Ungefähr ALLE Emotionen an einem einzigen Tag durchlaufen…..

Samstag.
Mein Wecker klingelt und ich bin unglaublich verklatscht. Ich bin aufgeregt und starte in meinen Tag. Bhagawan hat mir schon Frühstück gemacht und das ist wohl das letzte Mal, dass ich seinen Porridge mit dem Ausblick esse.
Ich packe meine letzten Sachen zusammen und dann schwinge ich mich schon hinten auf den Roller – Bhagawan fährt mich zur Busstation.
Ich frage ihn nach den Protesten gestern: Ein hoher Businessmann ist gestorben, es sol angeblich Selbstmord gewesen sein – viele Leute halten es allerdings für Mord und fordern, dass Polizei und Politik in Aktion treten. Bin ich in nem Film gelandet?!?
Naja – cool, zu wissen, was da abgeht.
Dann kommt auch schon mein Bus an und ich verabschiede mich von Bhagawan.
Schon sehr traurig, er hat mir so viel geholfen in den letzten Wochen. Aber gut – ich sehe ihn ja auf jeden Fall in Kathmandu nochmal wieder.
Die Fahrt beginnt und ich sitze neben einem Nepalesen, der leider seeehr starken Mundgeruch hat haha, aber wir beginnen ein nettes Gespräch.
Zu Anfang macht es mir zumindest noch Spaß, bis er einfach beginnt einen ellenlangen Monolog beginnt und meine Versuche, ins Gespräch einzusteigen ignoriert und ich irgendwann einfach nicht mehr zuhöre. Er redet nur und ununterbrochen von sich – das ist einfach keine ordentliche Kommunikation, also lasse ich das sein und widme mich mal meinem Reiseblog.
Da muss ich einiges nachholen und ich komme ganz gut voran. Zwischendurch nicke ich immer mal wieder weg – ich hab ja nicht so viel geschlafen.
Ansonsten schaue ich auch viel und gerne aus dem Fenster.
Wir bleiben auf einmal stehen und es dauert eine Weile, bis sich hier im Bus etwas tut. Plötzlich steigen ganz viele Leute auf einmal aus und ich bin total verwirrt, was passiert. Ich weiß ganz sicher, dass mein Sitznachbar auch nach Pokhara will, er steigt aber aus – es kann also nicht sein, dass hier einfach eine Haltestelle ist. Hmm komisch.
Wir fahren etwa 10min ohne die Leute weiter und halten dann an einer Raststätte. Nach und nach trudeln alle zu Fuß wieder ein.
Die eine Nepalesin erklärt, dass wegen der Proteste alle Nepales:innen aussteigen und durch das letzte Stück Straße durchlaufen mussten – und nur die Touris im Bus bleiben durften. WAS WIE VERRÜCKT?
Diese Sache mit dem Business Mann ist wohl scheinbar wirklich groß…
Aber ich find’s irgendwie komisch, dass nur alle Nepales:innen laufen müssen. Sie meint, die Polizei will Tourist:innen keine Unannehmlichkeiten machen und ich denke Mal, dass die auch annehmen, dass es wohl eher unwahrscheinlich ist, dass Tourist:innen an den Protesten beteiligt sind.
Dann geht die Reise jedenfalls weiter und ich kann nicht genug davon bekommen, aus dem Fenster zu schauen.
Ich sehe eine Mutter, die ihrem kleinen Sohn die Haare draußen im Sitzen auf einem Hocker wäscht. Eine andere Mutter ein Haus weiter, die damit gerade schon fertig ist. Kleine Wellblechhütten, die zwar nicht groß sind, aber so gemütlich aussehen. Wäsche, die draußen auf Leinen hängt, die zwischen die Häuser gespannt sind.
Dahinter wunderschöne Natur.
Und denke mir mit einem Lächeln im Herzen, wie schön diese Welt ist und wie toll es ist, dass ich gerade einfach so ein Teil davon bin. Einfach so.
