Krankenhaus, Aussichtsturm und eine verrückte Rollerfahrt

Montag.
Die Nacht war schon wieder eine Katastrophe, aber als ich morgens aufwache, ist der Husten erstmal weg. Toi toi toi.
Meine Gastmama macht mir Frühstück, dann geht es auch schon in die Arbeit.
Erstmal müssen wir den Roller hinterm Haus hervor holen, das ist schon ein ziemlicher Krampf, weil der Platz einfach super begrenzt und der Roller echt klobig und unhandlich ist.
Irgendwann ist er endlich draußen, ich bin ready to start und dann springt der doofe Roller nicht an. Ich probiere es locker 15min, aber es tut sich einfach gar nichts. Komm schoooooon.
Auch Bhagwans Frau probiert es einige Male – Fehlanzeige…
Irgendwann ruft sie dann einen Freund an, der vorbei kommt, um den Roller zu checken.
Er startet in in weniger als 30sek, so wie ich es auch erwartet habe haha. Er bringt es mir auch bei und ich schaffe es damit auf den ersten Versuch. Naja, dann geht die Fahrt auf jeden Fall los und es fängt an zu regnen. Woowiiii das ist echt angenehm, irgendwann denke ich mir aber – hm so ganz nass in der Klinik ist jetzt auch nicht so toll.
Deswegen halte ich kurz am Straßenrand, mache den Roller aus, um die Regenjacke hinten rauszuholen.
Die steckt so tief in der Rollerbox hinten, dass ich es mir doch anders überlege und wieder aufsteige. Der Roller lässt sich WIEDER nicht starten – Komm schoooooon :‘)))
Nach einiger Zeit kommt mir wieder ein Retter zur Hilfe, der es auch erst nach einigen Versuchen schafft.
Er meint das liegt daran, dass ich fast keinen Tank habe – die Anzeige sieht man immer nur so schlecht, also fahr ich zur Tanke.
Dort merken wir, dass der Tank fast voll ist, ich brauche aber wieder Hilfe beim starten. Naja..
Im Krankenhaus habe ich einen coolen Tag – ich kann viel machen und die Fälle sind spannend.
Danach mache ich mich mit dem Roller wieder auf den Heimweg – natürlich brauche ich Starthilfe….
Zuhause angekommen, bin ich erste eine Weile im Zimmer.
Dann beschließe ich, mit dem Roller, zu einem Aussichtspunkt zu fahren, um meinen Nachmittag mal etwas spannender zu gestalten.
Auf dem Weg zum Roller, sehe ich dass Bhagwan aus Kathmandu wiedergekommen ist. Also muss ich erstmal fragen, ob ich den Roller benutzen kann, weil er ihn auch manchmal braucht. Er meint, er wollte den Roller eigentlich heute reparieren, aber ist so lieb und meint, das hat noch Zeit. 🙂
Also kann ich meine Aktivität doch machen yipiieee. Es ist aber total doof – dadurch, dass es eben nur einen Roller gibt, fühle ich mich jedes Mal schlecht, wenn ich ihn benutze, weil die dann theoretisch am Haus festkleben. Es gibt auch Busse, aber da muss man eben erstmal 20min hinlaufen und die fahren auch lange nicht überall hin…
Naja – jetzt habe ich den Roller auf jeden Fall für heute und die Fahrt beginnt.
Mit dem Navigieren auf dem Roller ist es etwas schwierig, aber nach zwei Umleitungen komme ich dann irgendwann auch an.
Denke ich zumindest, ich stelle den Roller ab und fange an zu laufen.
Da sind natürlich auch wieder ganz viele Nepales:innen, die mich schräg anschauen und eine fragt mich dann, wo ich hinwill.
Ich bin hier wohl falsch, also bedanke ich mich, steige wieder auf den Scooter und fahre weiter. Dann finde ich es yipieee.
Es beginnt mit einer Art Tempelanlage, was mich sehr verwirrt – ich dachte, es sei eine Wanderung in der Natur. Naja jedenfalls zahle ich ganz wenig Eintritt und beginne mit den Treppen. Ich denke mal, gegen Ende wird es dann zu Natur und ganz oben ist dann der Aussichtsturm.
Ich laufe wieder an tiktokenden Leuten vorbei, insgesamt ist es hier aber ziemlich ziemlich leer. Finde ich gut:)
Bald lasse ich dann auch die Treppen hinter mir und es geht weiter mit einem staubigen, kiesigen Weg, der tatsächlich anstrengender ist als gedacht und ich merke meinen Husten schon sehr stark. Außerdem habe ich eine Jeans an und schwitze wirklich bis zum geht nicht mehr. Am Rande des Weges sieht man immer mal wieder ein paar Leute, die hier arbeiten und ich denke mir, uiuiui müssen die hier jeden Tag hochlaufen?
Ich sehe den Tower oben immer näher kommen und irgendwann habe ich es dann geschafft. Der Turm steht vor mir und ich steige die Treppen nach oben. Dann schaue ich vom Geländer runter. Die Aussicht ist nicht schlecht, aber alles einfach wie gewohnt sehr staubig und vernebelt. Es sieht alles irgendwie immer so dunkel und traurig aus.
Hier oben sitze ich jetzt eine Weile und denke so über meine Zeit hier nach. Ich bin mal wieder nicht ganz so glücklich und überschlage so meine letzten Tage hier und auch meine zukünftigen Tage.
Es fällt mir etwas schwer, euch durch meine emotionale Achterbahn mitzunehmen, aber ich bin wirklich gefangen zwischen: Das ist dein Leben – du hast es selbst in der Hand; ändere etwas, wenn es dir nicht gefällt; probiere, ob du das Projekt wechseln kannst oder oder oder.
Und – HEY NE, du bist jetzt hier; du probierst es aus und machst verdammt nochmal das beste draus.
Und – Man, es sind nur noch 2,5 Monate – ich freu mich auch einfach so sehr auf Zuhause.
Und – EY Zuhause wirst du dir nach 2 Wochen wünschen, dass du wieder auf Reisen wärst, also reiß dich zusammen und genieße es.
Jajaja so geht es rauf und runter hier und im Endeffekt lande ich immer bei den Gedanken, dass es – egal auf welche Weise – eine wertvolle Lebenserfahrung sein wird.
So sitze ich noch ein Weilchen hier oben, bis ich gehen will. Dann möchte ich doch noch ein Foto machen, stelle den Selbstauslöser an und mache 3 Bilder. Eins davon finde ich wirklich wunderschön. Es sieht so glücklich und frei aus und so wie am Samstag, hebt auch das wieder total meine Stimmung.

