Soooo. Nachdem ich jetzt 4 Tage ohne Internet in der Pampa der nepalesischen Berge unterwegs war, gibt es jetzt endlich wieder einige Updates. Ich bin ziemlich hinterher, weil ich nach meinen Wanderungen immer totmüde ins Bett gefallen bin, schreibe aber fleißig weiter, um wieder up to date zu kommen. 🙂
Freitag.
Aufgewacht, traumhafter Ausblick und Bhawagans perfekter Porridge. Ich genieße diese Morgenroutine von Tag zu Tag mehr.
Ich mache mich fertig und schwinge mich auf mein Fahrrad – ab geht die Fahrt.
Heute ist es etwas bewölkter als gestern, aber trotzdem noch wunderschön.
Ich hab ziemlich starken Gegenwind und bin heute echt super langsam unterwegs. Mist, ich muss echt ein bisschen in die Pedale treten, sonst komme ich zu spät.
Die Musik in meinen Ohren trägt mich über die Straßen und ich komme dann 5min zu spät beim Krankenhaus an – ich glaube, das kann man verkraften upsii.
Ein Problem, das sich mir heute noch mehr offenbart als gestern:
Ich schwitze echt sehr aufm Fahrrad, weil es morgens schon so heiß ist mittlerweile.
Und dadurch, dass ich keine Dusche hab, sondern mich nur umziehen kann, hört das Schwitzen natürlich auch nicht direkt auf, wenn ich mich umgezogen habe…
Hm. Naja, ich schwitze jedenfalls sehr stark in meine Krankenhauskleidung hinein und versuche, mir irgendwie Luft zuzufächern haha.
Das klappt mehr schlecht als recht, mit der Zeit wird es aber besser.
Es sind heute 3 Praktikant:innen da und nur eine einzige Patientin. Das kann ja was werden…
Ich bin viel an meinem Handy am Anfang, weil wirklich für niemanden was zu tun ist, dann schlägt diesmal der Arzt von selbst vor, ob ich nicht woanders hingehen möchte. Es ist ein anderer Arzt, ich finde den Manager gut – dieser kommt aber erst um 9, deswegen muss ich erst noch etwas warten.
Als ich gegen 10 nach 9 zu seinem Büro gehe, läuft da gerade ein Meeting.
Also gehe ich nochmal zurück und versuche es nach 20 Minuten nochmal.
Das Meeting ist gerade beendet und der Manager empfängt mich total herzlich und lieb, wir immer mit einem Lächeln im Gesicht.
Ich erzähle im von meinem Anliegen, sein Englisch ist aber nicht soo gut. Er fragt, welcher Arzt mir das empfohlen hat und ich hab den Namen vergessen – upsiii. Also gehen wir zurück zum Emergency Ward und sprechen nochmal mit dem Arzt.
Die Idee ist, dass die mir jetzt eine Art Stundenplan schreiben, dass ich auch andere Stationen mal sehen kann.
Der fängt an, nachdem ich aus Pokhara zurückkomme – so wie ich das verstanden habe. Klingt ja sehr cool.
Jetzt bekomme ich auch nochmal eine detaillierte Führung durchs Krankenhaus und lerne einen anderen Arzt, der die OPD-Station leitet. Sein Englisch ist wirklich fehlerfrei und mit ihm unterhalte ich mich eine Weile. Er war schon mehrmals in Deutschland, war schonmal in Freiburg, hat 2 Jahre in Paris gelebt usw. Viel rumgekommen, ich glaub, der Mann weiß, was er tut hah.
Er erzählt mir, dass sie in 2 Wochen ein Health Camp organisieren. Dabei fahren sie in ländlicher Gegenden und versorgen da einen Tag die ärmere Bevölkerung medizinisch. Davon habe ich schon gehört und das finde ich mega cool.
Er bietet mir an, da mitzukommen und ich freue mich totaaaal. Ich muss das natürlich alles erstmal abklären, aber ich möchte das unbedingt machen!!!
