Babys, Geburten und Pizzaaa

Montag <3
Um 6:20 klingelt mein Wecker, weil ich noch schnell unter die Dusche hoppsen muss und trotzdem entspannt meinen Morgen genießen möchte.
Unter der Dusche ist das Wasser kalt und wird auch nach längerem Warten nicht warm. OH MANNN denk ich mir – 6:30 in der Früh und ich muss jetzt mit kaltem Wasser duschen. Zähne zusammengebissen und ab drunter daa. Brrrr ist das kalt… mit jeder verstrichenen Sekunde wird es aber ein Stückchen besser. Ich denke wieder dran, dass es noch nicht ganz sicher ist, ob ich in Nepal warmes Wasser zum Duschen habe… Ich hoffe mal wieder, dass mir dieses Geschenk gemacht wird haha. Nach dem Haare einschampoonieren wird das Wasser plötzlich warm, ich freue mich und genieße noch kurz das wohlig, warme Wasser.
Danach geht es in die Küche, alle wichtigen Zutaten schnappen und raus auf die Terrasse, um mein Frühstück zu machen. Das wird dann auf dem Dach gegessen und mal wieder geht wunderhübsch die Sonne hinter den Dächern auf. Diesmal habe ich dazugelernt und lege mir ein Kissen unter die Hose :)) Deswegen kann ich entspannt mit sauberer Hose in den Arbeitstag starten.
Mit dem Uber klappt auch alles super, ich hab einen tollen Uber Fahrer, der total gute Laune verbreitet und so beginnt mein Tag echt schön! Ich liebe solche Menschen, die einfach ihren Job gerne machen und das auch nach außen tragen können. Er hat so viele Geschichten erzählt, gute Musik angemacht und einfach die ganze Zeit ein Strahlen im Gesicht gehabt.
Angekommen im Krankenhaus werde ich diese Woche der Maternity Station zugeteilt – da freue ich mich erstmal total!! Geburten, Mamas und Bebiiiiisss.
Am Anfang langweile ich mich zu Tode, stehe mir die Beine in den Bauch und fühle mich absolut nutzlos.
Es passiert sehr wenig, die Schwestern verneinen meine tausend Anfragen nach irgendwas zu tun oder irgendetwas, wobei ich helfen kann. Ich steh einfach nur blöd im Weg rum und frag mich WARUM…
Das sind die Momente wo ich mir denk, alteeer wofür bin ich eigentlich hergekommen, ich lerne grad nichts, ich werde dafür nicht bezahlt, ich brauch das nicht für irgendeinen Nachweis.
Ich bin komplett freiwillig hier und bekomme gerade nur das Gefühl, dass ich unnütz bin, nichts verändern kann und verschwende einfach nur meine kostbare Zeit hier in Kapstadt. Noch dazu kaue ich wieder auf meinen Fingernägeln rum, weil ich mich unwohl und fehl am Platz fühle – MANNN wenn ich was zu tun habe, sehen die endlich mal aus wie die Fingernägel von normalen Menschen.
Ich bin total sauer und zähle nur die Minuten runter bis ich hier wegkann.
Dann kommt eine andere Schwester und fängt an, mir Sachen zu zeigen. Ich darf Medikamente aufziehen, ne Infusion vorbereiten und solche Sachen. Da hab ich jetzt endlich was zu tun und bin schon wieder happy. Danach gehe ich zu einer anderen Schwester in den Raum und helfe ihr beim Wiegen von Babys, die meisten maximal 5 Tage alt. Soooo knuffig. Kaiserschnittnähte entfernen, Blutdruck und Hb-Werte messen. Macht alles sehr viel Spaß und ich hab auch was zu tun – der Tag hat sich ab jetzt schon wieder gelohnt! Als ich in den anderen Raum zurückgehe, merke ich, dass ich zwei Geburten verpasst habe – autschiiiii 🙁 aber die Plazenta ist noch nicht draußen und das neugeborene Baby bekomme ich auch zu Gesicht. sooooo süß. Und ein überwältigendes Gefühl!! Wir überprüfen, ob die Plazenta vollständig ist, wiegen diese etc. Danach werden noch ein paar Nähte gemacht, weil bei der Geburt der Damm gerissen ist – volles Programm, es ist alles super spannend zum Zusehen.
