Reise nach Chitwan

Mittwoch.
Ich wache auf – mal wieder ohne zu wissen, was mich heute erwarten wird.
Meine Ohren tun unfassbar weh vom harten Kissen, auch noch nie erlebt haha.
Es ist 6:15 und meine Gastmama macht mir einen Tee und Kekse zum Frühstück. Sie meint, dass es schade ist, dass ich schon wieder gehe und dass die Tochter mich mag im Gegensatz zu allen anderen Menschen, die sie bisher getroffen hat.
Ich finde es auch echt schade. Sie fragt mich, ob ich nochmal zurückkomme, darauf antworte ich, dass ich vielleicht am Ende nochmal nach Kahtmandu komme für mehrere Tage, weil von hier eh mein Flug geht.
Sie meint, sie wollte mir ein typisch nepalesisches Kleid kaufen und dann im Partnerlook mit mir Bilder machen. Wie süß :‘)
Sie meint, das machen wir dann am Ende, wenn ich wieder da bin.
Sie ruft mir ein Motorrad, dass mich zur Hauptstraße zur „Busstation“ bringen soll, wo ich anscheinend abgeholt werde.
Dann stehe ich auf einmal mitten in der Pampa an einer Art Hauptstraße in Nepal und warte auf meinen Bus.
Mir fliegen so viele Gedanken durch den Kopf, ob ich das schaffen kann, ob die nächsten Woche wieder toll werden, oder ob es mir jetzt jeden Tag so geht wie gestern.
Ich weiß, dass es wieder gut werden wird. Ich weiß auch, dass ich wieder ähnlich tolle Menschen wie die Amerikaner:innen treffen werde. Ich weiß, dass ein tolles neues Kapitel auf mich warten wird.
Gleichzeitig habe ich aber trotzdem Angst davor und bin super aufgeregt vor dem, was mich erwartet.
OHHHH – der Bus isses. Oder ne vllt doch das Auto. Oh, da hält jemand am Straßenrand. Ne der fährt wieder weiter. Uiii jetzt aber, ich sehe jemanden im Augenwinkel einbiegen. Ne auch nicht. So geht das eine Weile weiter.
Dann hält ein Bus an und ich mache meine Sachen bereit, um einzusteigen. Ohh doch nicht der richtige Bus – die sagen mir aber, dass meiner bald kommt.
Das gleiche Prozedere nochmal, wieder Fehlannzeige.

Und dann ist mein Bus da.
Das Abenteuer beginnttttt.
Ich steige in den Bus und bin froh, dass es ein Reisebus ist, den mehrere Leute benutzen – so habe ich etwas Gesellschaft.
Die Sitze werden vom Fahrer verteilt, er setzt mich auf einen Platz neben einem Nepalsenen und ich denke mir – cool, da habe ich bestimmt bald ein wenig Interaktion.
Er hat Kopfhörer drin, also beginne ich, meinen Reiseblog zu schreiben und Musik zu hören.
Irgendwann spricht er mich an und wir kommen ins Gespräch. Er ist total lieb, spricht fließend Englisch und studiert in Bangkok. Jetzt ist er gerade nach 6 Monaten auf dem Heimweg. Wow. Darauf antworte ich, dass ich ziemlich neidisch bin – dass ich gerade recht stark Heimweg habe.
Ich rede mit ihm über Reisen, neue Leute, neues Umfeld, meine Unsicherheiten und dass ich gerade etwas meine Abenteuerlust verloren habe.
Da hilft er mir total, er erzählt, dass er ca 1 Monat gebraucht hat, um sich in Bangkok wohl zu fühlen und dass das ganz normal beim Reisen ist. Außerdem, dass Nepal für Ausländer:innen ein sehr überforderndes Land ist und dass ich mich wohlfühlen werde, sobald ich alles etwas besser kennengelernt habe.
Das sind alles Sachen, die ich natürlich schon weiß, aber sie von ihm zu hören, tut echt gut und ich bin dankbar, dass ich neben ihm sitze. Er gibt mir auch noch ein paar Empfehlungen, was ich unbedingt machen muss und dadurch, dass ich ihn schon getroffen habe, mache ich mir schon wieder ein Stückchen weniger Sorgen um soziale Interaktionen.
Ich freue mich auf das, was kommt, und bin offen für die Reise nach Chitwan.
Toilettenpause: Wir sind an der gleichen Raststätte wie auf dem Weg nach Chitwan mit den anderen.
Krass – da habe ich mich gefühlt, wie die komische Deutsche, die plötzlich mit von der Partie ist und kannte noch keinen einzigen von ihnen.
Jetzt steh ich hier und denke zurück an die ganze wundervolle Woche und wie schön es war, diese Fremden kennenzulernen.
Ich denke zurück daran, dass ich da auch noch gar nicht wusste, was mich erwartet und letztendlich eine der besten Wochen meines Lebens dabei rauskam. Das gibt mir ein großes Stück meiner Zuversichtlichkeit zurück. Ich stehe in der Kloschlange und tippe mit einem Lächeln diese Zeilen hier. Irgendwie wird alles toll werden.
Ekliges Stehklo überlebt und zurück in den Bus.
Saugat – der Nepalese neben mir – gibt mir etwas von seinen Nusssamen ab. Total lieb. Und er fragt mich nach meinem Instagram, dass ich ihm einfach schreiben kann, wenn etwas ist.
So nett er ist, er macht sich wirklich so breit und ich hab nur den halben Sitz, das macht mich wirklich unglaublich aggressiv. Mit jeder Minute steigt mein Level an Agressionen über diesen Egoismus und dass manche Menschen so blind für solche Sachen sind. Ich drücke sogar aktiv mit meinem gegen sein Bein und er bewegt sich kein Stückchen.
Naja wenigstens ist er nett…
Es sind 36-39° und ich schwitze ordentliiichhhh. Die Busfahrt vergeht aber sogar recht schnell mit Blog nachholen, Musik hören, mit den Amerikanern snappen und ein paar wenigen Minütchen Schlaf.
Zur Mittagszeit machen wir eine längere Pause in der man für 3,50€ an einem Buffet essen kann.
Das mache ich sehr gerne – ich esse Asia Nudeln und Pommes :-)) Wenn es beim einem Essen mal eine andere Option als Reis gib, nutze ich die immer, weil der Pronzentsatz definitiv GANZ GANZ stark bei Reis liegt haha.
Weiter geht die Fahrt und irgendwann steigt der Nepalese neben mir aus, dann sitze ich unter der Klimaanlage und kann mich ausbreiten; das ist ein riesiges Upgrade.
Nicht lange – dann kommt am nächsten Stop ein NewYorker in den Bus und setzt sich neben mir. Ich unterhalte mich etwas mit ihm; er ist auch etwas müde von Abenteuern und meint, er braucht jetzt auch bald mal eine Pause. Da fühl ich mich nicht mehr ganz so schlecht und bemerke, dass es auch anderen Menschen mal so geht.
Bald sind wir am Ziel angelangt und dort erwartet mich schon Bhagawan mit seiner Sonnenbrille und seinem Motorradhelm. Eyyy das ist so so cool!!
Ich freue mich unglaublich, ihn wiederzusehen. Er gibt mir tatsächlich jetzt schon ein wenig das Gefühl von Zuhause!

