Kranksein und ein paar schöne Momente

Mittwoch.
Schnelle Morgenroutine und auf geht’s in die Arbeit. Ein wenig anders fühlt sich alles schon an – ich bin viel aufgeregter als vor diesem Montag und hoffe dass alles gut läuft heute. Außerdem kriege ich heute vielleicht auch schon die Blutergebnisse von mir und viel wichtiger – von meiner Patientin. Uiuiui ich will da noch gar nicht daran denken.
Angekommen stört es die Schwester jedenfalls gar nicht, dass ich mich letztes Mal beim Blut abnehmen gestochen hab und fragt, ob ich das Blutabnehmen übernehmen kann. Darüber freu ich mich sehr – keine Verurteilung, einfach wieder loslegen.
Der Haken: Jetzt geht’s wieder los. Einmal durchgeatmet und los geht’s.
Heute ist wirklich gar nichts an Equipment da – das Teil, mit dem man super leicht Blut abnehmen kann, ist spurlos verschwunden und nach 10min erfolglosem Suchen auf den unterschiedlichsten Stationen muss also eine Alternative gefunden werden. Auch die Alternative, ist nicht mehr verfügbar und ich fange an, mir veräppelt vorzukommen… Machts mir doch nicht so schwer haha.
Also muss ich jetzt mit einer Spritze und einer Injektionsnadel Blut abnehmen – NA KLASSEEE noch nie so gemacht.
Ich hab’s schon mal bei der Schwester gesehen – vom Prinzip her ist das auch das gleiche, aber man hat nicht so einen guten Hebel.
Zweimal probiert – zweimal nicht geklappt hmmm die Frau hatte eigentlich gute Venen… Ich lasse die Schwester ran und bemerke, dass bei dieser Variante erst Blut in die Nadel fließt, wenn man die Spritze nach hinten zieht. Beim Butterfly hingegen sieht man vorher schon, dass man getroffen hat, und zieht dann die Spritze zurück. Ich hab also wahrscheinlich zweimal die Vene getroffen, aber hab halt einfach nicht die Spritze nach hinten gezogen… Ja gut – des macht Sinn upsii. Die Patientin tut mir ein bisschen leid, aber naja jetzt weiß ich es wenigstens…
Deswegen läuft auch bei den nächsten Patientinnen alles tip-top und ich komme wieder voll in meinen Rhythmus rein. Mittlerweile treffe ich wirklich nur noch ganz selten eine Vene nicht.
Diesen Fortschritt zu sehen, ist echt ziemlich cool.
Als alle Patiententinnen fertig sind, geht es für mich wieder zur Rezeption, um meine Patientinnenakte abzuholen… Und danach auf zum Arzt, um zu schauen, ob meine Resultate schon da sind. Uiuiui.
Nach einigem Warten vor der Tür, schiebt der Doktor mich wieder schnell dazwischen und ruft mit seinem Handy die Blutresultate ab. Ich bin ehrlich gesagt entspannter als gedacht. Klar ist es kein tolles Gefühl, aber ich dachte die Zeit bis zum Aussprechen des Ergebnisses wäre deutlich unangenehmer.
Nach ein paar Klicks kommen aus dem Mund des Arztes einige Male das Wort „negativ“ und bei mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen. Ufff nochmal Glück gehabt….
Danach ruft er noch meine Blutergebnisse auf zum Double Check – alles negativ – und meint noch, kleines Bonusgeschenk – deine Nierenwerte sind tiptop. Supiii das Geschenk nehme ich gerne an 🙂
Somit ist alles abgeschlossen, ich kann die Medikamente absetzen und bedanke mich beim Arzt. Akte wieder abgegeben und zurück auf Station.
Da passiert nicht mehr so viel, ich unterhalte mich noch recht lange mit meinem lieblingsstationsmenschen 🙂
Dabei merke ich schon, wie ich die ganze Zeit nießen muss und denk mir oh neeee bitte nicht krank werden.
Ich fahre eine halbe Stunde früher nach Hause und mache mir dort etwas zu essen.
Dabei merke ich schon, wie ich immer müder werde.
Ich telefoniere ganz lange mit Thomas und während dem Telefonat wird bei mir der Stecker gezogen – ich bin mega kaputt und irgendwann beenden wir das Telefonat.
Ich hab keine Ahnung was los ist, aber mich zerlegt es vollkommen. Halsschmerzen, verstopfte Nase, Kopfschmerzen und mega schlapp von 0 auf 100.
Ich lege mich erstmal hin und schlafe 3h durch. Danach geht es mir ein Fünkchen besser, sodass ich genug Energie hab, mir essen zu kochen.
Mir ging es aber lange nicht mehr so schlecht wie heute wow…
Kathi, die auch abgereist ist, hat Kartoffeln übergelassen, deswegen mache ich mir Pommes und will eine Guacamole dazu machen.
