Über Busfahrten und Krankenhausfälle

Mittwoch.
Ich wache auf und bin total motiviert. Ich hab irgendwie Bock auf den Tag hehe. Da ich absolut keine Lust habe, mich um meinen platten Reifen zu kümmern, fahre ich mit dem Fahrrad nur bis zur Busstation und nehme dann den Bus. So kann ich die Zeit auch mal für meinen Blog nutzen und bekomme mal eine Pause vom Fahrrad fahren in der Hitze.
Vom Fahrrad fahren in der Hitze – Ja, aber das Busfahren ist gefühlt genau so anstrengend, weil es so so heiß ist und man alle paar Meter stehen bleibt, um jemanden einzusammeln. Ehrlich – diese Strecke ist sooo kurz, aber dauert so ein Jahrzehnt. Ich habe auch erfahren, warum wirklich immer – egal zu welcher Tageszeit – ein Bus auf mich wartet. Und warum ich manchmal total pünktlich; manchmal zu spät zur Arbeit komme, obwohl ich eigentlich immer zur gleichen Zeit losgehe: Der vordere Bus wartet immer bis der nächste Bus an die Station kommt und fährt dann erst los. Ahhhh achso ok; jetzt macht das Sinn. Außerdem wird immer gewartet bis der Bus gut gefüllt ist, sodass sich die Spritkosten rentieren. Das habe ich bei den Magics schon rausgefunden. Möglichst in das vollste reinquetschen, wenn man schnell losmöchte.
Im Krankenhaus bin ich morgens recht entspannt. Wir haben eine Verlegung aus Kathmandu – ein Mann mit einer Hirnblutung, dessen Reflexe nicht mehr reagieren, der total bewusstseinsgetrübt ist und bald operiert werden soll.
Das ist ziemlich interessant.
Und dann bekommen wir einen Fall rein, bei dem plötzlich auch mal hier in Nepal Hektik ausbricht.
Es werden direkt ein Zugang und einen Katheter gelegt. Die Frau ist bewusstlos. Sie hat versucht, sich das Leben zu nehmen, indem sie eine Menge Rattengift geschluckt hat.
Dafür gibt es kein Gegengift, also können wir nur symptomatisch behandeln.. Das Gift greift nach einer Weile die Organe an, was letzendlich zu Organversagen führt. Der Arzt meint zu mir, die Überlebenswahrscheinlichkeit liegt nur bei 40%. Ach du scheiße.
Da die Frau bewusstlos ist, bin ich überrascht, wie spät erst Absaugbereitschaft hergestellt wird usw. Die Frau liegt auf ihrem Rücken und ist bewusstlos?!
Es wird zuerst der Blasenkatheter gelegt, bevor eine Nasensonde gelegt wird. Also eine Sonde, mit der man den Mageninhalt leert. Außerdem wird dann ihr Magen ausgepumpt, um zu verhindern, dass das restliche Gift in den Blutkreislauf gelangt. Dafür ist es aber leider schon echt spät.
Beim Legen der Sonde haben sie keine passende Tüte zum anschließen parat, also spritzt hinten erstmal alles aus der Sonde heraus, als die Patientin sich übergibt. Na prima.
Auch beim Legen des Katheters sehe ich, dass der Beutel fehlt und hole ihn zum Anschließen.. Sonst haben wir gleich nicht nur Erbrochenes, sondern auch Urin noch auf dem Boden. Solche Sachen verstehe ich nicht; das ist so simple Vorbereitung..
Zum Magen-Auspumpen wird immer etwa 5min NaCl in den Magen laufen gelassen und dann alles rausgesaugt. Der Inhalt, der da rauskommt ist dunkel und gräulich und ich denke mir, ach du scheiße…
Das sieht echt gar nicht gut aus.
Sie soll auf die Intensivstation verlegt werden und dort geht die symptomatische Behandlung bis zu einer Woche weiter teilt mir der Arzt mit. Es sind ca. 5 Familienmmitglieder dabei – alle sind total gefasst, was mich so sehr verwundert. Alle verhalten sich so als sei alles normal. Keine Tränen, keine Panik. Auch die Frau, die beim Mann mit der Hirnblutung dabei ist, ist total rational.
Das macht alles glaube ich sehr sehr viel leichter für mich, aber ich verstehe es gar nicht und kann es auch nicht nachvollziehe. Auch gestern beim Herzinfarkt waren alle ganz normal.
Vielleicht geht man hier damit anders um oder es ist nicht üblich, seine Gefühle in der Öffentlichkeit zu zeigen?? Ich weiß es leider nicht.
Ich möchte nächstes Mal, wenn ich den Arzt nochmal sehe, fragen, was rausgekommen ist.
Vielleicht ist es auch besser, nichts zu wissen – keine Ahnung…
Mit etwas zum Verdauen ist mein Krankenhaustag dann auch vorbei und ich gehe zum Mittagessen. Paneer Butter Masala und Knoblauch Naan.
Danach steige ich in ein Magic, was meint, dass es mich bis nach Parse fahren kann. Ich denke mir nichts dabei und denke mir, ist doch das gleiche wie im großen Bus.
Pah – NIE WIEDER. Es ist so so so eng, weil die hier jeden reinquetschen und noch viel heißer und ruckeliger als der große Bus. Für die vllt 10ct, die das weniger kostet, lohnt sich das AUF GAR KEINEN FALL und ab jetzt wird es immer in den großen Bus gehen.

17.05.2023 HOLT MICH HIER RAUS!!!!!!!

Ich bin unglaublich glücklich, als ich in Parsa aussteigen kann Halleluja.
Zuhause angekommen mache ich mir einen ruhigen Nachmittag und bin dann total motiviert, Sport zu machen. Bei dieser unglaublichen Hitze ist das mal wieder so unfassbar anstrengend, aber es macht mich happy und fühlt sich so so gut an.
Ich hoffe, ich bekomme da jetzt mal eine Routine. Mal schauen.
Von Tag zu Tag vermisse ich das Turnen mehr, deswegen habe ich jetzt ne ordentliche Motivation, wieder fit zu werden, dass ich auch noch irgendwas kann, wenn ich zurückkomme hehe.
Das Abendessen schmeckt perfekt. Wir essen hier wirklich jeden Abend das gleiche, aber trotzdem freue ich mich jedes Mal schon den ganzen Tag drauf. Das fasziniert mich irgendwie, weil ich in Deutschland soo vielfältig essen „muss“.
Nach 2 Tagen Nudeln bin ich schon – BOAH – ich brauche jetzt was anderes. Ständig möchte man nur etwas neues oder anderes.
Ich weiß nicht, ob es hier an der Mentalität, der Gewöhnung oder den Kochkünsten von Sabeena liegt, aber es ist irgendwie cool. Man ist einfach zufrieden damit.

Oder es liegt daran, dass ich das ‚deutsche‘ Essen – auch wenn es sehr viel Vielfältiger ist – eben trotzdem schön 19 Jahre lang esse und das hier eher neu ist. Naja – man weiß es nicht;
nach einem unglaublich guten Abendessen geht es aber auf jeden Fall gesättigt und glücklich ins Bettchen.
Bussi Bussis,
~Maite

2 Kommentare bei „Über Busfahrten und Krankenhausfälle“

  1. Jaaaaa… ❤️❤️

  2. Ooooo… ❤️❤️

Schreibe einen Kommentar zu Alexmama Antworten abbrechen