Seele baumeln lassen am See

Freitag.
Ich wache schon vor der verabredeten Frühstückszeit auf, also Lobby und Reiseblog.
Ich bin halb am Verhungern, also freue ich mich sehr, als Ties endlich auftaucht.
Heute gibt es die erwünschten Pancakes yipieee und sie sind so so gut. Ich unterhalte mich mit Ties. Zwischendurch sitzen wir auch einfach nebeneinander, er macht sein Zeug und ich kümmere mich um meinen Blog. Er ist ein mega angenehmer Frühstücksbuddy.
Danach breche ich nochmal kurz auf, um nochmal durch die Läden zu schlendern.
An der Rezeption frage ich, wo der nächste Elektronikshop ist, weil ich ein neues Kabel für meine Kopfhörer brauche – SO NERVIG schon wieder. Ich schaffe es einfach nicht, auf meine dämlichen Sachen aufzupassen.
Der Typ an der Rezeption, den ich sowieso schon mega gerne mag, meint, er hat noch eins übrig. Waaaas?!? :‘)
Wir laufen bis hoch unters Dach auf die Terasse, wo er sein permanentes Zimmer hat. Mega schön und er schenkt mir sein Kabel – ach, was ein toller Mensch. Ich bleibe noch eine Weile mit ihm hier oben auf dem Dach und unterhalte mich.
So wird aus einem verlorenen Ladekabel eine schöne Begegnung.
Dann düse ich los.
Ich kaufe mir ein Bandana, das ich schon seit meinem ersten Mal Vorbeilaufen vor 1,5 Monaten toll finde. Jedes Mal komme ich hier vorbei und da es nach meinem zweiten großen Trek jetzt immer noch da ist, wird es mein Nepal-Andenken.