Dass das von jedem akzeptiert wird. Und ich jeden Tag ein Stück mehr hier reinpasse.
Die Natur wird von Kilometer zu Kilometer immer ein Stückchen grüner. Und schöner.
Ich sitze im Bus um 10:30 Uhr morgens, esse Chips und freue mich auf das, was kommt.
Wir machen eine Pipipause und ich will meine Schuhe anziehen. Auf einmal platscht eine Pfütze Wasser auf mich drauf – WAS IST DAS DENN.
Der Nepalese hat seine Wasserflasche nicht richtig zugeschraubt und alles ist in meinen Schuh gelaufen ARGGHHHH echt jetzt?!?!?
Das nervt mich echt n bisschen – ich kippe nen halben Liter aus meinem Schuh raus und er ist pitschepatschenass. Naja – lässt sich jetzt nicht ändern; trocknet ja irgendwann wieder.
Die Fahrt geht weiter, bis es irgendwann Mittagessen gibt.
Mal wieder ein Buffet und ich lade mir ordentlich meinen Teller voll.
HUNGEEEER.
Dann frage ich die eine Nepalesin, die vorher das mit den Protesten erzählt hat, und ihre Freundin, ob ich mich zu ihnen setzen kann. Beide sind total sympathisch und sprechen gut englisch, deswegen unterhalten wir uns super und es ist echt schön, sich ein wenig auszutauschen. Die beiden studieren Architektur und reisen jetzt gerade als Teil eines Uni-Projektes. Am Ende sollen sie einen Vortrag über die erlebte und gesehene Architektur halten – wie cool!
Die Fahrt geht weiter und der Nepalese schläft auf meiner Schulter, was irgendwie ganz süß ist haha.

Ich nicke nochmal ein, bis es auf einmal heißt, dass wir da sind. Uiiii jetzt wird es aufregend.
Ich steige aus und ein Local empfiehlt mir einen Bus, der in Richtung Hostel fährt. Tip-top.
Ich Dödel habe gestern vergessen, mein Datenvolumen aufzuladen und habe deswegen kein Internet. Ich hole mir von einem Mädchen kurz einen Hotspot – dann weiß ich schonmal in etwa, wo ich hinmuss.
Von zwei Mädels sind nach der Fahrt leider die Rucksäcke voller Motoröl vollgesaugt und sie feiern das verständlicherweise wirklich gar nicht.
Es ist jedenfalls mega trubelig, sie wollen ihr Geld vom Bus wiederhaben usw., sodass ich mich mit einer Australierin dann ohne die beiden schonmal auf den Weg zum Bus mache.
Ich bekomme in der Zeit die Nachricht von meinem Guide, dass meine Wander-Tour privat ist und das finde ich wirklich überhaupt nicht toll.
Ich will doch endlich nicht mehr alleine sein :‘)
Naja – jetzt geht es erstmal zum Hostel – wir fragen ein wenig rum, weil wir den Bus nicht finden und ich beschließe, dass Laufen doch viel leichter ist, weil es eh nur ca 20 Minuten sind. Während die Australierin gerade überlegt, ob sie meiner Wanderung joinen möchte, fahren die beiden Mädels und der nette Nepalese im Taxi an uns vorbei. Der Nepalese schreit aus dem Fenster, dass ich meine Laptoptasche vergessen habe.
ACH
DU
SCHEISSE.
Er lässt mich ein Bild von der Bustyptelefonnummer machen und meint noch, dass er ihn anruft, dass ich zurückkomme. Da bin ich schon halb am Rennen.
Er meint auch, dass sie die Tasche behalten haben und ihm nicht geben wollten – was mir den einzigen Hoffnungsschimmer gibt.
Pokhara ist auch die Endstation des Busses…
Ich sprinte mit meinem schweren Rucksack auf dem Rücken los und bin mit meinen Füßen lange nicht so schnell, wie die Gedanken, die durch meinen Kopf schießen.
