STRESS im Krankenhaus und ein ruhiger Nachmittag

Dienstaaag.
Das Weckerklingeln ist der reinste Albtraum, gleichzeitig holt es mich auch aus einem ekligen Albtraum heraus, also hat das Aufstehen zumindest eine positive Sache. Ich habe geträumt, dass ich für einen Autounfall verantwortlich bin – keine Verletzten, aber trotzdem ein super stressiger Traum und dann die Versicherung und alles ayayay. Aufstehen ist ne gute Alternative. 😉
Da wartet aber in der Dusche das eiskalte Wasser auf mich… Mittlerweile weiß ich Gott sei Dank, dass das Wasser bei mir als erste Duscherin des Tages zunächst seine Zeit braucht und warte bis es wohlig warm wird.
Nach der Dusche ab in die Küche, Frühstück und mit Caro quatschen.
Ich hab’s heute nicht so eilig, komme wohl etwas zu spät in die Arbeit, aber das macht mir heut nichts aus.
In der Arbeit angekommen, ab zu Sis Meyers Büro. „Sister Meyer is running late today – please go back to MOU and come back in an hour“ hahaha täglich grüßt das Murmeltier, ab zur Mamastation. Eine Mama ist gerade dabei, ihr Kind zu bekommen. Es ist eine sehr junge Frau mit ihrem ersten Baby, die Schwestern meinten, sie ist noch nicht bereit zum Pressen, sie wollte es aber UNBEDINGT, deswegen presst sie jetzt schon seit Minuten vergeblich – bis die Schwestern abbrechen und ihr sagen, sie soll sich nochmal auf die Seite legen, sie können ja nicht ewig hier stehen. Sie geben mir die Aufgabe, dass ich hierbleiben soll und Beschied geben soll, wenn der Kopf ein Stückchen weiter ist.

Ich bin jetzt schon schlecht gelaunt „Ich kann hier nicht ewig stehen“ alter das ist verdammt noch mal dein Job.
Mein Job in den nächsten Minuten ist auch nicht gerade leicht, die Mama will sich ständig auf der Rücken drehen und anfangen zu pressen, hat extreme Schmerzen und ich muss sie immer wieder auf die Seite zurückwuchten. Ich versuche ihr gut zuzureden, aber was bringt das da wohl noch. Nach einer gefühlten Ewigkeit geht die Geburt endlich wieder los und ich unterstütze die Mama am Kopf. Nach zahlreichem fehlgeschlagenen Pressen, weil die Mutter immer zu schnell wieder aufgibt, sind die Schwestern schon sichtlich genervt, die eine sagt „Werd jetzt endlich mal fertig, wir wollen zum Tee“ und ich geh innerlich an die Decke.
Naja die Geburt geht weiter und langsam läuft es. Da ich wie immer nicht einfach nur daneben stehe, sondern auch ordentlich meinen Senf dazugebe, sagt die eine Schwester auf afrikaans etwas in Richtung „Maite ist mehr ‚wakker‘ als die Medizinstudentinnen“. Die andere Schwester lacht und da der Satz fast das gleiche auf englisch heißt, habe ich alles verstanden und bedanke mich glücklich. Da lacht die Schwester und sagt „Du hast das verstanden?“, ich antworte, dass das sehr ähnlich zum Englischen ist und deswegen ja. Auf Afrikaans sagt sie zur anderen Schwester: „Mist dann können wir ja jetzt gar nicht mehr über Maite gossipen“ und fragt mich, ob ich das verstanden hätte, ich bejahe wieder und alle lachen. Ein schöner Moment 🙂 Ich frage noch, was genau „Wakker“ heißt und es bedeutet „aufgeweckt“. Ein schönes Kompliment!
Dann ist die Geburt auch schon bald geschafft.
Am restlichen Tag verschlechtert sich meine Laune wieder ziemlich, ich bin nur Laufbursche, alle Schwestern sind gefühlt die ganze Zeit weg, weil sie keinen Bock auf arbeiten haben, niemand sagt mir so richtig, was ich tun soll. Ich muss Sachen alleine machen, bei denen ich mich noch nicht so sicher fühle, es ist aber keine Schwester da, die mir hilft. Dann passt das Endergebnis natürlich auch nicht so wie sie’s haben wollen und ich werde angemotzt. Ich hab die Schnauze voll und mir reicht’s.
Eine Schwester fragt mich, ob ich ihr einen Gefallen tut kann – Klar!
„Kannst du meine Teetasse aus der Küche holen.“ Sie sitzt faul auf ihrem Stuhl – hackt’s jetzt eigentlich. Ich, mit der Tasse in der Hand zurückkommend, werde von ihr genervt angeschaut – sie sagt, dass ich was verschüttet hab. Ich antworte, dass das nicht stimmt und sie sieht, dass sie sich vertan hat. Das wars… kein Danke, kein Lächeln, dazu noch ein absoluter frecher Vorwurf, obwohl ich ihr ihre dämliche Tasse gebracht hab. Ich koche innerlich.
Achso, ich hab noch gar nicht Sister Meyer erwähnt. Ich gehe zurück zum Büro, sie ist tatsächlich mal da. Nachdem ich 15min gewartet habe, läuft sie an mir vorbei in ihr Büro und sagt, sie ist in 10min für mich da. Nach ca. 20min kommt sie raus und teilt mir mit, dass sie heute keine Zeit für mich hat, weil Load Shedding ist und sie Stress hat. Ich komm mir absolut verar**** vor, das hätte sie mir auch vor 20min sagen können und abgesehen davon, dauert es nicht mal 5 Minuten, mich einfach einer Station zuzuteilen. Ich soll morgen wiederkommen.

