Safari und Energielosigkeit

Freitag.

Um halb sechs klingelt der Wecker für die Safari und ich denke, das ist ein Witz. Ich bin so unglaublich müde und außerdem macht mein Magen totale Faxen.
Müde steige ich zu Sicil ins Auto und er verbindet zum ersten mal sein Handy mit dem Auto. Und macht um sechs Uhr morgens mit offenen Fenstern lautstark nepalesischen Techno an – das macht so Spaß und macht mir so gute Laune!! Ihn mag ich eh so gerne; ich freue mich jedes Mal, mit ihm gemeinsam Auto zu fahren.

Es gibt Frühstück, von dem ich nicht so viel runterbekomme und dann geht es auch schon los. Wir fahren etwa 30min zur Safari. Wir sind eine halbe Stund zu früh da und warten einfach nur dort. Ich wünschte, wir hätten die halbe Stunde länger geschlafen.

Als es nach einer gefühlten Ewigkeit endlich losgeht bin ich immernoch mega fertig und weiß gar nicht, was los ist. Ja – 4h Schlaf sind echt wenig, aber es ging mir schon oft deutlich besser mit weniger Schlaf. Ich finde auch die Hitze unerträglich. Alles fühlt sich einfach gar nicht gut an. Ich muss auch wirklich ständig auf Toilette – keine Ahnung, was los ist.

Die Safari geht jedenfalls los; wir sitzen in einem tollen Jeep.

Der Ort ist cool, alles ist recht dunkel und staubig; alles sieht ziemlich mysteriös aus.

Als erstes sehen wir einige Pfauen, das finde ich echt richtig schön und elegant- der eine zeigt uns sogar sein ganzes Gewand, was ich echt toll und majestätisch finde hehe.

Wir sehen Krokodile, Nashörner, Wasseradler, Elefanten, Rehe und einige Vögel. Alles sieht schön aus, aber ich schaffe es wirklich gar gar nicht, diese Safari wertzuschätzen.
Der Ort holt mich irgendwie gar nicht ab und ich hasse es, dass ich das hier nicht mehr genieße und dankbar dafür bin.
Auch der Guide ist nicht das Richtige für mich, er sieht die ganze Zeit total grimmig aus und versprüht weder Enthuisiasmus noch positive Enerige. Von sowas lasse ich mich leider sehr stark beeinflussen.
Ich habe aber ein total schönes Gespräch mit Caleb vorne im Safari-Jeep. Außerdem macht er mich echt glücklich damit, wie begeistert er mit seiner Kamera Fotos schießt und mir diese dann zeigt. Jede kleinste Blume, jedes coole Tier – Caleb hat es eingefangen. Ich mach schon gar keine Bilder mehr mit meiner Kamera, die halb auseinanderfällt haha. Ich hole mir einfach am Ende des Trips die Bilder von ihm und Jackpot 😉 haha. Teilweise sehe ich ein Tier nicht und Caleb zeigt es mir in perfekt rangzoomter Qualität einfach auf seiner Kamera haha, das ist echt faszinierend. Dieser Mensch ist auch so eine Wohlfühlperson, man kann einfach mit ihm zusammen sein und sich gut fühlen – ohne sich Gedanken zu machen, worüber man redet oder wie man sich verhält.
In der Mitte der Safari machen wir eine kleine Pause, einige der Amis kaufen sich Souvenirs; ich kaufe mir ein Eis, nach dem ich mich schon etwas besser fühle.
Ich bin aber immer noch total ausgelaugt und versprühe gar nicht meine happy Energie wie sonst immer.
Die Safari geht weiter und ich lasse alles eher an mir vorbeiziehen.
Ich bin fast froh, als wir zum Startpunkt zurückkehren. Und fühle mich dafür schlecht.
Naja wir sind wieder angekommen – Lunch ist erst in über einer Stunde. Warum haben wir die Safari dann eigentlich so früh gemacht? Ans Kanufahren geht es erst in 4h oder so nach dem Mittagessen.
Vor dem Lunch laufen wir ein wenig durchs Dorf; Drew und Tate lassen sich beim Kaufen von ein paar Getränken ordentlich abziehen haha.
Ich fühle mich immer noch nicht gut und laufe mehr oder weniger teilnahmslos einfach mit.
Und nutze jede Sitzmöglichkeit, die ich bekommen kann.
Irgwndwann landen wir bei Steinen an einem Fluss. Einige spielen Hacky Sack, einige werfen Steine ins Wasser; ich stütze nur meinen Kopf in meine Hände und schließe die Augen. Mehrere fragen mich, ob alles ok ist – JOA so semi, aber ich sage ihnen, dass es nichts tragisches ist.
Ist es auch nicht; ich habe nur keine Energie und fühl mich nicht so guuut.