Das Runderhandeln funktioniert nicht so gut, aber der Preis ist trotzdem total in Ordnung.
Ich laufe zum Supermarkt, weil ich neue Henna-Farbe kaufen will. Haben sie leider nicht – na guuut.
Dann kaufe ich noch Ohrringe. Auch hier habe ich lange überlegt. Aber der Händler ist so toll – er macht alles von Hand. Ich war hier schon 5 Mal und hab mich jedes Mal mega nett mit ihm unterhalten. Jetzt habe ich mich entschieden und er poliert alles nochmal, macht die Ösen enger und schöner, weil ich ihn darum bitte und mich das am Ohrring noch stört. Währenddessen setze ich mich neben ihn auf den Boden und unterhalte mich mit ihm. In diesem Shop fühle ich mich einfach mega wohl. Ich frage ihn, ob er seine tollen Perlen auch einzeln verkauft, was er leider verneint. Schadeee, davon hätte ich gern ein paar zum Selbermachen Zuhause mitgenommen.
Er ist fertig, ich bedanke mich und gehe mit tollen Ohrringen zurück zum Hostel.
Ich muss noch schnell duschen – um 1 habe ich mich mit Ties angemeldet für einen entspannten Tagestrip mit dem Hostel zum Begnas-Lake.
Die Gruppe ist echt groß – ca. 15 Leute und wir fahren in einem kleinen Van zum See. Ich kann es kaum erwarten, mich in die Sonne zu legen, zu lesen und abzukühlen.
Während der Fahrt unterhalte ich mich die meiste Zeit mit Clare, die in einem anderen Hostel wohnt, aber ständig in unserem ist, weil bei ihr nichts los ist.
Ansonsten döse ich etwas vor mir hin – ich bin unglaublich müde.
Als wir am See ankommen, bin ich erstmal etwas enttäuscht. Es gibt hier nicht wirklich eine Wiese oder eine Gelegenheit zum Liegen – wir sind in einem Restaurantbereich. Der Einstieg ins Wasser ist über ein Geländer und ein Kanu.
Das habe ich mir ganz anders vorgestellt, aber naja.
Der Tag wird bestimmt trotzdem schön. Erstmal geht es ins Wasser – es ist so warmmmm aahhhh. Keine frische Abkühlung leider haha. Der See ist auch sehr sehr dreckig, aber auch das ist halb so wild.
Die wenigen Nepalesen, die dabei sind, können nicht schwimmen. Wow, das ist echt verbreitet hier. Es gibt aber Schwimmwesten, also sind auch sie von der Partie – und die Westen bringen auch allen Schwimmer eine Riesenfreude. Auch, weil es einfach so viel entspannter ist, damit im Wasser zu baumeln, anstatt angestrengt zu strampeln. Die Anzahl ist allerdings begrenzt, also wechseln wir immer wieder durch.
Als ich genug vom Baden habe, setze ich mich mit meinem Handtuch einfach auf den Boden neben den Tischen und habe doch noch meine „Liegefläche“ 😉 Dabei esse ich meine MoMos von gestern und das Leben ist perfekt. Ich steige in die Unterhaltung der anderen mit ein und so genießen alle den Nachmittag. Der See hier ist viel ländlicher und ruhiger – noch weniger Trubel als in Pokhara, obwohl es dort schon total friedlich ist.
Wir sind hier umgeben von Hügeln und grüner Natur, keine Autos weit und breit.
Manche schwimmen noch eine Runde, andere bestellen schon Mittagessen: BBQ-Fisch, direkt aus dem See gefangen und gegrillt.
Ich habe ja schon meine MoMos gegessen, also bestelle ich erstmal nichts und gehe auch nochmal baden. Irgendwann verabschiedet sich ein Schwimmwesten-Träger, also bin ich endlich an der Reihe wohooow.
Boah das Gefühl ist schon echt toll. Man schwebt einfach ohne jeglichen Aufwand im Wasser. Hach schön hehe.
Mein Ladekabel-Schenker hält meine Füße fest, sodass ich jetzt wirklich völlig abschalten kann. Ich liege einfach nur hier und genieße die Ruhe.
Als ich wieder rauskomme setze ich mich an den Tisch und der Fisch sieht wirklich so so gut aus.
Ich bin etwas verloren in den nächsten Momenten, weil ich am Ende des Tisches sitze und etwas ab vom Schuss bin. Außerdem bin ich meega müde und hätte eigentlich auch nichts dagegen, bald wieder zu fahren. Aber man ist hier halt als Gruppe, deswegen hole ich einfach mein Buch raus und mache mir so eine schöne Zeit.
Ein Missgeschick ist passiert und ein Fisch zu viel wurde gebracht. Nach kurzem Überlegen teile ich mir diesen also mit einer Amerikanerin. Er schmeckt SO SO GUT. Wie erwartet! Das ist frisch gefangener Fisch aus dem See, in dem ich gerade geeschwommen bin. Mit nepalesischen Gewürzen, Knoblauch und Pilzen gefüllt, in Alufolie gewickelt und auf den Grill geschmissen.
Dafür mache ich so so gerne einen vegetarischen Cheat-Day, jeder einzelne Biss lohnt sich. BOAH ey – die beste Entscheidung des heutigen Tages !
Ich suche das Bäckchen und muss an Papa denken, der uns das immer gezeigt hat. Bei diesem Fisch ist das eine ziemliche Enttäuschung. Ich finde keines. Vielleicht hat Papa nicht gut genug gelehrt? 😉
Es werden noch ein paar Kekse geteilt und auch die schmecken tipytopy.
Noch ein drittes Mal geht es in den See. Dann geht auch bald die Sonne unter und wir brechen auf. Nicht ohne vorher noch einen traumhaften Sonnenuntergangshimmel zu sehen. Wowieee.
Das sind so die Momente, in denen man nicht genug Zeit zum Schauen hat. Man möchte sich das Bild so sehr auf die Festplatte einbrennen, dass das Zusehen fast wieder stressig wird.
Dieser Ort, der völligen Frieden ausstrahlt mit den zwitschernden Vögeln, den grünen, plastischen Bäumen überall, der den Himmel reflektierende See und die immergrünen Hügel.

