APC – DAY 5

Freitag.
Ich wache um halb sechs vom Wecker der anderen im Nebenzimmer auf, schaue aus dem Fenster und sehe einen sonnenbeleuchteten Schneegipfel. Kann man schöner in seinen Tag starten? Ich glaube nicht…
Meine Kopfschmerzen sind etwas besser, aber immer noch da…
Ich gehe vor die Türe und das gesamte Bergpanorama ist hell von der Sonne erleuchtet. Es wird wirklich von Tag zu Tag schöner. Die Hüttenwirtin ist noch gar nicht wach; ich öffne alle Türriegel und das Tor und düse erstmal auf die Terasse.
Es ist mal wieder eisekalt, aber für diesen Ausblick lohnt es sich definitv. Es fällt mir immer noch so schwer, zu begreifen, dass ich mich 360° im Kreis drehen kann und einfach ÜBERALL riesige Berge sind.
Und dass auch noch alle eine unterschiedliche Farbe, Struktur, Größe, Mächtigkeit und Beleuchtung haben. Jeder einzelne ist einzigartig. Ich könnte das stundenlang haarklein betrachten.
Der Tag muss allerdings gestartet werden, also geht es wieder nach unten, anziehen und Sachen zusammenpacken. Meine Leggings ist immer noch feucht und unglaublich kalt von gestern. Also geht es erstmal in Schlafanzughose zum Frühstück. Zuerst setzen wir uns wieder eine Weile zur Köchin ans Kaminfeuer, um uns aufzuwärmen. Keine Ahnung, wie das werden soll, wenn wir noch 2000 Meter höher sind…. So viel dickere Kleidung habe ich nicht mehr haha. Naja – dann wird wohl gefroren.
Heute gibt es tibetisches Brot und zwei Spiegeleier. HILFE schmeckt das gut!!!
Der Tag heute soll ziemlich tough werden, also kann ich diese Stärkung gut gebrauchen.
Danach geht es in die feuchte, kalte Leggings – ich hatte schon schönere Erlebnisse.
Zähne geputzt und startbereit setze ich mich nochmal kurz ans Kaminfeuer. Wir machen ein Gruppenbild und auf gehtsss.

Thema Kopfschmerzen: die erste halbe Stunde geht es echt nicht besser und ich bin total außer Atem, obwohl es nur flach oder teils ganz leicht ansteigend ist. SHIT! Ich mache mir die ganze Zeit Gedanken, wie das am steilen Stück werden soll, das heute wohl noch kommen wird und extrem tough sein soll…
Naja; so laufen wir Schritt für Schritt den Berg entlang, bis wir an der steilen Stelle ankommen.
Los geht’s.
Ufff – das ist wirklich das anstrengendste Wandern, das ich je gemacht habe. Meine Oberschenkel und Waden brennen schon nach 3 Minuten.
Am Anfang schnaufe ich ziemlich ordentlich, dann bekomme ich aber meinen Atem in den Griff. YES!! Mir fällt eine ordentliche Last von den Schultern – natürlich abgesehen von den tausend Kilogramm an Rucksack, die mich in den Boden stampfen.
Ich komme in einen enorm guten Rhythmus, sodass ich selbst überrascht bin. Es macht so viel Spaß und ist fast meditativ.
Es ist natürlich immer noch unglaublich hart, aber ich arbeite mich einfach in konstantem Tempo Schritt für Schritt nach oben.
Schritt – Einatmen.
Schritt – Ausatmen.
Schritt – Einatmen.
Schritt – Ausatmen.
Ich benutze meine Atmung, um meinen Schritten Kraft zu verleihen. Hört sich bescheuert an, aber es funktioniert wirklich gut. Mit meinem Atemzug drücke ich meine Beine nach oben.
Ich bin mega überrascht, weil ich normalerweise extreme Probleme mit Konstanz beim Sport habe. Ich bin der Typ, der immer zu viel gibt – Pause macht – wieder zu viel gibt usw.
Alles andere fällt mir immer wahnsinnig schwer.
Diesmal ist es anders.
David ist viel schneller als ich unterwegs, aber in seinen Pausen hole ich ihn meistens wieder ein – und überhole ihn teilweise sogar, weil ich die Pause nicht brauche.
Ich gehe einfach in meinem langsamem Tempo kontinuierlich weiter und muss mir keine Pause zum Luftschnappen nehmen. Das ist so spannend für mich und ich freue mich sehr darüber, dass das so gut klappt.
Ich mache kurze Pausen, wenn meine Atmung mal wegen eines tiefen Einatmens oder einem Schlucken aus dem Rhythmus kommt und lege dann langsam wieder los.
Der Ausblick ist immer noch unglaublich überwältigend, aber für diese Überwältigung habe ich in meinem Kopf momentan ehrlich gesagt gar keinen Platz. Atmen. Schritt. Atmen. Schritt.
Allein ein Zur-Seite-Schauen bringt mich schon so raus, dass ich meist nur in den Pausen den Ausblick genieße.
Diesen Fokus finde ich verrückt und wahnsinnig cool zugleich.
Nach etwa einer Stunde sind wir dann auch schon plötzlich oben. Das ging so schnell und absolut ohne Probleme. Ich hab’s mir noch viel herausfordernder vorgestellt und bin super happy.
Laut den Guides ist der höchste Punkt heute 3.900 Meter.
Krass ey – wir sind beinahe bei den 4.000.
Da mache ich mir auch mal wieder bewusst, dass es ganz normal ist, auch bei flachen Abschnitten eine schnellere Atmung zu haben – wir sind schon SO CRAZY HOCH.
Und ab jetzt ist in meinem Kopf auch Platz für die inmense Überwältigung, die dieser Ausblick auf mich kippt.
Es ist nicht zu begreifen. Wir befinden uns auf knapp 4000 Metern bei einem Tempel, sind umrundet von den schneebedeckten, höchsten Bergen der Welt und haben das alles nur durch unsere Beine erreicht.
Unbeschreiblich dieses Gefühl.