Ich lass mal das Fluchen und die ganzen Schimpfwörter hier weg, aber man kann es in etwa zusammenfassen mit:
KANN MAN OHNE GEHIRN GEBOREN WERDEN?
WIE KANN MAN NUR SO UNFÄHIG SEIN??
PASS DOCH EINFACH AUF DEINE SACHEN AUF! DAS KANN DOCH NICHT SEIN, DASS DAS GERADE PASSIERT. MAITE BEWEG DOCH MAL DEINE BESCHEUERTEN BEINE SCHNELLER.
WIESOOOOOOOO??!?!

Naja. Vielleicht geben euch die Großbuchstaben einen kleinen Einblick darin, wie schlimm und grauenhaft diese 15 Minuten Rennen sind.
Ich bin fix und fertig, will am liebsten heulen und komme irgendwann am Tor zum Buspark an.
Erstmal muss ich an den ganzen Taxileuten vorbei und nach 5 Mal denke ich mir, der nächste, der mich fragt, ob ich ein Taxi haben will, wünschte sich er hätte das nicht gefragt.
Ich schlage mich durch zu meinem Bus. Dort steht ein Fahrer, der in das Bushäuschen einsteigt, und mit einer schwarzen, zugeknoteten Tasche wieder rauskommt.
MEINER schwarzen Tasche.
Ich glaube, mein Schriftstellerinnen-T deralent reicht nicht aus, um zu beschreiben, welches Gefühl von Erleichterung in meinem gesamten Körper explodiert. Ich hab einen hochroten Kopf, bin völlig am Ende, aber es fällt einfach ALLES von mir ab.
Ich atme erstmal so tief durch, wie ich kann und der Busfahrer meint, ich soll checken, ob noch alles da ist.
Während ich das mache, fällt mir erst auf, dass in der Tasche auch noch locker 70€ Ersatzgeld UND….
Mein Reisepass samt Visum und mein Impfpass sind.
Ach du heilige Mamma Mamma Mia.
Ich schüttele noch mehr meinen Kopf über mich und mein Leben.
Und bin unglaublich dankbar dafür, dass ich an diesen Fakt vorher nicht gedacht habe.
Alle Sachen sind noch da und ich bedanke mich, dass ich hier in Nepal bin mit den ehrlichsten und tollsten Menschen und nicht mehr in Kapstadt, wo die Tasche seit 10 Lichtjahren weg gewesen wäre.
Nachdem die Erleichterung verflogen ist, wird einfach nur der Stecker gezogen – ich bin so k.o. und am Ende. Psychisch und physisch.
Erstmal gehe ich zum nächsten NCell Shop und lade mein Datenvolumen auf.
Dann mache ich mich langsam auf den Weg zu meinem Hostel.
Mit dem neuen Datenvolumen schicke ich erstmal eine Beschwerde-Sprachnachricht an Mama und Papa, wieso sie mich ohne Gehirn und motorische Fähigkeiten ausgestattet haben, und dass ich das bodenlos frech finde.
Die Antwort von Papa: Das ist mir auch schonmal in Griechenland passiert; ist genetisch und nicht mehr änderbar.
Haha das heitert mich etwas auf.
Es ist wirklich wunderschön hier und die Luft ist frisch. Kein Staub, keine Abgase, keine Verschmutzung.
Das tut soooo gut!!

Ich komme an einer demonstrierenden Gruppe vorbei, die währenddessen Musik macht, und denke mir: Das ist Nepal. Ich find’s total toll.

Nach etwa 20min erreiche ich dann auch mein Hostel.
Es sieht echt schön aus – es gibt einen großen, gemütlichen Außenbereich, der total bewachsen und mit Holzmöbeln ausgestattet ist.
Ich gehe zur Rezeption checke ein und hole meinen Reisepass aus meiner Laptoptasche.