19.04.2023 Reunited with Bhagawan wiiuu

Gepäck geholt und er stellt meinen fetten Rucksack plus die kleine Tasche einfach vorne zwischen seine Beine beim Roller. Willkommen in Nepal.
Wir fahren durchs Dorf und es ist sooo unglaublich heiß. Der Fahrtwind ist pipiwarm – HILFEEEEEEE.
Bhagawans fragt mich, ob ich Roller fahren kann. Das Krankenhaus ist eine halbe Stunde weg und ich könnte da mit dem Roller hinfahren. Da sag ich ihm, dass er mir das erstmal nochmal zeigen muss.
Wir kommen an seinem Haus an und direkt schießen mir wieder die Tränen in die Augen. Die Amerikaner sind weg und ich bin jetzt alleine in diesem riesigen Haus, wo viele dieser unglaublich tollen Erinnerungen stattgefunden haben.
Ich reiße mich aber zusammen und unterhalte mich erstmal ein bisschen mit Bhagawan.
Und helfe ihm, die ganze Bettwäsche und die Bettlaken der Amerikaner:innen zusammenzulegen. So habe ich wenigstens etwas zu tun und bin abgelenkt. Seine Tochter tollt zwischen den Laken herum und das ist wirklich SO SO süß – ich kann nicht mehr!
Das heitert mich ziemlich auf!
Dieses Mädchen ist eh so ein unglaublicher Engel, so so süß!
Ich spiele ein bisschen mit ihr.
Danach gehe ich in mein Zimmer und komme wieder etwas zur Ruhe. Ab jetzt kann ich eigentlich den Paragraphen von gestern Nachmittag kopieren.
Ich bin schon wieder so so traurig und kann nichts dagegen machen. Es kommt einfach wie eine Welle auf mich hereingerollt. So geht es mir vielleicht eine halbe Stunde, dann wird es wieder besser. Das sind einfach so Ups and Downs. Was auch mal in Ordnung ist.

Irgendwann ruft Caro mich an und ich dachte eigentlich, dass ich mich wieder gefangen habe, aber als ich ihr alles erzähle, weine ich ab dem zweiten Satz schon wieder wie sonst was.
Caro findet aber mal wieder ganz ganz tolle Worte und auch das Reden und Aussprechen hilft. Dann brechen wir das Gespräch ab, weil mein Internet so schlecht ist. War aber richtig schön mal wieder.

Ich setze mich nach draußen auf die Terrasse und genieße die Ruhe. Bhagawan und seine Familie sind gerade unterwegs, also bin ich hier wirklich ganz alleine, was wirklich sehr komisch ist!
Ich schreibe an meinem Reiseblog.

Als sie wiederkommen, kochen Bhagawan und seine Frau Abendessen.
Das schmeckt echt gut und mir geht es schon wieder etwas besser. Wir besprechen, dass es morgen um 8 Uhr Frühstück gibt und wir gegen 10 zum Krankenhaus fahren, weil Bhagawan vorher noch einen Termin hat.
Alles klarooo.
Dann geht es für mich ins Bett.
Bussi Bussis,
~Maite

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