Ein spontaner Tag mit den Locals

Samstag.
Ich schaffe es nicht wirklich, auszuschlafen, stehe also recht früh auf.
Ich hab mich um 1 mit einem Local verabredet (Einer der Köche, als die Amis noch da waren), um ins nächstgelegene Dorf zu fahren.
Da freue ich mich schon drauf, mal etwas soziale Interaktion und etwas zu tun.
Bis dahin ist es aber noch eine Weile, also beschließe ich, einen Morgenspaziergang durch die Reisfelder zu machen. Danach soll es Frühstück geben.
Auf geht die Reise.
Ich spaziere durch die Ruhe und den Frieden Nepals, man hört nur die Vögel, Hühner, Ziegen oder was es hier sonst alles noch so gibt und die Schweißperlen stehen mir jetzt schon auf der Stirn. Ich weiß nicht so richtig, wo ich hinlaufen soll, aber auf jeden Fall in entgegesetzter Richtung zur Stadt. So laufe ich eine Weile und biege zweimal ab, bis ich in einer Sackgasse lande.
Upsiii hier geht’s nicht mehr weiter, die Leute, an denen ich vorbeigekommen bin schauen mich etwas komisch an. Naja – macht nichts. Auf dem Rückweg treffe ich zwei der Nepalesen, die ich im Waisenhaus kennengelernt habe. Oh wow, das ist cool!
Ich freue mich, die beiden zu sehen und der eine bietet an, mir sein Haus zu zeigen.
Darüber freue ich mich und wir machen uns auf den Weg. Es ist vielleicht 5min zu Fuß entfernt und dann sind wir auch schon da. Die Treppe sind übereinandergestapelte Sandsäcke, was ich ziemlich cool finde. Er sagt, dass das so ist, weil sie einfach arm sind. Das weiß ich natürlich, finde es aber gar nicht schlimm, merke aber, dass es ihm irgendwie unangenehm ist – das tut mir so so leid.
Und dann. Werde ich mal wieder zutiefst beeindruckt. Obwohl offensichtlich erkennbar ist, dass ich mehr habe als sie, bieten sie mir Frühstück an. Das ist hier überall so und davon kann man einfach so viel lernen. Die haben so „wenig“ (an materiellen Dingen) und sind trotzdem so hilfsbereit, gastfreundlich und offen.
Nachdem ich 3 Mal höflich abgelehnt habe, lasse ich mich doch irgendwie bequatschen, weil die das wirklich immer UNBEDINGT wollen.
Es fühlt sich irgendwie falsch an.
Naja – ich sage, nur eine gaaanz kleine Portion und seine Frau gibt mir ein kleines Tellerchen mit Nudeln.
Ich sitze auf einem Bett in einem nepalesischen Dorf, esse Nudeln mit Sahne und Nüssen und frage mich mal wieder, wie ich hierher gekommen bin. Wie verrückt!
Vor mir auf dem Boden liegen zwei Mädels und spielen ein Spiel auf dem Handy. Seine beiden Töchter. Was ich ganz spannend finde, ist, dass ich hier bisher noch niemanden – egal wie „arm“ – gesehen habe, der nicht ein supergutes Smartphone hatte. Die meisten sogar besser als meins; eine Smartwatch habe ich auch schonmal gesehen.
Das finde ich super interessant – die Smartphones sind fast besser als die Häuser manchmal.
Irgendwann ist mir diese Erfahrung hier dann doch etwas zu viel – genug an kulturellen Eindrücken; ich bedanke mich ganz herzlich und mache mich wieder auf den Weg nach Hause. Die beiden begleiten mich noch ein Stück zurück bis zu dem Punkt, an dem ich sie getroffen habe. Ihre Arbeitsstätte – hier bauen sie ein Haus. Ich sage, dass ich ab hier alleine weitergehen kann, bedanke mich und gehe zurück.
Was ein verrückter Spaziergang – so habe ich mir das vorher auch nicht vorgestellt. Solche Gegebenheiten passieren mir echt oft – obwohl man denkt, das müsste noch eine once in a lifetime Erfahrung sein; ich glaub, sowas kann man wirklich nur bekommen, wenn man alleine hierherkommt haha.

Als ich meinen Weg fortsetze, will die nächste Frau mich unbedingt zum Tee einladen und ist fast beleidigt, als ich ablehne. Die Gastfreundschaft ist hier wirklich größer als alles andere.
Zuhause gibt es Frühstück, danach habe ich mal wieder etwas Me-Time, bis mich Roshan abholt. Vorher essen wir aber noch mit meiner Gastmama Mittag. Wir kochen auch zusammen und ich kann ein bisschen mithelfen; das finde ich total cool!
Die Tomaten für die Soße werden einfach ohne alles mitten auf die Gasherd-Flamme gelegt bis sie außen schwarz sind. Dann wird das Schwarze außen abgezogen und die Tomaten werden mit viel Knoblauch und Gewürzen in den Mixer geworfen – schon hat man eine Soße. Wie cool; das werde ich mir merken.
Dazu gibt es eine komische Art von Pilzen, die ich vorher noch nie gesehen habe und Reis. Schmeckt alles sehr gut, dann düsen wir schon mit Roshans Motorrad los. Das ist schon etwas größer und schneller; ist durch die Straßen aber natürlich auch sehr begrenzt haha.
Irgendwann halten wir an einem Haus und er holt sich kurz sein Bandanda – sein Zuhause – ich begrüße kurz seine Mama und seine Geschwister, dann geht es weiter.
Der nächste Halt is das Haus eines seiner Freunde und der ist ab jetzt Teil unseres Ausflugs. Er hat einen typischen babyblauen Roller und ich find’s so cooool.
Auf geht’s in ein Museum, in das wir irgendwie kostenlos reinkommen – ich glaube, die beiden sind hier öfter. Es ist auch ziemlich klein, aber es geht über alte Sitten, Bräuche und Traditionen und um die Ureinwohner Nepals. Es ist echt ganz spannend und ich find’s cool, das mal zu sehen.
Die beiden meinen die ganze Zeit, ich soll Bilder machen und wieder mal fällt mir auf, wie viel größer noch das Ganze Bilder machen und auf Social Media Hochladen hier in Nepal im Vergleich zu Zuhause ist. Das hätte ich echt nicht gedacht.
Naja – ein paar Bilder mache ich, ein paar auch nicht haha.