21.02.2023 Mein BeReal des Tages, eine Momentaufnahme für Freunde, die darauf reagieren können – beschreibt meine Laune ganz gut


Vor meinem Schichtende kommt noch eine Mama mit dem Rettungsdienst an, die ihr Kind im Krankenwagen bekommen hat. Plazenta, Nabelschnur und alles sind noch dran und das Kind muss natürlich auch komplett untersucht werden. Außer der Schwester, die sich um die Mutter kümmert, sind alle 4 anderen Schwestern verschwunden und ich muss mich alleine ums Kind kümmern. Ich denk mir, Leute, spinnt ihr eigentlich, dass ist euer verdammter Job. Ich hab das noch nie alleine gemacht, gebe aber mein bestes und kümmere mich um das kleine, wundervolle Baby. Bis die Schwester von der Mama mir zur Hilfe kommt und nicht ganz zufrieden, ein wenig grummelig, aber wenigstens ein bisschen verständnisvoll ist. Die war vorher auch absolut unfreundlich, das war die Schwester mit dem Tee, aber in dem Moment wird sie weicher. Ich sag ihr, dass ich’s ziemlich uncool finde, dass ich das hier noch nie alleine gemacht habe und niemand von den Schwestern da ist, um mich zu unterstützen; dass meine Schicht außerdem seit über 30 Minuten zuende ist, ich aber nicht gehe, weil ich sie hier nicht mit dem Kind und der Mutter alleine lassen will. Das versteht sie, entschuldigt sich und regt sich selber darüber auf, wo denn alle Schwestern hin sind. Alles ist jetzt mehr oder weniger geregelt, sodass die Schwester alleine klarkommt und ich frage, ob ich gehen kann. Heute ist nämlich der eine Tag, an dem ich mal pünktlich nach Hause muss, weil ich sonst Leon zum Abschied verpasse. Ich bekomme zum Glück direkt ein Uber, düse nach Hause – ich bin mega kaputt vom Tag und schlafe auf der Fahrt fast ein. Umgezogen, weil ich ein blutiges Shirt anhabe, gehe ich nach unten und Leon will in dem Moment schon ins Uber einsteigen. Also gerade noch so erwischt man ey.
Ich verabschiede mich und find’s schade, dass dieses Teilkapitel vorbei ist. Ans Salsa und an das Bierpongturnier werde ich mich aber auf jeden Fall erinnern. 🙂
Ich mache mir etwas zu essen und entscheide mich für einen ruhigen Nachmittag – der Tag hat mir gereicht. Ich mache Sport und dehne mich, mal was für meinen Körper machen, das fühlt sich sehr gut an.
Ich lese mein Buch zu Ende und unterhalte mich mit den unterschiedlichsten Leuten. Ich bestelle Einkäufe – hab fast nichts mehr zu Essen upsiii. Ich telefoniere mit Lolo, mal wieder ein Stück Zuhause, das ist schön 🙂 Ich sitze bei 25° auf der Terrasse in der Sonne, er sitzt dagegen im Schnee beim Snowboarden in einem Liegestuhl in der Sonne. Wunderschöne Kontraste, beides tolle Orte.
Abends wird wieder gekocht, Blogeinträge nachgeholt und ab ins Bett.
Ein anfangs stressiger Tag neigt sich dem Ende zu.
P.S. Sorry, dass ich mir hier in meinem Blogeintrag so Luft machen musste, aber so verlief eben mein Tag, deswegen musste das einfach raus. Jetzt will ich den Eintrag aber mit etwas Positivem beenden. Ich hab tolle Menschen hier um mich herum, die meinen Tag heute deutlich verbessert haben. Ich weiß, dass es euch alle zuhause gibt, die ich immer anrufen könnte, wenn etwas ist. Deswegen war der Tag gleich halb so schlimm und ich kann beruhigt einschlafen. Morgen gibt es wieder einen glücklichen, motivierenden Blogeintrag – so zumindest der Plan 😉 Ich gehe morgen nicht in die Arbei – es ist wohl irgendein Streik, deswegen wurde mir empfohlen, nicht zu kommen. Das Timing könnte nicht besser sein.
Bussi Bussis,
~Maite

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