Eine Wanderung nur für mich!

Sonntag. Ich habe mir einen Wecker auf 6:45 gestellt. Um knapp 6 Uhr wache ich auf, gehe auf Toilette und merke, dass ich mich gar nicht sehe, in weniger als 1h aufzustehen. Also stelle ich den Wecker nochmal eine halbe Stunde nach hinten –  er wird um 7:15 klingeln. 

Das reicht auch noch vollkommen aus und das ist ja das tolle daran, wenn man Aktivitäten alleine macht – ich kann mich einfach alleine, frei dafür entscheiden, noch eine halbe Stunde länger zu schlafen. 

Als ich morgens aufwache ist natürlich mal wieder Loadshedding – wie könnte es auch anders sein. Daher entscheide ich mich für ein Müsli – da braucht man keinen Strom 😉 

Einen Couscous-Salat habe ich mir Gott sei Dank gestern Abend schon gemacht hehe. Ich treffe Alexa und die neue Kathi in der Küche, die heute zum Cap der guten Hoffnung fahren, und unterhalte mich länger als gewollt mit ihnen. Macht aber nichtsss. 

Als ich eigentlich alles erledigt habe und mir ein Uber rufen möchte, werfe ich eine Blumenvase um, die wiederrum eine Glasflasche vom Tisch haut, die natürlich zerbricht. ARRRGHHHHH, das muss doch nicht sein. Die Vase fällt eh ständig um, weil die Blumen einfach zu groß für die Vase sind… Naja, Scherben aufgewischt, dann kann es endlich losgehen. Um 8:30 erreiche ich den Anfang vom Wanderweg – da habe ich ja immernoch den ganzen Tag Zeit zum Wandern. 🙂 Ich bin hier jetzt schon seit 3 Monaten, habe tausende an Wanderungen gemacht, aber bin immernoch nicht auf dem typischen Tafelberggipfel gewesen. So geht das natürlich nicht, deswegen wird das heute erledigt. Ich möchte aber nicht den klassischen 2h-Touri-Weg hochgehen, der fast nur aus Treppen besteht, sondern eine ordentliche Wanderung machen. Daher gehe ich eine andere Wanderung zuerst, überquere dann die 12 Apostel und sollte am Ende beim Tafelberg landen, falls ich mich nicht verlaufe 😉

Phil und die anderen haben die Wanderung schonmal gemacht und er meinte er war währenddessen gebrochen, also bin ich gespannt, was mich erwartet haha. 

Schon die ersten Meter stecken mir in den Beinen und ich denke mir ayayay – was soll das werden… 

Aber bekanntlich muss man ja erstmal reinkommen, also setze ich einfach nur tapfer einen Fuß vor den anderen und hoffe, dass das irgendwann passiert. Ich überhole einige guided Wandergruppen und merke, wie ich langsam den Flow spüre und an Geschwindigkeit dazugewinne. Es ist ziemlich anstrengend, ich schwitze ordentlich, aber ich finde mein Tempo und überhole einige Wanderer 🙂 

Das find ich immer ganz schön als Feedback: „Oh ayayay – es ist echt anstrengend; Okkk ich bin aber auch recht schnell unterwegs.“

Dieser Gedanke wird auch bestätigt, als ich nach 1 Stunde plötzlich den ersten Gipfel erreiche. Ich bin total verwundert und geboostet zugleich – ich habe den Weg hier am Anfang mal mit Caro und Kathi gemacht und wir haben fast 2h gebraucht. Und ich war platt danach. Der Weg hat auch an einer etwas anderen Stelle gestartet – der damals war aber definitiv nicht eine ganze Stunde länger…

Ich freue mich! Entweder ich bin heute nur gut drauf oder ich bin durch das ganze Wandern hier echt fitter geworden. 

Ich mache eine kleine Pause, schaue die folgende Route an und esse etwas von meinem Salat. Es ist erst 9:40 und nachdem ich gegessen habe, gehe ich doch nochmal auf die tolle Aussichtsplattform, auf der ich letztes Mal das Bild in den Wolken gemacht habe. Ich habe gar nicht die Intention, nochmal Bilder zu machen – ich bin ja eh alleine unterwegs und ich hab noch genug übrig vom letzten Mal.

Ich sehe aber einen jungen Mann auf den Felsen sitzen, der eine Thermoskanne neben sich stehen hat und ein Buch in der Hand hält. Das alles in den Wolken. Es sieht so so toll aus, deswegen frage ich ihn, ob ich ein Bild von ihm machen soll. Das nimmt er dankend an und ich lieeebe die Bilder. Er fragt mich, ob ich auch ein Bild von mir haben möchte und ich verneine. Dann kommen wir in ein nettes Gespräch und am Ende dieses Gesprächs fragt er mich erneut, ob ich nicht doch ein Bild haben will. Ich verneine wieder, aber nach 10sek überlegen, entscheide ich mich dann doch dafür. ZUM GLÜCK!!

Ich suche meinen ganzen Rucksack nach meinem Handy ab – NICHTS. 

