Erste Fahrradfahrt, beginnende Regenzeit und schön den Abend ausklingen lassen

Donnerstag.
Sooo jetzt habe ich endlich mal ein ganzes Fahrrad und kann damit heute zur Arbeit fahren. Darauf freue ich mich wirklich sehr!!
Ich frühstücke, packe meinen Rucksack zusammen und auf geht die Reise.
Es sind knapp 20km und ich hab keine Ahnung, wie lange ich brauchen werde – bin aber schon ziemlich spät dran, also wird fix in die Pedale getreten. Es fühlt sich so toll an und ich trete glücklich vor mich hin.
Die Bergkulisse heute ist wirklich auch schon wieder atemberaubend und ich kann’s kaum fassen, dass das gerade der Ausblick ist, mit dem ich zur Arbeit fahre.
Die kranken, überholenden Trucks sind wirklich sehr gruselig und teilweise werde ich echt wütend, weil ich ins rumpelige Gestrüpp ausweichen muss, weil die so geisteskrank überholen, dass sie frontal auf mich zukommen. Und dass ich immer mal wieder die Luft anhalten muss, weil ich die schwarze Pampe, die aus deren Auspuff kommt definitiv NICHT einatmen möchte.
Ansonsten ist wirklich alles perfekt an der Fahrradfahrt. Es ist so schön, sich zu bewegen. Es ist so schön, diese unbeschreiblichen Ausblick erleben zu können. Es ist so schön, wie der Wind an meinem Kopf vorbeisaust. (Jetzt kann ich ja nicht wirklich mehr „durch die Haare wehen“ sagen haha.)
Wobei mir wegen des Gegenwindes doch ein wenig die Haare zu Berge stehen.

04.04.2023 Bei dem Ausblick können einem schonmal die Haare zu bergen stehen!

Ich genieße es total und freue mich, das mein Arbeitsweg jetzt immer so aussehen wird. Neben mir sind die bunten kleinen nepalesischen Häuschchen – hier mal ein Büffel, da mal eine Ziege – und darüber die mächtigen, rieisgen Berge des Himalayas. WOW.

04.04.2023 Endlose Reisfelder und dahinter die traumhaften Berge
04.04.2023 EINFACH NUR WOW!

Mit Fahrrad kann man das noch viel mehr genießen, als wenn man hier mit dem Moped langbraust.
Ich bin aber trotzdem recht schnell unterwegs und komme um kurz nach 8 im Krankenhaus an.
Es sind wieder zwei Praktikanten da.
Och manno.
Nach ein paar Minütchen, spreche ich beim Arzt und der verantwortlichen Schwester, dass ich überlege, ob ich vielleicht die Station wechsele.
Sie verstehen es total falsch und fragen hektisch, ob’s mir hier nicht gefällt usw.
Da erkläre ich, dass das definitiv nicht der Fall ist, ich aber glaube, dass es für mich und die Praktikanten besser ist.
Irgendwie verläuft sich das Gespräch wegen eines Patienten und ich bleibe erstmal da.
Ab diesem Moment sind sie noch viel eifriger, mich Dinge machen zu lassen und ich lege viele Zugänge. Sehr cool hehe.
So bleibe ich dann letzen Endes doch wieder hier auf der Station, sitze aber nicht unnütz rum.
Wir haben einen Patienten mit einer großen Platzwunde auf der Stirn. Dafür kommt der Neurochirurg und der macht das wirklich mit einer wahnsinnigen Präzision – es ist wirklich faszinierend, dabei zuzuschauen. Und die Nähte sitzen wirklich wunderschön – der Mann weiß, was er tut und ich bin begeistert.
Ich glaube, die Regenzeit hat begonnen – der Regen prasselt wie aus Kübeln; mehr sogar wie aus geplatzten Hochdruckwasserrohren auf den Asphalt. Ich weiß nicht, ob ich jemals so lauten und so starken Regen erlebt habe. Es ist wirklich eine Wand, die da runtergekracht; ich find’s ziemlich cool! Stehe aber auch unter einem warmen Krankenhausdach haha.
Einige kommen wegen des Regens heute zu spät zur Arbeit, weil sie mit ihrem Roller stoppen müssen. Spannend, zu sehen, wie normal das hier wohl ist.

