Wieder zurück in Chitwan mit einigen kleinen Wendungen

Montag.
Erster Krankenhaustaaaag. Da ich gestern so früh ins Bett gegangen bin, wache ich schon um viertel vor sechs – eine halbe Stunde vor meinem Wecker auf und beschließe, den Morgen zu nutzen. Ich setze mich auf die Terrasse und schreibe an meinem Blog, bis Sabeena mir Porridge zum Frühstück bringt. Wie lieeeeb.

15.05.2023 Ein erneutes Guten Morgen Chitwan hehe

Es fühlt sich immer noch falsch an, so bedient zu werden, aber jedes Mal, wenn ich helfen will „No No – it’s okey“ Naja.
Ich mache mich für die Arbeit fertig und dann düse ich zum ersten Mal wieder mit meinem Fahrrad los.
Ich bin super gut gelaunt und nach der Woche in Pokhara freue ich mich auf die Erlebnisse, die mich in Chitwan erwarten.
Düsen, düsen, düsen am Highway entlang – es ist soooo heiß.
Macht aber echt Spaß, bis der Gegenwind mal wieder seinen Job erledigt und ich gar nicht vorankomme. Boah da kann ich echt sehr aggressiv mit werden. Und so komme ich vielleicht sogar zu spät aiii.
Angekommen und überhitzt, aber motiviert für den Tag!
Die erste Enttäuschung: Es sind wieder 3! Medizinstudent:innen da. Ach komm schooooon; dann wird meine Hilfe doch schon wieder gar nicht gebraucht.
Aus meiner anfänglichen Motivation wird im Laufe der ersten 2h schnell das Gefühl, als müsste ich schreien. Ich habe das Gefühl, ich halte es nicht aus. Ich will will will nicht nutzlos sein und meine Zeit verschwenden. :'(((
Ich bin so frustiert.
Ich wechsele auf die Gynstation, aber dort ist fast nichts los. Dort bleibe ich aber trotzdem erstmal. Einen Zugang lege ich – immerhin. Klappt einbahnfrei. Die meiste Zeit sitze ich einfach mit meinem Buch da und lese. Ich bin bei den letzten Seiten und es ist superspannend.
Ich bekomme von der einen Schwester einen Kaffee – total lieb hehe und sie schenkt mir noch einmal nach.
Das Highlight des Tages: Zwei Männer kommen auf die Gynstation und stellen einen neuen Nähfaden vor, mit dessen Technologie man sich beim Nähen das Knoten – und somit einige Zeit sparen kann. Sie stellen diese neue Technologie vor und ich find’s wirklich super interessant. Er kostet natürlich mehr – lohnt sich das in Bezug auf die Zeit, die man sich pro Patient:in spart? Wie funktioniert das eigentlich ohne Knoten usw. Ich bin mega neugierig und stelle ganz viele Fragen.
Sie erklären alles mit Ruhe und sind total sympathisch. Ich erzähle, dass ich persönlich das auch in Deutschland noch nicht gesehen habe.
Falls es euch interessiert: V-Lock-Medtronics heißt das.
Ich find’s cool, ein Teil dieses Business-Meetings zu sein und auch die komerzielle Seite und die neuen Innovationen zu sehen. Also alles, was hinter einem Krankenhaus abgesehen von der Patient:innenversorgung noch so steckt.
Um halb zwei verabschiede ich mich schon – es macht keinen Sinn, noch ne halbe Stunde länger rumzusitzen und es merkt eh keiner. So schade dieser Tag heute… Ich bin schon halb wieder mit meinen Gedanken auf der sicheren Seite, dass ich Projekt wechseln will. Mal schauen.
Dannnnn gibt es endlich wieder das lang ersehnte Paneer Butter Masala und es schmeckt genauso gut, wie ich es in Erinnerung hatte. Ich genieße jeden einzelnen Bissen. Das einzige, was mich stört, ist, dass ich mich in diesem Restaurant nicht soo richitg wohlfühle. Wegen des guten Essens will ich hier aber trotzdem immer wieder hin.
Mein Fahrrad steht noch am Krankenhaus, also gehe ich dorthin wieder zurück und will losfahren. Die Kette verheddert sich irgendwie und ich muss mal kurz Mechanikerin spielen. Danach sehen meine Hände aus wie Sau, deswegen gehe ich nochmal kurz in die Notaufnahme, um meine Hände zu waschen. Ich werde total lieb empfangen und soll mich nochmal kurz dazusetzen.
Wir unterhalten uns ein wenig und warum ich denn heute nicht da war usw.
Schon so meine kleine Familie hier.
Ich verabschiede mich nach einigen Minuten und mache mich auf den Weg.
Die Heimfahrt ist wirklich so unglaublich anstrengend. Ich kann es gar nicht glauben – ich trete so so langsam in die Pedale, weil es ca.38° hat und die Mittagssonne so runterknallt. Ayayay das könnte noch zum Problem werden.
Ich mache zwei Trinkpausen und sterbe fast.
Dann verpasse ich sogar meine Abzweigung, weil ich zu sehr in Gedanken bin, ist aber kein großer Umweg. Ich bin heilfroh, als ich Zuhause ankomme und freue mich unglaublich auf den Ventilator.
Die wundervolle Überraschung: Ich habe heute Morgen meinen Schlüssel vergessen und niemand ist da.
Mal wieder typisch; sowas passiert auch nuuuur mir!!
Auch Terassentisch und -stühle sind noch drinnen wegen des Sturms. Ich setze mich auf der Terasse auf den Boden und habe zumindest Internet. Also kümmere ich mich um meinen Reiseblog usw. und schreibe Siva, wann er nach Hause kommt.

