Canyoning und Adrenalin

Samstag.
Um 6:15 klingelt mal wieder mein Wecker. Uffff ist das mal wieder früh.
Warum? Heute geht es CANYONEEEEN! Yippiieeee.
An sich geht das Canyoning erst gegen 10 Uhr los.
Warum ich dann so früh aufstehe? Mhhh die Reise dorthin wird ein Abenteuer und ich möchte nicht zu spät zum Canyoning kommen.
Warum wir die Reise ein Abenteuer? Es gibt nicht wirklich einen Bus, der genau nach Jalbire fährt. Aber alle Touri-Busse, die nach Pokhara oder Kathmandu fahren, müssen an diesem Wasserfall vorbei. Also werd ich mich ganz frech an die Busstation stellen und fragen, ob ich aufhoppsen darf und die mich dann einfach dort rausschmeißen haha.
Fahrrad fahren hatte ich auch kurz überlegt, aber das wären 50km und in Kombi mit dem Canyoning ist mir das dann noch etwas zu viel – ich will voll fit und motiviert dafür sein hehe.
Ich ziehe mich an und düse los. Mit dem Fahrrad 20min nach Sauraha, wo die meisten Busse abfahren.
Auf dem Weg kaufe ich mir 3 Äpfel und halte dann noch bei einer Bäckerei.
Nochmal Jelly und Chatpourri – dann geht es nach Sauraha.
Ich erwarte eine total volle Busstation und einige Möglichkeiten, um einen Anhalter zu finden.
Ich komme an – LEER.
Oh wejaaa. Schauen wir mal haha – es ist Viertel nach 7, ich hab also noch reichlich Zeit.
Mich sprechen zwei TukTuk Fahrer an und fragen mich, wo ich hin will. Ich erkläre es ihnen und sie meinen beide, dass das gut möglich ist.
Der erste TukTuk meint, er würde mich für 2000 -14€ – fahren. Boah des wär schmerzhaft
Der zweite später meint dann, er würde mich für 800 – 6€ – mitnehmen, wenn kein Bus kommt.
Ok das wäre echt in Ordnung; dann habe ich schonmal nen guten Plan B.
Ich setze mich in das winzige Stück Schatten, das hier vorhanden ist, und mich nur minimal bedeckt (aber besser als nichts), esse mein Frühstück und hoffe, dass ein Bus kommen wird.
Ich wechsele nochmal den Schatten – ich habe einen etwas größeren gefunden und setze mich neben eine Nepalesin, die mich freundlich anlächelt.
Dann höre ich auf einmal jemanden etwas wie POKHARA schreien.
Ich stelle Augenkontakt her und halte meine Hand ans Ohr; er wiederholt es – JAA!, das heißt Pokhara.
Er kommt auf mich zu und ich erzähle, dass ich nach Jalbire möchte. Er fragt seinen Kollegen und der willigt ein, dass sie mich einsammeln. WOHOOOOW.
300 Rupees – twofifty 😉 – OKEY twofifty.
Auf 250 gehandelt hoppse ich glücklich in den Bus und freue mich, dass das so makellos geklappt hat.
Ich schmunzele mal wieder darüber, dass die Maite von vor 1 Jahr NIE NIEMALS an eine random Bushaltestelle in Nepal gegangen wäre, um irgendeinen Busfahrer anzuquatschen, der mich an einer nicht vorhandenen Haltestelle rauslassen soll. Und dann auch noch den Preis runterhandelt.
Ich lache und bin innerlich auch etwas stolz. 
Ich schnappe mir den letzten freien Sitzplatz – winzig, ich sitze schief und auf einer Metallstange; ABER ich bin im Bus!!!
Meine Sitznachbarin steigt Gott sei Dank recht bald aus und mein Komfort steigt um ein Vielfaches.
Dann steuere ich glücklich und hochmotiviert in Richtung Abenteuer Canyoning.
Die Busfahrt ist wie immer sehr rumpelig, aber nach etwa 1,5h bin ich angekommen.
Vieeel zu früh. Es ist 9 Uhr und das Canyoning soll erst so gegen 11 richtig losgehen.
Naja, ich setze mich in ein Restaurant (mein Toilettenpannen-Restaurant aha), trinke einen Milchtee, lese und döse vor mich hin.
Ein kleines Nickerchen kann ich echt mal wieder gebrauchen – ich hab so Schlafentzug hier haha.
Einfach zu heiß in der Nacht und ich bin seit Wochen immer um 6 aufgestanden.
Dann trudelt der erste Guide an und ich unterhalte mich eine Weile mit ihm. Währenddessen richtet er schonmal etwas Equipment her.
Die anderen reisen alle von Kathmandu her – ayayay das ist ja ne Meile.
Ich glaube, bis alle eingetrudelt sind, ist es schon 11:30.
Als erstes geht es 15min in der prallen Sonne den Hügel nach oben. Aidaadaus – ist das anstrengend. Die Sonne knallt total, aber im Vergleich zu den anderen merke ich trotzdem, dass ich viel Wandern und Fahrrad fahren war. Schnell geht es Schritt für Schritt aufwärts und es ist schon wieder so meditativ – ayy freu ich mich auf den nächsten Trek :‘))
Das ist es einfach für mich!
Beim Wasserfall angekommen dauert es eine halbe Ewigkeit, bis alle endlich mit Schwimmwesten und so weiter ausgestattet sind. Nachdem ich meinen Neo hab, schwimme ich erstmal im kleinen Wasserfallpool und woooow ist das toll. Es ist so heiß und – weil es Samstag ist – ein riesiges Getümmel an tausenden, lauten Nepales:innen. Und aus diesen Trubel einfach untertauchen zu können, ist unbeschreiblich. Die Geräusche verstummen, alles wird friedlich und ich kann einmal durchatmen.
Ich genieße jeden (nicht vorhandenen) Atemzug unter Wasser. Einfach nur sein – in Frieden. Und schweben.
Die Ruhe vor dem Sturm, könnte man es vielleicht auch nennen.
Etwas Entspannen, bevor gleich die Action losgeht.
Mit den Schwimmwesten nochmal ins Wasser zu gehen ist auch super lustig und sieht so doof aus haha weil die immer bis zu den Ohren hochrutscht. Die Gruppe, mit der ich unterwegs bin, gefällt mir jetzt schon.