22.04.2023 Fast wie eine Einheimische 😉
22.04.2023 Ohh das würde ich auch gerne machen

Draußen ist noch eine alte Kutsche, die ich ganz cool finde. „Take a pictureeee“ Na gut haha, alle einmal ein Bild gemacht – dann geht es wieder auf die Roller – diesmal steige ich auf den Babyblauen 😉

Ich weiß die ganze Zeit nicht, wo es hingeht, aber lasse mich einfach mit den beiden treiben.
Als nächstes geht es in ein Tiermuseum, bei dem ich mir vor dem Eintreten denke – AYYY cool!
Dann gehen wir rein und ich sehe ausgestopfte Tiere in Wasserkästen schwimmen. Ih bäh bähhhh, das gefällt mir wirklich gar nicht so gut. :‘)
Ich fokussiere mich aber einfach auf die Skelette und die Geschichte der Tiere – das finde ich ja ganz interessant. So ein Elefantenkopf-Skelett ist schon was cooles.
Und ich schätze den Gedanken, dass die beiden mich hierhergebracht haben, auch wenn es mir nicht gefällt 🙂
Nach ca 10min ist das ganze auch schon durch und wir gehen wieder nach draußen. Dort spazieren wir etwas durch die Gegend und dann ab auf die Roller.
Wir fahren zur Hängebrücke, wo auch die Elefantenaufzucht-Stätte war. Das macht aber nichts, weil die Brücke wirklich so so toll ist – und wir sitzen auf der gegenüberliegenden Seite in einem Cafe.
Roshan kauft eine Cola und einen kleinen Snack, der typisch nepalesisch ist. Irgendwie harte Yum-Yum Nudeln mit ganz vielen Gewürzen, etwas edamame-mäßigem, gurke, Salat und vielem mehr – keine Ahnung, was das wirklich ist; schmeckt aber gut.
So sitzen wir etwas da und ich fühl mich etwas fehl am Platz. Hin und wieder quatschen wir mal etwas, dann ist jeder eher mehr am Handy und die Dynamik ist allgemein etwas langsam haha.
Irgendwann kommt noch eine Freundin von ihnen und wir gehen über die Brücke – dann etwas in den Wald hinein. Der Grund, warum wir da hingehen ist, um Bilder zu machen und ich denk mir schon wieder och nöö. Naja gut auf ein paar Bildern packe ich mein Lächeln aus, beim Rest schaue ich nur zu. Ayyy das bin einfach nicht ich – sich irgendwo nur für Bilder hinzustellen.
Danach geht es dann auch bald wieder zurück zu den Rollern und weiter zu einem echt tollen Ort am Fluss. Man sieht hier einige Ufer, die sich kreuzen, die Sonne und unendlich viel Natur – das ist echt richtig schön.
Ich ziehe meine Schuhe aus und wate ein bisschen durchs Wasser, das ist so eine schöne Erfrischung und durch den Schlamm fühle ich mich mal wieder verbunden mit der Natur.
Ich setze mich auf einen Stein, wir flippen ein paar Steine und ich versuche zwei Felsen im Wasser immer hintereinander abzuwerfen. So warten wir auf die untergehende Sonne und das Bild ist atemberaubend.
Roshan macht auch ein paar Bilder von mir und diesmal finde ichs echt toll :+)
Die Bilder sind so schön und strahlen so ein Glücklichsein und Wohlfühlens aus.

22.04.2023 So ein wunderschöner Ort :‘)
22.04.2023 Glücklich?
22.04.2023 Die rote Sonne Nepals

Da merke ich, dass ich mich eigentlich gar nicht so wohlfühle, wie es in dem Bild aussieht. Das finde ich echt schade und denke mir, warum eigentlich NICHT?! Du bist hier an nem wunderschönen Ort und die Leute sind auch nett. Tatsächlich verbessert das meine Stimmund deutlich, mla rational zu überlegen, was ich hier eigentlich gerade erleben darf!!
Bald fahren wir dann auch nach Hause. Meine Füße sind nass, deswegen setze ich mich ohne Schuhe hinten auf Roshans Motorrad, der Wind weht mir durch meine Nichthaare und ich hab ein riesiges Strahlen auf dem Gesicht 🙂 Man es ist doch echt so toll hier, ich muss nur erstmal noch lernen, das wertzuschätzen!
Das Gegenteil der Rolleridyllle ist der Rauch, der mir ununterbrochen in den Hals bläst und ich bekomme richtig starke Hustenanfälle.
Das ist wirklich nicht mehr witzig, ich ziehe mein T-Shirt über die Nase – wirklich helfen, tut das aber auch nicht….
Noch ein kurzer Zwischenstopp bei Roshans Zuhause, dann bringt er mich heim.
Er bleibt noch zum Abendessen und macht mir einen heißen Kaffee, weil mein Husten nicht aufgehört hat.
Fühlt sich gut an, hilft aber auch nicht wirklich. Auch nachdem Roshan sich nach einem tollen Tag verabschiedet hat, huste ich noch weiter. Und so geht das die ganze Nacht lang.
Bussi Bussis,
Maite

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