15.05.2023 Hier sitzt es sich doch gut für ein Weilchen

Irgendwann ruft er mich an und ich erzähle ihm von meinem Dilemma. Er schickt Sabeena und nach über einer Stunde schaffe ich es dann ins Haus haha.

Es tut gut, einen zeitlichen Treffpunkt zu haben und sich für etwas fertig zu machen und ich freue mich auf das Treffen hihi.
Auf dem Weg dorthin, ruft Finn mich an und wir telefonieren kurz. Ich weiß nicht, ob ich zu viel Sonna abbekommen habe, aber ich verhalte mich als wäre ich betrunken und Finn lacht mich nur aus am Telefon haha. Njaa – es ist echt schön und ich lege dann auf, als ich da bin.
Nachdem ich einmal ins falsche Restaurant laufe, finde ich die beiden und freue mich total, sie zu sehen.
Es stellt sich raus, dass die eine ihr Medizinstudium beendet hat und die andere kurz vor dem Abschluss steht – eyyy wie cool. Wir unterhalten uns eine Weile darüber und auch über viele andere interessante Themen. Ich genieße die Gesellschaft total.
Wir tauschen uns über unsere Magenn-Darm Pannen aus und die beiden hatten das Vergnügen auf ihrem 12-Tages-Trek und was sie erzählen, lässt meine Wasserfallgeschichte aussehen wie Nichts ahah.
Mein Essen ist ein Reinfall. Ich bestelle Khani, was mehrere einzelne Kleinigkeiten auf einem Teller sind. Der Paneer und die paar Kartoffeln schmecken gut – der Rest sind aber irgendwelche trockenen Körner und Flocken.
Esmée hat das Gleiche und sie ist auch nicht begeistert ahah. Wir haben alle noch Hunger nach dem Essen – Hannah bestellt sich noch einmal frittierten Paneer, Esmée und ich ein Eis.
Danach sind wir satt und weil wir alle müde sind, geht es dann auch bald nach Hause.
Die beiden lachen mich aus, dass ich jetzt noch 40 Minuten Fahrrad fahren muss. Joaaa ich hab jetzt auch nicht so viel Lust haha.
Naja, ich verabschiede mich und mache mich auf den Heimweg. Als ich auf mein Fahrrad steigen möchte, sehe ich einen Platten.
NICHT
DEIN
ERNST
AAAARRGGHHHH.
Ich schiebe mein Fahrrad durch die Straßen und frage an jeder Ecke nach einer Pumpe. Nach einigen Enttäuschungen finde ich dann endlich jemanden mit einer Pumpe – die hat allerdings das falsche Ventil, was dann nur dazu führt, dass ich mit komplett leerem Reifen dastehe. Na super haha.
Er geht ein paar Türen weiter und holt mich und mein Fahrrad dann ab. Wir gehen zu einem Menschen, der die richtige Pumpe hat und mein Fahrrad hat wieder Luft yipiieeee hehe. Alle Menschen sind hier so bedingungslos hilfsbereit – das ist so so toll. :‘)
Ich schwinge mich auf mein Fahrrad und die Reise kann beginnen. Ich genieße die Fahrt sogar sehr; das war ein mega schöner Abend und den beim Fahren mit Musik in den Ohren etwas Revue passieren zu lassen ist echt toll!
Ich habe leider meine Stirnlampe vergessen (eine Fahrradlampe habe ich sowieso nicht haha) und stecke mir meine Handytaschenlampe vorne ins T-Shirt, damit ich wenigstens ein bisschen was sehen kann. Das klappt super.
Dass der Highway trotzdem gruselig ist, brauche ich glaube ich nicht erwähnen – aber hier gibt es wenigstens Licht und abends sind auch nur wenig Trucks unterwegs.
Als ich den Highway verlasse und mir denke, Juchuu – ich hab’s geschafft, VERFOLGEN mich auf einmal aus dem Nichts 4 nepalesische Straßenhunde. Ne ne ne ne neeeeee, das kann nicht sein. Die gesamte Gang jagt mich auf meinem Fahrrad und wir liefern uns eine rasante Verfolgungsjagd.
Ich – hab wirklich Todesangst und habe gleichzeitig noch nie so schnell in meinem Leben in meine Pedale getreten. Ich überlege in den paar Sekunden, die ich habe, ob ich schreie, zurückbelle, trete oder was auch immer mache, wenn die gemeingefährliche Straßenbande mich erwischt. Hahaah Puls auf 180.
Ich hänge sie Gott sei Dank ab. PUH erstmal durchatmen – ach du meine Güte hahaha. Und gerade bin ich wirklich im Vollspeed unterwegs, als ich plötzlich eine riesige Vollbremsung hinlege.
SCHEISSE, war das knapp.
Aus einer Seitengasse kommt ein anderer nepalesischer Fahrradfahrer, der auch kein Licht hat, und um ein Haar hätten wir uns erwischt. Das war so so knapp. Normalerweise ist man hier auf den Straßen halt auch einfach nicht so schnell unterwegs – schon gar nicht im Dunkeln; aber wegen dieser Straßenhunde habe ich fast Lichtgeschwindigkeit erreicht.
Nur erschrocken – nochmal gut gegangen.
Nach einem rasanten und pulsbeschleunigenden Abschluss des Abends geht es für mich die letzten Minütchen nach Hause, von der Killerbande erholen und ab ins warme Bettchen.
Bussi Bussis,
~Maite

Ein Kommentar bei „Wieder zurück in Chitwan mit einigen kleinen Wendungen“

  1. Dein Opi baut in solchen Fällen eine Wagenburg

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