Bei der nächsten Geburt werde ich auf jeden Fall dabei sein!!! Eigentlich geht mein Arbeitstag nur bis 14 Uhr, ich bleibe heute allerdings bis fast 16 Uhr, weil alles einfach super aufregend und interessant ist, genau so wie ich mir das hier vorgestellt hab. Die eine Frau bekommt noch ein Verhütungsimplantat in den Arm gesetzt, das habe ich auch noch nie gesehen. Das wird wirklich wie ein Chip in den Arm eingepflanzt, sodass ich mich fühle als leben wir im Jahre 2055. Ich lasse meinen Gedanken ein bisschen freien Lauf und spinne weiter, dass man theoretisch ja wirklich einen Chip mit GPS implantieren könnte und versetze mich für kurze Zeit in den Kopf eines Verschwörungstheoretikers haha.
Dann gibt es noch eine Schwangere, bei der schon seit Ewigkeiten die Fruchtblase nicht platzt, also wird dies nun von der Schwester induziert, auch super spannend zu sehen. Anschließend lerne ich noch, wie man bei Babys Blut abnimmt, das kannte ich zuvor auch noch nicht. Dabei blamiere ich mich erstmal etwas… Die Schwester fragt mich, ob ich Blut abnehmen kann und ich sage ganz selbstbewusst – JO KANN ICH. Dann drückt sie mir ein Mini Röhrchen in die Hand und zwei Mini Piekser und ich wundere mich schon, seit wann man so Blut abnimmt bei Patient:innen. Aber ich denk mir einfach – hm vielleicht ist das ein Test, bei dem man nur wenig Blut braucht, piekse die Mutter und will die Blutströpfchen ins Röhrchen machen… Bis die Schwester kommt und mich aufklärt, dass das alles für das Baby ist. WOW das macht auf einmal alles Sinn. Ich fühl mich schlecht, weil ich gesagt hab, ich könnte das und dann so einen Schwachsinn mache, aber ich habe die Schwester einfach falsch verstanden. Dafür entschuldige mich im Nachhinein nochmal, weil das absolut das letzte ist, was ich absichtlich tun würde. Zu lügen über Dinge, die ich kann oder eben nicht kann, weil ich will, dass die Schwestern mir hier vertrauen können und weil ich will, dass es den Patient:innen gut geht. Naja, sie nimmt es mir jedenfalls überhaupt nicht übel, sondern lacht eher drüber, und ich bin etwas erleichtert.
So endet für mich dann der aufregende Kliniktag.
Auf dem Heimweg lasse ich mich bei einem Wolleladen absetzen und kaufe mir neue Häkelwolle, weil mein letztes Top gerade fertiggeworden ist.
Zuhause wird gegessen und angefangen zu häkeln bis es nach einer Stunde schon los zu Trenchtown geht, dem All you can eat Pizza unf Drinks Ort.
Die Pizza ist super fettig, schmeckt aber trotzdem lecker. Ich treffe ein paar Leute, die ich schon kenne und lerne auch wieder neue liebe Personen kennen. Davon gibt es wirklich genug hier in Kapstadt 🙂 und gerade im Trenchtown kann man gar nicht anders als am Ende des Abends jemand neuen getroffen zu haben. Das ist echt cool, ich merke aber deutlich, wie anstrengend mein Tag war. Der Lautstärkepegel der Musik und der zahlreichen Stimmen an diesem Ort sind wahnsinnig anstrengend für mich und ich freue mich, um 10 nach Hause zu fahren und mich ab in mein Bett zu schmeißen.
Das war ein super spannender Tag, ich freue mich auf einen guten Schlaf und auf den nächsten Tag morgen!!
Bussi Bussis,
~Maite

Ein Kommentar bei „Babys, Geburten und Pizzaaa“

  1. Endlich Babys: Top Job! Klasse Story zum heutigen Tag.

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