Scheiße, wo ist mein Handy, ich habe doch gerade noch die Route nachgeschaut… Alle Sachen aus dem Rucksack geräumt, immernoch kein Handy… Ich lasse alle meine Sachen bei Christian liegen und eile den Weg zu meinem Picknicksplatz zurück. Da sonnt sich mein Handy seelenruhig auf einem Felsen und ich bin erleichtert. MAN EY, wie kann man so dumm sein. Dank Christian habe ich nicht meine Wanderung fortgesetzt und mein Handy den ganzen Tag aufm Gipfel schlummern lassen – huiuiui. Ich gehe wieder zurück und er macht ein paar tolle Bilder von mir. Das hat sich doppelt gelohnt.

02.04.2023 Glücklich und frei mit knallrotem Gesicht

Dann trennen sich unsere Wege wieder und ich mach mich auf den Weg zum nächsten Gipfel. Eine Frau weist mir den Weg und meint, dass das, was ich vorhabe, ein seeehr langer Weg ist. JUPPP das weiß ich, also auf geht’s. 

Ich bin weitestgehend alleine und ich genieße es total. Meine Gedanken fließen nur so dahin, ich wandere und wandere und wandere und bin glücklich. 

Nach einer kurzen Zeit erreiche ich auch schon den nächsten Gipfel – hui, das ging schon wieder schnell. 

Auf diesem Gipfel bin ich auch schon einmal gewesen. Zweite Couscous-Pause und da es jetzt halb elf ist, rufe ich Mama und Papa an, die bestimmt gerade beim Sonntagsfrühstück sind. Richitg geraten und ich freue mich total, als sie rangehen. Wenn man Sachen alleine macht, ist es trotzdem immer wieder schön, ein Stück zuhause dabei zu haben. 

Mein Datenvolumen soll aber nicht sterben, deswegen ist das nur ein kurzes Telefonat, bis Mama und Papa sich die Bäuche vollschlagen und ich meine Wanderung fortsetze. Das Telefonieren hat mich aber trotzdem total happy gemacht – die beiden, die zu zweit zuhause die Stellung halten hehe 🙂

Jetzt geht es über einen der Apostel und ich laufe wirklich in den Wolken. Nichts um mich herum außer weiße Wolken. Ich fühle mich schwerelos! Bis der Weg zwischendurch immer so steil wird, dass eine Leiter an den Felsen gestellt ist. Da merke ich, dass die Schwerkraft sehr wohl ihre Arbeit ernstnimmt hoioioi. Die Leitersprossen sind für mich tatsächlich immer das anstrengendste an dieser Wanderung – die merke ich wirklich in den Oberschenkeln. Ich find’s aber total cool, der Weg ist super abwechslungsreich – viele Felsen, mal Holzplanken und mal auch eben eine Leiter. 

02.04.2023 Eine Leiter in den Wolken

Nach knapp 3h komme ich an eine Gabelung und hinter dieser Gabelung vervielfacht sich die Menschenanzahl enorm. JUP – ich bin an der Touristelle angelangt. Nicht mehr nur noch ich und die Natur – wie die letzen 2h, sondern langsam gehende Menschen in den wildesten Outfits. Sandalen, Schlappen und was nicht alles. Ich weiß sofort wieder, warum ich den anderen Weg gewählt habe und frage mich, warum genau ich eigentlich diese Touriattraktion auch noch machen wollte. Nur damit man wirklich „AUF“ dem Tafelberg gewesen ist – wie unnötig haha. Naja, jetzt bin ich nunmal hier und folge der Schlange. Beim Gehen schlafe ich fast ein und fast alles ist hier betoniert und für Touris ausgelegt. Yipp von all meinen Wanderungen hier bin ich tatsächlich jetzt am hässlichsten Punkt angelangt haha.

Der Ausblick ist aber natürlich trotzdem atemberaubend!!

02.04.2023 Schaut Mal das Mini-Stadion in der Mitte hinten! Und der Lionshead links.

Ich sehe auch noch einen total schönen Gecko, der mich auch glücklich macht hehe.

02.04.2023 Mein liebster Weggefährte hier oben

Ich suche den Weg nach unten, laufe aber nur unnötigerweise einmal im Kreis durch die asphaltierte Touristadt hier oben, bis ich verstehe, dass es nur den gleichen Weg wieder runterrgeht. Na dann – NICHTS WIE WEG HIER!

K.O. bin ich noch gar nicht – ich hab mich psychisch auf eine Mörderwanderung eingestellt und bin fast ein bisschen enttäuscht. 

Nachdem ich die riesigen Menschenmassen gesehen habe, vewerfe ich auch den Plan, den kurzen Touriweg runterzugehen. Teil dieses Plans war sowieso, dass ich fix und fertig hier oben ankomme und mich einfach nur noch nach unten schleppen muss. 

Mir geht’s aber supergut und ich bin noch voll motiviert. Keine Ahnung, ob ich ne falsche Abzweigung genommen habe o.Ä., aber die 3h gingen wirklich schnell und waren gut machbar. Deswegen beschließe ich, den gleichen Weg wieder runterzuwandern. Da es ständig hoch und runter ging, wird das wohl nochmal in etwa genauso lange dauern. 