08.06.2023 – 3.900 Meter

Ich lege mich auf das weiche Kissen einer Holzbank, lasse die Sonne in mein Gesicht lächeln und spüre einfach nur unendliche Freiheit.
Der Müsliriegel in meiner Hand schmeckt fantastisch gut, obwohl er wegen der Temperatur steinhart ist.

09.06.2023 Eine verdiente Pause

Wir machen eine etwas längere Rast, machen Bilder und ich schaue mir den kleinen Tempel an. Wie verrückt, in dieser Höhe an einem Tempel zu stehen.

09.06.2023 DREAMTEAAAM ^^

Dann geht es auch schon munter weiter und der Rest der Strecke heute wird ziemlich zäh. Es geht die ganze Zeit die gleiche Weg Struktur entlang, immer wieder etwas hoch und runter – nichts besonders steiles in beide Richtungen. Die meiste Strecke gerade aus.
Der Ausblick ist traumhaft, aber der immergleiche Weg zieht sich total in die Länge.
Ich lasse die Gruppe oft hinter mir, weil ich einen super Gehrhythmus finde, der ziemlich zügig ist.
Wir warten immer wieder und finden uns zusammen.
Teilweise finde ich das Gehen super meditativ und genieße es total. Manchmal versuche ich meine Gedanken auf eine Reise zu schicken, um mir die Zeit zu vertreiben.
Im Laufe des Tages habe ich zwischendurch auch eine Phase, in der ich extrem schlecht gelaunt und unglaublich genervt bin. Das fühlt sich immer so falsch an, weil man an diesem wundervollen Ort ist, aber das ist auch in Ordnung.
Das Wandern ist halt trotzdem unglaublich anstrengend, zieht sich manchmal und man kann ja auch nicht immer fröhlich sein.
Ein Problemchen bemerke ich heute: Mein Rucksack wird immer schwerer. Ich hatte den Bauch- und Brustgurt bisher immer ziemlich eng, sodass Gewicht von meinem Rücken weggenommen wird.
Auf dieser Höhe merke ich aber tatsächlich, dass ich den Platz einfach für meine Atmung brauche. Ich lockere die Gurte immer wieder immens und spüre, wie meine Brust sich den Platz nimmt, den sie braucht. Ebenso mein Bauch.
Also lastet einen großen Teil der heutigen Wanderung viel mehr Gewicht auf meinen Schultern. Ich weiß nicht, ob es da noch eine gute Alternativlösung gibt…
Immer wieder gehe ich mit Bisman voraus, dann warten wir wieder etwas länger auf die anderen usw.
So verläuft es den größten Teil der Wanderung.
Wir laufen durch wunderschöne Dörfer.
Eine Zeit lang begleitet mich ein Hund, der immer wieder vor läuft und dann wieder zurückkommt. Er ist wahnsinnig süß und ich freue mich über die Gesellschaft – gleichzeitig ist es echt frech, wie leichtfüßig er mit seinen 4 Beinen davonfliegt.

