachungen, aber wenn man in diesem Halbkreis nahe an die Wand paddelt, spürt man wie sich irgendwie die Luftfeuchtigkeit verändert und wie sich auch der Klang von allem verändert. Das finde ich so beeindruckend, das gibt mir irgendwie das Gefühl von Geborgenheit. Bald gelangen wir am Ende dieses Flussabschnittes an. Wir steigen aus den Kannus aus und weiter geht es auf Luftmatratzen. Ich habe in diesem Moment einen kurzen Moment der Verblüffung, weil ich realisiere, dass die Dinger auf englisch „Lilo“ heißen wegen „Lie low“. BOOOOM.
Naja dann lie ich mich jedenfalls low auf die Matratze und der Spaß kann beginnen.
Wir paddeln auf unseren Bäuchleins durch den Fluß und lassen auch hier die Natur auf uns wirken. Caro und ich sind natürlich mal wieder kleine Kinder, spritzen uns gegenseitig nass und versuchen uns gegenseitig reinzuwerfen. Wir machen auf jeden Fall das beste aus dem Trip. Auch die Guides sind dabei und unterstützen unsere kleinen dummen Aktionen. Dieser Part der Tour ist allerdings recht kurz und wir gelangen bald ans Ende: An einen Mini-Wasserfall, an dem wir leider wieder umdrehen müssen. Auf dem Rückweg versuche ich, auf meiner Lilo aufzustehen wie auf einem Surfboard, platsche aber aufgrund der fehlenden Geschwindigkeit ordentlich unelegant wieder zurück – halb ins Wasser, halb auf die Luftmatratze. Caro lacht mich aus.
Als wir wieder am anderen Ende angelangen, haben wir die Möglichkeit, von einer 4- und einer 6-Meter Klippe zu springen. Ich habe schon den gesamten Trip vor, da einen Backflip runterzumachen und mache mir die ganze Zeit schon ein wenig in die Hose. Das erste Mal Körper bewegen nach meinem Armbruch. Die 6 Meter Klippe hat einen „laufenden“ Absprung, also keine gute Möglichkeit für mich, deswegen wird es die 4-Meter Klippe. Ich glaube, das reicht auch. 😉
Erst einmal mit den Füßen voran, um die Höhe abzuschätzen und dann auf an die Überwindung. Ich merke mal wieder, wie glücklich mich dieses Adrenalin macht und wie sehr ich mich auch in 4 Monaten aufs Turnen freue. Diese Ungewissheit, ob alles klappt. Dieses Kribbeln vor dem Absprung. Dieser kleine Moment, bevor es losgeht.
Noch einmal umgedreht und ab ins Abenteuer. Der Rückwärtssalto läuft automatisch ab – der Körper merkt sich sowas wohl doch 🙂 Trotzdem ist es ein traumhaftes Gefühl, mal wieder zu fliegen. Auch die Guides freuen sich und applaudieren. Sie verbreiten gute Laune und schreien „AGAIN GERMANYYY“
Das mache ich liebend gerne und habe aufgrund von weniger Aufregung diesmal noch mehr Zeit, den Flug zu genießen. Unendliche Freiheit, danach tauche ich ein in eine stumme, dunkle Welt. Alles hier unter Wasser ist friedlich, das Wasse ist mal wieder pechschwarz und meine Arme feuerrot. Ich kann immernoch nicht genug bekommen von dieser Naturerscheinung. Das ist einfach so wunderschön und mysteriös gleichzeitig.
Die Unterwasser-Phase wird aufgrund meiner Rettungsveste ziemlich verkürzt und ich ploppe wie einen Ball, den man versucht unter Wasser zu drücken, schnell wieder nach oben.
Der schwarze, mysteriöse Moment da unten hätte aber genauso gut eine halbe Ewigkeit gedauert haben können.
Oben erwarten mich wieder die glücklichen Guides und die Glückwünsche des netten Niederländers, mit dem wir uns den gesamten Trip schon etwas angefreundet haben. Nassgespritzt wird der natürlich auch.
Und eine Caro, die wie eine stolze Mama ein Video von mir gemacht hat.