Da meine Avocado unfassbar hart ist, bietet mein neuer toller Roomie Kim mir an, mit ihr zu tauschen und darüber freu ich mich sehr hihi.
Die Pommes dauern Jahrzehnte und ich schlaf halb am Tisch ein.
Irgendwann sind sie dann endlich fertig und schmecken sooo gut juhu.
Ich telefoniere beim und nach dem Essen noch ganz lange mit Lisa und dann falle ich auch totmüde ins Bett.
Das Schlafen gestaltet sich ziemlich schwierig. Durch die Nase bekomme ich wirklich überhaupt gar keine Luft und mein Hals tut dazu noch so dolle weh, dass ich auch nicht schlucken möchte. Im Liegen geht’s fast gar nicht, deswegen muss ich mich immer wieder für Atempausen hinsetzen…
Irgendwann ist es dann endlich Morgen, Kim und Emily fahren zur Arbeit und ich kann meinem Elefantenkonzert freien Lauf lassen.
Das sind die wenigen kleinen Dinge, die blöd sind, wenn man kein eigenes Zimmer hat. Ich kann mir nicht nachts alle 5min lautstark die Nase putzen – anders kriege ich aber keine Luft.
Naja ich schlafe noch viel weiter und ruhe mich den ganzen Tag aus, gut geht es mir definitiv nicht. So geht das auch den gesamten Freitag lang.
Die beiden Highlights dieser beiden Tage passieren am Abend.
Am Donnerstag Abend sitze ich mit ein paar Leuten zusammen, wir spielen Stadt-Land-Fluss und hören dazu Musik. Das kann man krank ganz gut machen und das ist auch eine schöne Sache am gemeinsam Wohnen – selbst wenn man krank ist, ist man nicht alleine.
Phil zieht alle ab und aus Stadt-Land-Fluss wird irgendwann Galgenmännchen und Reden, bis ich mich ins Bett verabschiede.
War ein netter Abend 🙂
Am Freitag Nachmittag geht es mir ein bisschen besser, deswegen versuche ich, Janas Paket abzuholen. Die ist schon vor fast 3 Monaten abgereist und ihr Paket ist jetzt erst angekommen. Der erste Paketshop, wo das Paket sein sollte, befindet sich auf dem Unigelände und ich kann meinen Augen fast nicht trauen. Der Campus ist so schön, alles wirkt hier wie eine andere Welt. Eine Art Wohlfühl-Oase ohne Kriminalität, ohne Probleme. Nur junge Leute, die hier durch die Gegend schlendern, Bäume und tolle alte Gebäude. Der Trip hierher hat sich schon gelohnt, um das mal gesehen zu haben. Studium doch in Kapstadt? 😉
Naja träumen kann man wannanders – der Shop hat leider vorübergehend geschlossen, ein Zettel schickt mich zu einem weiteren Shop.
Neues Uber geholt und auf zum nächsten – der meint ich war schon zu Beginn beim Falschen und die nehmen nur Pakete an. NA TOLL. Er zeigt mir den richtigen. Da es aber schon halb fünf ist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der schon geschlossen hat, deswegen geht es für mich erfolglos wieder nach Hause… Muss ich wohl wannanders nochmal probieren.
Danach bin ich schon ziemlich kaputt – treffe ich mich aber noch mit einem Freund von hier, weil wir das schon ausgemacht hatten. Uiuiui. Wir wollten eigentlich heute eine große Wanderung machen, aber das wird mit meiner Gesundheit nichts, deswegen treffen wir uns nur auf einen kleinen Spaziergang mit Sonnenuntergang.
Alleine der Spaziergang macht mich schon total fertig und ich merke, dass ich immernoch nicht ganz fit bin. Aber der Sonnenuntergang ist wirklich wunderschön und es war die richtige Entscheidung, mal rauszukommen!
Das Gespräch mit Josh ist auch wirklich toll – er stellt mir wahnsinnig viele schwierige Fragen, über die ich erstmal eine Weile nachdenken muss. Welcher Mensch ich vor Kapstadt war und welcher ich jetzt bin. Was ich hier dazu gelernt habe. Was ich an Sonnenuntergängen so toll finde. Was mich glücklich macht und vieles mehr.
Mir fällt auf, wie besonders es ist, solche Fragen gestellt zu bekommen und wie schwer es ist, seine Gedanken wirklich Mal zu formulieren und auszusprechen.
Das ist echt cool – es geht mal über normalen Smalltalk hinaus.
Während unseres Gesprächs auf einer Bank läuft ein Jogger vorbei, der uns anbietet, ein Bild von uns zu machen, weil es so schön aussieht. Ich liebe diese Menschen, die einfach eine kleine Aufmerksamkeit zeigen und mir dadurch den Tag verschönern. Wir bedanken uns herzlich und führen mit tollen Bildern im Gepäck die spannende Unterhaltung weiter.

