Wandern und Freiheit

Ich wach am Morgen auf „Wollen wir arbeiten gehen bei dem Wetter?“ Schau ich raus und es regnet. Oh neeeinnn da kann man natürlich nicht arbeiten gehen. Kathi hat Migräne, also geh ich alleine arbeiten.
Des einzige, was blöd dran ist, ist, dass ich das Uber allein zahlen muss.
Naja ich geh wieder in den Blood Room und mach erstmal n bisschen Papierkram.
Dann wird n Zugang gelegt und ich frag, ob ich den legen darf.
„The sister in charge is here today and we’re not allowed to let you do anything otherwise we’re gonna get in trouble“
… Na toll wofür bin ich dann heute herkommen. Ich frag nach, ob ich dann lieber in den Dressing Room gehen soll. „No no sweetheart you can do my paperwork for me – just not any practical things“
Geeeeilll, hab ich Bock drauf haha.
Naja dann werden also ganz viele Sticker auf Röhrchen geklebt etc etc.
Einmal darf ich dann doch auch Blut abnehmen – ist wirklich gar nicht so schwer.
Blut abgenommen wird immer nur bis 12, da dann die Typen vom Lab kommen und alle Proben mitnehmen.
Also hab ich um 12 erstmal nichts mehr zu tun und meine Schwester geht zum Lunch. Ich meld mich nochmal im Dressing Room und frag dort nach, ob die noch meine Hilfe brauchen.
Und tatsächlich: Die Schwester ist total überfordert und die Ordner stapeln sich auf ihrem Tisch. Ein schönes gefühl, endlich mal gebraucht zu werden. Ich impfe noch ein paar Mal, mache ganz viele Verbände, z.B. bei einer Zehamputation, eine Fleischwunde am Schienbein etc.
Dort bin ich noch eine Stunde, in der ich wirklich mal so richtig produktiv sein kann – wunderschönes Gefühl. Die verantwortliche Schwester ist auch super faul, schaut die Zeit nur TIKTOKS – auch mit Patient:innen im Raum. Find ich unmöglich.

Ist in gewissem Sinne cool für mich, weil ich alles alleine machen darf und sie nicht mal drüber schaut. Somit trag ich mal wieder etwas Verantwortung. Aber ich möchte nicht wissen, wie es ohne mich hier läuft und frag mich nicht mehr, warum der Ordner Stapel wohl so groß war, als ich gekommen bin. Mit bisschen Tempo sind alle Patient:innen schnell fertig.

Dann geht’s für mich heim, essen und nen Powernap machen. Irgendwie bin ich total ausgelaugt und ich weiß nicht so richtig, was ich was ich heut machen will.

Zwei andere Mädels wollen einen „Spaziergang“ machen und ich denk an ne Stunde und schließ mich an. Anschließend penn ich für ne halbe stunde mit Kopfhörern auf der Couch ein. Dann heißt es „MAITE wir wollen in 10min los“. Ich zieh mich an: Hmm ok Sportsachen und n Bandana für die Sonne. Meine Wanderschuhe brauch ich bestimmt nicht – wir gehen ja nur n Weilchen spazieren.

WUPS da hat Maite während ihres Mittagsschlafes wohl EINIGES verpasst.

24.01.2023 FREIHEIT

JO – das ist eine Überraschung. Okey okey – ein bisschen zu schnell. Spulen wir mal 3h zurück. Maite steigt seelenruhig ins Uber ein und langsam kehrt die Energie zurück. Ich bin total aufgedreht und die anderen überlegen schon, ob’s ein Fehler war mich mitzunehmen. Dann krieg ich mich wieder ein und erfahre, dass wir den Pipeline Track laufen. Da geht’s immer wieder mal an Wasserrohren vorbei, die sozusagen in die Natur eingebaut sind – eigentlich ganz cool.