04.04.2023 PLATSCH

Ansonsten passiert nicht mehr viel verrücktes. Aber mein unglaublicher Heißhunger ist endlich weg und ich freue mich total haha. Das waren wirklich crazy 3 Tage.
Auf das Mittagessen freue ich mich aber trotzdem, ich gehe Mal wieder zum Inder und esse hervorragendes Naan mit Paneer Butter Masala. Dazu lese ich mein Buch – ich bin mittlerweile total vertieft und will ständig nur lesen.
Danach geht es mit dem Fahrrad zurück, ich muss aber einen Umweg nehmen, weil der Highway ein Stück weit von der Polizei abgesperrt ist. Sie haben Schilder, Schlagstöcke und alles – Militär ist auch da und ich frage mich, was hier los ist.
Naja ich halte Abstand, gurke ein bisschen durch die Straßen, bis ich an einer späteren Stelle wieder auf den Highway zurückkehre.
Ich genieße die Heimfahrt sehr, aber es ist wirklich UNGLAUBLICH heiß.
Hier wird es von Tag zu Tag heißer uiuiuiii.
Im Dorf angekommen, probiere ich mich wieder an einer kleinen Runde shoppen, Mal wieder erfolglos – warum mach ich das eigentlich?! – und finde immer noch nicht meinen Kleid Laden.
Ich hab mich schon fast damit abgefunden, dass ich einfach damals Halluzinationen hatte.
Dann fahre ich nach Hause und mache mal wieder ein Workout. Es wird höchste Zeit.
Ich mache eins, was ich damals öfter mal gemacht hab und bin positiv überrascht davon, dass es mich nicht komplett weghaut. Es ist sogar ganz gut machbar, ABER. In meinem Zimmer ist es so bollerheiß und ich glaube, ich lüge nicht, wenn ich sage, dass ich noch nie in meinem Leben SO SEHR geschwitzt habe.
Es tropft bei ner Liegestütze wirklich vor mir von meinem Gesicht auf den Teppich und läuft meinen ganzen Körper runter. Das ist wirklich krass haha – ich hab bis zu diesem Moment in meinem Leben nicht gedacht, dass man selber nen See produzieren könnte.
Naja – es fühlt sich jedenfalls fantastisch an, sich zu bewegen und ich bin happy.
Dann fällt mir auf, dass man ja mal den Ventilator anschalten könnte…
Plötzlich klopft es, triefnass wie ich bin, an die Tür.
Das muss wohl Bhawagan sein – ich muss mir erstmal was gescheites anziehen; alles klebt an mir und ich stolpere vor die Tür. Er meint, dass man die Bergkette jetzt komplett sehen kann. WAAAAS. Man sieht den weißen Annapurna Gipfel, der ein riesiges Trekking Ziel ist. Wow! Ich bedanke mich, dass er es mir gezeigt hat, verabschiede mich aber nochmal schnell unter die Dusche damit das alles etwas angenehmer ist.
Danach setze ich mich wieder frisch und richtig bekleidet nach draußen, schaue den Bergen zu und lese mein Buch. Es ist so wunderschön. Bald geht die Sonne unter und alles beginnt zu verschwimmen. Die Bergkette wird immer blasser und der Himmel verfärbt sich.
Bhagawan geht mit der kleinen Chori zum Markt spazieren, Manju setzt sich neben mich nach draußen und wir unterhalten uns ein wenig. Es ist total schön und ich genieße alles an diesem Moment.
Dann geht sie Duschen und Bhawagans Cousin kommt vorbei. Den mag ich auch total gerne; Bhawagan ist noch nicht zurück, also setzt er sich neben mich auf die Pforte und wir beide unterhalten uns ein wenig – auch total schön. In der Zeit wird es wirklich ganz dunkel und die ersten Sterne gehen auf. ein Stern wird wieder so so hell und ich frage mich, ob das die Venus ist. Er weiß es leider nicht.
Später kommt Bhagawan nach Hause und setzt sich dazu. Chori setzt sich auf meinen Schoß und ich könnt nicht glücklicher sein – es ist soo so süß.
Ich spiele ein bisschen zu ihr und schaue dem Sternhimmel zu. Es ist zu dunkel zum Lesen. Bhagawan weiß, dass es der Planet Venus ist und ich find’s schon wieder so so cool!!!
Es sieht ja immernoch nur aus wie ein heller Stern, aber mit diesem Hintergrund-Wissen ist es einfach SOOO SO COOOL.
Ich hole schnell mein Handy und lade mir eine Sternbild App herunter. So finde ich heraus, dass man auch noch den Mars am Himmel sehen kann – WIE BITTE.
Ich bin total geflasht und schaue noch eine Weile in den Himmel, bis der Cousin sich verabschiedet und wir anderen und fertigmachen, um in einem Restaurant essen zu gehen.
Heute Abend gefallen mir meine Haare sehr gut und es geht los :))
Ich fahre mit dem Fahrrad, meine Gastfamilie zu dritt auf dem Roller – Chori hat eine Flausche-Kaputze mit Öhrchen drauf an und es ist wirklich sooo unglaublich süß. Ich kann nicht mehr. Bhawagan vorne, dann Chori im Stehen mit ihren Öhrchen und Manju hinten auf dem Roller. So düsen wir alle gemeinsam zum Restaurant und bestellen Essen. Es ist total schön und wir sitzen neben einem Aquarium draußen, was Chori total begeistert. Ich könnte ihr stundenlang dabei zuschauen.
Wir teilen uns alle als Vorspeise eine Portion Pommes.
Ich füttere Chori immer mal wieder und mache Kechtup auf ihre Pommes.
Sie sitzt auf dem Tisch und alle Trinksachen müssen in Sicherheit gebracht werden haha.
Irgendwann kommt auch mein Essen: Nudeln mit Gemüse und Paneer. Mega leckeeer und ich liebs.
Der heutige gemeinsame Abend ist echt toll!
Dann zahlen wir und machen uns auf den Rückweg.

04.04.2023 Ich sterbe :‘)))

Ich sage, dass sie mit dem Roller schon vorfahren können und ich dann einfach nachkomme. Nach ein paar Metern warten sie aber auf mich und meinen, dass Chori immer nach mir schaut und nicht ohne mich fahren will. Ich sterbeeeeeee.
Also tuckern wir da gemeinsam lang und ich kann nicht genug kriegen von der kleinen Chori auf dem Roller.
Zuhause angekommen verabschiede ich mich ins Bett und bin wirklich mehr als glücklich.
Bussi Bussis,
~Maite

Schreibe einen Kommentar