Arbeiten, Litschis und Medizinstudium

Mittwoch.
Chori hat die ganze Nacht geschrien, ich hab super wenig geschlafen und bin total verklatscht, als ich aufwache.
Niemand anderes ist wach und ich frage mich, was aus meinem Frühstück wird. Um halb 7 kommt Bhagawan mega verschlafen zu mir und meint, dass ich woanders Frühstück essen soll. Ich glaub, der arme hat auch gar nicht geschlafen – er sieht fix und fertig aus ayayay.
Er will mir 100 Rupies geben, die ich ablehne. Ich esse einen Apfel und schwinge mich aufs Fahrrad – hoffentlich finde ich irgendwo etwas zum Frühstücken.
Es ist wieder bewölkt und ich find’s super angenehm.
Auf der Fahrradreise halte ich die ganze Zeit Ausschau nach einer „Bäckerei“. Auf dem Weg steigt mit jeder Minute und jedem Kilometer wie immer meine Aggression, weil ich wie verrückt angehupt werde oder Trucks mich wirklich lebensmüde und eng überholen, sodass ich sie anschreie haha.
Das liegt immer auch etwas an der Anstrengung und der Überhitzung, aber das Überholen geht trotzdem gar nicht. Manchmal haut mich der Windstoß davon gefühlt fast um, weil sie so knapp vorbeifahren.
Naja – ich finde eine Bäckerei und hole mir 3 so Fladen und ein süßes Teilchen. Ich weiß nicht, wie ich’s beschreiben soll haha.
Ich beiße einmal kurz rein, schmeckt gut, und mache mich dann auf ins Krankenhaus. Dort kann ich dann noch schnell Frühstücken.
Akriti – die sister in charge, die ich sehr gerne mag – schaut mich mit großen Augen an: „Chatpourriiiii and Jelly“ oder so ähnlich haha. Gut jetzt weiß ich auch, wie das heißt, gebe ein Stückchen ab und zaubere ihr noch ein Lächeln ins Gesicht.
Guter Start in den Tag.
Damnnnnn – VERSTECHE ICH EINEN ZUGANG – nooooo, die Zeit ist gekommen.
Ne Spaß haha – halb so wild; ist auch eine sehr alte Frau mit schwierigen Venen. Der zweite sitzt dann einbahnfrei – nicht aus der Ruhe bringen lassen 😉
Als nächstes versticht ein Student und ich kann’s nicht mehr retten – lege aber den Zugang dann und auch da klappt alles.
Allerdings benutze ich zum ersten Mal die gleiche Nadel zweimal, wo ich ja weiß, dass das nicht gut ist, aber dass das hier eben so gemacht wird.
Bisher habe ich nur heute Vormittag zweimal hinterander versucht, den Zugang zu legen, und dafür eine neue Nadel genommen. Diesmal benutze ich die gleiche, weil die Nadel noch nicht aus dem Schlauch rausgezogen war und somit das Sicherheitsteil noch nicht zugeschnappt ist.
Aber ich sag’s euch – kein Scherz – ich kann förmlich spüren, wie die Nadel nicht mehr sauber und spitz sticht, sondern die Haut wegdrückt und ich weiß, dass das definitiv mehr wehtut; auch wenn ich mir die Patientin anschaue.
MANNN, aber immerhin liegt der Zugang und sie hat’s geschafft.
Dann haben wir einen Patienten, der auf Alkoholentzug ist und die ganze Zeit rumschreit. Er spuckt mir versehentlich auf den Arm IGITTTT – schnell abwaschen.
Ansonsten besteht die Behandlung aus viel festhalten und schnell machen.
Alkoholentzug habe ich hier jetzt schon öfter gesehen im Krankenhaus ayayay.
Und ich muss zugeben, dass meine Sympathie für diese Patienten immer eher gering ist. Was auch nicht fair ist, man kennt ja die Hintergründe nicht.
Aber er wird tip-top behandelt und beruhigt sich schon wieder etwas.
Ich esse immer wieder ein kleines Stückchen meines Frühstücks und komme so gut durch den Vormittag.
Die eine Schwester schnappt mich auf einmal und mir machen einen Spaziergang. Hier ist es total normal Arm in Arm oder Händchen haltend durch die Gegend zu laufen – sowohl unter Frauen als auch unter Männern. Also laufen Kitty und ich mal Arm in Arm, mal Händchen haltend durch die Straßen.
Wir gehen in einige Kleidungsläden, sie sucht schwarzen Stoff, aber wir werden nicht fündig.
Später sehe ich dann, dass die Schwestern eine schwarze Schleife um den Arm gebunden haben. Sie hat also doch noch etwas gefunden.
Ich frage nach – es ist ein Protest unter Schwestern.
Im Krebs-Krankenhaus hier in der Gegend gab es einen Vorfall. Eine Schwester hat 2h zu spät, also um 4 statt um 2, ein Medikament gespritzt. (Ich nehme an, weil sie völlig überlastet war o.Ä.)
Und die Angehörigen haben eine RIEISGE Szene gemacht, sie beschimpft usw.
Dem Patienten ist nichts passiert. Klar ist der „Fehler“ oder die Zeitverzögerung nicht toll, aber es geht um die Umgangsform und daher protestieren hier alle Schwestern. Find ich super cool! Ich binde mir kurz mein schwarzes Haargummi um den Oberarm und die Schwestern meinen „Thank you Maittyyyyyy“
So süß :‘)
Ich nehme es leider bald wieder ab, weil es einfach viel zu eng ist und mir das Blut abschnürt, aber ich unterstütze den Protest zu 100%.
Eine der Medizinstudentinnnen schnappt mich, um mir einen anderen Raum zu zeigen. Sie meint, vorher holen wir uns aber noch Litschis.
Vergesst alles, was ihr über die Gutherzig- und Großzügigkeit, das Soziale, die Teilbereitschaft und die immens starke Gemeinschaft von Nepales:innen gelernt habt und seid dabei, wie vor dem Krankenhaus ein Litschi Baum geerntet wird und die Äste mit den Litschis, vor den Leuten auf den Boden fallen.
Stellt es euch vor wie der Startschuss eines Schlussverkaufs; 100 Menschen stehen vor der Ladentür und wollen alle dieses letzte paar Schuhe haben.
Ein Ast fällt auf den Boden, die Leute drängeln los, rennen, schubsen und was einem sonst noch so einfällt. Ich stehe mittendrin, schaffs nicht, zu verarbeiten, was hier gerade abgeht, und muss einfach nur lachen.
Hahahaha – WIE DIE TIERE. Aber trotz allem Konkurrenzkampf haben alle noch ein Lächeln im Gesicht.
Na gut, das kann ich auch – GAME ON; ich ergattere mir auch 4 Litschis und bin schon ziemlich stolz auf mich 😉