27.05.2023 Meine Crew für heuteee

Wir bekommen eine Einweisung zum Abseilen, wie die Karabiner befestigt werden müssen usw. Schon hier merke ich, wie Bock ich auch wieder auf Klettern am Fels habe.
Die Seile, die Gurte, die Karabiner schießen meine Vorfreude nochmal durch die Decke und als wir alle einen Probelauf im Trockenen machen, kann ich es schon kaum erwarten.
Es macht so Spaß, mit den Seilen zu hantieren und alles, was damit einhergeht. Ich lieb’s einfach.
Nach einer zweiten gefühlten Ewigkeit geht es dann endlich los und ich hab so Bock.
Ich bin als zweites dran und schon der erste Wasserfallabschnitt macht so unglaublich viel Spaß!
Ich fühle mich definitiv sehr viel athletischer, als es aussieht, aber ich habe so viel Spaß dabei.
Ich will mich natürlich so schnell wie möglich abseilen, damit es noch mehr Spaß macht und rutsche erstmal aus haha. Ayyy macht das Spaß.
Ich bin die ganze Zeit nur am schreien und am Lachen, weil es sich einfach so frei anfühlt und das Adrenalin durch meinen Köper schießt.
Ich fühle mich so athlethisch, dabei sieht es so langsam und unsportlich aus. Nach der ersten Runde habe ich noch mehr Bock. 