In meinem Kopf spielt sich das Szenario ab, wenn ich hier erst gemerkt hätte, dass das alles fehlt und in mir zieht sich alles zusammen. Ich bedanke mich in Gedanken nochmal bei dem Schicksal und dem unglaublich netten Nepalesen.
Dann werde ich zu meinem Zimmer gebracht. Sehr sehr dunkel, aber ich werde hier drinnen eh nicht viel Zeit verbringen. Für mich das Wichtigste: Es ist voll.
Mein Kopf ist total überhitzt, ich bin wahnsinnig gestresst und kann nicht mehr. In meinem Kopf schwirrt ununterbrochen nur die Nachricht: „This is a privat tour“
Ich kann nicht mehr alleine sein, denkt sich mein überhitzter Kopf und als ich sehe, dass man bis morgen noch kostenlos stornieren kann, mache ich das erstmal.
Ich bin überfordert, enttäuscht, verwirrt, hilflos, weiß nicht, wer ich bin und kann nicht mehr.
Kurz vorm Heulen kann ich auch noch auf die Liste setzen.
Als ich mich mit meinem Handy und meinem Laptop nach draußen setzen möchte, um mal runterzukommen, mir meine Möglichkeiten anzuschauen und eine Lösung zu finden, spricht mich ein Mädchen an.
Sie sagt mir, wie geil sie meine Haare findet und wie toll und attraktiv ich damit aussehe.
Dieses Mädchen. Ist mein Anker. Ihr Name ist Nysa. Sie kommt aus Doha.
Ich freue mich so so sehr über das Kompliment und bedanke mich aus tiefstem Herzen. Ich setze mich zu ihr und erzähle ihr, dass ich mich noch gewöhnen muss und das alles ziemlich neu ist.
Sie hat sich selber vor einem Jahr die Haare abrasiert und erzählt mir aus Indien noch verrücktere Geschichten. Dass sie tatsächlich gefragt wurde, ob sie Krebs habe, und ich kann es einfach nicht fassen.
Eigentlich ist sie ja wildfremd, aber ich schütte ihr mein Herz aus – erzähle ihr, dass sie gerade mein Rettungsanker ist, dass ich mich irgendwie so verloren fühle, dass ich meine Laptoptasche verloren hatte und dass ich gerade eine Wanderung gecancelt habe, auf die ich mich seit über einer Woche riesig freue.
Naja – meine Lebensgeschichte eben.
Sie ist unglaublich lieb, beruhigt mich, unterstützt mich, meint, dass das alles schon klappen wird usw.
Ja – wie gesagt – sie ist einfach mein Anker. Sie meint, dass sie sich gleich mit jemandem hier trifft, ob ich nicht einfach mitkommen möchte.
Dazu sage ich definitiv ja.
Wir haben noch andere kleine Bonding-Punkte wie, dass sie auch total tollpatschig ist und eigentlich genau die gleiche Brille wie ich trägt – nur in silber.
Mein Stress ist nicht verflogen, aber definitiv erstmal eine Meile weggeschossen worden.
Ein anderer Reisender aus der Schweiz hat im Hostelchat gefragt, ob jemand seiner 5 Tages Wanderung joinen möchte und ich schreibe ihn mal an. Das klingt nach einer guten Alternative für mich.
Dann geht es mit Nysa erstmal los – wir treffen einen anderen, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe und spazieren zum See.
Nach und nach beruhige ich mich immer mehr und genieße einfach nur, dass ich gerade hier bin.
Als wir am See ankommen, kann ich meinen Augen nicht trauen. Es ist so wunderschön – so friedlich, so pur und so echt.
Am Ufer liegen zahlreiche bunt bemalte Kanus im Wasser, dahinter der endlose schimmernde See und oben drüber die mächtigen, alles überwachenden Berge. Das Bild ist magisch und unbeschreibbar.
Wir setzen uns auf ein umgedrehtes Kanu am Wasser und genießen einfach nur die Aussicht.

