Zurück in der Zivilisation ^^

Donnerstag.
Natürlich schaffe ich es mal wieder nicht, auszuschlafen. Also schnappe ich mir alle wichtigen Dinge und düse nach unten in den Gemeinschaftsbereich. Es wird mal wieder Zeit für meinen Blog. Ich habe etwas Angst davor, weil ich über meine crazy Emotionen der letzten Tage schreiben muss.
Da mir das gestrige Abendessen noch so schwer im Magen liegt, warte ich erst noch, bevor ich mir Frühstück hole.
Das Schreiben macht mir extrem viel Spaß, katapultiert mich aber auch extrem zurück und beinahe kullern wieder einige Tränen.
Irgendwann hole ich mir dann auch Frühstück, als sich ein anderer Deutscher neben mich setzt. Wir kommen in ein Gespräch über Gott und die Welt und ich erzähle ihm auch von meinen Problemen, weil er grad zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.
Er ist super nett und ich schätze es auch wert, aber ich komme mit ihm an sich nicht sooo gut klar. Für mich wirkt er etwas als sehe er sich selbst wie ein „Weltheiler“ und ist total überzeugt von seiner meditativen Weltsicht. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Ich bin etwas froh, als er wieder geht – ihm aber trotzdem sehr dankbar, dass er in dem Moment da war.
Zum Frühstück gibt es leider weder die erhofften Pancakes noch die erhofften Frenchtoasts.
Der Toast mit Ei und gebratenem Gemüse schmeckt aber auch heute wieder überragend.
So sitze ich hier eine ziemliche Weile, bis ich in mein Zimmer gehe und dusche. Das ist mal wieder soooo dringend nötig – HILFE!
Das Wasser ist nicht wirklich warm, aber zumindest nicht eiskalt, was eine riesige Steigerung zu den letzten Malen ist.
Abtrocknen tue ich mich allerdings mit meinem dreckigen Trek-Handtuch und auch an frischen Klamotten ist nicht mehr soo viel da haha.
Der erste Eventpunkt des heutigen Tages ist ein Treffen mit Bisman. Er schlägt vor, dass wir uns aufgrund der Hitze doch erst später treffen. Na guuut – kein Problem.
Ich schlendere los, stöbere durch ein paar Shops und genieße es, wieder hier in Pokhara zu sein. Gleichzeitig ist es aber irgendwie auch etwas komisch und fremdartig. Bei mir ist so viel passiert in den letzten Tagen – da bekommt man schnell das Gefühl, dass sich um einen herum auch alles verändert hat. Das ist aber natürlich nicht der Fall, das Leben hier in Pokhara verläuft noch genau so, wie ich es verlassen habe.
Ich möchte zum Mittagessen/zum Seele baumeln lassen in ein Café und suche mir deshalb eines mit schönem Seeblick aus.
Dafür laufe ich am Ufer entlang, schaue auf ein paar Speisekarten, werde immer wieder nett begrüßt und ziehe dann weiter.
Als ich einmal an allen vorbei gelaufen bin – und wieder zurück – denke ich mir – ach komm, ich nehme jetzt einfach das nächstbeste.
Weil ich mich etwas komisch fühle, noch ein drittes Mal an allen vorbeizulaufen und mich irgendwie nicht entscheiden kann.
Dann denke ich mir – HÄ? ist doch egal. Du willst einige Zeit in diesem Café verbringen, da ist es doch völlig legitim, dir etwas länger Zeit zum Entscheiden zu nehmen.
Also eine dritte Runde. Es wird das Restaurant, in dem mich der Kellner angesprochen hatte mit „Ahhhhh – this is your second home town“. Das hat mich irgendwie total gefreut und mir gefällt es hier sehr gut.
Ich setze mich auf eine Schaukel an einem Tisch und baumele so vor mir hin.

