Arbeiten und Fahrradkaaaufff

Dienstag.
Eine Frau, die schlimme COP und Bluthochdruck hat und auf die ICU verlegt werden soll.
Ich lege ihr einen Katheter – meinen zweiten 😉 und alles klappt tipytopyyy.
Außer dass ich immernoch etwas tollpatschig mit sterilen Dingen bin. Wenn Sachen steril sind und ich keine Handschuhe anhabe, weiß ich ganz klar, dass ich’s nicht anfassen darf.
Aber wenn ich diejenige bin, die sterile Handschuhe anhat, vergesse ich manchmal, dass alles andere nicht steril ist und ich zum Beispiel das Bett nicht anfassen darf haha. UPSIIII ist wohl noch nicht ganz drin im Kopf; es ist einfach so ein Automatismus.
Naja – ansonsten klappt alles super.
Die Patientin ist die ganze Zeit, seit ich um 8 angekommen bin, schon am Schreien. Ich bin total müde und hab Kopfschmerzen.
Dann soll ich bei ihr noch Blutdruck messen, sie schreit, bewegt sich die ganze Zeit und es ist wirklich so schwer, zu hören – irgendwann habe ich ihn dann aber endlich. Eine gute Übung.
Das Geschreie geht weiter, ich raste fast aus und denke, dass ich’s nicht mehr aushalten kann, bis sie endlich auf die Intensiv verlegt wird und es wieder ruhig ist. Puh – mal durchatmen.
Danach ist es erstmal total ruhig, wir haben keine Patient:innen, also kann ich ein kurzes Fotoshooting machen und euch mal das Krankenhaus zeigen 🙂

