Samstag.
Ich will ausschlafen, was aber natürlich mal wieder gar nicht klappttt arghhh.
Es ist einfach zu hell, zu laut, zu heiß.
Also stehe ich auf und starte langsam in den Tag.
Ich mache meine Sport-Tages-Challenge und habe diesen Punkt somit schonmal erledigt wohoow.
Es fühlt sich einfach gut an, morgens schon aktiv zu sein; man hat schon was geschafft.
Dann gibt es Frühstück und ich beschließe, nochmal zum Wasserfall zu fahren, wo ich mit Roshan einmal war.
Ich weiß leider nicht genau, wo diese Wanderung beginnt und so richtig angezeigt wird sie auf Google Maps auch nicht. Ich bin mir sicher, dass ich letztes Mal extra ein Foto vom Restaurant unten am Fuße gemacht habe, um es wiederzufinden und auf Maps suchen zu können, aber ich kann es irgendwie nicht finden.
Naja – ich beschließe, einfach mal dort in die Richtung zu fahren und dann weiterzuschauen.
Vorher genieße ich noch den Morgen, schreibe Reiseblog und bereite mir dann Melone für meine Wanderung vor. Die ist so saftig und schmeckt soo gut – ich esse die halbe schon beim Schneiden auf.
Dann packe ich meinen Rucksack und schwinge mich auf mein geliebtes und gehasstes Fahrrad.
Ich habe total Lust, durch die Gegend zu düsen und es sind wohl etwa 20km.
Es macht mir auch echt viel Spaß, aber die Hitze ist mal wieder unerträglich und ich mache zwei Schatten- und Trinkpausen.
Bei der einen Pause entdecke ich dieses schönes Gemälde:

Ich folge Maps zu einem „Glückswasserfall“ und als ich dort in die letzten Meter einbiege, sehe ich, dass ich genau da gelandet bin, wo ich hinwollte YEAH. Von hier startet die Wanderung – ich hätte nicht gedacht, dass das so reibungslos verläuft.
Dort angekommen bin ich natürlich mal wieder fix und fertig und setzte mich erstmal ins kleine Restaurantchen.
Es dauert eine Weile, bis ich klargemacht habe, dass ich ein Gericht ohne Fleisch haben möchte, dann klappt es aber haha und die sind so lieb.
Ich trinke eine Fanta, die mich wieder belebt und ein Wasser.
Die Nudeln schmecken supppaa, aber danach habe ich schon einige Schwierigkeiten, für die Wanderung aufzuraffen. Die Fahrradfahrt war irgendwie echt anstrengend und nach dem leckeren Essen kommt jetzt das Mittagstief angeflogen. Aber ich sammele mich, packe zusammen, bezahle und treffe noch einen netten Mann, der mir ein Lächeln schenkt. Dann beginnt die Wanderung.
Ich genieße jeden einzelnen Schritt und lasse mich überhaupt nicht stressen. Zunächst höre ich noch Musik, dann packe ich meine Kopfhörer weg. Die Naturgeräusche sind so tolll; das Zirpen, das Vogelgezwitscher und das Wasserrauschen.
Ich kann euch sagen, ich bin heilfroh, dass ich die Wanderung alleine mache und keinen Nörgler dabei habe haha. Es ist nochmal so viel freier und beschwerdeloser und ich kann einfach machen, was immer ich möchte.
Nach einer Weile beschließe ich, dass ich mit den Füßen im Wasser lesen möchte. Es dauert eine Weile, bis ich einen guten geeigneten Platz dafür finde.
Dann setze/lege mich auf einen Felsen, lasse meine Füße zum Abkühlen im Wasser baumeln und beginne, zu lesen. Mein Buch, was ich mir nach locker 20min Aussuchen gekauft habe, gefällt mir bisher wirklich überhaupt gar nicht – mal schauen, ob ich das fertig lese.
