Erster Tag, neue Eindrücke und ein toller Heimweg

Donnerstag.
Ich wache auf und bin aufgeregt, was der Tag wohl so bringen wird. Es ist erst 7:30 Uhr und es geht erst um 10 los, also setze ich mich auf die Terrasse und schreibe etwas Reiseblog.
Bhagawan bringt mir Frühstück, den leckeren Haferbrei aaayyyy.
Ich bin so dankbar, dass ich in den nächsten Wochen Teil dieser tollen Familie sein darf.
Um 10 vor 9 meint Bhagawan zu mir, dass wir doch jetzt schon fahren. Uiiiii aufregend , ich putze noch schnell Zähne und los geht’s. Eine halbe Stunde Roller in die Klinik fahren. Wir tanken noch kurz und auf geht’s.
Ich begutachte die ganze Fahrt über die Gegend, durch die wir hier gerade durchdüsen. Wow, alles so verrückt – irgendwie echt anders. Die Luft ist leider mega rauchig und ich halte immer wieder die Luft an. Und der nepalesische Verkehr hier ist natürlich auch mal wieder geisteskrank. Aber irgendwie auch cool, zu sehen, dass alles trotzdem funktioniert.
Wir kommen an und gehen erstmal zum Manager und der ist super nett! Bhagawan und er unterhalten sich eine Weile auf nepalesisch und ich sitze grinsend daneben. Dann kommen meine gelernten Nepalkenntnisse kurz mall zum Einsatz und alle lachen.
Er zeigt mir über die Überwachungskameras, welche Räume es hier so gibt und meint, dass ich im Emergency-Room anfangen kann und wir dann schauen, wo es danach hingeht. Cool 🙂
Dann geht es auch schon los, Bhagawan verabschiedet sich und ich lerne die Schwestern, Pfleger und Ärzte des Krankenhauses kennen. Alle sind mega lieb, offen und herzig – das ist total schön.
Die eine Schwester schnappt sich mich und dann gibt es erstmal eine Führung durchs Krankenhaus – sieht nicht schlecht aus. Auch während dieser Runde werde ich ausschließlich von lächelnden Gesichtern empfangen.
Ein schönes Gefühl!

20.04.2023 Anita und Khem 🙂

Zurück im Emergency room mache ich erstmal die Vitalfunktionen der Patient:innen: Blutdruck, Temperatur, Atemfrequenz, SpO2 und Puls. Alles klar, das ist mittlerweile ein alter Hase 😉
Das Thermometer ist aber in Fahrenheit – äheemmmm ups; ich frage, was denn so der Normalwert sein sollte: So um die 96-98°F – OK alles klar.
Dann ziehe ich einige Medikamente auf – auch cool, das macht mir immer so viel Spaß.
Zugang legen mache ich noch nicht, der eine Pfleger meint aber, diese Woche nur zuschauen und ab nächster Woche bin ich dann Profi. Er ist mega süß. Sein Englisch ist nicht das beste, aber ich kann mich trotzdem gut mit ihm verständigen und er kümmert sich immer um mein Wohlbefinden.
Einmal versemmele ich das Medikamente aufziehen: Ich ziehe es auf, dann gibt mir der Pfleger eine NaCl-Infusion und ich beginne, das Medikament da reinzuspritzen, weil ich denke, dass das der Plan ist.
Die benutzen diese Infusion allerdings nur fürs NaCl und ich sollte das Medikament damit nur verdünnen – es sollte nicht die Infusion samt Medikament gegeben werden…Upsiiii
Also nochmal von vorne – dann soll ich der Patientin das Medikament über den Zugang spritzen; ich habe aber irgendwie zu viel Druck drauf und die Hälfte geht daneben… SHITTTT. Auch hier ist der Pfleger super lieb und meinte, es macht nichts – Fehler und Übung machen perfekt.
Ansonsten verläuft alles ziemlich reibungslos, ich schaue beim Katheter legen zu und „klebe“ ein EKG. Das sieht hier wirklich ganz anders aus, als zuhause, wäre ja aber gelacht, wenn ich das nicht auch noch hinbekommen würde.