02.04.2023 Notaufnahmeee
02.04.2023 Teil meiner Crewww hehe!

Danach unterhalte ich mich mit dem einen Arzt, er meint ich habe vorgestern einen total spannenden Fall verpasst.
Eine Patientin kam, die dachte sie sei besessen und Angst hatte, Wasser zu trinken. Sie hat keinen Schluck Wasser mehr runterbekommen und alle waren ratlos, was los ist.
Auf die Frage, ob sie von einem Hund gebissen wurde, antwortet sie mit nein.
Der psychatrische Berater wird herangezogen und es stellt sich heraus, dass sie doch vor 5 Monaten von einem Hund gebissen wurde.
Sie soll nach Kathmandu verlegt werden, weil die dort auf infektiöse Krankheiten spezialisiert sind.
Die Familie weigert sich erst, entscheidet sich aber nach einer Stunde, mit dem Krankenwagen nach Kathmandu zu fahren.
Dort verstirbt sie mit 22 Jahren noch am gleichen Tag im Krankenhaus. An Tollwut. WAS?!?! Das schockt mich wirklich extrem; mir waren die Auswirkungen dieser Krankheit wirklich gar nicht bewusst.
Und auf welch verrückte Weise sie sich äußert…
Der Arzt erzählt mir, dass es die Tollwut-Impfung hier eigentlich sogar kostenlos gibt, aber dass die Verwaltung dessen wohl sehr schlecht ist und außerdem viele Leute denken, ach den Hund habe ich ja domestiziert und ziehe ihn Zuhause auf, da wird das ja kein Problem sein.
Wahnsinn – das ist echt krass.
Über das Thema, dass es Tollwut in Deutschland nicht wirklich gibt, kommen wir auf Träume unterschiedliche Kulturen und vieles mehr zu sprechen und führen ein tolles Gespräch.
So macht es mir immer nichts aus, wenn wir mal nichts zu tun haben, weil der kulturelle Austausch trotzdem vorhanden ist hehe.
Danach gibt es Frühstück: Dal Bhattt. Ich hatte eigentlich zwei Bananen Pancakes, aber ich frühstücke diesmal trotzdem mit – Ich hab schon wieder so Hunger und bis 2 halte ich das sonst nicht aus.
Und es schmeckt SO SO GUT. Diesmal sind kleine Sojabällchen mit im Gemüse drin und ich liebs!
Danach geht es wieder nach draußen und es sind mal ein paar Patient:innen da. Vitalwerte und bliblablub.
Nächster Patient: Ich frage, ob ich den Zugang legen darf. Ja darf ich, es ist aber eine Schwester, die mich noch nicht kennt…
Sie lässt mich gar nicht machen und meine eigene Vene finden, obwohl ich mir schon längst im Kopf eine rausgesucht; klopft wie wild auf dem Handrücken herum, zieht mir immer wieder die Hand weg und verbreitet total die Hektik.
Das ist auch totaler Schmarrn, es bringt nichts, wenn sie mir die Vene raussucht – man muss immer für sich selbst entscheiden.
Man selber legt den Zugang unter die Haut, also muss man SELBST die Vene gut fühlen und n gutes Gefühl haben, sonst wird’s einfach nichts.
Ich spür schon, wie sich mein Aggressionspuls beschleunigt haha.
Dann wechseln wir die Hand – hier sind die Venen noch viel besser.
Sie ist kurz weg und ich kann endlich in Ruhe machen – ist gleich alles viel einfacher. Dann kommt sie leider wieder und verbreitet schon wieder so nen Stress. Keine Ahnung, ob sie höllische Angst hat, dass ich’s nicht kann oder was auch immer, aber das ist wirklich einfach nur nervig, übertrieben und völlig kontraproduktiv.
Auch der Patient macht die ganze Zeit keine Faust mit der Hand, bewegt sich und ich denk mir: halteee doch einfach mal still und lass mich machen.
Ich lasse mich aber nicht rausbringen und lege ruhig den Zugang. Langsam – so wie ichs immer mache – und sie ruft die ganze Zeit über meine Schulter Push! Push! Push!
NEIN ICH MÖCHTE ERST DIE NADEL N STÜCK ZURÜCKZIEHEN, DAMIT ICH DIE VENE NICHT DURCHSTECHE – KANN JA SEIN, DASS DU’S AUCH SCHNELL UND ANDERS KANNST, FÜR MICH IST ES SO UND LANGSAM BESSER!
Naja, ich mache trotz ihrer Worte ganz in Ruhe mein Ding und alles ist auch tip-top. Der Zugang liegt und läuft auch. Ist doch alles halb so wild – was ist ihr Problem?
Ich spritze das Medikament – alles sauber und am Laufen.
Dann drücke ich die Vene ab und sie pfuscht schon wieder dazwischen; sie schraubt mega hektisch die Kappe drauf. Dann ist sie schon mit Befestigen beschäftigt, was man immer nach dem Draufschrauben macht. Also lasse ich die Vene los und das Blut tropft an der Seite raus, weil sie die Kappe nicht richtig draufgemacht hat.
Meine Güte.
Naja, ich bin hier fertig und muss erstmal durchatmen von der unglaublichen Hektik, die sie verbreitet hat und die mich ABSOLUT KIRRE gemacht hat.
Ich bin aber stolz, dass alles geklappt hat und ich in Ruhe einfach mein Ding gemacht hab; daran merke ich, dass ich konstanter und besser werde hehe.

Die Schwestern fragen mich, ob ich sie zu einem Vortrag über Diabetes und Insulin begleiten möchte. Klar! Ich frage, ob der auf Englisch ist und sie meinen ja. Dort sind die ersten paar Minütchen auf Englisch, dann verstehen zu viele Schwestern aber nichts und es wird auf nepalesisch umgeschaltet.