09.06.2023 Schritt für Schritt – Meter für Meter

Nach toller Landschaft, Auf-und-Ab-Wandern, einigen Pausen und Wünschen, dass wir ankommen, erreichen wir endlich unser Zieldörfchen für heute.
Hier bekommt man besonders stark zu spüren, dass Nebensaison ist. Wahnsinnig viele Hostels sind mit Bauarbeiten beschäftigt oder einfach so geschlossen.
Wir suchen uns mega süße, bunte Holzhäuschen aus und ich öffne bereits meine Wanderschuhe – bereit, hier den Nachmittag und die Nacht zu verbringen.
Carla gefällt es hier allerdings nicht – sie hat die gesamte Nacht nicht geschlafen und möchte ein Hostel mit Steinwänden. Also Rückzug, was ich ziemlich schade finde; mir gefällt es hier echt gut. Aber ich möchte trotzdem lieber mit den anderen gemeinsam sein – das ist es mir wert.
Als Familie Bitterlich hätten wir auf jeden Fall in den bunten Holzhüttchen geschlafen, aber das Hostel, in dem wir landen, ist tiptop – ich kann mich nicht beklagen.
Als erstes nehme ich Magnesium, setze mich in die Sonne und dehne mich. Ich lockere meine Beine auf usw. – es tut immens gut.
Vorher bei einer Rast hatte ich das kurz einmmal gemacht und das Laufen danach ging viel lockerflockiger – ich muss da echt etwas mehr Fokus drauf legen.
Mittendrin kommt Bisman zu mir und meint, dass ich hier nicht sitzen soll, weil wegen der Bauarbeiten aufm Dach manchmal Steine runterrollen. Hoppla – ALLES KLAR haha.
Wie bizarr.
Als ich fertig bin, geht es ab unter die Dusche.
Die erste Dusche nach 5 Tagen ahaha. Hier gibt es nämlich eine warme Dusche im eigenen Badezimmer und es kostet nicht extra.
5 Tage ohne Dusche scheinen verrückt, aber beim Wandern ist mir das wirklich schnurzpiepeegal. Wenn ich ne frische Dusche nehme, schlüpfe ich danach eh wieder in die gleichen Wollsocken und den gleichen Pulli der letzten 5 Tage. Also – wen interessierts?

Die Dusche ist wirklich das Kälteste, was ich je in meinem Leben erlebt habe. Von wegen warmes Wasser – meine Füße erfrieren auf diesem Eisboden hier im Badezimmer und das Wasser, das von oben heruntertröpfelt, kommt auch eher vom Nordpol.
Das Schlimmste daran ist, dass das Wasser nur so tröpfelt. Also geht eben nicht einfach einmal Augen zu und durch, sondern ich muss da 5 Minuten drunter stehen, bis das Shampoo endlich aus meinen Haaren gewaschen ist. Obwohl die kurz sind.
Das Shampoo habe ich übrigens aus dem Hostel geklaut – pssst. Es sind drei kleine Portionen in Plastikfolie, die ich aus der Dusche hab mitgehen lassen.
Als endlich alles heraus gewaschen ist, trockne ich mich so schnell es geht ab und ziehe jedes Kleidungsstück an, das ich finden kann haha. MIR IST SO KALT.
Ich setze mich in den Essensraum ans Fenster in die Sonne und die wärmt mich mal wieder ordentlich auf. Es ist schnell zu heiß und ich ziehe meinen Pulli wieder aus.
Ich esse mit den anderen Mittag – eine Nudelsuppe für mich und ich darf ein Stück frittiertes Gemüse, tibetisches Brot und Burrito probieren. Alles fantastisch gut!!
Ich hab beschlossen, dass Suppen jetzt mein Hauptnahrungsmittel werden. Sie sind verhältnismäßig recht günstig, ich habe etwas Warmes, das mir wieder etwas Energie gibt und dazu noch einiges an Flüssigkeit. Auf den Burrito bin ich aber doch etwas neidisch..
Die anderen verabschieden sich, um sich etwas auszuruhen – ich hole mein Tablet.
Das Wlan ist leider ziemlich schlecht. Das wird jetzt wohl wie erwartet mit jedem Höhenmeter schlechter. Ich schreibe trotzdem etwas an meinem Reiseblog und muss dann einfach nachträglich ganz viel hochladen.
Dann geht es auch für mich zum Ausruhen eine Weile ins Zimmer. Unsere Guides haben uns empfohlen, nicht zu schlafen, damit wir nachts voll durchschlafen können.
Sehr verständlich, aber trotzdem etwas hart haha.
Heute sind wir wirklich 8h in Sonne und Wind unterwegs gewesen. Da wär ein Nickerchen echt ganz geil. Aber ich lege mich hin und höre die drei Fragezeichen. Ich lache immer wieder extrem laut auf und frage mich, ob man das draußen hört haha.

