Fertigstellen, Tierselfie und Abendessen bei einer lokalen Familie

Mittwoch.
Letzter Zement-Tag – wir werden das letzte Drittel des Feldes fertig machen. Wow ging das schnell. Heute sind wir auch noch schneller, weil wir das Drittel erledigen, das am nächsten zur Zementmaschine ist.
Die Gruppen werden etwas durchgemischt, aber es ist trotzdem super harmonisch. Mir macht es so viel Spaß ey ich will wirklich wirklich nicht mehr weg…
Ich realisiere, wie schnell die Zeit vergeht und dass ich jede Sekunde genießen muss. Das erste Drittel ist schon beinahe vor dem Lunch erledigt und den Rest schaffen wir kurz nach dem Mittagessen.
Ich bin gerade in der Zementgruppe als das letzte Stück fertig wird. Dabei verliere ich noch eine Wette mit Drew, weil ich gesagt hab, wir brauchen nur noch weniger als 10 Schubkarren, um es zu beenden. Letzen Endes sind es dann 15 und der Court ist vollständig. WOW, wie schnell das geht, wenn einfach alle zusammenarbeiten.

Wir sitzen eine Weile im Kies und spielen dumme Spielchen, dann mache ich mich auf den Weg, meine Challenge für heute zu erledigen: Ein Selfie mit einem Farm Animal zu machen. Ich denke, dass ich dafür eine recht lange Reise auf mich nehmen werden muss.
Dann verlasse ich das Tor und direkt vor der Tür steht ein Mann mit einer Kuh und einem Bullen.
Er hat beide an der Leine und ziemlich gut unter Kontrolle. Ich frage, ob ich ein Bild machen darf und er sagt total fröhlich ja – und lässt es auch so klingen als sei es gar kein Problem.
SCHLECHTESTE ENTSCHEIDUNG DES TAGES: Ich wähle den Bullen, weil ich mir denke – schon cooler mit den Hörnern. Und der Mann hat ihn wie gesagt super unter Kontrolle.
Als ich näher rangehe, um ein Selfie zu machen (was mit der kleinen Kamera etwas mehr Nähe erfordert) kickt mich der Bulle mit seinen Hörnern. Ich stolpere und falle hin – Angst kommt in dem Moment auch noch ordentlich dazu.
Mir geht’s gut, es ist auch nichts passiert und der Mann hat den Bullen auch immer noch unter Kontrolle.
Mich wirfts aber komplett aus der Bahn. Ich hatte echt Angst, dass der Bulle sich losreißt oder was auch immer und fühle mich oberdrauf einfach UNGLAUBLICH naiv, blind und unvorsichtig. Wie kann man nur so blöd sein?!?!
Meine Güte. Meine Schulter tut auch nicht soo wenig weh – nichts schlimmes, aber n blauen Fleck wird’s bestimmt geben.
Die ganze Aktion flippt ziemlich meine Stimmung und ich bin zum ersten Mal in Nepal traurig. Verrückt..
Meine Kamera hat nichtmal ausgelöst, deswegen mache ich mich auf den Weg, ein anderes, harmloseres Tier zu finden.
Die Hühner rennen alle von mir weg und die Katze sagt auch tschüssiii haha.
Ich treffe aber Kinder, die super süß und offen sind. Sie lachen mich aus und sagen mir, dass ich dreckig bin. Damit haben sie auch wirklich vollkommen Recht – ich sehe vom „arbeiten‘ immernoch aus wie Sau.
Irgendwann komme ich an Ziegen vorbei und mache aus einiger Entfernung ein paar Selfies. DAS REICHT JETZT MIT TIEREN.
Auf dem Weg zurück treffe ich Nepalesinnen, die sich total freuen und ein Bild mit mir machen wollen.
Das fühlt sich ziemlich komisch an, ich mache aber alles mit.
Ich fühle mich etwas, als würde ich neben mir stehen und irgendwie kommen mir auch fast die Tränen.
Das merke ich hier tatsächlich immer ziemlich stark – sobald etwas passiert, wo ich Angst habe oder mir es nicht gut geht, vermisse ich Zuhause wirklich extrem. Das sind dann die Wellen. Naja ich gehe wieder zu den anderen zurück und erzähle die crazy Story.
Dann verabschiede ich mich ziemlich schnell in mein Zimmer und dusche. Die Dusche tut unfassbar gut – ich glaub die Hitze hat auch ziemlich zu meiner schlechteren Stimmung beigetragen.
Ich fühle mich schon viel besser.

Zum Nepali Quiz gestern:

@Mama: „Wie gefällt es dir“ ist leider falsch, ich kann auch leider nicht sagen, wie man das auf Nepali sagt.