24.05.2023 Meine Ausbeute ^^

Auf dem Weg nach innen gebe ich einem Medizinstudenten eine Litschi, der sich total freut. Der nächste, der das gesehen hat, hält ganz selbstverständlich die Hand hin und bekommt deswegen keine. Ich hab auch nur noch zwei über – die behalte ich für mich hehe.
Tabbu (die Medizinstudentin, die wirklich so so zuckersüße ist und auch noch so einen süßen Namen hat) nimmt mich mit und zeigt mir den Physiotherapie Raum.
Dort ist gerade Mittagspause, also fragt mich eine andere, ob wir ein TikTok machen können. Heute bin ich gut drauf, also willige ich ein. Der Tanz ist nicht so schwer, also lerne ich den kurz und wir machen das Video.
Sie ist mega happy darüber und das freut auch mich – auch wenn ich’s trotzdem noch albern finde. Aber es hat Spaß gemacht.
Sie meint, sie kann mir in den nächsten Tagen Mal ein Henna machen – UIIIII das find ich so toll!
Dann ist der Krankenhaustag vorbei und ich gehe Momo’s essen. Diesmal eine andere Art – etwas schärfer mit Soße, Zwiebeln und Paprika außen noch dazu und es schmeckt so unglaublich geil.
Dazu die drei ???. Jaja ihr habt mittlerweile gemerkt, dass die mich hier ziemlich viel begleiten mittlerweile hehe und ich mags total!
Ich muss auch immer ein wenig an Edda denken währenddessen :‘)
Ab nach Hauseee
Zuerst geht es an meine Sportroutine und als das erledigt ist, beiße ich mal in den sauren Apfel und setze mich an meine Medizinstudiumsbewerbung. URGHHHHHH. Ich hab das aber schonmal angefangen und nicht fertig gemacht; langsam wird’s mal Zeit!!
Leider leider leider wurde nichts gespeichert beim letzten Mal, also allleeesss nochmal von vorne haha na toll!

24.05.2023 Wowowowowwwww

Ich ordne meine Priorisierungsliste und denke mir – UFFF, was ich jetzt hier mache, entscheidet irgendwie über meine Zukunft aaaah. Help!
Alles klappt aber ganz gut – zwischendurch werde ich mir wirklich von einem RIESIGEN VIECH unterbrochen. Bäh bäh.
Dann fange ich mich wieder und alles ist erledigt heheh.

24.05.2023 Da taucht auch schon der Mond auf

Mama und Papa bekommen einen Briefauftrag und sind meine kleinen Helferlein zuahuse. Von hier den Brief losschicken, wäre wohl knapp mit der Bewerbungsfrist 😉
Ich werde auch schon wieder von tausenden Mücken attackiert und flüchte nach drinnen.
Es fühlt sich gut an, das alles erledigt zu haben.
Wenn ich wieder die Zeit finde, werde ich das alles nochmal doppelt checken. Jetzt bin ich aber erstmal fertig für heute.
Zum Abendessen kocht Bhagawan Paneer JAAAAAA; mein Lieblingsessen und er kocht es wirklich so gut wie kein anderer.
Wir führen total tolle Gespräche und ich merke, wie sehr es mich freut, dass sie wieder da sind.
Danach geht es dann ins Bettchen.
Bussi Bussis,
~Maite

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