20.04.2023 Uiiii das sieht aber anders aus

Geklappt und von der Schwester approved – supiduuuu. Das einzige, das mich etwas wurmt, ist, dass ich nicht wirklich mit den Patientinnen interagieren kann, weil einfach diese enorme Sprachbarriere besteht. Aber immerhin sprechen Ärzte und Pfleger:innen nahezu makellos englisch – das ist definitiv eine Erleichterung.
Dann ist der Tag ziemlich schnell auch schon rum und ich bin happy.
Ich lasse mir von dem einen netten Arzt im Krankenhaus nochmal den Weg zum Bus erklären, um doppelt zu checken, dass ich nicht irgendwo strande und dann verabschiede ich mich. Als ich aus den Emergency-Raum raustrete, denke ich, ich habe gerade das Portal zu ner anderen Welt geöffnet. Innen im Krankenhaus vergisst man das magische Wort, das sich Klimaanlage nennt, ziemlich schnell. Als ich vor die Tür treten knallen mir jedoch der Rauch und die 37° Nepals entgegen. Halleluja ist das krass hahaha.
Ich gebe der Klimaanlage in Gedanken ein Bussi und mache mich auf die Suche nach etwas zum essen.
Ich finde ein Restaurant, in dem es indisches Essen gibt – da habe ich echt Lust drauf, also los geht’sss.
Als ich mich gerade hingesetzt habe, schreibt Bhagawan mir, dass er am Krankenhaus ist. Er will mir den Schlüssel fürs Haus geben – ohh, da habe ich gar nicht dran gedacht. Ich gehe nochmal schnell zurück und hole mir den Schlüssel ab. 🙂
Dann gehe ich wieder ins Restaurant, um zu erfahren, dass die kein Essen mehr machen, weil es zu spät ist. Maaaaan. Die Suche geht weiter.
Die 2 nächsten Restaurants haben auch nichts mehr, außer Momo’s mit Chicken.
Da alles andere zu kompliziert ist, frage ich ab jetzt nur noch nach Momo’s with Vegetables. Dumplings sind immerhin kein Reis 😉
3 Restaurants sagen nein und ich komme mir vor, wie ein komischer Touri, der verwirrt durch die Straßen läuft. Und sehe mit Sicherheit auch genauso aus. Ich werde kurz verzweifelt; ich hab doch sooo Hunger.
Dann finde ich ein Restaurant, das Burger und solche Sachen auf der Speisekarte hat und ich denke mir SCHEISS auf kulturelles Essen, ich geh da jetzt rein haha.
Der Burger ist klein aber fein und nachdem er in meinen Bauch gelandet ist, bezahle ich 2,10€ und mache mich auf den Heimweg. Bhagawan hat mir den Weg mit dem Bus ja beschrieben, aber ich glaube, das könnte abenteuerlich werden haha.
Er hat mir vorher mim Roller gezeigt, wo ich einen Mini Bus nehmen kann, um zur Hauptstraße zu kommen. Das kann ja was werden haha, aber er hat mir die Namen der Busstationen aufgeschrieben.
Da laufe ich jetzt also gerade hin und es steht tatsächlich zwischen dem ganzen verwirrten, unordentlichen Chaosverkehr Nepals gerade ein kleines Tuktuk, das so aussieht, wie ich vorher mit Bhagawan eins gesehen hab.
Ich frage nach, ob der dort hinfährt, wo ich hin muss und als das bejaht wird, steige ich zu zwei Nepales:innen ins kleine TukTuk namens Magic ein. Die lächeln mich ganz lieb an, dann rumpeln wir bald auch schon los und ich fahre für 15ct zur Hauptbusstation. Auch irgendwie verrückt.

20.04.2023 Süßes kleines TukTuk

Dort steige ich aus und sehe einen größeren Bus in der Nähe stehen. Ich gehe näher hin und frage mal vorsichtig, ob der nach Parsa fährt.
Jupppp da bin ich richtig, also steige ich zu ausschließlich Nepales:innen in den Bus ein. Es gibt leider keinen Sitzplatz, also stehe ich und fühle mich wie eine Außerirdische. Von den Kindern werde ich wirklich so aufdringlich angestarrt und die Blicke lösen sich nichtmal, wenn ich zurückstarre ahha.
Weiß, Mädchen und kurze Haare – I guess… Das Gefühl ist aber irgendwie nicht so toll.
Najaaaa das wird hier wohl noch länger so bleiben. Irgendwann kommt der Fahrer und will Geld einsammeln. Er gibt mir eine Aufforderung, sagt aber nicht wieviel es kostet und ist dann schon mit dem nächsten Fahrgast beschäftigt. Als er mit einigen fertig ist, schaut er mich mega fordernd an und wartet auf sein Geld. Als ich ihn auf Englisch nach dem Preis frage, antwortet er irgendetwas auf Nepali und geht dann zum nächsten Gast. Ich denk mir HALLOOOOO du siehst doch, wie verloren ich hier im Bus stehe, als ob ich dich verstehe haha. Er hat wirklich gar kein Verständnis und des nervt mich echt n bisschen. Als ich mit Händen eine Nummer zeige, um den Preis herauszufinden, hilft mir eine Mutter und ich denke mir, danke es gibt noch hilfsbereite und verständnisvolle Menschen 🙂

