Waisenhausssss Besuchen

Donnerstag.
Der Tag beginnt crazy – ich fahre mal wieder Bus, weil ich später das Waisenhaus besuche und beim Heimkommen nicht fix und fertig sein möchte.
Das zweite Magic ist beinahe voll, deswegen wird mir ein Platz vorne auf der Schaltkonsole zugeteilt – ich sitze mit dem Kopf einen Millimeter unter der Decke und ein paar Zentimeter vom Schaltknüppel entfernt. Geil haha, mal wieder eine neue Reiseoption erlebt. Bei den ruckeligen Straßen muss ich auf mein Köpflein aufpassen.

Ausgestiegen und an wunderschönen Obstständen vorbei auf ins Krankenhaus.

Dort passiert nicht viel Spannendes. Die eine Medizinstudentin, die ich gerne mag, meinte gestern, dass sie mir heute ein Henna machen kann. Das finde ich soo cool und da freue ich mich total drauf.
Sie schnappt mich gegen halb 2 und ich freue mich total aufs Henna.
Im Endeffekt landen wir in einer Bank und sie füllt Formulare aus. Ich frage sie, was sie macht und warum sie mich mitgenommen hat, worauf sie antwortet, dass sie etwas bei der Bank regeln muss und mich mitgenommen hat, weil ich ihre Freundin bin.
Ach Menschhh – das ist ja total süß, aber da sammele ich lieber meine Erfahrung im Krankenhaus… 🙁 Was soll ich hier in einem überfüllten nepalesischen Büroraum rumstehen, während sie Formulare ausfüllt.
Wir gehen recht schnell wieder zurück. Sie möchte noch Obst kaufen und fragt mich, welches Obst ich den gerne esse. Ich meine, dass sie einfach das kaufen kann, worauf sie Lust hat :))
Zurück ins Krankenhaus und es ist auch schon 2 Uhr. Zeit zum Gehen.
Ich unterhalte mich noch kurz mit ihr und Tabbu.
Die Bananen und Trauben, die wir vorher gekauft haben, schenkt sie mir und ich find’s so so süß. Aber fühle mich total schlecht, vor allem, weil ich vorher in dieser stickigen Bank auch noch so unmotiviert war.
Sie lächeln aber riesig und meinen, sie freuen sich total, mir dieses Geschenk zu machen. So herzig.
Mittagessen und ab nach Hause.
Heute geht es ins Waisenhaus YIPIIEEEE.
Sicil holt mich mit dem Auto ab und es fühlt sich wirklich an wie die guten alten Zeiten. Er macht laut nepalesischen Techno an und ich genieße es so so sehr.
Die klare Bergkette erstreckt sich neben uns und dazu mit guter Laune im Auto Musik zu hören, ist einfach unglaublich. Schwerelos und frei, einfach nur die Musik fühlen und in guter Gesellschaft sein.

Ich bin jetzt schon total überdreht und freue mich, alle wiederzusehen. Als erstes begrüßt mich der Schulleiter Ram Babu und es tut sooo gut, ihn zu sehen.
Zwei der kleinen Schülerinnen schenken mir zwei kleine Blumensträuße zur Begrüßung und ich sterbe – wie pur und echt kann man eigentlich sein?! :‘)
Es ist schon ziemlich komisch, ohne die Amerikaner: innen hier zu sein, was glaube ich auch einer der Gründe ist, warum ich so lange nicht hierhergekommen bin.
Jetzt ist es aber wunderschön. Ich begrüße alle und dann spielen wir erstmal eine Runde Basketball.
Zunächst kommt natürlich auch noch die Aussage, dass ich aussehe wie ein Junge und warum ich denn meine Haare abgeschnitten habe. Najaaaa.
Man kann sehen, dass alle schon etwas besser im Basketball geworden sind; so richtig Technik ist da allerdings immer noch nicht dabei haha.
Wir spielen Klein gegen Groß und zahlreiche nepalesische Kindern wuseln auf dem Platz herum.
Da die Kleinen eben klein sind, passen die Großen einfach die ganze Zeit mit Über-Kopf-Pässen hin und her.
Es macht aber echt viel Spaß und ab und zu schnappen sich auch die Kleinen mal den Ball.
Alle sind glücklich, alle haben Spaß – es ist mal wieder einfach toll. Aber SOO unglaublich heiß.
Irgendwann müssen die Kleinen baden und wir „Großen“ spielen in Teams.
Ich pack’s wegen der Hitze echt nicht so lang und bin schnell eher nur noch passive Mitspielerin.
Irgendwann frage ich, ob wir Volleyball spielen wollen – da erfahre ich, dass heute nur Basketball und Fußball erlaubt sind – morgen dann Volleyball und Fußball.
Das macht Sinn – bei so vielen Kindern würde es sonst immer Streit geben zwischen Volleyball und Basketball. Trotzdem schadeeee.
Ich mache eine Trinkpause und setze mich in den Schatten. Nach und nach bildet sich eine Traube um mich herum – einige neue Gesichter, die während des Bauens zuhause waren – und viele neugierige Blicke.
Wir unterhalten uns eine Weile, der eine mit dem besten Englisch fungiert als Dolmetscher und außerdem glänze ich mal wieder mit meinen nepalesisch Kenntnissen.
Nach und nach verabschieden sich die Jüngeren zum Abendessen, das läuft hier gestaffelt ab.
Zuerst die jungen Jungs, dann alle Mädels und dann die älteren Jungs.
Im halbe Stunden Takt.
Ich unterhalte mich länger mit Ram – dem Schulleiter und erfahre noch einiges über die Schule und das Waisenhaus.
Es gibt 220 Kinder, davon ca.80 Mädels, der Rest Jungs.
Um 5:30 Uhr morgens wird geweckt, dann machen alle auf dem Fußballfeld eine Runde Taekwondo, dann gibt es Frühstück und dann geht es in die Schule.
Die Schule geht von 10-16 Uhr und danach ist freie Spielzeit. Um 6 beginnt für die Jüngsten das Essen. Nach und vor dem Essen versammeln sich die jeweiligen Gruppen mit Ram und haben einfach eine kleine entspannte Reflektion.
Der Abwasch erfolgt nach einem geregelten Plan.
Nach dem Essen beginnt das Lernen. Für die Kleinsten geht es um 9 ins Bett, die Großen um halb zehn.
Kein Wunder, wenn sie auch um 5.30Uhr wieder aufstehen müssen.
Verrückt – ein sehr geregelter Tagesablauf hier!
Es scheinen sich aber alle gut daran anzupassen.
Bald verabschiede ich mich auch, aber es war so schön, mal wieder hier zu sein. Bis ich fahre, werde ich jetzt noch öfter kommen, glaube ich.
Heute ist das Bergpanorama so klar wie lange nicht mehr, man kann wieder den Annapurna und zwei andere schneebedeckte Berge sehen und der Sonnenuntergang ist einfach nur unbeschreiblich.

Sicil fährt mich wieder nach Hause: Berge, geile nepalesische Musik und ein traumhafter Sonnenuntergang und ich bin wunschlos glücklich.

Zuhause gibt es noch Abendessen und ich falle nach einem langen, anstrengenden Tag ins Bett.
Bussi Bussis,
~Maite