Als nächstes lande ich auf der Gynäkologie-Station und komme gerade rechtzeitig, um bei einer Geburt dabei zu sein.
Coooool.
Es ist hier tatsächlich sogar fortschrittlicher als in Kapstadt – es gibt einen extra Raum für die Geburt, ein besonderes Bett – so ähnlich wie der gynäkologische Stuhl in Deutschland. Schuhe ausziehen und andere Schuhe anziehen; ein Arzt bereit fürs Neugeborene. Sieht alles ziemlich gut und professionell aus!
Dann geht die Geburt auch schon los und plötzlich bin ich mega geschockt, weil die Schwester aus dem Nichts einen Dammschnitt macht. Ich habe leider vergessen, zu fragen, ob das Standardprozedur ist oder nicht. Aber eigentlich hat man herausgefunden, dass ein Dammriss besser verheilt als ein Dammschnitt.
Ne Betäubung vorher habe ich auch nicht mitbekommen – kann aber auch einfach sein, dass ich das einfach verpasst habe.
Das erscheint mir alles etwas suspekt haha, aber wird schon irgendwie seinen Sinn haben.
Ansonsten verläuft die Geburt reibungslos und der Arzt untersucht das Neugeborene. Alles tiptop.
Das Nähen der Mutter dauert danach echt ziemlich lange und die Schwester setzt echt sehr viele Stiche.
Dann ist aber alles erledigt und die Geburt ist vorbei.
Bei der nächsten Patientin lege ich den Zugang und es klappt wieder einbahnfrei. Die Schwangeren bekommen hier immer direkt eine Infusion.
Wir hören den Herzschlag des Babys ab usw. Finde ich alles spannend und interessant.
Dann gibt es auch hier mal wieder eher wenig zu tun. Ich unterhalte mich mit den Schwestern, aber das englisch ist eher brüchig.
Sie machen mir noch einen Kaffee, der echt gut ist, und sind beide auch mega mega nett. Dazu noch ein paar Kekse hehe.
Zum Essen bestellen sie frittierten Kohl und ich darf etwas mitessen – der schmeckt echt geil.
Dann ist bald Schichtwechsel und mit den zwei neuen Schwestern gehen ich „auf Visite“. Bei allen nachgeburtlichen Patientinnen wird mal Blutdruck gemessen etc. und bei einigen Medikamente gespritzt.
Jetzt ist meine Schicht rum und es geht mit meinem Buch wieder zum Inder – das gleiche Essen wie immer haha. Upsiii.
Ich schreibe mir eine kleine ToDo für heute und beende mein Mittagessen. Dann düse ich mit dem Fahrrad wieder nach Hause. Es ist so unglaublich heiß und anstrengend wie lange nicht mehr halleluja.
Die Straße ist schon wieder von Polizisten abgesperrt. Als ich vorbeifahre, verliere ich meine Kopfhörer neben einem Polizisten, fahre nah ran und versuche, sie aufzuheben. Er ist super freundlich, lächelt mich an, hebt sie auf und gibt sie mir.
Ich frage, was los ist, weil es die Situation anbietet – er versteht mich aber nicht und ein anderer Polizist nähert sich, weswegen ich die Situation dann Situation sein lasse und meinen Weg fortsetze.
Ich brauche wahnsinnig lange für den Weg, weil es so so heiß ist, mache eine Trinkpause und überdenke meinen Fahrradkauf bei 38 Grad hahah.
Irgendwann kommt dann die erlösende Busstation und ich bin fast da. Ich kaufe Nagellack für 70ct., weil ich nicht im Krankenhaus bin die nächste Woche und meine Nägel heilen kann.
Finde ENDLICH meinen Shop wieder – er hatte keine Treppenstufen, wie ich gedacht hatte, also vielleicht nur ein Stückchen verrückt geworden. Und das Kleid ist verkauft. COME OOOOOONNNNNNN. Bleibt wohl für immer eine Fata Morgana.
Ich fahre nach Hause, lackiere meine Nägel, während ich mir etwas anschaue und bin mega happy.
