Krankenhauserlebnisse, Mittagsschläfchen und Sonnenuntergangswanderung

Dienstaggg. Ich wache vor dem Wecker auf und hoffe hoffe hoffe, dass ich noch weiterschlafen kann. Bei einem Blick auf die Uhr sehe ich aber die Zahl 06:15 und muss schmerzhafter Weise feststellen, dass in 5 Minuten mein Wecker klingelt. Außerdem bemerke ich, dass ich fast auf meiner Brille geschlafen hätte. Die hatte ich beim Lesen neben meinen Kopf gelegt und nicht mehr aufgeräumt, nachdem ich halb über meinem Buch eingeschlafen bin. Oh ohhh – Gott sei Dank voll heile. 🙂 Heute gibt es zur Abwechslung mal Erdbeermarmelade auf meinem Brot, weil Jemaine gut eingekauft hat, deswegen gibt es nichtmehr nur die halb angeschimmelte, eklige Aprikosen Marmelade…. Anschließend ziehe ich mich an, putze Zähne und setze mich auf die Terrasse um häkelnd nach einem Uber zu suchen. Caro liegt auf dem Boden und malt ein Bild in ihr Reisetagebuch. So verbringen wir die meisten unserer Morgen und genießen die neue Sonne.

28.02.2023 – 07:15 – Den Tag begrüßen:)

Diesmal bekomme ich schnell ein Uber und komme pünktlich zur Arbeit. Das ist heute auch gutes Timing, denn die Station kümmert sich gerade um ein Frühchen, das in der 28. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen ist. Es wird unterstützt beatmet und warmgehalten. Der tapere kleine Junge atmet aber auch schon von selber, hat eine schöne rosige Hautfarbe und gibt zwischendurch auch ein paar zarte Schreie von sich. Das sind alles super gute Zeichen – der kleine Wicht wird ins Kinderkrankenhaus verlegt, weil uns hier die Mittel für sowas auf lange Sicht fehlen. Der kleine Mann wiegt nur 1 Kilo und muss im Krankenhaus bleiben bis er mindestens 2 Kilo wiegt.Danach gibt es eine weitere Geburt von einem riesigen Mädchen – knapp 4kg und 54cm. Puiii die arme Mama, dieser Brocken macht ja Finn Konkurrenz. 😉 Ich schaue bei der Geburt zu, messe noch manuell Puls und Blutdruck der Mama und gehe danach in die Babyclinic, um Blut abzunehmen. Auch wenn die beiden Medizinstudentinnen total lieb waren, bin ich froh, dass sie heute nicht da sind. 4 Mal Blut abgenommen – 4 Mal erfolgreich gewesen; alle Blutabnahmen verlaufen reibungslos.Die Steigerung ist echt cool. Und mir macht’s so viel Spaß. Der Moment, wenn ich dann das Röhrchen auf die Nadel stecke und sehe, dass ich getroffen habe und das Blut läuft – jedes Mal aufs Neue satisfying 🙂 Mehr Blut gibt es nicht zum Abnehmen, deswegen mache ich Teepause. Die mache ich nie, weil ich sie brauche, sondern immer nur weil nichts Spannendes zu tun ist.