24.03.2023 Pipeline Track
24.03.2023 Ein netter fremder

Langsam wird es echt frisch und ich merke, dass es echt anstrengend wird für mich – also machen wir uns auf den Rückweg. Der Sonnenuntergang ist echt einer der schönsten seit langem. Wir bleiben immer wieder stehen und genießen ihn immer noch ein Stückchen mehr. Davon kann ich einfach nie genug bekommen.
Als mit dem Auto 2min unterwegs sind, sehe ich aus einem Fenster wie der Sonnenuntergang knallorange wird – das sieht so toll aus.
Ich schaue aus dem Fenster und sage scherzhaft „Oh no we left to early“
Josh sagt, dann drehen wir einfach wieder um – ich lache, weil ich denke, er meint das als Scherz.
Plötzlich fährt er eine mega steile Kurve und nach 1 Minute sitze ich auf dem Boden eines Parkplatz mit Blick auf den wunderschönsten Sonnenuntergang, den man sich nur vorstellen kann. Und bin wahnsinnig inspiriert.
Nicht bereuen, sondern einfach ändern. Na klar – nur weil wir schon losgefahren sind, heißt das ja nicht, dass wir nicht einfach wieder umdrehen können.
Ich bin dankbar für diese tolle Einsicht, wir schauen noch etwa 10 Minuten dem restlichen Sonnenuntergang zu bis es wirklich ganz dunkel ist und düsen dann zurück zu Josh.
Von da hole ich mir ein Uber und ab nach Hause – ich bin echt kaputt. Im Auto bestelle ich mir Sushi für Zuhause vor.
Das kommt erst nach einer Stunde an, ich esse auf – schmeckt SUPER GEIL – und falle dann müde ins Bett.
3 kranke Tage, aus denen man trotzdem etwas kleines schönes machen konnte, neigen sich dem Ende zu.

2 Kommentare bei „Kranksein und ein paar schöne Momente“

  1. Und natürlich ganz gute Besserung, obwohl nach deinen Bildern auf insta, schätze ich mal es geht dir schon ein bist besser 😉

  2. Ah die Bilder sind so schön <3

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