20.04.2023 40ct für eine Außerirdische

Allgemein ist diese Erfahrung im Bus aber wirklich auch einfach sehr wild.
Wir rumpeln über die schlechten Straßen Nepals, draußen knallt die Hitze und ich stehe halb gebückt unter einer Gepäckablage, weil ich zu groß hierfür bin.
Bald werden ein paar Sitze frei und ich bin froh, einen davon zu nehmen.
Alles gleich viel angenehmer!
Ich bin da ein bisschen in meinen Gedanken, bis wir irgendwann etwas länger an einer Station stehen. Nach einiger Zeit ruft mir ein Fahrgast zu, wo ich denn rauswill und als ich darauf mit Parsa antworte, meint er hastig, dass ich hier rausmuss.
Ohjeeeee ich hätte wohl etwas besser aufpassen müssen, ich wäre locker ins Nirwana gefahren haha.
Danke an den fremden Helfer und raus aus dem Bus.
Die Busfahrt verlief deutlich reibungsloser, als ich es mir vorgestellt hatte.
Dann beginnt noch ein 20min Spaziergang durchs Dorf, der mir wirklich unglaublich gut gefällt. Alles ist einfach so entschleunigt hier und das genieße ich gerade total! In Deutschland würde ich dafür auf jeden Fall das Fahrrad nehmen – ich lauf doch keine 20min, wenn ich das auch in 5min machen kann..
Hier ist es einfach nur wunderschön. Keine Eile, keine Hektik, kein Stress – ich laufe einfach nur an Motorrädern, Fahrrädern und TukTuks vorbei. Hier ein paar Hühner, da mal eine Ziege am Straßenrand, in der Gasse glücklich spielende Kinder. Der Ort wirkt einfach so pur und ich lebe einfach nur den Moment und atme die staubige, dreckige Luft ein.

20.04.2023 Frieden <3

Zwischendurch sehe ich ein wunderschönes Kleid auf einer Puppe hängen, das ich anprobiere. Das ist mein großes Kaufziel für die nächsten Tage: Ein Kleid, was luftig ist, aber Schultern und Knie bedeckt – sowas besitze ich leider nicht und es ist echt heißßß.
An mir sieht das aber wirklich gar nicht gut aus; ich gebe es zurück und setze meinen Spaziergang fort.
Dann biege ich in meine „Straße“ ein, neben mir plätschert ein kleines Bächlein, die rote untergehende Sonne scheint mir ins Gesicht. Und zwei Nepalesinnen kommen mir entgegen, die ich fröhlich mit Namaste begrüße. In diesem Moment weiß ich zum ersten Mal, seit das Basketball-Projekt vorbei ist, dass alles gut werden wird. Ich werde hier irgendwie meinen Weg finden. Das ist mir gerade zum ersten Mal klar vor Augen und ich bin unglaublich dankbar dafür.
Dann liegt vor mir auch schon Bhagawans Haus und ich bin angekommen.
Ich erzähle von einem tollen ersten Tag, schreibe meinen Reiseblog und dann gibts es schon Abendessen. Super lecker wie immeeer!
Danach geht es nach einem tollen und aufregenden ersten Tag hier ziemlich bald ins Bettchen für mich.
Bussi Bussis,
Maite

2 Kommentare bei „Erster Tag, neue Eindrücke und ein toller Heimweg“

  1. ❤️Puh bin echt erleichtert dass es dir gut geht ❤️Bussi von Mama

    1. Ohh ja ist bestimmt nicht so leicht über die ganzen Tränen zu lesen hab dich lieeeeeb

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