GEBURT, GEBURT, GEBURT und Abschiedsfeier

Montag – neue Woche yipiiiieee. Obwohl ich so früh ins Bett gegangen bin, wache ich total müde auf. Najaaa das gibt es eben auch. Ich stelle fest, dass es draußen einfach in Strömen regnet. WOAH! Das ist das erste Mal, dass sowas hier in Kapstadt passiert. Ich freue mich drüber und fühle mich ein Stückchen wie Zuhause, ein dicker dicker Pulli wird drübergezogen, essen gemacht und draußen mit Frühstück in den Regen geschaut – sowas liebe ich ja, das ist gefühlt auch heilend für die Seele (Btw kurzer Funfact, ohne In-den- Regen-Starren hätte ich die Anmeldefrist für meinen Medizinertest verpasst, also ein kurzer Moment der Dankbarkeit, sonst wäre ich jetzt vielleicht gar nicht hier. :))
Jedenfalls mache ich mich dann auf den Weg in die Arbeit und renne dann durch den Regen ins Krankenhaus – IGITTTTT aber irgendwie auch belebend.
Im Krankenhaus sollte ich eigentlich jetzt endlich mal Sister Meyer kennenlernen, die hier als Facility Managerin eigentlich für die Volunteers zuständig ist, die ich seit meinem ersten Tag hier aber noch nie gesehen habe… Sie soll mich für diese Woche einer neuen Abteilung zuordnen. Als ich ankomme, sagt mir ihre Assistentin, dass ich mich erstmal setzen soll, weil Sis Meyer zu spät ist und dementsprechend noch nicht hier ist. Nachdem ich eine halbe Stunde da sitze, kommt ein Mann, der vorschlägt, ich solle doch in meine alte Station gehen bis sie da ist und nach einer Stunde wiederkommen. Na gut, da gefällt’s mir eh super gut, aber alter dafür hätte ich jetzt hier keine halbe Stunde verschwenden müssen – MAN.
Auf der Station bin ich im Raum mit einer Schwester, die mich noch nicht kennt. Sie fragt mich, ob ich das Nähte entfernen kann – Ich sag ja.
Ich mache aber anscheinend irgendwie alles anders, als sie das haben will, wie ich es aber eben gelernt habe und auch mit allen anderen Schwestern gemacht habe. Jedenfalls will sie, dass ich nicht die Zange zum Entfernen benutze sondern einfach meine Finger, was ich viel komplizierter finde und noch andere Sachen, aber gut, wenn sie das so haben will, mache ich das halt. Ich bekomme von ihr einfach ein unschönes Gefühl als könnte ich gar nichts. Nicht so toll, aber im Laufe des Tages wird sie auch ein bisschen weicher. Nahe lasse ich mir das nicht kommen 🙂 Ich helfe wieder hier und da mit. Um 10 gehe ich zurück zum Office von Sis Meyer, die ist mittlerweile da, aber in einem „super wichtigen Meeting“, deswegen soll ich erst in 2h wiederkommen. Also echt WOW haha, wofür zahl ich hier eigentlich. Naja wie gesagt, ich freu mich über die Geburtsstation, also alles gut. Hier ahne ich auch noch nicht, dass das das beste ist, was mir heute hätte passieren können!
Zurück auf der MOU liegt eine Frau in den Wehen, das Kind kommt bald.
Ich freu mich mal wieder auf die Geburt, ich finde das immernoch super cool.

Auf einmal fragt mich die Schwester:

