Ein typischer Tag ^^

Montag.
Ich verschlafe. Das kann nicht sein, ich hab gestern noch mit jemandem drüber geredet, dass ich nie verschlafen kann haha. Nicht dramatisch – statt um 6 stehe ich um halb 7 auf, aber alles ist ziemlich stressig. Schnell Tee, Porridge und anziehen und dann schwinge ich mich auch schon aufs Fahrrad.
Megaaa stressig, aber ich bin pünktlich, weil ich heute irgendwie nur 45min brauche. Vllt war der Wind auf meiner Seite oder das viele Fahrradfahren macht sich schon bemerkbar. Im Krankenhaus schwitze ich mal wieder wie verrückt.
Eine schlechte Nachricht: 4 Medizinstudenten.
Eine fantastisch gute Nachricht: Die Frau mit dem Rattengift wurde gestern entlassen, also geht es ihr wieder gut; sie hat überlebt. 🙂
So lässt es sich doch in den Tag starten, mal schauen, was er so bringen wird!
Ich lege einen perfekten Zugang und merke, dass ich’s mittlerweile wirklich kann. Also kann kann. Ich habe ewig keinen mehr verstochen und wenn ich mich hinsetze, weiß ich, dass ich treffen werde. Ich hab keine Zweifel, dass ich’s schaffe und denke mir jedes Mal, ja klar werde ich den jetzt perfekt legen.
Meine Hand ist auch die Ruhe selbst.
Natürlich wird es irgendwann mal wieder einen Fail geben, aber es fühlt sich nicht so an und ist toll, sicher zu werden.
Ich unterhalte mich mit einem meiner Lieblingsdoktor über psychische Erkrankungen und erfahre, dass das hier in Nepal mit der Therapie natürlich noch schwerer ist als in Deutschland.
Es gibt ein paar Psychologen und Psychater, aber die sind mit anderen Dingen beschäftigt und außerdem haben die Leute weder Zeit noch Geld, um zur Therapie zu gehen..
Was eine SCHEI**E!
Die Depressions- und Suizidraten steigen auch hier kontinuierlich an..
Ich werde gefragt, ob ich bei einer Patientin einen Zugang legen kann und ich nehme die 4 Medizinstudenten mit. Ich zeige und erkläre ihnen noch einmal wie’s geht und das macht echt Spaß. Ich sage, dass sie den nächsten machen können.
Vorher habe ich einem von ihnen geholfen, der dann verstochen hat, also lasse ich ihn noch einmal zuschauen, um es zu erklären.
Von der Schülerin zur Lehrerin hihi und auch diesmal klappt es, obwohl ich mir denke, bei einem 4er Publikum könnte das auch schief gehen.
Als wir zurückkommen sagt die eine Schwester etwas auf Nepalesisch und ich höre, dass zweimal mein Name erwähnt wird.
Als ich frage, was sie gesagt hat meint sie: „Maity is perfect with everything. Perfect with the medicine, opening the veins, taking vitals and everything.“
Und mein Herz hüpft – ich freue mich so sehr und die Medizinstudenten diese Woche sind echt lieb :‘).
Sie lachen und fragen mich nach meinem Instagram.
Dann gibt es keine Patient:innen, also vertreiben wir uns die Zeit, unterhalten uns, messen gegenseitig Blutdruck und lauter solche Sachen.
So vergeht die Zeit etwas schnellerrr.
Wir unterhalten uns noch eine Weile, bis um 1 neue Medizinstudent:innen kommen. Die sind noch lieber, stellen mir ganz viele Fragen usw.
Und wollen ein ‚Fotoshooting‘ machen; diesmal bin ich aber mit Freude dabei hehe.

22.05.2023 Tabbuuuu <3
22.05.2023 Sateyedra :-))

Dann gibt es Paneer Butter Masala und ein wenig Urlaubsplanung. Surfurlaub in Frankreich yipieeee – der Spaß hört nicht auf, wenn ich nach Hause fliege hehe.
Dann geht es nach Hause und ich mache mir mal wieder einen entspannten Nachmittag, habe mittlerweile aber eine schöne Routine. Es fühlt sich nichtmehr an wir Zeitverschwendung, sondern einfach Zeit mit sich selber verbringen. Ich mache eine Stunde lang Sport und glaubt mir – ich hab ein neues Level an Schwitzen mal wieder freigeschaltet. Dann dehne ich mich mal wieder; um Gottes Willen da geht wirklich gar nichts mehr haha. Kann ja was werden beim Turnen.
Ich schreibe meinen Reiseblog und lege die Wäsche zusammen.
Langsam bekomme ich echt Hunger – ich hab mich heute so viel bewegt und das Mittagessen ist jetzt auch schon 6h her. Normalerweise essen wir so gegen 8 und vor 2 Stunden hat mein Hunger schon angefangen.
Um halb neun schaue ich mal vorsichtig nach draußen. Sabeena meint, dass wir noch auf Siva warten oder ob ich sehr hungrig bin. ICH BIN AM VERHUNGERN, aber natürlich sage ich, dass wir warten können.
Um 9 rufe ich ihn mal an, wann er denn kommt. Er meint 20min. Um Viertel vor Zehn ist er dann da und ich bin mega genervt. Kein Essen und ich – ihr kennt es ja.
Der Ärger verfliegt bei mir schnell, weil ich erfahre, dass Bhagawan mit seiner Tochter ins Krankenhaus ist, weil es ihr nicht gutgeht und Siva sein Gepäck abgeholt hat.
Sabeena allerdings bleibt super genervt und es ist wirklich sehr sehr unangenehm für mich beim Abendessen.
Sabeena wirft ihm auf nepalesisch die ganze Zeit irgendwelche Sachen an den Kopf und ich sitze komisch daneben.
Ich muss auch aufpassen, dass ich nicht lache, weil Siva mich immer so lustig anschaut und ich in so unangenehmen Situationen allgemein immer lachen muss haha.
Sie isst sehr schnell und wenig und nimmt dann ihren Teller und geht in die Küche.
Dann lockert sich die Stimmung sehr und ich unterhalte mich total nett mit Siva.
Sabeena fängt morgen eine Art ‚Beauty-Ausbildung‘ an. Das ist hier kostenlos – dauert 2 Monate und so ermöglicht man den Frauen eine Ausbildung. Total cool, aber natürlich ist es geschlechtergetrennt. Die Männer können dafür etwas lernen wie Klempner oder Elektriker.
Wir reden darüber, dass Nepal noch einiges hinterher ist mit Gleichberechtigung.
Und auch darüber, dass sich Frauen immer noch bedecken müssen usw.. Aber dass auch hier langsam erste kleine Veränderungen beginnen.
Ein super spannendes Gespräch.
Als wir gerade mit dem Essen fertig sind, kommt Bhagawan mit seiner Familie an – der kleinen Chori geht es gut.
Es ist so schön, die drei zu sehen und wir unterhalten uns eine Weile.
Sie essen noch eine Kleinigkeit zu Abend, aber es ist schon halb elf und ich muss um 6:15 aufstehen, deswegen verabschiede ich mich bald ins Bett. Morgen ist ja auch noch ein Tag.
Bussi Bussis,
~Maite

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