Brunchen und Abschied

Dienstag. Ich habe mich entschieden, nicht in die Arbeit zu gehen. Niki fährt heute um 14:30 – alle anderen haben frei wegen des Feiertags und wollen brunchen gehen. Ich habe bisher noch keinen einzigen Tag in der Arbeit gefehlt und wegen der Nadelstichverletzung gestern fühle ich mich heute auch wirklich gar nicht danach, Blut abzunehmen. Ich gönne mir einen Tag Pause und morgen kann ich dann wieder anfangen.

Wir gehen Brunchen, aber die meisten aus der Gruppe sind sehr verkatert, weswegen sich das Brunchen eher müde und ruhig gestaltet.

Das Drama von gestern spielt auch noch ein wenig mit, deswegen ist die Stimmung immer noch nicht so bombe. Ich bin ja gar nicht so der Fan vom Brunchen, mir ist das alles immer ein bisschen zu fancy, aber ich entscheide mich für ein Avocado-Brot und einen Latte und beides ist wirklich überragend gut. 

Da Maite bekanntlich glücklich ist, wenn sie gutes Essen bekommt, bin ich also glücklich. 🙂 Irgendwie ist es verrückt, dass Niki in 5h im Flieger nach Deutschland sitzen wird. Und dass mein Flieger auch in 16 Tagen abheben wird, aber nicht nach Deutschland, sondern nach Nepal. WHAT?!

Nachdem das Essen super gut geschmeckt hat, machen wir uns auch schon wieder auf den Heimweg und verabschieden uns alle von Niki, der jetzt zum Flughafen gebracht wird. 

Da der Abschied gestern schon so herzzerreißend war, ist das ganze heute etwas leichter. Wir machen noch ein Gruppenfoto und dann fährt Niki auch schon davon. 

20.03.2023 Tolle Menschenseele

Noch einer weniger..

Nachdem ich es ruhig angehen lassen habe, fahre ich um 4 nach Campsbay, um für Caros Strand-Abschiedspicknick einzukaufen. 

Der Plan ist, danach die halbe Stunde nach Clifton zu laufen und Caro dort zu treffen. Beim Einkaufen geht es mir irgendwie gar nicht gut… Ich bin mega tot und ausgelaugt und mein Bauch krampft sich zusammen. Irgendwie finde ich aber alles, was ich brauche. Ich frage mich, ob das vielleicht die Nebenwirkungen vom HIV-Medikament sind. Schiebe den Gedanken aber wieder nach hinten, weil mir das eh nichts bringt und ich versuche, mich einfach auf den Abend zu freuen. 

Ich kaufe eine Tüte Äpfel, hab zwei Wasserflaschen dabei und vieles mehr – mein Rucksack ist wirklich unglaublich schwer, aber ich mache mich tapfer auf den Weg nach Campsbay. Meine Temperaturerwartungen waren etwas falsch, ich habe eine lange Hose an und die Sonne knallt von oben auf mich herunter – uiuiui… Schwitzen, schwitzen, schwitzen. Auf dem Weg kommen mir Emily, Kim und Flori entgegen, die sich eine Pizza holen, um danach dem Picknick zu joinen. Gepäcktechnisch ist das sicher eine schlaue Strategie… Aber gut – ich bin sehr zufrieden mit meiner Ausbeute. 

Am Strand angekommen fühle ich mich wie eine Außerirdische – ich habe eine lange Hose an und eine Tüte Äpfel im Arm… Aber bald finde ich Caro, die mit Maude schon in der Sonne liegt. Wir suchen uns ein neues Plätzchen, weil deren alter Platz bald überschwemmt wird und in der Zeit kommen auch noch einige andere Menschen an. Alle Sachen in den Sand geschmissen, schwitzige Sachen aus- und Bikini angezogen und AB INS WASSER. 

Das habe ich so gebraucht und die Erfrischung tut UNFASSBAR GUUUUT! 