Bald klopft David an meine Tür; wir wollen gemeinsam durchs Dörfchen laufen. David friert auf diesen Höhen hier schon mega und will sich einen ähnlichen Fleece wie meinen kaufen.
Und ich brauche neue Cookies. Jorgi kommt auch mit, Karla ruht sich aus.
Es ist eisekalt und windig – ich habe meinen dicken Fleece, eine türkise Regenjacke, einen Buff, meine pink-hellblaue Schlafanzughose, bunte Wollsocken und neonorangene Adiletten an. Das Outfit ist grandios und bekommt ein Kompliment von David.
Im ersten Laden gibt es direkt Verständigungsprobleme, was David denn genau kaufen möchte und er meint, ich soll meine Jacke aufmachen. So verläuft das dann in jedem Laden – ich strippe einmal kurz; nur, damit die Verkäufer:innen sagen, dass sie sowas nicht haben. Oder es den Fleece nur in Nepaligrößen gibt und er dem riesigen David gerade so zum Bauchnabel geht. Ich genieße die Gesellschaft der beiden ungemein und find’s sehr verrückt, dass ich sie erst seit gestern kenne.
So spazieren wir wie die Hanseln von Laden zu Laden – viel hat wegen der Nebensaison schon zu.
Ich frage in jedem Laden nach dem Preis für die gleichen Kekse, um am Ende die billigsten zu bekommen.
Unser größtes Problem: Die einzige ATM ist außer Betrieb. Bei mir würde das Geld reichen – ist aber auch ziemlich knapp, weil ich zwei Tage verlängere. Die anderen kommen ohne Geld definitiv gar nicht hin.
Warum ich verlängern will: Die Spanier:innen trekken noch zu einem See auf 5000 Metern Höhe – das dauert zwei Tage länger, also ändern auch Bisman und ich unsere Route; ich will da unbedingt hin!!!!
Weiter geht es durchs Dörfchen, bis die Ladenzone vorbei ist. Wir sehen eine Babyziege, die wirklich so UNGLAUBLICH süß ist und meinen Tag verschönert. Außerdem ein kleines nepalesisches Mädchen, dass mit so viel Kraft uns allen ein Highfive gibt, dass sie beim Springen fast ausrutscht und im Matsch landet. Es lässt mein Herz hüpfen.
Außerdem begegnen wir auf unserem Rückweg drei kleinen Jungen, die uns mit ihren Holzklötzchen erschießen wollen. Es ist so so süß. Wir spielen natürlich eine Weile mit, schauen in glückliche Gesichter und ziehen dann weiter. Allgemein ist mir schon aufgefallen, dass die Kinder entgegen meiner bisherigen Nepalerfahrungen hier viel viel offener sind.
David findet tatsächlich noch einen Fleece, der sogar beidseitig tragbar ist – dunkelgrün und bebirosa – ich find ihn perfekt haha.
Ich kaufe mir noch zwei Wasser, da es hier in den Shops billiger als im Hostel ist.
Und zwei Packungen Kekse im billigsten Store.
Die Leute sind hier wirklich absolut gar nicht bereit zu verhandeln und wiederholen direkt richtig unhöflich den Preis, sobald ich versuche, mit dem Preis runter zu gehen.
Hmm – Vielleicht ist das hier auf dem Berg nicht üblich.
Mir fällt auf, wie leicht es mir mittlerweile schon fällt, zu feilschen.
Während unseres kleinen Ausflugs tut mein Rücken plötzlich extrem weh. VERDAMMT!!
Das liegt bestimmt an den gelockerten Gurten. Ich hoffe, dass es bis morgen besser wird und werde versuchen, eine gute Mittellösung zu finden.
Wir kehren ins Hostel zurück; ich habe wieder etwas Kopfschmerzen. Mistttt.
Ich möchte mit den anderen gemeinsam Abendessen, da kommt die böse Überraschung.
Karla geht es gar nicht gut und die Gruppe wird morgen einen Tag länger hier bleiben.
Außerdem macht die Bank morgen erst um 10 Uhr auf.
Mit dieser Tatsache öffnen sich für mich mal wieder einige Entscheidungen, bei denen ich wirklich gar keine Lust habe, sie zu treffen. Och mannnn.
Das wird auf später verschoben, erstmal unterhalte ich mich mega lieb mit Jorgi.
Bald verabschiedet er sich, um nach Karla zu sehen.
Ich bestelle Dal Bhat und esse zu Abend, um ich dann mit Bisman zusammenzusetzen und die Möglichkeiten durchzugehen.
Punkt 1: Bisman meint, er würde ungern ohne zusätzliches Geld weitergehen, weil es nicht gut ist, in diesen Höhen mit knappem Budget unterwegs zu sein. Man weiß nie, was man passiert , ob man zwei Akklimatisierungstage einlegen muss oder was auch immer.
Punkt 2: Ich habe auch etwas Kopfschmerzen und mittlerweile irgendwie echt Angst vor der Höhe.
Punkt 3: Belassen wir es trotzdem bei der Seeroute oder gehen wir wieder zurück zur ursprünglich geplanten Route; dann wäre das Geld auch kein Problem.
In dieser Situation habe ich mal wieder mega Heimweh – Mama, Papa könnt ihr mir bitte bei der Entscheidung helfen :‘)
Der größte Punkt für mich ist mein Körper. Es fällt mir mega schwer, einzuschätzen, ob auch ich eine Höhenpause einlegen sollte…