15.06.2023 Mein Ausblick dabei.

Da mein Frühstück noch nicht so lange her ist, bestelle ich mir erstmal nur einen Eiskaffee. Das ist der beste, den ich seit Langem getrunken habe und die Tasse hat ein kleines Smiley draufgedruckt.
Ich sitze eine Weile hier und schneide das Video meiner Wanderung zusammen. Das bringt so so viele tolle Erinnerungen zurück.
Ich bestelle MoMos und Cheeseballs. Die Cheeseballs kommen zuerst und schmecken überragend. Ich dachte allerdings, es wäre nur ein kleiner Snack – es ist aber ein riesiger Teller. Danach bin ich pappsatt hah.
Es fängt in Strömen an zu regnen und ich muss unter die Dachterrasse flüchten. Der Regen prasselt nur so aufs Dach.
Genau in dem Moment kommen auch meine MoMos und auch die sind extrem gut, aber ich habe gar keinen Hunger mehr.
Also lasse ich sie stehen und frage nach Takeaway, bevor ich gehe.
Dieser gesamte Café-Mittag ist einfach total entschleunigt und besonders. Die Zeit ist einfach egal, man kann sich einfach Zeit für sich nehmen und genießen, hier zu sein. Ich liebe jede Sekunde davon.
Allgemein diese Atmosphäre hier am See, das Ambiente des Cafés und die lieben Mitarbeiter. Ein Ort zum Wohlfühlen.
Ich verabschiede mich mit meinen MoMos und mache mich auf den Weg zum Hostel. Mir kommt eine MickeyMouse entgegen, die mir ein riesiges Lächeln ins Gesicht zaubert. Ich gebe ihr einen Drücker und wir machen ein Bild. „Spende, wenn ich dich zum Lachen gebracht habe.“ Also werfe ich liebend gerne ein paar kleine Scheinchen in den Pot und weiter geht’s.

15.06.2023 Eine Mickey Mouse, die mich glücklich macht

Kurz einmal zurück zum Hostel, dann treffe ich mich auch schon mit Bisman.

Es ist schön, ihn zu sehen. Er lädt mich auf einen Lassi ein und ich gebe ihm sein Geld, plus ein EXTRA FETTES Trinkgeld im Auftrag von Mama <3 Er hat sichs wirklich verdient!! Und freut sich auch total!!