„Do you want to have this delivery“

WARTE WAS?!? Ist mein Englisch zu schlecht, habe ich irgendwas falsch verstanden, ist die betrunken, hat die mich verwechselt, hat die sich versprochen?
Meine Gedanken überschlagen sich, aber aus meinem Mund kommt raus: „Sure, I’d love to“ oder sowas ähnliches. In mir drin spüre ich schon das Adrenalin durch meinen Körper schießen und die Nervosität kommt auch schon um die Ecke angeflogen. Ich hab ja immer toll zugeschaut und bisschen gerufen „PUUUSH long and hard“, aber dass ich da jetzt das Kind aus der Mama rausholen soll – Waaaaaasssss AHHHHHHH.
Ich weiß aber wie alles geht, sage ich mir, zieh mir meine sterilen Handschuhe an und bin unfassbar bereit. Bereiter könnte ich gar nicht sein, ich versuche aber auch, mir bewusst zu machen, dass ich jetzt gleich ein zauberhaftes kleines Bündel auf die Welt bringe und dieses beginnende Leben als erstes anfassen darf. WOOOOOWWWW.
Schneller als ich denken kann, geht es auch schon los und ich mache alles genau so, wie ich es beim Zuschauen gelernt habe.
Die Geburt verläuft super schnell und plötzlich habe ich schon den Kopf des Kindes in der Hand. Daran wird dann mehr oder weniger gezogen bis wir sehen, dass das Kind die Nabelschnur um den Hals gewickelt hat – WUPS, das muss geändert werden, Nabelschnur über den Kopf gestülpt und weiter geht’s. Meine Hände rutschen weiter nach oben zum winzigen Körper dieses Wesens und auf einmal habe ich das ganze Kind auf den Leinentüchern vor mir liegen. Der winzige Schlumpf schreit kräftig wie am Spieß – ein fabelhaftes Zeichen, er wird abgerieben, um ihn zu stimulieren, die Nabelschnur wird abgeklemmt und dann bekommt die Mama auch schon ihr neues Baby auf die Brust gelegt. Nabelschnur durchgeschnitten und dann kümmere ich mich um die Plazenta. Die zieht man tatsächlich mit recht viel Kraft in gezielten Bewegungen heraus, bis sie auf einmal vor einem auf das Bett ploppt. Alles intakt, die Geburt ist perfekt und reibungslos abgelaufen, nichts muss genäht werden. Die Schwester hat ein paar Verbesserungsanmerkungen für mich, die ich dankend annehme und ich kann innerlich nicht mehr aufhören zu grinsen. Äußerlich verstecken kann ich es wohl auch nicht so gut. 🙂

Wir machen alles sauber und die Schwester sagt zu mir, dass es nicht so aussah, als wäre das meine erste Geburt gewesen. Ich platze innerlich, ich hätte nicht gedacht, dass sich meine Freude noch verstärken könnte – Wassss.
Ich bin unfassbar glücklich und gehe zurück ins Zimmer zur Mama, die ihren wunderhübschen Jungen auf dem Arm hat, der genüsslich an ihrer Brust nuckelt. Und ihren Ehemann an der Hand hat, der auch ganz große Augen macht, bei der Geburt aber rausmusste, weil er fast umgekippt ist haha.

Es fühlt sich unbeschreiblich an, zu wissen, dass man davon irgendwie ein Teil war. Irgendwie weiß ich auch, dass ich die Geburt nicht für umsonst machen durfte. Ich habe davor der Mama die ganze Zeit gut zugeredet, hab ihre K**** weggemacht, habe versucht, ihr das Leben zu erleichtern und durfte im Gegenzug ein Teil dieser großartigen Geburt sein. Dafür bin ich wahnsinnig dankbar.

Ich mache noch den Papierkram fertig und dann ab nach Hause, ich bin eigentlich schon wieder seit 45min durch mit meiner Schicht. Auf dem Heimweg denkt sich der Uber-Faher bestimmt, ich sei verrückt – ich bin ununterbrochen am Grinsen und kann es einfach immer noch nicht fassen.
Zuhause angekommen mache ich mir zufrieden etwas zu essen und dann wird mal wieder Wäsche gewaschen.
Abends geht es zu Trenchtown – Pizza und Drinks – weil es leider Leons letzter Abend ist. Find ich super schade, den mag ich echt gerne. Aber so ist das eben, wenn man reist 🙂
Wir lassen es nochmal richtig krachen, haben alle ordentlich Spaß und genießen den Abend. Reichlich Getränke, reichlich Pizza und gute Laune – wie könnte es besser sein.

20.02.2023 Klemens und Maite auf der Heimfahrt <3


Zuhause wird noch ein bisschen weitergefeiert bis ich mich um halb eins ins Bett davonschleiche – ich schlafe schon fast auf der Couch ein. Und auuu MAANN schon wieder nur 5,5h Schlaf – das wird wieder echt anstrengend morgen. Naja der Abend war toll und das Bett fühlt sich an als läge ich in den Wolken.
Gute Nacht!
Bussi Bussis,
~Maite

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