Also – gehen wir morgen erst um 10 Uhr los, um Geld abzuheben, schaffen dann aber die geplante Route für den Tag eh nicht?
Gehen wir mit knappem Geld los?
Oder bleiben auch wir einen weiteren Tag hier?
Ich entscheide mich recht schnell für Weitergehen und möchte eigentlich auch unbedingt zum See.
DIESES BLÖDE GELD.
Dann kommt mir plötzlich eine schießende Idee. Die anderen müssen eh morgen Geld abheben, vielleicht können sie mir Bargeld leihen, das ich ihnen dafür überweise. Dann könnte ich mit Bisman morgen pünktlich um 6:30 los.
Diese Lösung wäre echt die beste, zieht aber eine wahnsinnig unangenehme Frage mit sich.
Augen zu und durch — ich besuche die anderen in ihrem Zimmer und präsentiere schüchtern meine Idee. Sie sind wirklich zuckersüß und meinen, dass das gar kein Problem sei.
Als David mir gerade seine Bankdaten geben will, kommt Jorgi sogar mit einer noch besseren Idee. Die drei sind nach ihrem Trek auch noch für ein paar Tage in Kathmandu. Wir werden uns dort treffen und ich kann ihnen das Geld einfach bar zurück geben. So spar ich mir die komplizierte Auslandsüberweisung nach Spanien.
Ich bin so so dankbar, drücke die drei und verabschiede mich. Das fällt mir so so schwer. Es ist UNVORSTELLBAR, dass ich sie erst gestern getroffen habe. Sie sind mir so ans Herz gewachsen.
Und: Beim Schreiben fällt mir auf, wie verrückt es ist, dass sie einem Mädchen, das sie einen Tag zuvor getroffen haben, einfach mal so 70€ in die Hand drücken.
Reisen ist einfach wirklich besonders.
Mit etwas Angst vor der Zukunft geht es für mich ins Bett.
Bussi Bussis,
~Maite

Schreibe einen Kommentar