Der einzige Haken: Wir sind zehn Leute und das Warten dauert wirklich immer eine Ewigkeit.
Die längste Wartezeit ist 1h, was echt lange ist, wenn man in einem kleinen Teichlein sitzt haha.
Aber alle anderen sind mega nett und können echt gut englisch, also lerne ich wieder etwas nepalesisch und führe auch tolle Unterhaltungen. Da ich so müde bin, mache ich zwischendurch auch mal ein Nickerchen auf den Steinen.
Außerdem sind von zwei Leuten Freunde dabei, die wegen Verletzung nicht mitmachen können und die versorgen uns mit etwas Wasser und essen. So lieeeeb. Neben dem Wasserfall sind nämlich zugängige Treppenstufen.
Den zweiten Abschnitt laufen mir mit Gesicht voran eine Wand runter – der Guide sichert uns – wie beim Houserunning und eyyyyyyy wow. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Fiegen, Schwerelosigkeit, Schreien, Glücklichsein, Beschwerdelosigkeit sind die Worte, die mir so als erstes in den Kopf fliegen.
Einfach unbeschreiblich dieses Gefühl.
Das Houserunning verwandelt sich in eine Rutsche, die erst ins Nichts und dann mit einem dicken Platsch ins Wasser führt.
WOWOWOWWW aahhhhhhh ich liebe es so. Und die Guides sind auch so toll. Ich lerne das Wort „Babal“, was so viel heißt wie FANTASTIIISSSCHHH. Und ihr könnt euch sicher vorstellen, wie oft ich dieses Wort schreie haha.
Alle freuen sich auch jedes Mal darüber.
Dann wird nochmal abgeseilt und zwar bis zu einem Punkt, von dem aus man von einer Klippe springen kann. JAAAAAA MANNNNN.
Der Absprung ist echt scetchy und wackelig, aber es muss natürlich ein Rckwärtssalto her.
Da der Absprung so schlecht ist, lasse ich mich eigentlich einfach nur rückwärts runterfallen und voila. Wundertoll hihiiiiiii. Liebs liebs liebs und Mensch freue ich mich wieder aufs Turnen. Dieses Fünkchen an Nervosität und Aufregung, das immer wieder dabei ist – einfach toll. 
Die Leute, die Angst vorm Springen haben, können sich auch ganz bis nach unten abseilen lassen, aber wie die immer halb gegen die Wand baumeln – da würde ich ja eher springen haha..
Bei einem Abseilen, muss man sich auch kurz vor Ende einfach rückwärts – wie man ist – von der Wand abdrücken, das Seil loslassen und einfach mit einer Arschbombe ins Wasser plumpsen lassen. Auch ein Heidenspaß.
Zwischendurch ist es auch echt sooo kalt – brrr. Dass das überhaupt möglich ist in Nepal.
Ich habe ja schon erwähnt, wie viel Spaß die Nepales:innen mit ihren Schwimmwesten im Wasser haben. Ich find’s so pur und toll, aber frage mich schon ein wenig, woher diese UNGLAUBLICH überschwängliche Euphorie und das beinahe hysterische Lachen kommt. Da bin ich fast etwas neidisch haha. Die Lösung dafür finde ich während des Trips heraus: Die können alle nicht schwimmen, sind sonst also nie im Wasser.
WWOOOOWWW – da muss das alles ja nochmal so viel überwältigender sein. Das erklärt auch einiges hahaha, wie hilflos die manchmal mit ihren Schwimmwesten im Wasser treiben und eine Hand brauchen, um ans Ufer zu kommen.
Und das ist wieder mal ein Flash-Moment für mich. In unserer Welt ist es selbstverständlich, dass all schwimmen können.
Aber klar, dass es hier wenige Möglichkeiten gibt, das zu lernen.
Als letztes gibt es eine Rutsche wohooooow. Langsam muss ich echt dringend auf Toilette – und Hunger habe ich auch hha.
Ich bin die erst, also zwinkert mir der Guide zu und ich darf zweimal rutschen hehe 😉
Ich lege mich rückwärts in eine Felsspalte und der Guide yeetet mich wirklich rückwärts diese Rutsche runter hahahaha. Sie endet mal wieder im Nichts, bis das Wasser kommt – und AYAYAY; der Aufprall ist wirklich krass. Aber macht unglaublich viel Spaß.
Ich klettere schnell wieder hoch und anschießend werden wir alle ganz dicht hintereinander nochmal die Rutsche runtergeworfen.
Ayyyy und dann ist der Riesenspaß auch schon zu Ende.

Die Videos sind als Dateien zu groß für diese Website – hier also der Link ^^

https://photos.app.goo.gl/Bg22Gyszt8Nxbb7S8

Wowiee war das toll; sowohl Blase als auch Magen freuen sich aber auch sehr, dass es bald mal um sie gehen wird.
Umgezogen und fast in die Hose gepinkelt, weil das Klo dauerbesetzt ist und dann kommt endlich die Erleichterung.
Meine pitschnassen Sneaker und meinen Bikini lasse ich erstmal draußen stehen und binde das dann später von außen an meinen Rucksack.
Gerade als alle fertig sind, fängt der größte Platzregen an und alle flüchten nach innen, wo schon das Dal Bhat auf uns wartet hihi. YUHUUUU.
Gibt doch nichts Schöneres, als nach so einem Tag drinnen zu sitzen, gemeinsam zu essen und den Regen prasseln – oder wohl eher platschen – zu hören.
Dazu noch ein leckerer, warmer Milk-Tea.
Ich beschließe schon bald, dass ich mich auf den Weg mache, weil es mittlerweile beinahe 6 Uhr ist und ich ja noch eine verrückte Heimreise vor mir habe.
Der eine Guide meint, er kann mir helfen, einen Bus zu bekommen.
Das klappt auch tatsächlich super easy und ich sitze total gequetscht in einem undichten, nepalesischen Ruckelbus und das Wasser tropft auf mich hinab.
Ich bin fix und fertig, versuche, es mir so bequem wie möglich zu machen und schließe die Augen.
Dann kommt die Realisation. FUUCCKKKK – ich habe Schuhe und Bikini vergessen. Das war ja mal wieder klar och maaaannnnn.
Ich schreibe dem Guide – mal schauen, ob ich ihn noch erwische; dann spare ich mir die Meile.
Der Regen hat mittlerweile so immense Dimensionen angenommen, dass sich unser Bus in ein Boot verwandelt und ich gratis zu meinem Tag auch noch eine Bootstour geschenkt bekomme. Yipieeee
Halleluja, ist das krass.

27.05.2023 Gratis Bootstour YEEHOOOUUU

Ich denke, dass mein Bus bis zu meiner Haltestelle fährt. Endstation – ach Misssst und ich muss nochmal umsteigen.. Dabei wate ich durch einen halben Fluss und schlüpfe ins Magic.
Das schmeißt mich dann in Sauraha raus, wo mein Fahrrad steht. Auch das noch. Eine halbe Stunde Fahrrad fahren, dann komme ich endlich zuhause an.
Vollkommen platt. Es gibt noch Abendessen und dann psjiiouuu in süße Träume.
Was ein toller Tag!
Bussi Bussis,
~Maite

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