Supidupi – los geht’s. 3 Minuten nach der erleichternden Abzweigung sind die Menschenmassen verschwunden und ich hab die Natur wieder für mich alleine. 

Nach 4h sind meine Beine irgendwie immer noch nicht müde, als ich an die nächste Abzweigung komme. Man kann hier noch einen Umweg machen, um die Wasserdämme anzuschauen. In meiner Stimmung? HELL YEAH. 

Ich mache die dritte Couscous-Pause und liebe es, dass ich einfach machen kann, was ich will. Ist es vielleicht dumm die Abzweigung zu nehmen? Werd ich mich später dafür hassen? Vielleicht, aber jetzt gerade habe ich freaking Lust darauf, deswegen LOS GEHT’S.    

Das war eine traumhafte Entscheidung, die Wasserdämme sehen so toll aus von oben. Meine Beine tragen mich immernoch ganz gut und ich frage mich, ob ich mir heute Morgen irgendwas gespritzt habe…

02.04.2023 Die beiden Wasserdämme 🙂

Bald kommt mir eine Wandergruppe entgegen inklusive eines Mannes, der mich fragt, ob ich alleine unterwegs bin. Ich antworte mit ja, woraufhin er fragt, ob ich denn keine Angst hätte, was ich verneine. Er lacht und geht weiter, bis er 10sek später umdreht, zu mir zurückkommt und anfängt, mir eine Geschichte zu erzählen. 

Er habe hier in den Bergen als „Weißer“ alleine gearbeitet, als eine Gruppe „Schwarzer“ kam – einer von ihnen mit einem Stein in der Hand – und ihm diesselben zwei Fragen stellte. 

Auf die Frage „Aren’t you scared?“ habe er geantwortet, dass er einem Gott dient, der jeden von ihnen sofort verschwinden lassen oder töten könnte und er deswegen keine Angst habe. Daraufhin entspannte sich wohl der eine Mann und ließ den Stein sinken. 

Die Geschichte beendet mein erzählender Mann mit „God bless you“ und anschließend geht zufrieden weiter. Als er weg ist, fange ich an, zu lachen, und weiß nicht so richtig, was ich davon halten soll haha. Naja, es war auf jeden Fall eine nette Geste und für mich geht’s weiter. 

Mir kommt noch eine große Rentnter-Wandergruppe entgegen, die ich mal wieder sehr sympathisch finde und dann gelange ich auch schon wieder an den Aussichtspunkt vom Anfang, wo ich mein Handy verloren hatte. Mein Rundweg ist beendet 🙂 

Ich mache eine kleine Pause, diesmal gehe ich aber nicht auf die Aussichtsplattform. 

Ich bin jetzt schon über 5h unterwegs und hab immernoch Bock auf wandern. Ich mache mir Musik auf die Ohren und trete den Rückweg nach unten an. Ich genieße den Weg in Kombination mit der Musik total! 

Etwa 20 Minuten vor Ende der Wanderung melden sich auf einmal meine Beine. Aber einfach ohne Vorwarnung von 0 auf 100 haha. Jetzt spüren sie also doch, dass das ein paar Höhenmeter heute waren. Die letzten 10 Minuten werden echt noch zur Qual und ich bin froh, als ich dann wirklich nach genau 6h unten ankomme. Die letzten Meter waren einfach nur eine abfällige Schotterstraße und die hat wirklich nochmal reingehauen. Ich bin froh, als ich im Uber sitze YIPIIEEEE. Das war echt ein cooler Tag und die Wanderung hat mega viel Spaß gemacht. 

Zuhause wird erstmal gekocht. Die belastende Überraschung: Das Gas vom Herd ist schon wieder alle, also müssen meine müden Beine alle Kochsachen noch die Treppe zur unteren Küche hinuntertragen. Beim Kochen bin ich hundemüde und ich freue mich, als ich endlich essen kann. 

Irgendwann kommen nach und nach meine Mitbewohner:innen zurück und ich sitze mal wieder ewig in der Küche und unterhalte mich. Langsam ist es Abend, aber da ich erst gegen 17Uhr Mittag gegessen habe, weiß ich nicht, ob ich noch etwas essen möchte. Da bin ich heute ein Glückspilz: Da fast alle morgen auf Gardenroute gehen, wollen sie noch ihre Sachen loswerden und kochen etwas zu viel oder haben noch Mango zum Abgeben oder oder. Also werde ich ein bisschen durchgefüttert, bin happy und satt. 

Danach gammele ich nur noch mit Phil auf der Couch und wir hören Musik. Der letzte Abend zusammen – krass, Phil und ich sind fast gleichzeitig angekommen und jetzt ist das schon das Ende woooow. Ich genieße die letzten Minütchen, bis mir fast die Augen zufallen und ich mich ins Bett verabschiede. Morgen geht’s nämlich auf Safari für miiiiich! 

Bussi Bussis,

~Maite

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