02.04.2023 Zwei liebe Schwesteeern hehe

Deswegen gehe ich dann nach ein paar Minuten doch wieder in die Notaufnahme zurück.
Danach geht es zum Mittagessen und obwohl ich schon zweimal und so fett gefrühstückt habe, habe ich schon wieder so unglaublich HUNGER. Ich weiß echt nicht, was los ist….
Naja – ich bestelle Dumplings in einer Suppe und es schmeckt überragend.
Danach bin ich wieder happy und es geht ab nach Hause.
Ich mache ein paar langweilige Dinge, dann soll’s zum Fahrradshop gehen.
Wir sind zu 4., deswegen setzt Bhagawan erstmal mich dort ab und holt dann Manju und Chori.
In der Zwischenzeit gehe ich einkaufen, kaufe Äpfel und Cookies – ich brauche Nervennahrung; ich hab IMMERNOCH HUNGER und mache mir langsam Sorgen…
Ich bin im gleichen Shop, in dem ich mit den Amis war und hab crazy Flashbacks.
Danach esse ich viel mehr von den Haselnusswaffeln, als ich eigentlich will – aber ich kann nicht aufhören.
Es dauert eine halbe Ewigkeit bis Bhawagan wiederkommt und ich werde ziemlich ungeduldig.
Also entscheide ich mich irgendwann doch dafür, schonmal in den Shop reinzugehen.
Ich schaue mir nochmal alle Fahrräder an, bin aber immer noch nicht zufrieden. Ich möchte das kleinere dreckige Probefahren und sie fangen erstmal an die Schaltung auszubauen, weil die wohl kaputt ist.
Ach jeee haha, ich bin mir eh eher sicher, dass ich’s nicht nehmen will, aber sie sind direkt voll bei der Sache.
Bhagawan kommt an und meint, er kauft mir vllt das Fahrrad ab, nachdem ichs gekauft habe, wenn ich das neue orangene nehme. Ich freue mich mega und bin wieder hyped.
Dann meint er, dass er sich leider nicht sicher ist und mir das nicht versprechen kann.
Das macht mich wieder ziemlich traurig haha, aber ich kann’s natürlich total verstehen.
Mein Problem ist immernoch nicht gelöst, Bhagawan meint, es gibt noch einen anderen Shop, dass das der ist, der gestern geschlossen war.
Also laufe ich dort mal hin und es sieht direkt viel viel besser aus. Die Leute sind freundlicher und haben mehr Auswahl – alles staubig hinten im Keller, aber immerhin da 😉
Ich fasse ein Fahrrad für 66€ im Auge, was gebraucht, aber top in Schuss ist.
Der Laden meint aber, er würde nicht wieder von mir kaufen.
Bhawagan meint, er kann mir helfen, mein Fahrrad woanders zu verkaufen.
Ich fahre das Rad Probe, nachdem der Schlauch gewechselt wurde.
Es läuft wirklich sehr sehr gut und ich beschließe, es jetzt einfach zu nehmen. Ich handele noch ein klein wenig runter und bekomme für den Preis noch ein Schloss dazu. Das ist echt fair.
Dann düse ich mit meinem neuen Fahrrad nach Hause, sehe dabei einen wunderschönen Sonnenuntergang und bin happy hihi.

02.04.2023 Mein neues Bebiiiii

Ich stelle das Fahrrad vor der Tür ab, lasse den Abend ausklingen und freue mich drauf, morgen mit dem Fahrrad in die Arbeit zu fahren.
Bhagawan meint beim Abendessen noch, dass ich das Fahrrad nachts am besten hinters Haus stelle – ok, klingt vernünftig.
Als ich zum Fahrrad gehe, ist der Hinterreifen platt. NE ERNSTHAFT. Ist doch nicht dein Ernst. Naja, der Typ hat sich wohl nicht den Mantel angeschaut. Ich gehe da morgen früh hin, dann sollen die das reparieren. Mensch, dann muss ich wieder mit dem Bus in die Arbeit fahren.
NAAJAA – kann ich jetzt auch nicht ändern…
Ich freue mich trotzdem übers neue Fahrrad und gehe ins Bett.
Bussi Bussis,
~Maite

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