06.04.2023 Kann man sich sowas vorstellen? :‘)
06.04.2023 Mein Engel Nysa <3

Dann rufen Mama und Papa an, nachdem sie meine verzweifelten Nachrichten gesehen haben, ich entferne mich kurz von den beiden und schütte mein Herz aus. Ich bin wieder der Tränen nahe, aber Mama und Papa finden natürlich mal wieder die richtigen Worte und ich beschließe, dass ich schaue, ob das mit dem Schweizer und der Wanderung klappt und ansonsten meine alte Wanderung wieder buche.
Nachdem das geklärt ist, setze ich mich wieder zu den anderen dazu und wir treffen zwei Mädels, die Nysa kennt. Die eine von beiden (Leonie) habe ich im Bus nach Chitwan getroffen – wie verrückt.
Wir setzen uns alle zusammen und mit Leonie rede ich auch noch mal über alles Mögliche – auch über meine Zukunft, mein Studium usw.
Sie ist selber OP-Schwester und hat mit 26 gesagt – TSCHÖ – das mache ich nicht mehr weg und reist jetzt 1 Jahr.
Sie hat selber gerade einen 12-Tage-Trek gemacht und meint, dass man auch jeden Abend in den Hostels Leute trifft. Das hört sich echt gut an und diese ganzen sozialen Kontakte hier holen mich wieder in die Realität zurück und alles wirkt gleich nur noch halb so schlimm.
Ich habe mich etwas mit dem Schweizer zusammengeschrieben und als die anderen zum Essen gehen, gehe ich zurück zum Hostel, um mit ihm zu bequatschen, ob das was wird. Ich habe deren Nummer und werde dann einfach danach wieder zu ihnen dazustoßen.
In der Zwischenzeit bekomme ich eine Nachricht von meiner Wanderorganisation, dass alles schon arrangiert ist und ich wirklich last minute gecancelt habe. Und dass Privattouren gut sind, weil man genau sein Tempo gehen kann und so weiter.
Da hat er absolut Recht und ich rufe ihn an. Ich erkläre ihm, was alles gerade bei mir los gewesen ist und dass ich die Wanderung wahrscheinlich einfach wieder buchen werde. Er ist auch total nett, was mich auch sehr positiv stimmt.
Ich entschuldige mich nochmal fürs Chaos und sage ihm, dass ich mich im Laufe des Abends melde. Ich möchte erst noch kurz mit dem Schweizer quatschen.
Nach einigem Hin und Her, weil ich mich im Hostel vertan habe und bliblablub, treffe ich endlich den Schweizer (der 48-Jährige Jean-Marc) und er begrüßt mich erstmal mit einer Umarmung und einer Energie, die ich echt gut gebrauchen kann.
Er ist wirklich mega mega lieb und ich sage ihm direkt, dass ich wohl doch die ursprüngliche Wanderung machen werde.
Er ist total verständnisvoll, zeigt mir aber noch seine Idee.
Sein Visum läuft allerdings aus und er meint, dass sie die Wanderung mit einem mega straffen Zeitplan durchziehen müssen. Da das meine erste Backpack-Wanderung ist, weiß ich nicht, ob ich mir das zutraue und das versteht er vollkommen. Er schaut sich auch mit mir noch meine geplante Wanderung an und bestärkt mich darin, dass das für mich als Newbie mit dem Guide und allem eine gute Wahl ist.
Ich bin ihm unglaublich dankbar und habe mich entschieden.
Ich schreibe der Organisation und frage, ob ich bei ihnen direkt zahlen soll, dann fallen die Tripadvisor Prozente weg. So machen wir einen Deal, ich zahle auch noch 20€ weniger und unterstütze dabei noch eine lokale Organisation – MEGA.
Die Art der Zahlung ist etwas suspekt – er schickt zwei Männer mit Kartenlesegerät zu mir ins Hostel und ich bezahle den Betrag. Etwas verrückt haha, aber ich bekomme eine ordentliche Rechnung und Bescheinung, also passt das alles.