Aber nichts desto trotz genieße ich den Moment total. Die Sonne strahlt auf meine Haut und ich esse Wassermelone und bekomme trotzdem eine Abkühlung, weil meine Füße kalt sind – mehr braucht man doch gar nicht.
Ich ziehe mein Bikini-Oberteil an und sonne mich.
Ich bin hier eher ab vom Schuss, deswegen find ich’s nicht schlimm, ‚freizügig‘ zu sein.
Hin und wieder kommt mal jemand vorbei und schaut mich an – es ist aber unmöglich, zu sagen, ob das Starren am Bikini-Oberteil liegt und sich vom normalen Starren in voll bekleidet unterscheidet haha.
So sitze ich hier eine Weile und genieße die Ruhe und die Natur. Ich bin total zufrieden und lebe einfach nur den Moment.
Weiter geht es dann barfuß. Auf dem Weg zurück auf den Weg rutsche ich erstmal dicke auf den glitischigen Felsen aus. Hoppppalla. Naja hat glaub ich niemand gesehen.
Niemand da, der mir sagt, dass ich doch endlich meine Schuhe anziehen soll, weil der Weg nicht für barfuß geeignet ist.
PAH denkste. Keine paar Meter mit den baumelnden Schuhen am Rucksack gegangen, meint irgendein Nepalese, mir sagen zu müssen, was ich zu tun habe.
Glaub der Arme trifft auch einen wunden Punkt und meint es nur nett, aber nachdem ich ihm schon 3 Mal höflich erkläre, dass ich gerne barfuß bin, um mehr mit der Natur verbunden zu sein und mir das Spaß macht, sage ich nach dem 4. und 5. Mal, dass ich ja wohl selber entscheiden kann, wann ich meine Schuhe anziehen kann.
VERDAMMMTTTTTT LASST MICH DOCH MEINE FREIHEIT LEBEN. Was interessiert euch das denn eigentlich, ob ich Schuhe trage oder nicht – irgendwas werde ich mir dabei schon denken?!?!
Naja. Ich nehme eine andere Abzweigung als der Typ und seine Gruppe. Es gibt nur einen Weg, aber ich möchte etwas am Fluss entlangklettern.
Er meint, was ich denn mache und dass das nicht der Weg ist.
Ich sage ihm, dass er weitergehen kann und ich mein eigenes Ding mache.
Haaaach das ist so toll, einfach über die kleinen Felsen und durchs Wasser klettern. Ohne Grenzen, ohne Zeitgefühl, mit Spinnennetzen, die immer wieder an meinen Beinen kleben bleiben.
Routenänderungen, weil es doch zu glitischig oder schlecht zum Hochsteigen ist und ein paar lustige Ausrutscher sind auch kostenlos im Paket enthalten.
Manchmal stehe ich gefühlt 5min vor einem kleinen glitischigen Felsen und berechne, wie ich hier am besten hochkomme haha.
Sowas liebe ich ja.
Auch auf diesem Flussabschnitt, mache ich eine Lesepause.
Der Fluss und der Weg kreuzen sich wieder und da es jetzt nicht mehr so einladend auf der Flussseite ist, geht es auf dem Weg weiter.
Ich komme an einer Gruppe nepalesischer Mädels vorbei, die ein Lied hören, was mir gefällt.
Ich gehe erst vorbei, beschließe aber dann, doch zu fragen, wie das Lied heißt.
Sie schreiben es mir auf und meinen, dass ich mich dazusetzen soll. Das mache ich dann auch und es ist echt toll :‘)
Sie machen für mich auch ein paar englische Songs an und wir singen alle aus vollem Herzen mit.
Es fühlt sich so bedingungslos an. Und das einfach mit „Fremden“
Sie sind alle super süß und wir unterhalten uns eine Weile. Dann tanzen wir noch ein bisschen und da bin ich in dieser Umgebung etwas verklemmt haha. Mein Körper fühlt es nicht so ganz und lässt nicht so richtig los, aber trotzdem macht es Spaß!