Viel cooler ist allerdings die Aussicht. So wundervoll, ich muss immer wieder stehenbleiben und versuche, den Ausblick begreifen. Mit jedem Schritt werden die Häuser kleiner, die Felsen vor mir mächtiger und meine Freiheit immer größer. Ich würd am liebsten losschreien. Die Bäume wölben sich unter mir und sehen von oben aus wie weiche einladende Kissen, in die ich mich reinfallen lassen möchte. (Während ich den Satz hier gerade schreibe, erinnere ich mich zurück an den Ausblick ausm Flugzeugfenster, an dem ich mit meinem Gesicht geklebt habe. Als ich mich in die Wolkenkissen fallen lassen wollte. Ich erinnere mich zurück an den Moment, als ich aus dem Flieger stieg und mache mir bewusst, dass das keine zwei Wochen her ist – und wie unglaublich viel ich seitdem schon erleben durfte.)

Naja genug abgeschweift – Von den Wolkenkissen zurück zu meinen Baumkissen. Das Wandern ist super anstrengend – mein Kopf pulsiert von der Sonne, die ohne Gnade von oben mein glückliches Gesicht brutzelt. Die anderen beiden haben es mit ihren Caps schlauer gemacht – mein Bandana bringt nicht so viel. Hab mir nach zwei Wochen immernoch keine Cap geholt… nja gut.

24.01.2023 Auf’m Weg auf den Tafelberg

24.01.2023 Schwitzen, Klettern und genießen

So langsam fange ich an zu glauben, dass die Wanderschuhe doch ne gute Wahl gewesen wären. Und nicht meine ausgelatschten Alltagsschuhe… Ma wieder ne Fehlentscheidung getroffen 🙂 Aber so geht’s schon auch irgendwie. Mit einigen Trinkpausen und meinem Corny aus Deutschland arbeiten wir uns Felsen nach Felsen nach Felsen dem Gipfel zu.

24.01.2023 Trinkpauseeeeeee

Die perfekte Wanderung für mich – zwischendurch kann man sogar ein bisschen klettern. Ich liebs und bin wunschlos glücklich. Wandern ist für mich irgendwie so eine heilende Aktivität. Man ist nur unterwegs mit seinen Gedanken, der Natur und dem Ziel, oben anzukommen. Genau das, was ich brauche.

Uiiiii mittlerweile sieht man schon den Gipfel – nicht mehr weit.

Und dann kommen wir oben an. Wir kommen nicht ENDLICH oben an, sondern wir kommen einfach oben an. Ich will das Wort endlich nicht benutzen, weil ich hier noch stundenlang weiterwandern könnte. Es ist einfach so wunderschön. Trotzdem bin ich natürlich glücklich, dass wir oben sind hehe.

Ich sitze einfach auf nem Felsen in den Wolken – WAS?!? Da hat sich das Spazieren gehen doch gelohnt.

24.01.2023 Schwerelos überm Meer in den Wolken

Nachdem wir den Ausblick lange genug genossen haben, wird’s langsam echt kalt mit dem Wind oben und wir düsen los nach unten.

Einmal rutsch ich weg und setz mich aufn Popo (Wanderschuheeeee arghhhh man), tu mir aber nicht weh. Caro legt’s auch einmal hin und ich kann mich nicht mehr halten vor Lachen haha. Erst gecheckt, ob’s ihr gut geht und dann ist alles rausgeplatzt – sah einfach super lustig aus. Außer paar Schürfwunden passt aber auch alles – und ich mein sie hat ne Rettungssanitäterin und ne Krankenschwester dabei, also geht’s ihr gut. 😉

Ich bin froh, als wir unten ankommen und setz mich erschöpft ins Uber. Auf der Heimfahrt ein wunderschöner Sonneuntergang.

Den Quizabend, zu dem ich mich mit den Locals verabredet hatte, muss ich absagen, weil ich die Zeit komplett vergessen hatte und zu spät dran bin.

Als ich zuhause angekommen bin, freu ich mich auch, dass ich nur noch koche, ne lange Unterhaltung führe und dann müde ins Bettchen falle.

Bussi Bussis,

~Maite

Ein Kommentar bei „Wandern und Freiheit“

  1. ❤️❤️❤️❤️❤️ich bin sooooo neidisch, was für eine tolle Wanderung!!!!

    Genieß es bitte weiter so! Dicker Kuss von Mama

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