Ich bin erleichtert und wieder glücklich und lade den Schweizer noch ein, mit zu den anderen zum Abendessen zu kommen.
Das nimmt er gerne an – wir schauen noch kurz bei meinem Hostel vorbei und wollen dann losdüsen. Im Hostel gabele ich noch einen symapthischen Briten auf, der sich auch zum Essen anschließt. MAN JA – das ist es, was ich so vermisst habe. Spontane Leute, mit denen man einfach losziehen kann :‘)
Ich bin jetzt schon wunschlos glücklich.
Genau in dem Moment, wo wir losziehen wollen, meldet sich der Monsun und es KRACHT wirklich aus Eimern vom Himmel herunter.
Dass wir es bis zu den anderen schaffen ist hiermit ausgeschlossen haha – 1sek draußen und du bist bis zur Unterhose nass.
Ist das schlimm? Nein, weil ich hier zwei tolle Leute im Gepäck habe, mit denen ich die Zeit jetzt einfach anders gestalten werde.
Wir rennen durch den Regen zur Rezeption und JAP – die 1 Sekunde macht mich schon ordentlich nass haha.
Dort fragen wir, wo das nächste Restaurant ist, zu dem man hinrennen kann. Es gibt eins direkt gegenüber.
Wir holen uns die exakten Koordinaten, Breitengrad, Längengrad, den Winkel, die Lage, den Geruch im Wind, die Höhenmeter usw., damit wir es auf jeden Fall auf den ersten Versuch erreichen haha.
3,2,1, LOS. Ich renne durch den Regen und aus meinem Mund – und Herzen – kommt ein lautes, tiefes, befreites Lachen. Dieser Regen belebt mich so sehr und dass ich mit diesem beiden Menschen hier gerade zu einem Restaurant renne, macht mich SO SO GLÜCKLICH :‘)
Ich habe eine weite Flatterhose an und beim durch die Pfützen Rennen könnt ihr euch vorstellen, wie nass ich schon bin, wenn man den Regen von oben sogar noch weglässt.
Naja – wir kommen nass bei einem Shop an – und neben dran ist tatsächlich das Restaurant. YAAAA. Man kann innen durch eine Tür rüberlaufen – wir brauchen also nicht mehr durch den Regen.
Wir setzen uns an einen Tisch und ich freue mich immer noch über die Situation. Draußen prasselt es nur so herunter.
Ich find’s so nass etwas frisch – aber macht nichts.
Wir bestellen uns alle ein Bier und für mich gibt es vegetarische MoMos. ‚
Das sind die besten MoMos, die ich in ganz Nepal bisher gegessen hab. Welche Schätze man so findet, wenn man vor dem Regen flüchtet. Die Köchin erzählt uns, dass das Restaurant ganz neu ist und sie Kochen in 2 Tagen durch YouTune gelernt hat. Ne das kann doch nicht dein Ernst sein haha. Sie macht das Restaurant mit ihrem Schwager, der die Kasse und die Bestellungen macht.
Ich bin beeindruckt. Allgemein ist das Essen richtig schön; ich unterhalte mich sehr gut mit Jean-Marc und Nick und bin echt happy, dass ich hierhergekommen bin.
Da ich länger keinen Alkohol mehr getrunken habe, duselt das eine Bier schon ein wenig in meinen Kopf.
Irgendwann ist es schon halb elf und Jean-Marc gibt mir einen Hotspot, weil meine Daten irgendwie schon wieder leer sind – ich konnte nur ein Mini Paket kaufen.
Da sehe ich, dass Leonie vor einer halben Stunde geschrieben hat, dass ihr Akku fast leer ist.
Wir laufen zu der Bar, wo sie als letztes waren, aber sie sind leider schon woanders hingegangen.
Also gehen wir drei in die nächste Bar, wo Live-Musik gespielt wird.
Die Musik gefällt mir echt gut – die Bar ist so halb eine Terrasse und hier sind viele Locals. Wir drei stehen an der Bar, unterhalten uns und genießen die Musik.