Das Treffen ist allerdings nur ziemlich kurz, anschließend soll es nämlich mit einem anderen Mädchen zum Yoga gehen.
Tatsächlich muss ich meine eklige Trekkingleggings wieder anziehen. Aiirghhh – ich hab leider echt nichts anderes. Die hat mittlerweile sogar ein Loch am Po. Ach, was soll’s.
Auf geht es zum Yoga. Das findet in einem veganen Café statt, das ca. 30min zu Fuß entfernt ist. Ich muss mich etwas beeilen.
Als ich dort ankomme, ist Alexa schon da. Mit ihr habe ich über die Nepal-WhatsApp Gruppe geschrieben und sie ist in Echt sogar noch sympathischer als übers Chatten.
Heute sind es nur Ganesh – der Yogalehrer, Alexa und ich. Das finde ich echt angenehm.
Mein Körper ist immer noch völlig kaputt vom Trekken, aber ich dachte mir, etwas entspanntes Yoga kann ja nicht schaden.
Falsch gedacht. Ganesh hält eine Yogastunde von der Art „You need to strengthen your mind. Push through the pain“
Hayayay Hilfe.
Die ersten 10 Minuten sind wirklich gar nichts für mich. Wir sind direkt neben dem Café-Bereich und nur durch eine halbhohe Holzwand abgetrennt. Das Stimmengewirr der Cafégäste stört mich wirklich extrem und ich kann gar nicht abschalten. Außerdem verstehe ich Ganesh fast gar nicht.
Irgendwann klappt das dann doch und ich habe eine der besten Yogastunden, die ich je hatte. Sie ist sehr viel auf intensives Dehnen fokussiert und Ganesh unterstützt und pusht mich ein wenig in den jeweiligen Positionen.
Aber nicht zu viel, sondern auf eine gesunde Art und Weise. Ich muss an Katja und ans Turnen denken.
Mein gesamter Körper wird mal etwas durchgestreckt nach dem ganzen Trekken und dem Verkürzen aller Muskeln.
Teilweise tut es echt weh – die meisten Positionen sind aber ein unglaublich angenehmer Schmerz.
Anstrengend ist alles natürlich auf jeden Fall.
Die Meditation am Ende kann ich extrem gut gebrauchen. Einfach mal an nichts denken und nur friedlich sein.
Als wir fertig sind, erwache ich mal wieder aus einer anderen Welt.
Wir bedanken uns bei Ganesh und mache uns gemeinsam auf den Weg zum Movie Garden.
Dort läuft heute Life of Pi und ich freue mich sehr darauf.
Wir laufen gemeinsam die Alice im Wunderland Treppen nach oben zum Kino und jedes Mal, wenn ich diese Treppen laufe, frage ich mich, wie zum Teufel ich 10 Tage trekken war.
Fix und fertig bestelle ich oben ein Lemon Soda und eine Pizza – so auch Alexa. Sie kann leider nicht bis zum Film bleiben, weil sie hier in einer Gastfamilie wohnt. Bis 9 Uhr muss sie Zuhause sein – die Arme ist mega frustriert davon und fühlt sich etwas gefangen. Ich hatte zwar keine Sperrstunde, aber das kann ich trotzdem so so gut nachvollziehen und es tut mir so unglaublich leid. Wir reden auch über die Dal-Bhat Überforderungen in Gastfamilien usw. und es tut echt gut, sich endlich mal mit jemandem austauschen zu können, der ähnliches erlebt hat. Rückblickend fühle ich mich so ein bisschen weniger allein.
Allgemein ist Alexa ein mega warmherziger Mensch und ich genieße ihre Gesellschaft. Unsere Pizza kommt und sie ist nicht mega überragend, schmeckt aber trotzdem sehr gut hihi.
Die Stimmung hier ist mal wieder einfach zum Wohlfühlen und schön. Das ist hier mein Lieblingsort. Kissen, Kerzen und ein Gefühl von Zuhause.
Es kommt noch ein anderes Mädchen – Hannah – mit der ich auch geschrieben hatte. Sie bringt noch einen Niederländer – Ties – mit.
Tolle Gruppe hehe – sind auch beide total nett, mit Ties bin ich vorher im Hostel einmal fast zusammengestoßen. Kleines Pokhara.
Der Film geht los und ich kuschele mich in meinen Stuhl ein. Alexa muss sich leider bald verabschieden. So habe ich zwei Stühle, was alles noch bequemer macht.
Life of Pi habe ich schon gesehen; das ist aber so lange her, dass ich mich nur noch dran erinnere, dass ich den Film liebe.
Und so ist es auch. Ich esse meine Pizza fertig und er zieht mich total in seinen Bann.
Mitten im Film fängt es an zu regnen und die Stimmung wird noch besonderer. Wir sitzen überdacht, hören das Regenprasseln und sehe Pi dabei zu, wie er mit einem Unwetter auf See kämpft. Es ist einfach perfekt. Nach einer Weile fliegen ein paar Glühwürmchen vorbei. Wow :‘)) So so toll.
Der Abend ist wirklich genau das, was ich brauche. Einfach ruhig existieren können und eine tolle Stimmung erleben.
Und dieser Film ist auch einfach so besonders.

Als er vorbei ist, brauche ich noch eine Weile, bis ich wieder in der Realität ankomme. Wir unterhalten uns noch, dann geht es auf den Heimweg. Hannah muss in die andere Richtung, Ties und ich laufen am See entlang gemeinsam zum Hostel.
Unser Gespräch läuft so gut, dass wir uns bei der Ankunft noch ein Bier holen und im Gemeinschaftsbereich noch eine Weile hinsetzen. Wir abreden uns zum Frühstück am nächsten Morgen und ich verschwinde ins Bett.
Ein entspannter und gleichzeitig sehr ereignisreicher Tag neigt sich dem Ende zu.
Bussi Bussis,
~Maite

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