Danach wird gepackt und auch das macht mir irgendwie sehr viel Spaß. Ich bin alleine zuhause, laufe also in Top und Shorts rum, was auch mal mega gut tut. Schaue den Sonnenuntergang an und genieße einfach den Tag.

Ich freue mich auch mega auf meine Wanderung.
Eigentlich gibt es gar nicht so viel an Erlebnissen zu beschreiben heute, aber der Tag ist für mich irgendwie unglaublich toll. Ich fühle mich einfach so wohl den ganzen Tag und hab das Gefühl, dass alles gut werden wird. Vermisse zuhause nicht, sondern genieße einfach zu 100%, wo ich gerade bin. Höre Musik beim Packen, habe Vorfreude auf die Wanderung und so verbringe ich eigentlich den ganzen Tag. Es ist spannend, zu überlegen, was ich noch alles aussortiere, was ich wirklich brauche oder eben doch nicht. Und abzuchecken, wie schwer der Rucksack sein wird, den ich dann 5 Tage rumschleppe.

Bald kommt meine Gastfamilie zurück und es gibt Abendessen.
Mitten beim Abendessen offenbart Bhagawan mir plötzlich, dass sie jetzt nach Kathmandu ziehen und nicht mehr hier sind, wenn ich aus Pokhara zurückkomme. ÄHM WIE BITTE?!?
Choris Vorschule fängt nächste Woche an und die Schulen in Kathmandu haben einfach besser Möglichkeiten.
Ach wie toll, dass ich das erst jetzt aus dem Nichts erfahre haha. Morgen Nachmittag ziehen sie um. AAAALLLLESSS KLAR.
Das ist jetzt also der letzte Abend – er meint aber, ich kann sie am Ende in Kathmandu besuchen.
Na dann hah.
Ich bekomme wohl aber eine ganz tolle neue Gastfamilie. Uiiii das wird wieder aufregend, denke ich mir.
Dann stellt sich heraus, dass ich hier im Haus bleibe und sein Cousin (mit dem ich mich gestern unterhalten habe, den ich gerne mag) mit seiner Frau hierher ziehen wird und die dann hier mit mir Leben.
Mein Leben ist so verrückt haha; es hat einfach so so viele Wendungen – Wahnsinn…. Naja; das ist dann also erstmal das letzte gemeinsame Abendessen und ich find’s schon sehr sehr traurig. Ich hab die alle so in mein Herz geschlossen.
Ich versuche aber eher, einfach glücklich zu sein, bei dieser tollen Familie gewohnt haben zu dürfen und tolle Erfahrungen mit ihnen gemacht haben zu dürfen.
Nach dem Abendessen spüle ich also ein letztes Mal das Geschirr ab, dann schreibe ich noch an meinem Reiseblog und es geht voller Vorfreude auf den nächsten Tag ins Bett yipieee. Ich kann irgendwie gar nicht schlafen, es sind gefühlt so viele Viecher in meinem Zimmer.
Zwei Mücken haben mich am Ellbogen gestochen, wo ich eine dicke Kruste von einer Schürfwunde hab.
Im Halbschlaf kratze ich wie irre an den Mückenstichen, bis es auch die gesamte Kruste erwischt und diese sich verabschiedet. Es fängt an zu bluten und ich muss erstmal aufs Klo, um meine Hände zu waschen und um nicht das ganze Bett vollzusauen. MAN das kann ich echt nicht so gebrauchen; ich hab eh nur 6h Schlaf. Wird wohl jetzt auch ne dicke Narbe, schätze ich. Blöde Mücken grrrrrr.
Ich find’s irgendwie ganz lustig, ich habe gestern noch einen Beitrag gesehen: „Ich – wie ich die Kruste von meiner Wunde in 1 Sekunde abkratze.“ – „Meine Blutplättchen, die seit Tagen daran arbeiten: ‚IST DAS DEIN ERNST‘?!?!“
Und heute Nacht kratze ich aus Versehen alles ab.
Hahhaa naja, jetzt geht es jedenfalls auf in wunderschöne Träume.
Bussi Bussis,
~Maite