Dann packe ich die Karotten aus und als erstes bekommen natürlich die Guide ihre wohlverdiente Stärkung. Sie freuen sich über die Belohnung und mampfen genüsslich ihre Karotte. Es ist einfach wunderschön, wie leicht man manche Menschen mit Kleinigkeiten glücklich machen kann. Der Niederländer bekommt auch noch eine und ein anderes Mädchen, das sich auf die Frage, wer noch eine möchte, meldet. 🙂 Der Sack ist groß genug für alle und Caro und ich stopfen uns auch noch eine Möhre in den Mund.
Dann geht es zurück in die Boote und ab zurück zum Ausgangspunkt. Wir treffen noch eine andere Kajakgruppe, die gerade erst ihren Trip beginnen und fahren vorbei an einem Boot mit zwei Männern im Gepäck. Der vorderen der beiden schreit, ob er den fetten Mann hinten in seinem Boot mit einer von uns beiden austauschen kann und der hintere lacht von Herzen über diesen Witz. Das bejahen wir natürlich gerne, die beiden kommen näher und werden von mir noch etwas nassgespritzt.
Dann trennen sich unsere Wege wieder: Die beiden beginnen ihr Abenteuer, wir beenden unseres bald.
Wir legen wieder an der Anlegestelle an und hoppsen aus dem Boot hinaus. Wir haben beide unsere Sneaker angelassen, was in den nächsten Tagen noch zu einer stinkenden Plage werden wird. Aber das ist erstmal nicht wichtig. Wir bedanken uns herzig bei unseren Guides und ich frage, ob wir noch ein Bild zusammen machen können.
Ehe ich mich versehen kann, schwebe ich plötzlich.
Ich liege ich in den Armen von Norman – Caro in den Armen von Romeo.
Klick. Foto geschossen.
Dann gibt es einen Rollentausch: Norman springt in meine Arme – Romeo und Caros.
Klick. Foto geschossen.

Danach gibt es noch eine dicke Umarmung und das Kapitel Kajakfahren ist abgeschlossen. Wir verabschieden uns noch vom Niederländer und ziehen uns am Auto um.
Auf geht’s zum nächsten Stopp: Jeffreys Bay.
Wir sind beide total platt und fahren dort erstmal zum Strand, weil wir beschließen, dass es besser ist einfach im Sand ein Nickerchen zu machen. So wird das auch durchgeführt – nach ein paar Seiten meines Buches schlummere ich ein. Caro in etwa ähnlich neben mir.
Irgendwann wachen wir wieder auf, schnappen unsere Sachen und auf zum Hostel.
Caro duscht, ich lege mich auf den Boden und lese – mein Buch ist bald zuende.
Als Caro aus der Dusche kommt, gehen wir in die Küche, quatschen ein wenig mit anderen Hostelbewohner:innen und kochen. Wir haben noch Pitabrot, also wird Guacamole, Gemüse und andere Füllung vorbereitet und dann geht es auf die gemütliche Terasse, um das leckere Abendessen zu verspeisen.
Die Stimmung ist mal wieder total schön und als wir da sitzen und uns mit einer anderen Mitbewohnerin unterhalten, wird es langsam dunkel.
Sobald wir fertig sind mit essen wird abgespült, Zähne geputzt und ab ins Zimmer. Ich liege wieder auf dem Boden (ich mag’s irgendwie nicht, unten im Hochbett zu liegen – da fühl ich mich so eingeengt) und lese mein Buch fertig. In dem Buch ging es um Terrorismus und das happy end ist auch nicht wirklich ein happy end. Das zieht mich ein wenig runter und ich beschließe, danach ein schöneres Buch zu lesen. Während dem Lesen stolpert ein Mensch in unser Zimmer, der dachte, es sei leer. Immer wieder die kleinen Überraschungen des Hostellebens.
Hier im Hostel gibt es ein riesiges Bücherregal mit übriggeblieben Büchern, da habe ich bestimmt eine gute Auswahl.
Bald ist mal wieder Loadshedding und der Rest des Hostels spielt draußen Verstecken. Wir sind beide aber mal wieder totmüde, deswegen geht es für uns nur noch zum Zähneputzen und ab in die Heia.
Bussi Bussis,
~Maite