Einige andere Mädels kommen auch mit ins Wasser, wir plantschen ein bisschen und dann geht es auch zurück an den Strand, um das Picknick zu starten. Alle packen ihre Sachen aus und jeder isst von jedem mit. 🙂

Das liebe ich – einfach simples Essen, Sonne, tolle Leute und gute Musik. Ich kann zu 100% verstehen, warum Caro das als ihren letzten Abend haben wollte. 

20.03.2023 Carooooo
20.03.2023 Carooooo
20.03.2023 CAROOOO

Das Bild ist so schön – die tollen Berge links von uns – lila und rosa Wolken darüber – vor uns eine fröhliche Gruppe an Menschen, die alle total motiviert Frisbee spielen – und dahinter das endlose Meer und die gelbe orange zauberhafte warme Sonne. Es ist so schön, fröhlichen Menschen beim Leben zuzuschauen. Alle rennen nach diesem Frisbee und alle lachen immmer wieder aus vollstem Herzen. Dabei schaue ich eine Weile zu und lasse ein bisschen meine Gedanken kreisen.  

Ich bin gar nicht so traurig, dass ein Teil der Zeit hier jetzt zuende geht, sondern einfach nur den ganzen Abend lang super glücklich, dass wir so einen schönen letzten Abend haben und einfach die restliche Zeit genießen können. Der Sonnenuntergang ist mal wieder wunderwunderschön und unterstreicht noch die ganz vielen tollen Erlebnisse, die wir gemeinsam hatten. 

Nachdem die Sonne schon untergegangen ist, verabschieden sich alle anderen, weil sie nach Hause wollen – ich bleibe mit Caro noch da. Der Abschied ist schon ein bisschen herzzerreißend, aber ich bin froh, dass ich noch nicht dran bin… 

Danach fühlt es sich auch so normal an, wieder zu zweit zu sein. Wir reden mal wieder über alles und nichts und genießen einfach noch die letzte Zeit, bis es irgendwann echt dunkel und feucht wird und wir langsam unsere Sachen zusammensammeln.  

Ab da fühlt sich alles ein bisschen komisch an, irgendwie surreal. 

Wir laufen am pechschwarzen Strand entlang, was echt ein bisschen gruselig ist, und wissen, dass wir bald aus dem Uber an verschiedenen Stationen aussteigen und dann auch für die nächste Zeit an unglaublich verschiedenen Stationen landen werden. 

Dadurch, dass wir ein Uber teilen, wird der Abschied ziemlich kurz – wir drücken uns ganz ganz fest auf der Rückbank vom Uber und wissen, dass das kein tschüss, sondern ein bis bald ist. 

Man ist das krass – diese Zeit war so unfassbar schön und intensiv. Es ist so verrückt, wie man einfach durch einen Zufall im gleichen winzigen Zimmer auf dieser riesigen riesigen Welt landet. Und dadurch gemeinsam Erinnerungen schafft, die einem NIE NIE wieder jemand wegnehmen kann. Wir haben so viele unglaublich wundervolle Dinge zusammen erlebt, die ich immer noch nicht begreifen kann. Und ich bin so so dankbar dafür, dass wir diese Erlebnisse gemeinsam gemacht haben. Es ist sowieso unmöglich, das in Worte zu fassen. 

Aber danke danke danke liebe Caro-Maus für diese unfassbare Zeit.
Ein großer Platz in meinem Mini-Gehirn ist definitiv für immer für all diese tollen gemeinsamen Erinnerungen freigehalten hehe. Der erste Drücker, als ich ne Fremde für dich war und heulend aufm Bett saß – und auch der vorerst letzte als Nicht-mehr-Fremde auf der stinkigen Uber-Rückbank hehe. 

Bussi Bussis,

~Maite 

Ein Kommentar bei „Brunchen und Abschied“

  1. Liebiich vermiss dich und freu mich schon auf weitere drücker in 4 Monaten, du weißt ja wo du mich findest! Liebe Grüße aus Berlin City 🙂

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