Es ist aber ganz schön, zu spüren, dass alle sich Gedanken machen. <3
Bald geht es dann wieder zurück zur Safari-Stätte; ich kaufe mir auf dem Weg noch ein Stück Wassermelone, das mich etwas wiederbelebt.
Zum Lunch gibt es Nudeln (JAA) und eine Pilzsuppe. Wie die Chicken Soup beim Sitar nur ohne Chicken. Die schmeckt mir echt sehr gut.
Ich weiß nicht, obs so ne gute Idee ist, dass ich viel esse. Die eine Seite von mir denkt sich – ich bin müde und hab keine Energie: ISS!
Die andere Seite denkt, dass das Problem vllt vom Magen kommt und ich damit alles nur verschlimmere.
Naja – eigentlich geht es mir nach dem Essen etwas besser. Es dauert noch ewig bis zu den Kanus, also schlafe ich etwas mit meinem Kopf auf den Tisch.
Als ich nach kurzem, unerholsamem Tagträumen wieder aufwache, geht es mir wenigstens etwas besser und ich setze mich nach draußen zu den anderen. Ich sitze auf dem Boden und habe meine offene Wasserflasche neben mir stehen. Cal stößt sie versehentlich um, ich springe auf, um keinen nassen Po zu bekommen, verliere das Gleichgewicht, falle fast noch die 4 Stufen hinter mir runter und lande mit meinem Arm auf einem rausstehenden spitzen Metallrohr. Wow that’s escalated quickly haha.
Und uff das tut echt weh – eine Mischung aus fettem blauen Fleck und Schürfwunde. Naja, ist vielleicht einfach nicht so mein Tag.
Es geht bald weiter zum Kanufahren!
Ich dachte, wir sitzen alle in unterschiedlichen, kleinen Kanus – immer zwei oder vier Leute paddeln, man kann viel lachen, sich gegenseitig nassspritzen und einfach ein bisschen abkühlen. Das war ne ganz ganz falsche Vorstellung – wir werden in zwei Gruppen aufgeteilt und sitzen in großen Holzkanus ohne Paddel.
Wir dürfen uns nicht unterhalten, weil wir auf einem Fluss mit Krokodilen fahren und als wir fragen, ob er schonmal angegriffen wurde, sagt der Guide ganz grimmig JA und fährt weiter. Der Vibe gefällt mir gaaar nicht Hilfe.
Wir fahren aber tatsächlich an 3 Krokodilen vorbei – das ist schon sehr sehr cool. Dann ist auch noch ein Affe am Flussufer, den ich echt süß finde hihi.
Es ist super unbequem, in diesem Boot zu sitzen und ich bin froh, als wir am Ende und am anderen Ufer ankommen haha.
Dann beginnt die Wanderung – alle in Reih und Glied einer hinter dem anderen; man muss auch leise sein. So laufen wir als Riesenschlange durch den Wald und es ist wirklich nichts für mich haha.
Wir sehen Termitenhäuser, die ich ziemlich beeindruckend finde. Das sind riesige Bauten aus einer Art Lehm, die die Ameisen in ca 2 Jahren bauen und die um Meilen Meilen größer sind als sie selbst.
Rehe, Affen und Nashörner 🙂
Nach einer Weile drehen wir wieder um und gehen einen etwas anderen Weg wieder zurück. Ich muss mega dringend auf Toilette.
Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit, bis wir wieder den Startpunkt erreichen. Es ist heute gefühlt so heiß wie noch nie zuvor und auch mega feucht.

Das Ende des gesamten Safari-Tages bildet eine Elefanten-Aufzucht-Station, von der ich schon von Anfang an gedacht habe, dass sie mir nicht gefällt.

Es ist noch viel viel schlimmer als ich es mir vorgestellt hatte. Die Elefanten sind an beiden Füßen angekettet, ein Babyelefant will einen Ball bekommen und stolpert über seine Ketten. Ich will kotzen, weinen, wegrennen und die Besitzer hiervon schlagen.

Ich laufe so schnell zum Ende und verlasse diesen widerlichen Ort.