Nach einer halben Stunde etwa packt die Band allerdings schon wieder ein und macht Feierabend. Also ziehen wir weiter. Wir fragen in den Straßen herum, wo hier der beste Ort zum Feiern und zum Tanzen ist. Uns wird das Busy Bee empfohlen.
Eine Mischung aus Bar und Club und auch dort spielt eine Live-Band.
Die Stimmung ist echt ganz cool – wir trinken erst ein Bier und gehen dann auf die Tanzfläche. Immer wieder unterbreche ich kurz, weil ich einen Moment zum Strahlen, zum unglaublichen Glücklichsein, zum Freifühlen realisieren brauche. Und habe die ganze Zeit ein riesiges Grinsen auf dem Gesicht.
Wir wetten immer mal wieder, wo die Leute herkommen, die auf der Tanzfläche sind und das ist echt lustig. Irgendwann ist Jean-Marc weg, ohne, dass ich es mitbekomme.

Also verbringe ich den restlichen Abend mit Nick – wir tanzen viel und genießen einfach das Leben.
Ich bin zwischendurch mega genervt, weil ein Nepalese mich die ganze Zeit in sein Video hineinziehen möchte und so tut, als hätte er mega Spaß mit mir und würde mit mir Tanzen.
Ich hasse es, wenn Leute nur für n Video die Realität so verzerren und er ist mir unglaublich unsympathisch.
Jedes mal, wenn er kommt, gehe ich woanders hin und zeige ihm, wie daneben ich das finde.
Den Abend genieße ich aber trotzdem sehr.
Irgendwann tippt er mir allen Ernstes auf die Schulter und fragt, ob er einen Kuss bekommen kann und ich gehe an die Decke. SAG MAL GEHT’S JETZT EIGENTLICH NOCH?!?
Manche Menschen sind wirklich das Allerletzte. Hauptsache n Video von nem Kuss mit nem deutschen Mädchen bekommen – ich könnte kotzen.
Ich will mich damit nicht rumschlagen, gebe ihm nur einen angewiderten Blick, sage nein und gehe weg.
Unfassbar.
Wir lassen noch den Abend ausklingen, tanzen noch ein wenig und gehen dann zurück ins Hostel. Das war so ein langer Tag und ich bin hundemünde. Wir sitzen noch eine Weile draußen im Gemeinschaftsbereich, bis wir uns in die nebeneinandergelegenen Betten verabschieden. Verrückt, dass man den ganzen Abend mit einer fremden Person verbringt und dann nebeneinander in Hochbetten liegt haha.
Nach einem verwirrten, schlimmen, tollen, wunderschönen und vor allem verrückten Tag freue ich mich auf meine Träume.
Bussi Bussis,
~Maite

2 Kommentare bei „Ungefähr ALLE Emotionen an einem einzigen Tag durchlaufen…..“

  1. Hey Maite, das war wieder großartiges Mitfierbern, es reißt einen beim Lesen sehr mit, so klasse!
    Meine Freundin Ina musste gerade heute aus ElHierro, wo sie wohnt, zurück nach Teneriffa fliegen, weil sie gestern beim Flughafen -Check auf Teneriffa ihren Laptop in der Wanne liegen lassen hat… auch ganz clever! Wir hatten uns in Krefeld zum 37jährigen Abitreffen gesehen, also im Alter wird es nicht zwingend besser, haha! Mach weiter so, Pannen machen eine Reise doch erst unvergesslich, Gruß aus Hamburg, Inke

    1. Ayyy vielen lieben Dank Inke! Das freut mich wie immer total!
      Ohjeeee Hilfe – da habe ich ja echt noch Glück gehabt und darf mich gar nicht beschweren. Ist denn alles gut gegangen im Endeffekt?
      Und ja du hast Recht; vergessen werde ich das auf jeden Fall nicht haha.
      Liebe Grüßeeee <33

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