Da muss ich wohl noch etwas mehr lernen. 😉

@Papa: „Das Essen schmeckt mir gut“ heißt: „Malai cano monperio.“
Oder „Mi to cha!“ – Lecker! 😉

Warum ich diese Sätze kenne? Am Mittwoch Abend hatten wir die unbeschreibliche Möglichkeit, in kleinen Dreier-Grüppchen in einer Familie hier im Dorf Abend zu essen.
Ich habe mich total drauf gefreut und gehofft, dass das meine Stimmung wieder ins Positive verändert. Und das hat es!
Wir essen mit der Familie des Angestellten Kabin, den ich total gerne mag, der ziemlich gut Englisch spricht und, der sich an meinen Namen erinnert. Es ist nur eine Kleinigkeit, aber zu hören, wie mein Name klar und deutlich aus seinem Mund kommt, flutet mich irgendwie mit Fröhlichkeit und einem Gefühl von Wertschätzung. Auch die Art, wie er es sagt: Man sieht, dass er sich freut, dass ich bei ihm esse heute.
Dann zeigt er uns sein Haus, das echt richtig toll aussieht!
Wir werden total herzlich begrüßt und setzen uns an den Tisch.
Das Essen schmeckt extrem gut, wir überfressen uns aber alle total. Denn die Familie fragt alle paar Minütchen nach, ob man noch etwas mehr davon oder hiervon haben möchte und man will irgendwie nicht unhöflich sein. Dann kommt aber immer ein RIESENLÖFFEL auf den Teller geflogen.
Ich lerne irgendwann zu sagen „wenig – tori“ und „nein danke – huggio“ haha.
Alles in allem übe ich sehr viel an meinen Nepali Künsten und es is soooo toll zu sehen, dass eine fremde Familie, die nicht weiß, dass ich dieses Wort schon tausend mal geübt habe und erahnen kann, was ich damit meine, versteht, was ich sage.
Ich werde oft ausgelacht, aber auf eine herzliche und liebevolle Weise.
Ich verstehe mich total gut mit der Großmutter und sie lacht jedes Mal, wenn ich etwas zu ihr sage, total herzlich.
Wir essen mit den Händen, ich hab darauf bestanden, nachdem sie 10 Mal gefragt haben, ob ich einen Löffel haben will. Für die Erfahrung wollte ich mit den Händen essen.
Die ersten paar Hände fühlen sich echt super komisch an, dann wird es aber irgendwie sofort normal. Ja, man benutzt halt einfach seine Hände – und nicht nur für Pommes, sondern für Reis mit Soße.
Ein Mal sage ich etwas zur Großmutter und sie antwortet auf Nepali. Und DAS ist das erste Mal, dass ich verstehe, was sie antwortet. Dass sie nicht nur meinen Satz wiederholt oder einen Satz genau so sagt, wie ich ihn kenne. Sondern dass sie zwei von meinen gelernten Sätzen kombiniert und ich sie verstehe. Ich freue mich total und jubele – die anderen freuen sich mit mir. Ein echt schöner Moment.
Ich hatte ihr gesagt, schön sie kennenzulernen – sie antwortete, dass es schön ist mich bei diesem Essen hier kennenzulernen.
YIPPIIIEEEEEE.
Ich telefoniere auch einmal kurz mit der Tante, mit der die Großmutter zwischendurch facetimet, und erzähle ihr auf nepalesisch, dass das Essen gut schmeckt.
Das Essen ist typisch nepalesisch: Dal Bhat, also Reis, Linsen, Gemüse und Fleisch. Es gab Senfblätter, die echt gut geschmeckt haben und Kartoffel.
Außerdem gibt es Ente. Mir ist es ziemlich unangenehm, zu sagen, dass ich kein Fleisch esse, aber die Familie nimmt es total lieb und herzig auf – auch wenn es in dem ganzen Dorf bestimmt nicht eine/n Vegetarier/in gibt haha.

Dazu bekommen wir eine Chili und eine Vorwarnung, dass diese unglaublich scharf ist. Ich beiße ein winiziges bisschen vorne ab und sterbe fast.
Später erfahre ich, dass Drew uns Tate beide die ganze Chili gegessen haben und geweint haben hahaha, weil ihnen niemand gesagt hat, dass das so scharf ist.
Da bin ich ja froh, dass ich mein kleines Chilistückchen mit ganz viel Reis neutralisieren konnte uiuiui.
Wir machen alle gemeinsam noch ein Bild mit meiner Kamera als Erinnerung.
Nach dem Essen bedanke ich mich ganz herzlich und es geht wieder zurück.

Auflösung des Quiz: 😉
„Dimi-cotti borca bayo“ heiiiiißt

  • Wie alt bist du?

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