Die tanzen hier immer so im Kreis und mir wird echt schwindelig haha.
Wir setzen uns noch eine Weile hin, dann müssen sie gehen. Für mich geht es weiter in Richtung Wasserfall. Da es Samstag ist, ist es aber SO voll, deswegen gehe ich gar nicht ganz bis zum Wasserfall.
Ich kenne ihn ja schon und habe auch schon darin gebadet.
Und ich weiß, dass ich mich mit so vielen Nepales:innen in meinem Bikini nicht wohlfühlen würde. Und auch nicht meine gewünschte Ruhe hätte. Deswegen bleibe ich gerne hier unten mit meinen Füßchen im Wasser und genieße den Frieden.
Hier sitze ich solange, bis ich wirklich das dringende Bedürfnis habe, mich hinzulegen haha – ich bin so müde.
Also ist die nächste Mission, mir eine einigermaßen angenehme Wiese zu suchen, was sich hier etwas schwierig gestalten könnte.
Ich gebe mich mit wenig zufrieden und liege mit meinem Handtuch noch halb in irgendeiner getrockneten Kacke – wahrscheinlich Ziegen oder Büffel haha.
Macht nichtsss, ich habe die Naturgeräusche, die Sonne und meine Ruhe.
Und es ist wunderschön hier. Riechen tut es auch nicht 😉
Zuerst lese ich ein bisschen, dann mache ich mir ein Hörbuch an, schließe die Augen und döse eine Weile in der Sonne. Man ist das schön.
Ich stelle mir vor, dass ich noch Meeresrauschen hier habe und bin wunschlos glücklich.
So vergeht eine gewisse Zeit und ich merke, dass ich kurz weggenickt bin, weil ich bei den drei ??? einige Teile der Geschichte verpasst habe.
Ich weiß nicht mehr, was mit dem grünen Smaragd passiert ist – SO EIN MIST haha.
Mein nächstes Augenschließen wird unterbrochen von „Are you hungryyy?“ Ich schaue rüber und dort sitzt eine große nepalesische Familie, die gerade picknickt. Sie lädt mich ein, mich zu ihnen zu setzen, was ich dann auch mache.
Die sind alle super lieb; das ist die Familie vom Schuhtypen – er ist ja eigentlich auch total nett. 😉
Ich esse eine Art Fladenbrot mit Curry oben drauf. Das Curry ist echt scharf, aber es schmeckt trotzdem fantastisch gut. Ach das Essen hier werde ich so vermissen irgendwann..
Naja. Dann meinen sie, dass sie jetzt ChatPat machen und dass ich da unbedingt auch noch mit essen soll. Nach meiner letzten Toilettenpanne lehne ich das heute dankend ab und verabschiede mich wieder. Ich bedanke mich noch einmal fürs Essen, packe meine Sachen zusammen und mache mich auf den Heimweg.
Ich treffe eine Studentin, die perfekt Englisch spricht und ihren Freund. Mit ihr führe ich eine total tolle Unterhaltung und es fühlt sich ziemlich an wie Zuhause, weil ich mal wieder fließend Englisch sprechen kann, ohne mir Sorgen zu machen, ob der/die andere mich versteht und mega langsam zu sprechen.
Sie ist auch total herzig. Und trägt Shorts, was ich auch sehr cool finde.
Ich spreche sie darauf an und sie meint, dass die jüngere Generation gerade den Wandel anstößt und dass aber böse Blicke von älteren Frauen und Männern kommen. Dass auch in Kathmandu schon sehr viel mehr Vielfalt existiert. Das macht Sinn für mich – in Deutschland ist auch Berlin am verrücktesten; immer die großen Städte zuerst.
Ich treffe sie erst kurz bevor ich ganz unten ankomme, deswegen ist unsere Unterhaltung recht kurz .

Wir tauschen aber Nummern aus. Sie meint allerdings, dass sie jetzt für einen Monat nach Hause nach Kathmandu fährt, um ihre Familie zu besuchen. Also wird das wohl eher wieder nichts – außer ich fahre dann bald eh nach Kathmandu.