Tausende von Menschen stehen vor den Elefanten und machen Fotos oder Videos und ich zweifele an der Menschheit.

Als endlich alle fertig sind, geht es nach einem unfassbar anstrengenden Tag, den ich nicht so wertschätzen konnte, wie ich es mir gewünscht hätte, wieder zurück zum Van. Ich hab hier auf meiner Reise eigentlich super stark gelernt, auch für die kleinen Dinge dankbar zu sein (und das hier war eigentlich echt eine große Sache) aber ich konnte es heute wirklich gar nicht und das stört mich extrem.

Vielleicht sind Safaris aber einfach nichts für mich; auch die Safari in Südafrika hat mich nicht wirklich abgeholt.

Auf den Weg zum Van überqueren wir noch eine sehr wackelige Hängebrücke, die ich echt cool finde, aber sie ist überfüllt mit tausenden von Menschen. Ich gehe als eine der letzten drüber.
Am Ende erfahre ich, das Drew extreme Höhenangst hat, sich an beiden Seiten der Brücke festgehalten hat, in Zeitlupe die Brücke überquert hat alle Menschen aufgehalten hat. Und dass Fremde Videos von ihm gemacht haben.
HAHAHAHA das hätte ich so gerne gesehen.
Naja alleine die Vorstellung macht mich ziemlich glücklich.
Man muss auch sagen, dass die Brücke schon ziemlich sketchy war und die mega hin und hergeschaukelt hat – für jemanden mit Höhenangst ohjeee. Ist halt auch nicht Deutschland, wo man denkt ah ja, wenn die hier steht, hat die tausend TÜV Stufen durchlaufen.
Als wir im Auto sitzen bin ich sooo so kaputt, möchte einfach nur noch eine kalte Dusche und mein Bett.
Wir kommen bei Bhagawans Haus an, alle gehen duschen etc. und Sicil mein Engel bietet mir Gott sei Dank an, dass wir zum Waisenhaus fahren, damit ich duschen kann und danach mit dem Roller hier zum Abendessen kommen. DANKEE!
Gesagt, getan – ich springe im Waisenhaus 5 Minuten unter die kalte Dusche, die mich wirklich enorm wiederbelebt, ziehe mich schnell an und dann geht es wieder zurück zum Haus.
Motorradddd. Der Wind in Kombination mit meinen nassen Haaren tut echt sehr gut.
Abendessen und Reflexion – mir fallen währenddessen fast die Augen zu.
Danach geht es mit den Motorrad wieder zurück und ich falle totmüde ins Bett.
Ein verrückter Tag, der mir Mal wieder gezeigt hat, dass man nicht immer glücklich sein kann und muss.
Ich bin aber trotzdem froh, dass ich mich für die Safari entschieden habe, weil ich die Gesellschaft von allen Leuten so sehr genossen habe.
Bussi Bussis,
~Maite

3 Kommentare bei „Safari und Energielosigkeit“

  1. …. und gerade gelesen, dass du erstmal in Kapstadt bist – Mega! Viel Freude!

  2. Liebe Maite,
    Hey – wie cool – du bist in Nepal! Bewundernswert! Mein Traumreiseziel! Bernd hat mir deinen Bericht weitergeleitet und ich finde es so schön, von dir zu lesen. Ich hoffe, das ist ok für dich? Du schreibst so unglaublich schön, dass ich mir alles so gut vorstellen kann… ohne Fotos einfach nur Text und ich sehe unglaublich viele Bilder. Deine Art zu schreiben fasziniert mich. Total klasse. DANKE dir! Ich wünsche dir eine wundervolle Reise in diesem wunderschönen Land und zu Dir selbst! Ich freue mich, wenn ich wieder was von dir lesen darf. Liebe Grüße aus der Schweiz. Nicki

    1. Liebe Nicki,
      oh vielen vielen lieben Dank für deinen tollen Kommentar. Das freut mich so so sehr!!
      Und ist ein riesengroßes Kompliment für mich. Na klar darfst du den lesen – ich freue mich über jede, die meine Erfahrungen miterlebt. 🙂
      Oh dein Traumreiseziel – das ist aber toll! Dann kann ich dir ja ganz viel berichten und deine Vorfreude noch größer machen, bis du es selber mal hierher schaffst! Es wird dir so gut gefallen!
      Ganz viele Bussis aus Chitwan,
      Maite

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