24.04.2023 Hoch über Chitwan

Ich weiß nicht, wieso, aber auf einmal fühle ich mich wieder gut. Ich fange an, über Kopfhörer Musik zu hören und fange an, oben auf diesem View-Tower zu tanzen Es fühlt sich so unglaublich gut und frei an, das kann ich gar nicht beschreiben.
Nachdem das Lied vorbei ist, mache ich mich wieder auf den Weg nach unten und bin gut gelaunt.
Ich laufe an einem Arbeiter vorbei, der auch auf dem Weg nach unten ist und er meint, er kennt eine Abkürzung. Also folge ich ihm, er ist wirklich total lieb und wartet immer wieder auf mich. Ich bin nämlich lange nicht so schnell wie er, er hoppst da wie ein Affe runter und ich konzentriere mich höllisch darauf, mich bei dem Laub nicht hinzulegen haha.
Bald kommen wir dann wieder bei den Treppen an und er hoppst davon.
Keine 3 Minuten, da kommt ein Mädchen zu mir und spricht mich an. Sie kann so mittelmäßig englisch und stellt mir ein paar Fragen – wir unterhalten uns auf dem Weg nach unten.
Ihre Großmutter läuft hinter uns her, deswegen machen wir immer wieder kleine Päuschen.
Als wir unten ankommen, fragt mich das Mädchen, ob ich die beiden ein Stückchen mit dem Roller mitnehmen kann – na klar!
OH OH – zu dritt auf einem Roller, und die Großmutter ist jetzt auch nicht gerade schmal haha.
Naja – ich gebe Solina meinem Rucksack, dann starte ich den Roller und steige auf. Hinter mir dann die Großmutter – dann Solina.
Das wird ja ein lustiger Trip.
Vergesst mal alle negativen Gedanken, jetzt sitze ich jedenfalls mit einer Großmutter und einem Mädchen zu dritt auf einem Scooter und düse durch die Reisfelder Nepals. WIE VERRÜCKT! Sowas kann auch nicht jeder von sich behaupten und ich bin glücklich, dass ich das hier erleben darf.
Ich habe ein großes Lächeln im Gesicht; und die starken, klammernden Arme der Oma um meine Hüften, die vor Angst förmlich schreien.
Dabei fahre ich doch schon echt im Schneckentempo – mehr traue ich mir bei dem Gewicht doch auch gar nicht zu haha.
So tuckern wir also durch die Reisfelder und ich freue mich, dass ich ein Teil dieser Geschichte bin, an die wir alle uns wohl lange noch erinnern werden.
Außerdem tut es gut, dass ich mich mal nicht mehr alleine wie eine Außerirdische fühle: Ich bekomme zwar immer noch starrende Blicke, aber das kann ich darauf schiebe, dass wir grad zu dritt auf nem Miniroller durchs ländliche Dorf tuckern.
Achso: mit den 3 Personen aufm Roller habe ich glaube ich jetzt schon nach 3 Wochen die Prüfung zur einheimischen Nepalesin bestanden 😉
Die beiden bedanken sich, als wir ankommen und bieten mir noch einen Tee an. Da ich aber echt müde bin, es meinem Husten auch nicht so gut geht und so weiter, lehne ich dankend ab und mache mich wieder auf dem Heimweg.
Zurück ist die Einzel-Außerirdische 😉 Das Roller-Fahren macht aber trotzdem echt Spaß!
Zuhause angekommen gibt es noch Abendessen und dann ab in die Heiaaa.
Bussi Bussis

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