Roller fahren und das Leben in Nepal

Freitaggg.
Mein Wecker klingelt um 6:30 uiiiii früh.
Um 7 Uhr geht’s los zur Arbeit – heute will ich um 8 da sein, dass ich nur bis 2 arbeiten muss.
Deswegen esse ich heute kein Frühstück Zuhause bei Bhagwan und seiner Frau.
Es gibt nur schnell einen Tee zum Frühstück und dann geht es auch schon los. DAS crazy Highlht des heutigen Tages: Ich werde mit dem Roller in die Arbeit fahren ayayayyyy.
Ich hab das noch nie gemacht, deswegen habe ich mir gestern Abend noch ein Video darüber angeschaut haha.
Bhagwan erklärt mir auch nochmal kurz, wie alles geht. Das kann ja was werden… Erstmal bekomme ich den Roller gar nicht erst an – deswegen zeigt mir Bhagwan 5 verschiedene Möglichkeiten, wie man ihn leichter anbekommt. Dabei bemerke ich, dass ich den Roller auch nicht gut auf seinen Hauptständer bekomme, weil der echt schwer ist. Naja, irgendwann bekomme ich ihn dann endlich an und die Reise beginnt. Ich fahre viel zu schnell los hahha oh jeeeee. Bhagwan sieht seinen Roller wohl schon an sich vorbeiziehen.
Die erste Kurve ist auch etwas holprig – ich fahre etwas zu sehr in Richtung Reisfeld. Das ist ja aber das gute; hier ist weit und breit nichts, also keine Verletzungsgefahr.
Dann groove ich mich auch ein und alles klappt einbahnfrei. Irgendwann biege ich auf den „Highway“ ein und auch das klappt alles tipytopy. Es ist allerdings schon ziemlich gruselig und angsteinflößend, wenn die riesigen Laster einen an mega engen Stellen überholen.
Ich fahre aber einfach die ganze Zeit ganz ganz links und deswegen kommt auch nie einer in meine Nähe. So fühlt sich das alles ziemlich sicher an.
Irgendwann stoppe ich kurz, weil ich den Weg nachschauen muss und hole kurz mein Handy raus. Dafür mache ich den Roller aus und als ich den Weg gefunden habe, bekomme ich ihn nicht mehr an. Ich stehe so halb in einer nepalesischen Kreuzung und bekomme meinen Roller nicht mehr an yayay hah.
Irgendwann sieht das jemand und eilt mir zur Hilfe. Mein Retter haha, er schmeißt meinen Roller an und dann geht die Fahrt los. Einmal kurz noch verfahren, dann erreiche ich das Krankenhaus und habe meine erste Rollerfahrt erfolgreich überlebt. Mama, Papa, Oma, Opa – ihr könnt jetzt wieder durchatmen 😉
Ich freue mich, als ich ins Krankenhaus komme und mich die Klimaanlage erstmal durchbläst – haiaiaiaiii.
Der Tag verläuft ziemlich ähnlich wie der erste, aber ich fühle mich total wohl und es macht auch echt Spaß.
Ich lege erfolgreich meinen ersten Zugang und bin darüber sehr happyyyy.
Ich sehe außerdem, wie ein Magensonde durch die Nase gelegt wird – das finde ich auch cool und der Arzt meinte, dass ich das irgendwann auch mal machen darf.
YIPIIEEEE!
Gegen halb zehn frage ich, ob es in Ordnung ist, dass ich mir kurz Frühstück kaufen gehe. Da meint der Pfleger, dass man sich hier in der Kantine etwas bestellen kann ab 10 Uhr. Ohhhh wie cool! Das geht aber erst ab 10 – um halb elf kommt dann das Essen an und ich bin schon fast am Verhungern. Aus dem Grund stört es mich auch gar nicht, dass es wieder Dal Bhat gibt. Ich setze mich mit dem Pfleger in den Nebenraum und wir essen gemeinsam das Frühstück. Der ist echt mega mega süß. Irgendwie auch immer wieder verrückt, dass man beim Arbeiten Beziehungen aufbaut, die so über Altersgrenzen hinweggehen.

21.04.2023 Khem und Dal Bhat zum Frühstück

Danach geht das Arbeiten weiter – heute ist sooo viel zu tun. Ein kleines Kind ist da, das wie am Spieß schreit – 3 Leute halten es fest, damit die Schwester einen Zugang legen kann. Das zerreißt mir etwas das Herz, aber ich bin beeindruckt von der ruhigen Hand der Schwester. Sie macht das mit einer enormen Souveränität, die ich gerne später mal hätte bitte hehe 🙂