Dann messe ich mal wieder manuell Blutdruck und Puls, weil alle Maschinen keine Batterien mehr haben. Find ich gut, da bekomme ich mal wieder ein bisschen Übung. Und klappt auch alles top. Dann gibt es noch eine Geburt einer jungen Mutter. Die zieht sich Ewigkeiten hin, die Mutter pusht einfach nicht lange genug. Wir unterbrechen auch nochmal, sodass sie Energie schöpfen kann. Dafür dreht sie sich auf die Seite, das ist besser für das Baby um weiter herunterzurutschen. Nach langem Kämpfen ist das Baby endlich draußen und total erschöpft von der langen Geburt.Wir saugen erstmal den Mund aus und beatmen dann mit einer Sauerstoffmaske. Das Baby schreit und atmet, also ist alles halb so wild – es muss nur der Sauerstoff anfangs ein bisschen erhöht werden. Am Ende liegt auch dieses kleine Männchen glücklich auf der Brust der Mama und genießt genüsslich seine Milch. Die Mutter muss leider in ein anderes Krankenhaus verlegt werden. Kleine Risse mit Blutungen, die bei der Geburt passieren, nähen die Hebammen hier selbst – diese Mutter hat aber einen recht großen, geschwollenen Riss und die Hebamme meint, das sollen lieber Ärzt:innen machen. Also wird ein Krankenwagen gerufen und meine Schicht ist beendet. Zuhause angekommen bin ich irgendwie total kaputt, ich hab Kopfschmerzen und irgendwie rumort mein Magen auch total. Deswegen esse ich und lege mich ins Bett. Erst lese ich ein bisschen, dann schlafe ich dabei ein und mache ein kleines Nickerchen. Als ich aufwache, fühle ich mich schon viel besser. Es ist schon fast halb fünf. Mein Tagesplan war, abends noch auf den Lionshead zu wandern und mir den Sonnenuntergang anzuschauen. Also quasi das umgekehrte Programm zum letzten Mal 🙂 Schnell werden alle Sachen zusammengesammelt, ich packe mir noch schnell ein Brot ein, was nur halbherzig geschmiert ist, weil mein Uber schon fast da ist und düse los. Hoffentlich verpasse ich nicht den Sonnenuntergang – ich freue mich aber total auf die Wanderung, die war ja so cool letztes Mal. Ich bin gespannt, wie anders das bei Tageslicht ist und vor allem, wie schwierig das Runterwandern wird. Im Dunklen hoch ist definitiv besser als im Dunklen runter… Aber ich schaue mir das mal an und mache sonst einfach ganz langsam. Und meine Stirnlampe habe ich ja immernoch dabei 🙂 Zum Thema: Alleine wandern. Hier mache ich mir keine Gedanken, weil selbst die Locals gesagt haben, dass der Lionshead sicher ist, weil das so eine Attraktion ist, dass da immer ganz viele Menschen unterwegs sind. Angekommen und losgelaufen finde ich alles irgendwie sehr anstrengend. Ich dachte tagsüber ist es entspannter, aber ich finde es sogar noch anstrengender als nachts. Vielleicht steckt mir auch einfach der Krankenhaus Arbeitstag mehr in den Knochen als gedacht. Ich genieße aber trotzdem den Weg und kämpfe mich nach oben zum Gipfel. Wie auch letztes Mal treffe ich einige Menschen auf dem Weg. Die meisten haben das gleiche Ziel wie ich oder haben den Gipfel schon hinter sich gebracht und sind auf dem Weg zu ihren Autos 🙂 Auch die Leitern und die angebrachten Griffe fordern mich mehr heraus, weil meine Hände so schwitzig sind. Oben angekommen freue ich mich mal wieder über die wahnsinnig tolle Aussicht. Ich suche mir ein Steinchen aus – diesmal auf der anderen Seite, weil hier logischerweise die Sonne untergeht 😉 Ich esse eine Packung Chips (upsiiiii aber da hab ich echt Lust drauf) und genieße die Sonne. Dann fange ich an zu häkeln. Immer mehr Menschen treffen oben am Gipfel ein. Einer von diesen lieben Menschen spricht mich an und fragt mich, ob er ein Foto von mir machen kann. Er will nicht mein Gesicht drauf machen, er will nur seinen Freunden zeigen, dass jemand auf den Lionshead wandert, um da oben zu häkeln. Haha THAT’S MEEE by the way. Ich freue mich darüber und lasse mir das Bild von ihm zuschicken. So hab ich auch ein Bild für euch, das ist sonst immer schwierig, wenn man alleine unterwegs ist.

28.02.2023 Häkeln immer und überall:)

Ganz alleine bin ich allerdings nicht, eine Biene gesellt sich zu mir und leistet mir Gesellschaft. Mein Pulli ist anscheinend sehr bequem und ich genieße die Zweisamkeit bis ich mich wieder bedenkenlos bewegen möchte und sie wegpuste. Flieeeg kleiner Freund – war schön dich kennenzulernen:)

Dann warte ich alleine freudig auf die untergehende Sonne. Die Stimmung ist wie immer magisch, am schönstrn wird es, als alle Menschen langsam den Berg verlassen und ich irgendwann ganz alleine oben bin. Nur ich, der Mond, die Sterne, der Berg und das unfassbare Farbenspiel, das die verschwundene Sonne hinterlassen hat. Ich höre Musik oben und drehe mich über die Steine. Beim Runtergehen bleibe ich immer wieder stehen und tanze einfach nur für mich. Meine Beine fliegen gefühlt einfach über die Steine, mein Körper trägt das Glücklichsein von Innen einfach nach außen durch meinen Körper hindurch. Ich würd am liebsten einfach losschreien.Im Dunkeln nach unten zu gehen ist gar kein Problem, weil die Stirnlampe wirklich den kompletten Weg beleuchtet. Immer wieder bleibe ich stehen, tanze und lache – dann geht’s wieder weiter. Dann sehe ich einen Skorpion auf dem Weg. Er ist zwar super klein, aber WIE COOL!! Irgendwann macht der mir aber doch ein bisschen Angst und ich gehe weiter.

28.02.2023 AHHHHHHH HILFE

Bald komme ich unten an und nehme mein Freiheitsgefühl mit ins Uber. Da darf ich dann auch noch DJ sein und die ganze Fahrt über meine Musik genießen.

Im Haus angekommen esse ich mein für die Wanderung geschmiertes Brot und unterhalte mich noch 1,5h mit den anderen Volunteers. Ich lache mal wieder sehr sehr viel und freue mich, dass ich all diese Menschen kennengelernt habe.

Anschließend geht es glücklich und ausgelassen ins Bettchen 🙂

Bussi Bussis,

~Maite

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