16.06.2023 Sprachlos
16.06.2023 Das drückt für mich einfach Frieden aus <3

Auf der Rückfahrt sitze ich ganz hinten und es ist noch rumpeliger als auf der Hinfahrt huiuiu, teilweise hebe ich echt ab. Ich unterhalte mich hauptsächlich mit Clare, mit der kann ich bisher echt gute Gespräche führen.
Als wir ankommen schmeiße ich mich erstmal kurz ins Bett ayyyy ein anstrengender Tag. Ich will aber Feiern gehen und es ist Gamenight im Hostel. Also raffe ich mich auf, mache mich fertig und gehe nach unten in die Lobby.
Abendessen gibt es heute im Hostel, ich bestelle Spagetti Aioli. Die Gruppe an Amerikaner:innen, die mit am See waren, setzen sich zu mir und bestellen sich ebenfalls Abendessen.
Die Nudeln sind ok – die Gesellschaft wundervoll.
Alle sind so freundlich und ich fühle mich total lieb aufgehoben. Wir führen ein richtig tolles Gespräch – die meisten von ihnen stehen auch gerade vor Studiumsbeginn. So viele tolle Menschen um mich herum.
Ich bestelle mir ein Bier und dannnnnnn gibt es eine Runde Bierpong. Darauf freue ich mich schon den ganzen Tag; ich hab so lange nicht mehr gespielt.
Es ist wirklich die schlimmste Runde Bierpong, die ich je gespielt habe. Halleeeeluja.
Niemand kennt die Regeln, jeder wirft kreuz und quer, die Spieler wechseln im Sekundentakt, die Leute passen nicht auf. Die reinste Katastrophe, es tut mir fast schon weh ahah. Ich werfe auch ziemlich schlecht, muss ich zugeben. Aber ich passe wengistens auf.
Ich bin heilfroh, als die Runde endlich zu Ende ist.
Danach hängen wir etwas in den Seilen, was wir machen oder spielen sollen. Irgendwie will niemand so richtig noch ein Bier kaufen, weil es hier im Hostel so teuer ist, und alle sind irgendwie auch etwas unmotiviert.
Die zwei Spiele, die wir starten scheitern irgendwie hah. Manche gehen schon ins Zimmer, wir anderen unterhalten uns und gammeln ein wenig im Gemeinschaftsbereich herum.
Dann macht noch ein weiterer Teil der Gruppe einen Rückzug und wir anderen ziehen los, um zu einem kleineren Shop zu gehen, wo man günstiger einkaufen kann.
Statt Bier holen wir uns aber alle Snacks haha. Dann geht es in die Tanzbar, in der ich schon zwei Mal war.
Es gibt wieder Live-Musik und auch, wenn die Musik mal wieder nicht so ganz meins ist, macht das Tanzen echt Spaß. Ich liebe es ja, frei zu sein und mich bewegen zu können, wie ich möchte.
Ein Deutscher ist dabei, der die ganze Zeit mega unmotiviert ist und die ganze Zeit nur meint, dass er unbedingt Alkohol braucht. Das nervt mich n bisl, aber soll er machen, was er will.
Ansonsten sind die zwei Amis, die noch mitgekommen sind auf einmal verschwunden und es sind nur noch Clare und ich, eine Nepalesin, ein anderer Ami, eine Französin und ein Latvier da.
Ich überlege, bald nach Hause zu gehen, lasse mich aber dann doch noch dazu überreden, einen zweiten Club auszuchecken.
Dieser ist im Obergeschoss und als ich mich die Treppen hochschleppe, weiß ich, dass ich nicht lange hier bleiben werde. Man – dieser Trek haut mich echt immer noch um.
Die Musik im Club ist sehr wechselhaft, aber zwischendurch kommen immer wieder so so gute Lieder, die mich dann doch viel länger da halten als geplant. Bei diesen Liedern explodieren meine Füße; Trek hin oder her.
Dieses Gefühl ist für mich so unbeschreiblich und ich LIEBE es. Es ist so simpel: Genug Platz und ein gutes Lied und meine Beine fliegen über den Boden. Ich fühle die Musik so sehr, dass meine Füße dann gar nicht mehr hinterherkommen. Ach ich liebs.
Das Problem an solchen Clubabenden ist immer, dass man nach Hause gehen will, wenn die Musik schlecht wird und sich aber denkt: Ach komm, ich warte noch ab bis ein guter Song kommt. Dann kommt dieser und man fühlt es so sehr, dass man doch wieder bleibt.
Naja, irgendwann schaffe ich es dann, mich zu lösen und die anderen folgen mir.
Ab zurück zum Hostel und auf in die Heia.
Bussi Bussis,
~Maite

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