Ich unterhalte mich auch viel mit dem einen Arzt, der sehr gut und fließend englisch spricht und es geht viel um Kultur, Familie usw.
Das ist echt spannend!
Es geht auch um arrangierte Ehen und er unterstützt gott sei Dank meinen Standpunkt. PUH- auf die Debatte hätte ich wirklich gar keine Lust drauf gehabt…
Dann ist der Krankenhaus -Tag auch schon beendet und es geht auf nach Hause. Auf dem Parkplatz bekomme ich den Roller wieder nicht an MAAAAN.
Ein Mann eilt mir nach einigen Versuchen zur Hilfe und ich mache mich mal wieder zum Affe – ich finde das aber gar nicht schlimm haha.
Er bekommt den Roller tatsächlich auch nicht an und ich krieg schon etwas Muffensausen. Dann kommt aber noch ein dritter und nach einem gezielten Tritt brummt der Roller glücklich vor sich hin – na dann kann es ja losgehen.
Nach dem ganzen Trubel fahre ich los und habe den Ständer noch unten – das rufen mir ein paar andere hinterher. Ayayay – das Rollerfahren muss noch verbessert werden.
Danach läuft aber alles wie am Schnürchen. Irgendwann muss ich tanken und halte an einer Tankstelle. Nachdem ich den Motor abgestellt habe, sagt mir der Mann, dass die kaputt ist.
Also geht die Reise wohl weiter. Ich stehe an der Tankstelle, zwei Nepalesen schauen mich an und ich denke mir KOMM MAITE, blamier dich nicht und bekomme diesen Roller jetzt an.
Hier erleben sie ein once in a lifetime event: Es klappt unter diesem Druck tatsächlich beim ersten Mal und ich setze souverän meinen Weg fort 😉
Bei der nächsten Tankstelle habe ich dann mehr Glück und tanke für 3,50€ (Jup ihr habt richtig gehört) den Roller fast voll.
Als ich in die Heimstraße einbiege, kommt mir Bhagwan zu Fuß entgegengelaufen, freut sich, mich zu sehen und nimmt mir den Roller ab. Er muss in die Babyklinik, um Medikamente für seine Tochter zu kaufen, die wohl starken Durchfall hat.
Ohjee gott sei Dank bin ich gerade nach Hause gekommen.
Zuhause ziehe ich mich um, bin eine Weile in meinem Zimmer und mache mich danach auf den Weg ins Dorf. Ich will alles ein wenig erkunden, vielleicht ein Kleid kaufen und etwas essen.
Ich laufe durchs „Viertel“ und fühle mich immer noch wie eine Außerirdische. Ich suche ein indisches Restaurant, da habe ich mega Lust drauf!
Finde aber leider keins; auch die Suche nach einem Kleidchen bleibt erfolglos- am Ende des Viertels lande ich bei einem Supermarkt und kaufe mir ein paar Snacks.
Ein paar kleine Küchlein, Kekse und Chips – alles Nepali Styleee.
Danach gehe ich in ein Restaurant, in dem es die Speisekarte nur in nepalesischem Alphabet gibt, und ich verstehe wirklich KEIN Wort.
Mit holprigem verständigen bestelle ich dann irgendwann Samoosas with vegetables, die wirklich gut schmecken! Wie ein Alien fühle ich mich hier aber trotzdem immernoch.
Wie oft die Leute mich auch schon ausgelacht haben, als ich meinte, dass ich vegetarisch esse. Andere Welt haha.
Als ich schon fertig bin mit essen, setzen sich ein Mädchen und ihre Mama zu mir an den Tisch, ohne etwas zu sagen. Es sind auch noch viele andere Tische frei – ich find’s ein bisschen komisch, stören tut’s mich aber natürlich nicht.
Nach ein paar Minütchen fragt mich das Mädchen, wie ich heiße (oder eine ähnliche Frage) und nach meiner Antwort stehen sie auf und gehen wieder.
Eine verrückte Interaktion.
Ich möchte zahlen und nachdem 5min den Kellner anlächeln und mein Geldbeutel in der Hand halten nichts bewirkt haben, frage ich auf Englisch und mit Handzeichen auf meinen Geldbeutel, ob ich bezahlen kann. Er lächelt mich an und geht wieder – dann verstreichen wieder einige Minuten, in denen er Tische zurechtrückt, wischt o.Ä. – so Aktivitäten, die man halt in nem Restaurant macht, wenn man grad nichts mit Gästen zu tun hat. Ich glaube, er hat mich immernoch nicht verstanden.
Also frage ich noch jemand anderen und da klappt es dann endlich haha.
Nach einer halben Ewigkeit verlasse ich das Restaurant und mache mich auf den Heimweg.

Dieser Spaziergang ist wirklich schon wieder wunderwunderschön. Ich laufe an einer Ziege vorbei, an grünen Reisfeldern und der untergehenden Sonne. Die Leute wuseln noch so vor sich hin und ich bin einfach nur Teil dieses Ortes oder der großen (oder kleinen 😉 ) Masse.

21.04.2023 Die Ruhe Nepals und die untergehende Sonne
21.04.2023 Bunte und fröhliche Straßen
21.04.2023 Die Leichtlebigkeit Nepals

Heute sieht man zum ersten Mal auch die wundervollen Berge, die uns umgeben. Die konnte man bisher noch gar nicht sehen, weil es immer zu staubig oder neblig war.

21.04.2023 Der Ausblick von unserer Terrasse – WOW!

Zuhause angekommen, Reiseblog, gammeln, schlafen bis es irgendwann Abendessen gibt.
Das schmeckt wie immer sehr gut mit Bhagawan und seiner Frau und danach geht es für mich auch schon ins Bett.
Bussi Bussis,
~Maite

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