Naja, ich freue mich trotzdem total über diese Unterhaltung und schwinge mich aufs Fahrrad. Sie helfen mir noch, weil das Fahrrad total eingeparkt wurde und hinter einige Scooter gestellt wurde.
Auf dem Weg fahren sie dann noch einmal mit ihrem Motorrad vorbei und winken.
Ich komme eigentlich ganz gut voran und als ich in den Himmel schaue, erstreckt sich über mir ein riesiges Leuchten. Die Sonne sendet ihre Strahlen hinter einigen Wolken hervor. Es sieht so unglaublich aus. Wie ein Portal. Als ich anhalte, um ein Bild davon zu machen, lande ich neben einem Feld, auf dem einige Jungen Cricket spielen.

Einer von ihnen ruft rüber, wo ich herkomme und den üblichen Bums.
Ich frage sie, ob ich auch einmal schlagen darf. Das bejahen sie glücklich, ich stelle mein Fahrrad ab und auf geht’s ans Cricket spielen. Woiiii ich hab das noch nie gemacht.. mal schauen, was das wird haha.
Ich sage, er soll slowly slowly werfen und der Ball kommt auf mich zugeschlagen und BUMMMMM ich treffe ihn perfekt. Alle jubeln und ich freue mich so sehr. Eyyy ich hätte nie gedacht, dass ich den treffe haha.
An diesem Punkt hätte ich sagen sollen, danke tschüß. Aber ich will natürlich weitermachen und die nächsten 3 verpassen ich gnadenlos. Ist wohl Anfängerglück gewesen. Wir unterhalten uns, spielen ein wenig – jedes Mal, wenn jemand trifft wird gejubelt. Hach es ist einfach toll.
Ich werfe auch ein paar Mal den Ball mmmhh auch verbesserungswürdig.
Diese Minuten sind schon wieder so bedingungslos glücklich und heile. Ein einziger Holzschläger, ein einziger Ball und alle haben Spaß. Ich genieße jede einzelne Sekunde und bin durchgehend nur am Lachen. All diese kleinen Dinge machen meine große Reise einfach aus.
Ich zoome wieder raus und stelle mir vor, dass alle meine Freunde und Familie in Deutschland sind, und ich hier gerade hier als kleine winzige Maite auf der Welt in Nepal auf einer kleinen Wiese vor einem Maisfeld stehe und mit lachenden nepalesischen Kindern Cricket spiele. Es ist einfach unbeschreiblich :‘)

Immer wieder, wenn man mit dem Schläger den Ball verpasst, landet er in hohem Bogen im Maisfeld und es beginnt eine Mini Expedition. Die überlasse ich immer den Nepalesen haha, die gehen da rein und kommen nach 10sek wieder mit dem Ball raus – WIE?!?
Wir machen noch ein paar Bilder und dann verabschiede ich mich nach ein paar finalen Schlägen, weil es bald dunkel wird und ich ja auch noch nach Hause fahren muss.


So ein schönes Erlebnis – ich fühle mich wieder so geerdet glücklich. Das ist die gleiche freie Glücklichkeit, die ich auch im Waisenhaus hatte, als wir Volleyball oder Fußball gespielt haben.
Die Heimfahrt vergeht recht schnell und ich hätte wohl auch noch etwas länger bleiben können, aber ich komme total platt Zuhause an.
Wir essen noch gemeinsam Abend, ich lasse den Tag ausklingen und versuche, all die tollen Erlebnisse in meinem Herzen einzuschließen und dann fallen mir die Augen zu.
Bussi Bussis,
~Maite
hellööö lebt mein lila Handtuch überhaupt noch ??? 🙂
Hahahaha.
Ja! 😉
Stinkt aber. In der Kacke ist aber das Bali-Badetuch gelandet; dein Handtuch ist nur zum Duschen hehe♥️⭐